God Jul

Termin

Dieser Brauch findet alljährlich am 24. Dezember statt.

Einstiegsinformation

God Jul! - das wünscht man sich am 24. Dezember in Schweden. Weihnachten wird auf der ganzen Welt unterschiedlich gefeiert, so weisen auch die schwedischen Weihnachtsbräuche große Unterschiede zu den deutschen auf.

Ablauf

Die Vorweihnachtszeit

13. Dezember - Fest der Heiligen Lucia Ablauf Während in Deutschland der Nikolaustag am 6. Dezember ein wichtiger Bestandteil der Vorweihnachtszeit ist, ist in Schweden der Heiligen Lucia am 13. Dezember ein Feiertag gewidmet. An diesem Tag wird in Kindergärten, Schulen, in den Familien und Gemeinden, am Arbeitsplatz, in Krankenhäusern, Altenheimen und öffentlichen Einrichtungen dem Alltag der Rücken zugewendet, wenn in den frühen Morgenstunden einer der vielen Luciazüge zu Besuch kommt. Ein solcher Luciazug wird von der Lichterbraut angeführt, einem jungen Mädchen, das die Tage davor bereits in den Schulklassen, in Tageszeitungen und im Fernsehen ausgewählt wurde. Auch in den Familien wird diese Tradition gewahrt: die älteste Tochter verkleidet sich als Lichter- oder Luciabraut, weckt die Familie und bringt Frühstück ans Bett. Eine Lussibrud trägt ein weißes Kleid mit rotem Samtband und hat einen Kranz aus Preiselbeerzweigen und brennenden Kerzen auf dem Kopf. Geschichte Nach dem julianischen Kalender fiel auf den 13. Dezember, den Luciatag, die Wintersonnenwende. Das heißt, die Nacht zuvor war die längste des Jahres und wurde von vielen als sehr unheimlich empfunden, der darauffolgende Luciatag der kürzeste im Jahr. 1753 wurde durch die schwedische Kalenderreform der julianische durch den gregorianischen Kalender ersetzt und somit verschob sich die Wintersonnenwende auf den 21. Dezember. Dennoch blieb die Bedeutung des Lichterfestes bis heute erhalten. Mit dem Sonnenaufgang am 13.12. begann das Winterfasten, was zur Folge hatte, dass schon im Mittelalter der Brauch entstand, bereits früh morgens ausgiebig zu essen und zu trinken, angeblich gab es dabei bis zu sieben Frühstücke. Seit dem 18. Jahrhundert wurde dieser Brauch auf den westschwedischen Herrenhöfen ausgebaut, indem die Mahlzeiten in den frühen Morgenstunden von einem Mädchen in weißem Gewand gereicht wurden. Diese Festlichkeiten verbreiteten sich daraufhin in ganz Schweden. Das Lucia-Lied
Natten går tunga fjät runt gård och stuva. Kring jord, som soln förlät, skuggorna ruva. Då i vårt mörka hus stiger med tända ljus Sankta Lucia, Sankta Lucia.
Då i vårt mörka hus stiga med tända ljus Sankta Lucia, Sankta Lucia. Natten är stor och stum. Nu hör det svingar i alla tysta rum sus som av vingar. Se på vår tröskel står vitklädd, med ljus i hår Sankta Lucia, Sankta Lucia. Se på vår tröskel står vitklädd, med ljus i hår Sankta Lucia, Sankta Lucia. Mörkret skall flykta snart ur jordens dalar. Så hon ett underbart ord till oss talar. Dagen skall åter ny stiga ur rosig sky. Sankta Lucia, Sankta Lucia. Dagen skall åter ny stiga ur rosig sky. Sankta Lucia, Sankta Lucia.
Dunkelheit liegt so schwer auf allem Leben. Sonne, die scheint nicht mehr. Nachtschatten schweben. Durch dunkle Stub und Stall schreitet im Lichterstrahl Sancta Lucia, Sancta Lucia.
Nacht war so groß und stumm, nun hört ein Brausen ums stille Haus herum wie Flügelrauschen. Seht dort, wie wunderbar, kommt her mit Licht und Haar Sancta Lucia, Sancta Lucia.
Bald flieht die Dunkelheit aus dieser Welt. Bald steigt dieser Tag erneut, vom Himmelszelt. Welch wunderbarer Geist, der uns dies Licht verheißt: Sancta Lucia, Sancta Lucia. (Nix; Blume: 2004)
Julskyltning Julskyltning ist eine Art Weihnachtsmarkt, der an den Adventswochenenden von den Läden betrieben wird. Dann werden die weihnachtlichen Angebote an Verkaufsständen vor den Geschäften preisgeboten und die Ladenstraßen mit zahlreichen Laternen dekoriert.

24. Dezember - Der Julafton

Julafton ist die schwedische Bezeichnung für Heiligabend. Schon am Morgen des 24. Dezembers machen sich die Schweden auf zu ihren Familien. Mittags genießt man dann gemäß schwedischer Tradition Dopp i grytan. Dabei setzt sich die ganze Familie um einen Kessel mit dem Sud des Weihnachtsbratens und tunkt Schwarzbrot hinein. Um 15.00 Uhr des Heiligabends hat jeder Schwede einen festen Termin: vor dem Fernsehgerät. Kalle Anka, Donald Duck auf schwedisch, ist am 24. Dezember unverzichtbar. Wie diese Tradition entstand, erklärt sich skurrilerweise aus der Politik: das Schwedische Fernsehen weigerte sich in den 1960er Jahren die ungebrochen kapitalistische Lebensphilosphie, wie sie in Entenhausen vermittelt wird, auszustrahlen. Nur einmal pro Jahr sollten die Schweden ihrer Vorliebe für diese Disney-Figuren nachgehen dürfen: am 24. Dezember um 15.00 Uhr. Nach Kalle Anka entspannen viele schwedische Familien gemeinsam in der Sauna und anschließend beginnt das große, ausgiebige Essen: Das Julbord. Sind dann alle gestärkt, wird der Jultomte empfangen, Geschenke ausgepackt und fröhlich um den Weihnachtsbaum getanzt. Der Jultomte In der Funktion des Geschenkebringers wurde der Julbock gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch den Jultomte ersetzt. Jultomte bezeichnet den schwedischen Weihnachtsmann. Er zieht von Haus zu Haus, bringt die Geschenke, erhält im Gegenzug Pepparkakor (schwedische Glückskekse in der Weihnachtszeit) und tanzt mit jeder Familie um den Weihnachtsbaum. Das Julbord Das Julbord, das Weihnachtsbuffet, steht im Mittelpunkt der Feierlichkeiten am Heilig Abend. Die Gerichte haben allesamt eine sehr lange Tradition und werden somit auch mit den damaligen Methoden konserviert. Daher kann schon lange Zeit vor Heilig Abend mit der Zubereitung des Festmahls begonnen werden, da die Gerichte lange haltbar sind (Blume; Nix: 2004). Anfangs stimmt man sich mit Glögg, dem schwedischen Glühwein mit Mandeln und Rosinen, und Pepparkakor, den schwedischen Pfefferkuchen mit weihnachtlichen Gewürzen, ein. Anschließend beginnt das große Festmahl. Der erste Vorspeisengang sind verschiedenste Zubereitungsarten von Sill, eingelegtem Hering. Ob mit Senf, Sahne, Curry, Kaviar, Zwiebeln oder auch in Rotwein mit weihnachtlichen Gewürzen, zusammen mit Pellkartoffeln hat man schon im ersten Gang eine große Auswahl. Anschließend genießt man im zweiten Gang verschiedenste Fische und Meeresfrüchte: Gravad Lax, geräucherter Lachs, Lachspastete, Makrele, Forelle und vieles mehr.<br/>Im dritten Gang hält man sich an Wurst- und Räucherwaren, auch Elch- und Rentierprodukte, Pasteten und Sülzen werden dargereicht. Nach diesem üppigen Vorspeisenbuffet beginnt erst der Hauptgang, die warmen Gerichte: Neben Köttbullar (kleine Fleischbällchen in heller Soße), Lutfisk (in einer Lauge gewässerter Stockfisch), findet man außerdem Schweinerippchen und Wildspezialitäten, gekochten Lachs und Jansons Frestelse (Kartoffel-Sardellengratin). Als Beilage wird Rotkohl, Braunkohl und in manchen Haushalten noch weiteres Gemüse gereicht. Als Dessert wird anschließend ein Käsebuffet und außerdem zahlreiche Süßigkeiten angerichtet: Schokoladen-, Mandel-, Apfelkuchen, Obstsalat, Eis, Weihnachtsgebäck, Eiskonfekt. Außerdem darf auch der berühmte Risgrynsgröt nicht fehlen, der in Deutschland durch die Erzählungen Astrid Lindgrens bekannt wurde. Risgrynsgröt ist ein Milchreis, in dem eine Mandel versteckt ist und wer die Mandel bekommt, wird im nächsten Jahr heiraten. Zur Verdauung dieses üppigen Festmahls soll abschließend ein Aquavit helfen.

Rezepte

Glögg
Für zwei Liter: 0,2 l Wodka 1 Stückchen Ingwer 2 Zimtstangen 8 getrocknete Nelken 1 TL Kardamomkerne 1 Stückchen Orangeat Zucker ganze geschälte Mandeln Rosinen etwas Portwein 2 l Rotwein
Ingwer, Zimtstangen, Nelken, Kardamom und Orangeat über Nacht in Wodka ziehen lassen. Die Flüssigkeit durch ein Sieb gießen und von dem Wodka-Kräuter-Extrakt auf jeden Liter Rotwein 100ml zufügen, erhitzen und mit etwas Portwein und ca. 40g Zucker abschmecken. Pro Tasse einige Mandeln und Rosinen mit dem heißen Glögg aufgießen.
Julskinka
4-5 kg Schinken am Stück 2 EL Senf 1 EL Zucker ca. 1 dl Paniermehl
Schinken in Alu-bzw. Bratfolie bei ca. 175 °C einige Stunden backen. [...] Senf, Zucker, Ei und Paniermehl miteinander vermischen und damit die Oberfläche des Schinkens bestreichen. Bei ca. 225 °C den Schinken im Ofen überbacken, bis er eine schöne Farbe hat.

25. Dezember

Ein weiterer Höhepunkt des schwedischen Weihnachtsfestes ist julottan, die Morgenmette am 25. Dezember. Die Tradition des julottan reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück und wurde 1686 erstmals auch im Kirchengesetz verankert. Zu diesem Gottesdienst, der zwischen 04.00 Uhr und spätestens 10.00 Uhr morgens in ganz Schweden stattfindet, strömen so viele Menschen, wie an keinem anderen Tag im Jahr. Der Begriff julottan setzt sich aus den beiden Wörtern jul (Weihnachten) und ottan zusammen, wobei ottan den Moment des Tages bezeichnet, an dem die Nacht dem Tag Platz macht.

13. Januar

In Schweden endet die Weihnachtszeit nicht wie in den meisten christlichen Ländern am 6. Januar mit Heilig Drei König, sondern erst eine Woche später, also am 13. Januar, mit dem Sankt-Knut-Tag. An diesem Tag wird der Weihnachtsbaum geplündert (julgransplundring), d.h. Kerzen, Schmuck und übrig gebliebene Süßigkeiten werden gemeinsam abgehängt und die Bäume aus der Wohnung entfernt. Auch wenn die Tradition des Knut eigentlich erfordert, den Weihnachtsbaum aus dem Fenster zu schmeißen, wird das so heutzutage wenn dann nur noch in ländlichen Gebieten gehandhabt . Der Sankt-Knut-Tag ist benannt nach Knut dem IV., dem Heiligen, König von Dänemark. Allerdings herrscht Unsicherheit darüber, ob der 13. Januar nach diesem benannt ist, weil er gefordert hatte, die Weihnachtszeit auf 20 Tage zu verlängern, oder in Gedenken an ihn, weil er am 13.01.1086 gestorben ist . In Deutschland ist Knut vor allem durch den Möbelkonzern IKEA bekannt geworden, der diesen Tag für spezielle Angebote nutzt:

Hintergrund-Infos

Der Haustomte

In Schweden verfügt jeder Hof über einen eigenen Haustomte. Ein Tomte ist ein Wichtel, der für den Schutz von Haus, Hof und Tieren zuständig ist. Er soll Glück und Wohlstand bringen. Zu sehen bekommt man diesen kleinen Wichtel allerdings nie: es ist verboten, ihn zu suchen, denn er ist sehr scheu und will von den Menschen respektiert werden. Und sollte dieser Forderung nicht gehorcht werden, geht es den Menschen und Tieren auf dem Hof nach schwedischem Glauben sehr schlecht. Erfreuen kann man seinen Haustomte allerdings stets mit einer Schüssel Tomtegröt (süßer Milchreis) im Stall oder vor der Tür. Diese Tradition wird auch an Weihnachten gepflegt: die Kinder stellen ihrem Tomte an Heilig Abend eine Schüssel Tomtegröt vor die Tür, als Dank, dass sie die Familie in den Vorbereitungen des Weihnachtsfestes unterstützt haben. Und wenn diese am nächsten Morgen geleert ist, hat es sich wohl der Tomte schmecken lassen.

Julklapp

In der Zeit, bevor der Weihnachtsmann für das Verteilen der Geschenke zuständig wurde, pflegte man in Schweden den Brauch des julklapp. Julklapp bedeutet übersetzt so viel wie Weihnachts-Geklopfe. d.h. der Schenkende klopfte einmal laut an der Türe des Beschenkten, warf das Geschenk anschließend schnell in den Hauseingang und wurde dabei möglichst nicht erkannt. Dem Geschenk war dann allerdings eine Karte beigelegt, in der durch eine rätselhafte, oft mit ironischen Anspielungen versehene Botschaft auf den Schenkenden hingewiesen werden sollte. Auch wenn der Brauch des julklapps mittlerweile Vergangenheit ist, lebt der des julklappsrim, des Weihnachtsgedichtes in Reimform, weiter.

Der Julbock

So wie in Deutschland der Engel, stellt in Schweden der sogenannte Julbock ein wichtiges und außerdem das älteste Weihnachtssymbol dar. Er wird aus Stroh zusammengebunden und wird heute hauptsächlich als Weihnachtsschmuck verwendet. Vor allem in der Geschichte des Landes war er allerdings noch von größerer Bedeutung. Der Julbock hat seine Wurzeln in der skandinavischen Mythologie: er symbolisierte die Fruchtbarkeit der Erde und wurde als Verkörperung des Donnergottes Thor verstanden, dessen Wagen von zwei Böcken gezogen worden war. Bis zum 19. Jahrhundert zog an Weihnachten stets eine Gruppe von Bauernkindern von Hof zu Hof, führte dort kleine Schauspiele oder Lieder vor und bat damit um eine Mahlzeit. Eines dieser Kinder war als Julbock verkleidet. Im 19. Jahrhundert wurden in bürgerlichen Familien die Geschenke von einer als Strohbock verkleideten Person verteilt. Dieser Brauch wurde später allerdings durch den Jultomte ersetzt. Eine weitere Tradition war, einen Julbock auf dem Nachbarshof zu verstecken. Der Nachbar musste ihn finden und anschließend dem Besitzer zurückbringen.

Der Julbock von Gävle

Seit dem Jahr 1966 pflegt die Stadt Gävle die Tradition, alljährlich zur Weihnachtszeit eine riesige Ausführung des schwedischen Julbocks auf dem Schlossplatz aufzustellen. 13m hoch und 7m lang ist der Gävlebock aus Stroh. Doch aus dieser Tradition entstand eine zweite: rund alle zwei Jahre geht der Ziegenbock aufgrund Brandstiftung in Flammen auf, doch die Täter konnten fast noch nie gefasst werden. Mittlerweile werden bereits jährlich Wetten darüber abgeschlossen, ob der Gävlebock dieses Jahr brennen wird oder nicht.

Der Weihnachtsbaum

Die Tradition des Weihnachtsbaumes stammt ursprünglich aus Deutschland und ist erst seit dem 19. Jahrhundert ein fester Bestandteil der schwedischen Weihnachtsfeiern. Am 23. Dezember machen sich die Einwohner Schwedens auf die Suche nach einem geeigneten Weihnachtsbaum. Wohnt man in der Stadt, wird der Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz gekauft, auf dem Land hingegen zieht man eigenständig in den Wald und schlägt sich eine Tanne. Das ist ausschließlich auf dem eigenen Grundstück erlaubt, doch berufen sich zahlreiche Schweden auf das allemannsrät (Jedermannsrecht) und schlagen ihren Weihnachtsbaum auch auf fremden Arealen. Das hat zur Folge, dass gut jeder fünfte Weihnachtsbaum in schwedischen Wohnzimmern gestohlen ist. Das ist vor allem im waldreichen Norden  ein Problem.

Weblinks

Literatur

  • Nix, Angelika; Blume Svenja: Schwedische Weihnacht - Wichtel, Glögg und Lichterglanz. Freiburg im Breisgau 2004.

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