Inhalt
Einstiegsinformation
Es ist allgemein die Meinung verbreitet, dass es sich beim Funkenfeuer (kurz Funken) um einen schwäbisch-alemannischen Brauch handelt. Allerdings gibt es die Feuer am Funkensonntag auch in Franken, Thüringen, Tirol, Frankreich, Luxemburg und in Belgien. Die Hauptverbreitungsgebiete in Deutschland sind jedoch Baden-Württemberg und Bayerischen-Schwaben. Der Brauch trägt regional verschiedene Namen und wird in Bayerisch-Schwaben und im Allgäu Funkenfeuer genannt. Am nördlichen Neckar heißt er Fackelfeuer, im Schwarzwald und am Oberrhein brennen Fasnachts- oder Scheibenfeuer.Ablauf
Das Holzsammeln
Einige Tage vor dem Sonntag, manchmal auch erst am Samstag, begannen die Buben des Dorfes von Haus zu Haus zu gehen und um Holz zu bitten. Heute übernehmen diese Aufgabe Vereine oder Gemeindearbeiter, falls gemeindeeigenes Holz verwendet wird. Traditionell jedoch zogen oder ziehen Buben durchs Dorf. An jedem Haus wird die Bitte um Holz für den Funken mit einem (Segens-)Spruch verbunden wie z. B.:Holz raus, Scheiter raus na bleibt uis Haus des ganze Johr verschont von Fuirsgfohr. Heiliger Sankt Veit I bitt um a Scheit dass a Fuir ageit.Allerdings gibt es auch eine andere Art von Sprüchen, in denen die Sammler unmissverständlich deutlich machen, dass sie ohne Holzspende nicht weggehen würden. So sagt man in diesen Situationen:
Tont iahr koi Scheit it raus Schlag mer a Loch ens Haus. I bitt um a Scheit dass a Fuir a geit. Wenn ma mir kois geit stiehl i die ganz Holzbeug.In der Regel bekamen die sammelnden Kinder jedoch Holz übergeben. Meistens waren es alte Christbäume, aber auch dürre Stangen, nicht mehr verwertbare Bretter, Reisig oder anderes brennbares Material wie Stroh oder verdorbenes Heu.
Das Aufschichten
Das gesammelte Holz wurde zum Funkenplatz gebracht. Üblicherweise wurde der Funken jedes Jahr an der gleichen Stelle aufgeschichtet, bevorzugt auf den Anhöhen und Bergkuppen außerhalb der Dörfer, damit er weithin sichtbar war. Die Form des Funkens war und ist den Erbauern freigestellt. Manchmal ist er rund, zuweilen sechs- oder achteckig oder auch nur aus lose hingeworfenem Brennmaterial zusammengestellt. Die Funkenbauer entwickeln großen Ehrgeiz hinsichtlich der Höhe. Schließlich sollte der eigene Turm höher sein als der des Nachbardorfes. Dabei variieren die Maße beträchtlich: Es gab schon Funken, die 20 bis 25 m hoch sein konnten; andererseits gab es in kleineren Dörfern oder Weilern Funken, die kaum höher als 2 Meter waren. In der Mitte des Holzstosses wurde am Ende die Funkenhex an einer Stange montiert. Sie ist aus Stroh gebunden und mit alten Lumpen bekleidet. Wurde der Funken bereits am Samstag fertig, so musste in der Nacht zum Sonntag eine Funkenwache bereitstehen, da es sonst passieren konnte, dass der Holzstoß von unliebsamen Zeitgenossen vorzeitig angezündet wurde.Das Abbrennen
Am Funkensonntag selbst ziehen die Dorfbewohner und Zuschauer bei Einbruch der Dämmerung zum Funkenplatz. Dabei singt man Lieder - früher musste der Lehrer anstimmen - und die Kinder haben Fackeln oder Lampions dabei. In Oberschönefeld begleiten dieses Jahr die Schmuttertaler Musikanten den Zug zum Funkenplatz. Wenn sich alle versammelt haben und es wirklich dunkel ist, naht der große Augenblick: Der Funken wird entzündet! Der Höhepunkt der Spannung ist erreicht, wenn die Funkenhex knisternd und zischend in Flammen aufgeht. Loderte es dabei nicht richtig, wurde dies als schlechtes Omen betrachtet. Zum Funkenbrauchtum gehört auch das Scheibenschlagen.Funkenhex und Feuerwerk
Was die Funkenhex und die weitere Ausgestaltung des Funkenfeuers angeht, gibt es einige Varianten: Mancherorts ist die Funkenhex mit Schießpulver gefüllt und die Zuschauer warten gespannt darauf, dass sie explodiert. Es gilt dort auch als schlechtes Omen, wenn der Funken umfällt, bevor die Hexe explodiert ist. In diesem Fall wird die Hexe am darauffolgenden Sonntag in einer Zeremonie beerdigt! Nachdem die Hexe explodiert ist, wird heute teilweise zusätzlich ein Feuerwerk abgebrannt. In Regionen mit einer großen Anzahl von Funkenfeuern - im österreichischen Vorarlberg sind es z.B. über 150 - ergibt sich ein beeindruckendes Bild. Vor allem von einer Anhöhe aus sind dort zahlreiche Funkenfeuer und Feuerwerke zu beobachten.Die Funkenküchle
Wenn der Funken niedergebrannt war, verließen die Leute den Funkenplatz und trafen sich entweder zuhause oder im Wirtshaus, zu den Funkenküchle. Funkenküchle wurden in großen Mengen gebacken und großzügig geteilt. Auch im Kloster Oberschönenfeld werden seit Mitte des 18. Jahrhunderts am 1. Fastensonntag Funkenküchle gebacken und diese Tradition hat sich bis heute gehalten. Gedicht zum Funken (aus dem Allgäu):Funka Sonntag ischt, gerals hockt am Tisch, dorf i großer Zahl, Küachle vieler Zahl! Alle grifan prächtig zu, dr Täta, Mama und der Bua! Zmol fochts lut a plära, D´r Täta set: Gingili was tuast, Küachli sen gat gnuag! T´s plära macht mi a, wel i nömma ka!
Hintergrund-Infos
Bedeutung
Der Funken besitzt heute in erster Linie einen Unterhaltungs- und Erlebniswert. Früher, bzw. sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein, war dieser Brauch stark mit Elementen von Glauben und Aberglauben durchsetzt.Glück und Unglück
So galt in manchen Gegenden der Spruch: Wer am Funkensonntag keinen Funken brennen sieht, der muss noch im selben Jahr sterben. Es versteht sich von selbst, dass die Dorfbevölkerung so gut wie komplett am Funkenplatz versammelt war. Wenn das Feuer weitgehend niedergebrannt war, sprangen in manchen Dörfern des Allgäus, ein Junge und ein Mädchen gemeinsam über den Gluthaufen. Wenn sie dabei die Hände lösten, so meinte man, das würde für einen der beiden Partner großes Unglück bedeuten.Wetterregeln
Auch waren mit dem Funken einige Wetterregeln verbunden: Wenn es am Funkensonntag lange Eiszapfen hat, gibt es einen langen Flachs oder Sieht man am Funkensonntag viele Sterne, dann gibt es in diesem Jahr viele Kirschen.Wissenschaftliches zum Funkenfeuer
Die Interpretation des Funkenfeuers als heidnischer Brauch wurde im 19. und 20. Jahrhundert auch von der Wissenschaft stark verbreitet, lässt aber Überlieferung und Termin dieses Brauchs völlig außer Acht. Das Abbrennen des Funkens und die damit verbundenen Bräuche stehen vielmehr in engem Zusammenhang mit dem Ende der Fastnacht, die z.B. im schwäbisch – alemannischen Raum groß gefeiert wird.Weblinks
Literatur
- Kumpfmüller, Judith / Steinbacher, Dorothea: Das bayerische Brauchtumsjahr. Lebendige Folklore zwischen Frankenwald und Watzmann. München 2005.
- Ritter, Michael: Funkensonntag und Funkenfeuer in Bayerisch Schwaben. Unveröffentliches Vortragsmanuskript. Oberschönenfeld 2003.
Das Gedicht kommt aus dem Montafon!
Zeile 3 ist nicht „dorf“, sondern „drof“ (darauf)
Kleiner Druckfehler: Es fehlt ein „e“ in: . . . .und die damit verbunden[E]n Bräuche“