Inhalt
Termin
Dieser Brauch findet vom 25. Juni bis zum 05. Juli 2026 statt.Einstiegsinformation
Alle drei Jahre findet in Mindelheim für 10 Tage das Frundsbergfest statt. Dieses wird zum Andenken an den einstigen Stadtherrn Georg von Frundsberg gefeiert, der 1473 auf Schloss Mindelheim geboren wurde und dort 1528 starb.Ablauf
Mindelheim als Stadt des Mittelalters
Beim Frundsbergfest wird das Leben der Menschen vom Bettler bis zum Kaiser des 15./16. Jahrhunderts nachgespielt. Zehn Tage lang bemühen sich ca. 2000 Mitwirkende in mittelalterlichen Gewändern für Zuschauer das Leben von vor 500 Jahren anschaulich darzustellen. Vor allem das raue Leben der Kriegsknechte steht dabei im Mittelpunkt. Insgesamt kann man während der zehn Tage mehr als 30 verschiedene Veranstaltungen besuchen, so gehören unter anderem zum Programm eine:- Bläserserenade
- Danzerey und Gaukeley
- Spießrecht
- Hinterhoftheater
- Mittelalterliche Musik
- Feiern, Lachen, Spiel und Freude
Hintergrund-Infos
Georg von Frundsberg
Den Namen Frundsberg hat das Fest, wie bereits erwähnt, dem Ritter Georg von Frundsberg zu verdanken. Dieser wurde am 24. September 1473 auf der Mindelburg geboren und diente Zeit seines Lebens sowohl Maximilian I. als auch als kaiserlicher Feldherr. Georg von Frundsberg trat schon früh in den Kriegsdienst ein und bestritt bereits 1492 seinen ersten Feldzug im Krieg gegen Albrecht IV. von Bayern. 1499 bewährte er sich im Schwabenkrieg gegen die Schweizer und 1504 wurde er schließlich noch auf dem Schlachtfeld zu Regensburg von Kaiser Maximilian I. für seine Verdienste zum Ritter geschlagen. Georg von Frundsberg erkannte bald, dass die Zeit der gepanzerten Ritter vorbei war und setzte als einer der ersten auf die Infanterie. Nachdem ihn Kaiser Maximilian zum Feldhauptmann von Tirol ernannt hatte, stellte von Frundsberg ein schlagkräftiges Fußvolk aus Pikenieren zusammen, was ihm den Namen Vater der Landsknechte einbrachte. Nach dem Tod Kaiser Maximilians im Jahr 1519, diente Georg von Frundsberg dessen Enkel Karl V. als Feldherr. 1522 verhinderte er in der Schlacht bei Bicocca in Italien eine kaiserliche Niederlage und avancierte somit zu einem der wichtigsten deutschen Infanterietaktiker. Der wohl bekannteste Frundsbergausspruch ist: Viel Feind - Viel Ehr. Zudem soll er 1521 auf dem Reichstag zu Worms zu Martin Luther Folgendes gesagt haben: Mönchlein, Mönchlein, due gehst einen schweren Gang. Am 20. August 1528 verstarb Georg von Frundsberg in Folge eines Schlaganfalls.Vom Kinderfest zum Historischen Stadtfest
Vor 150 Jahren fand das erste Frundsbergfest in Mindelheim statt. Anlass dazu war die Einweihung einer Gedenktafel zu Ehren von Georg von Frundsberg am 24. September 1853. Damals zogen als Landsknechte verkleidete Kinder durch die Stadt und stellten die Rückkehr des Ritters nach Mindelheim aus Italien dar, nachdem er dort 1522 die Schlacht von Bicocca gewonnen hatte. 1903 enthüllte man am Rathauplatz in Mindelheim ein weiteres Kunstwerk zu Ehren des Stadtherrn. Eine vom Münchner Bildhauer Jakob Brandl geschaffene Statue aus Erz, die vor dem Mindelheimer Rathaus steht. Aufgrund des großen Erfolgs des Festes wurde es mehrmals, jedoch in unregelmäßiger Reihenfolge wiederholt: 1925, 1928, 1934, 1950, 1952, 1956. Danach wurde eine Pause von 11 Jahren eingelegt bis 1967 schließlich das regelmäßige Abhalten des Festes beschlossen wurde. Seitdem findet es alle drei Jahre statt.Aktuelle Organisation des Festes
Seit 1975 wirken nicht mehr nur Kinder als Schausteller mit, sondern die ganze Bevölkerung. 1976 wurde eine spezielle Organisation gegründet, welche für die Durchführung des Festes bis heute zuständig ist, der Frundsbergfestring Mindelheim. Innerhalb dieser Organisation gibt es wiederum verschiedene Abteilungen :- Frundsberg Fähnlein (Gruppe von Landsknechten, Markttenderinnen, Kindern, Gauklern usw.)
- Fähnlein Helfenstein
- Fähnlein Rechberg
- (Armbrustschützengilde) Spielmannszug
- Renaissance Musik
- Renaissance Tanzgruppe „Saltarello“
Nationale und künstlerische Begeisterung für Georg von Frundsberg
Georg von Frundsberg war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Man erzählte sich viele Geschichten von ihm und zudem wurde er in Liedern von der Bevölkerung verherrlicht. Aber auch in den darauffolgenden Jahrhunderten bis in die heutige Zeit ist der Name Georg von Frundsberg immer noch präsent. Im 18. Jh entdeckte die Sturm-und-Drang-Bewegung das Mittelalter neu. Goethe widmete beispielsweise sein Drama „Götz von Berlichingen“ ganz dem 16. Jahrhundert. In der Romantik war das Interesse für Burgen und Rittertum groß und so entstand im 19. Jahrhundert eine eigene Geschichtsschreibung mit einem sehr romantischen Blick auf Mittelalter und Renaissance. 1833 erschien F.W. Bartholds „Georg von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“. Auch die Heimatgeschichtsforscher packte die Begeisterung für den Vater der Landsknechte. So wurde, wie oben schon erwähnt, 1855 auf der Mindelburg eine Gedenktafel enthüllt und noch im gleichen Jahr fand das erste Frundsbergkinderfest statt. 1916 entstand eine Holzplastik des Tiroler Bildhauers Ludwig Penz, die in der Eingangshalle des Schwazer Rathauses steht. In den 1920er Jahren erschien das Buch „Georg von Frundsberg und die Mindelburg“ des Augsburger Diözesanhistorikers Friedrich Zoepfl. Ein weiteres Beispiel ist der Frundsberg-Roman des schwäbischen Dichters Arthur Maximilian Miller. Auch der Nationalsozialismus bemächtigte sich der historischen Figur Georg von Frundsbergs. Die NS-Ideologie fand in Helden des 16. Jahrhunderts geeignete Symbolfiguren. Georg von Frundsberg verkörperte zum einen den treuen, wackeren Deutschen und zum anderen den Typus des ruhmreichen deutschen Feldherrn. So erhielt eine Division der Waffen-SS den Namen „Frundsberg“. Eine 1900 gegründete katholisch-österreichische Studentenverbindung in Schwaz (Tirol), die es heute noch gibt, benannte sich nach dem Feldherrn ebenfalls Frundsberg. Außerdem ist deren Wahlspruch Viel Feind - Viel Ehr. Auch für die heutige Sozial- und Gesellschaftsgeschichte wird der Ritter immer mehr zum Forschungsobjekt, da viele in Georg von Frundsberg den für das 16. Jahrhundert modernen Typ des Söldnerunternehmens in der Zeit des Frühkapitalismus sehen.Weblinks
Gewährspersonen
- Frundsberg Festring Mindelheim e.V.
- Stadt Mindelheim Kulturamt
Literatur
- Baumann, Reinhard: Georg von Frundsberg. Der Vater der Landsknechte und Feldhauptmann von Tirol. Eine gesellschaftsgeschichtliche Biographie. Süddeutscher Verlag. München 1984.
- Kiechle, Andrea (Hg.): Das schöne Allgäu. Die Zeitschrift für Brauchtum, Kultur, Heimatpflege, Freizeit und Umwelt. Ballauff, Hans J.: Mindelheim wird Stadt im Mittelalter. AVA- Verlag.
- Zoepfl, Friedrich: Georg von Frundsberg und die Mindelburg. Verlag des Stadtrats. Mindelheim 1928.