Frundsbergfest in Mindelheim

Termin

Dieser Brauch findet vom 23. Juni bis zum 02. Juli 2023 statt.

Einstiegsinformation

Akteure beim Frundsbergfest.
Alle drei Jahre findet in Mindelheim für 10 Tage das Frundsbergfest statt. Dieses wird zum Andenken an den einstigen Stadtherrn Georg von Frundsberg gefeiert, der 1473 auf Schloss Mindelheim geboren wurde und dort 1528 starb.

Ablauf

Mindelheim als Stadt des Mittelalters

Beim Frundsbergfest wird das Leben der Menschen vom Bettler bis zum Kaiser des 15./16. Jahrhunderts nachgespielt. Zehn Tage lang bemühen sich ca. 2000 Mitwirkende in mittelalterlichen Gewändern für Zuschauer das Leben von vor 500 Jahren anschaulich darzustellen. Vor allem das raue Leben der Kriegsknechte steht dabei im Mittelpunkt. Insgesamt kann man während der zehn Tage mehr als 30 verschiedene Veranstaltungen besuchen, so gehören unter anderem zum Programm eine:
  • Bläserserenade
  • Danzerey und Gaukeley
  • Spießrecht
  • Hinterhoftheater
  • Mittelalterliche Musik
  • Feiern, Lachen, Spiel und Freude
Akteure beim Frundsbergfest.
Die Vorbereitungszeit für das Frundsbergfest ist lange, da es für die Mitwirkenden wichtig ist, alles so originalgetreu wie möglich darzustellen. So müssen sich die Männer vor dem Fest die Haare und den Bart so wachsen lassen, wie es im 15./16. Jahrhundert üblich war. Zudem werden mit Hilfe von Originalschnitten oder alten Gemälden, die als Vorlage dienen, historische Kostüme für alle Beteiligten geschneidert. Während der Festzeit wird die Mindelheimer Altstadt, die mit ihren Gassen, Bürgerhäusern sowie den historischen Stadttoren einen perfekten Schauplatz stellt, wortwörtlich in eine Stadt des Mittelalters verwandelt. So ziehen Nachtwächter durch die Straßen, in den Winkeln lagern Reiter und Landsknechte und auch Gaukler und Musikanten führen ihr Können vor. Zudem gibt es an den beiden Samstagen Bauernmärkte, die ebenfalls besucht werden können.
Akteure beim Frundsbergfest.
Aus allen Ecken ertönt Musik der Renaissance. Es gibt Fanfarenzüge, Tänze usw. Einen Einblick in die Welt der Adligen bekommt man bei der „Summerwumme“, einem Renaissance-Sommerfest. An den zwei Sonntagen während der Festzeit findet jeweils ein Umzug statt, bei dem ein Überblick über die Geschichte der Stadt vom 14. bis zum 16. Jahrhundert gegeben wird. Dies stellt den Höhepunkt des Frundsbergfestes dar. Beteiligt sind daran Landsknechts-Fähnlein, Könige, Adlige, Geistliche zu Pferd, Markttenderinnen, Falkner, Handwerker u.v.m. Der Umzug dauert mehrere Stunden und im Mittelpunkt steht der mit einer prunkvollen Rüstung bekleidete Ritter Georg von Frundsberg begleitet von seiner Gattin, im Kreise von Familie und Gefolge. Mittlerweile hat sich das Frundsbergfest im ganzen süddeutschen Raum sowie im benachbarten Ausland einen Namen gemacht und kann sich heute zu einem der größten historischen Feste Süddeutschlands zählen. Dabei werden jedesmal um die 100.000 Zuschauer begeistert.

Hintergrund-Infos

Georg von Frundsberg

Georg von Frundsberg nach einem Stich von Dominikus Custos.
Den Namen Frundsberg hat das Fest, wie bereits erwähnt, dem Ritter Georg von Frundsberg zu verdanken. Dieser wurde am 24. September 1473 auf der Mindelburg geboren und diente Zeit seines Lebens sowohl Maximilian I. als auch als kaiserlicher Feldherr. Georg von Frundsberg trat schon früh in den Kriegsdienst ein und bestritt bereits 1492 seinen ersten Feldzug im Krieg gegen Albrecht IV. von Bayern. 1499 bewährte er sich im Schwabenkrieg gegen die Schweizer und 1504 wurde er schließlich noch auf dem Schlachtfeld zu Regensburg von Kaiser Maximilian I. für seine Verdienste zum Ritter geschlagen. Georg von Frundsberg erkannte bald, dass die Zeit der gepanzerten Ritter vorbei war und setzte als einer der ersten auf die Infanterie. Nachdem ihn Kaiser Maximilian zum Feldhauptmann von Tirol ernannt hatte, stellte von Frundsberg ein schlagkräftiges Fußvolk aus Pikenieren zusammen, was ihm den Namen Vater der Landsknechte einbrachte. Nach dem Tod Kaiser Maximilians im Jahr 1519, diente Georg von Frundsberg dessen Enkel Karl V. als Feldherr. 1522 verhinderte er in der Schlacht bei Bicocca in Italien eine kaiserliche Niederlage und avancierte somit zu einem der wichtigsten deutschen Infanterietaktiker. Der wohl bekannteste Frundsbergausspruch ist: Viel Feind - Viel Ehr. Zudem soll er 1521 auf dem Reichstag zu Worms zu Martin Luther Folgendes gesagt haben: Mönchlein, Mönchlein, due gehst einen schweren Gang. Am 20. August 1528 verstarb Georg von Frundsberg in Folge eines Schlaganfalls.

Vom Kinderfest zum Historischen Stadtfest

Die Mindelburg um 1850.
Vor 150 Jahren fand das erste Frundsbergfest in Mindelheim statt. Anlass dazu war die Einweihung einer Gedenktafel zu Ehren von Georg von Frundsberg am 24. September 1853. Damals zogen als Landsknechte verkleidete Kinder durch die Stadt und stellten die Rückkehr des Ritters nach Mindelheim aus Italien dar, nachdem er dort 1522 die Schlacht von Bicocca gewonnen hatte. 1903 enthüllte man am Rathauplatz in Mindelheim ein weiteres Kunstwerk zu Ehren des Stadtherrn. Eine vom Münchner Bildhauer Jakob Brandl geschaffene Statue aus Erz, die vor dem Mindelheimer Rathaus steht. Aufgrund des großen Erfolgs des Festes wurde es mehrmals, jedoch in unregelmäßiger Reihenfolge wiederholt: 1925, 1928, 1934, 1950, 1952, 1956. Danach wurde eine Pause von 11 Jahren eingelegt bis 1967 schließlich das regelmäßige Abhalten des Festes beschlossen wurde. Seitdem findet es alle drei Jahre statt.

Aktuelle Organisation des Festes

Seit 1975 wirken nicht mehr nur Kinder als Schausteller mit, sondern die ganze Bevölkerung. 1976 wurde eine spezielle Organisation gegründet, welche für die Durchführung des Festes bis heute zuständig ist, der Frundsbergfestring Mindelheim. Innerhalb dieser Organisation gibt es wiederum verschiedene Abteilungen :
  • Frundsberg Fähnlein (Gruppe von Landsknechten, Markttenderinnen, Kindern, Gauklern usw.)
  • Fähnlein Helfenstein
  • Fähnlein Rechberg
  • (Armbrustschützengilde) Spielmannszug
  • Renaissance Musik
  • Renaissance Tanzgruppe „Saltarello“

Nationale und künstlerische Begeisterung für Georg von Frundsberg

Offizielle Festpostkarte zum Frundsbergkinderfest Mindelheim 26. und 27. Juli 1925.
Georg von Frundsberg war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Man erzählte sich viele Geschichten von ihm und zudem wurde er in Liedern von der Bevölkerung verherrlicht. Aber auch in den darauffolgenden Jahrhunderten bis in die heutige Zeit ist der Name Georg von Frundsberg immer noch präsent. Im 18. Jh entdeckte die Sturm-und-Drang-Bewegung das Mittelalter neu. Goethe widmete beispielsweise sein Drama „Götz von Berlichingen“ ganz dem 16. Jahrhundert. In der Romantik war das Interesse für Burgen und Rittertum groß und so entstand im 19. Jahrhundert eine eigene Geschichtsschreibung mit einem sehr romantischen Blick auf Mittelalter und Renaissance. 1833 erschien F.W. Bartholds „Georg von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“. Auch die Heimatgeschichtsforscher packte die Begeisterung für den Vater der Landsknechte. So wurde, wie oben schon erwähnt, 1855 auf der Mindelburg eine Gedenktafel enthüllt und noch im gleichen Jahr fand das erste Frundsbergkinderfest statt. 1916 entstand eine Holzplastik des Tiroler Bildhauers Ludwig Penz, die in der Eingangshalle des Schwazer Rathauses steht. In den 1920er Jahren erschien das Buch „Georg von Frundsberg und die Mindelburg“ des Augsburger Diözesanhistorikers Friedrich Zoepfl. Ein weiteres Beispiel ist der Frundsberg-Roman des schwäbischen Dichters Arthur Maximilian Miller.
Offizielle Festpostkarte zum Frundsbergkinderfest Mindelheim 26. und 27. Juli 1925.
Auch der Nationalsozialismus bemächtigte sich der historischen Figur Georg von Frundsbergs. Die NS-Ideologie fand in Helden des 16. Jahrhunderts geeignete Symbolfiguren. Georg von Frundsberg verkörperte zum einen den treuen, wackeren Deutschen und zum anderen den Typus des ruhmreichen deutschen Feldherrn. So erhielt eine Division der Waffen-SS den Namen „Frundsberg“. Eine 1900 gegründete katholisch-österreichische Studentenverbindung in Schwaz (Tirol), die es heute noch gibt, benannte sich nach dem Feldherrn ebenfalls Frundsberg. Außerdem ist deren Wahlspruch Viel Feind - Viel Ehr. Auch für die heutige Sozial- und Gesellschaftsgeschichte wird der Ritter immer mehr zum Forschungsobjekt, da viele in Georg von Frundsberg den für das 16. Jahrhundert modernen Typ des Söldnerunternehmens in der Zeit des Frühkapitalismus sehen.

Weblinks

Gewährspersonen

  • Frundsberg Festring Mindelheim e.V.
  • Stadt Mindelheim Kulturamt

Literatur

  • Baumann, Reinhard: Georg von Frundsberg. Der Vater der Landsknechte und Feldhauptmann von Tirol. Eine gesellschaftsgeschichtliche Biographie. Süddeutscher Verlag. München 1984.
  • Kiechle, Andrea (Hg.): Das schöne Allgäu. Die Zeitschrift für Brauchtum, Kultur, Heimatpflege, Freizeit und Umwelt. Ballauff, Hans J.: Mindelheim wird Stadt im Mittelalter. AVA- Verlag.
  • Zoepfl, Friedrich: Georg von Frundsberg und die Mindelburg. Verlag des Stadtrats. Mindelheim 1928.

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