Termin
Dieser Brauch findet vom 01. bis zum 22. Dezember 2024 statt.
Einstiegsinformation
Frauentragen – ein alter Brauch – was ist das? Das Frauentragen ist ein christlicher Adventsbrauch. Die vorweihnachtliche Zeit steht im Zeichen des Weges, des Aufbruchs und des Wanderns: Maria und Josef sind unterwegs nach Bethlehem, die Hirten suchen das Kind. Gott und Mensch sind unterwegs zueinander. Die Herbergssuche ist die Nachgestaltung des biblischen Berichtes Lukas 2,7:„denn in der Herberge war kein Platz für sie.“
Ablauf
In der Zeit vom 1. Adventssonntag bis zum 24. Dezember gibt es in katholischen Pfarreien die Gelegenheit, einem Bildwerk mit der schwangeren Maria nach dem Vorbild der „Bogenberger Mutter Gottes“ für einen Tag eine Bleibe im eigenen Haus oder in unserer Wohnung zu geben.
Es wird in der Adventszeit von Familie zu Familie weitergegeben. Maria verbleibt sinnbildlich in jeder Familie einen Tag. Am Abend wird sie von der Gastfamilie zur nächsten Familie gebracht. Dort findet eine Adventsandacht statt. Tags darauf wird die Marienstatue an die nächste Familie weitergegeben. Oder wenn nicht für jeden Tag eine neue Herberge gefunden wird, bleibt sie auch länger in einer Familie. Das Bildnis kann auch in einem Kindergarten oder beim Adventsingen für einen Tag oder ein paar Stunden zur Herberge einkehren.
Wer „Maria in der Hoffnung“ zu sich heimholen will, trägt sich in eine im November im Pfarrbüro ausgelegte Liste ein. Für einen Tag – oder länger – ist nun einerseits Zeit für persönliche Zwiesprache der Hausbewohner mit Maria, und andererseits gibt es die Möglichkeit in der Familie, aber auch mit Freunden und Bekannten, einen Hausgottesdienst zu gestalten.
Die Segnung und Aussendung findet bei uns am 1. Adventssonntag im Pfarrgottesdienst statt, und am 24. Dezember wird die Mutter Gottes in der Christmette wieder feierlich in Empfang genommen.
Gewährsperson
Ingrid Stigler Brauchtumswartin des Isargau der Bayerischen Heimat- und Voklstrachtenvereine, München. Die abgebildete Figur hat sie 2008 für das Frauentragen in der Pfarrei St. Thomas Apostel in München erworben.
Varianten
Es ist nicht bekannt, in wie vielen Pfarreien das „Frauentragen“, das in anderen Gegenden auch „Herbergsuche“ heißt, heute ausgeübt wird. Es dient der häuslichen Andacht im Familienkreis und der Kontaktpflege in der Pfarrgemeinde. Belege dafür lassen sich in jedem Fall in Teilen Bayerns, Österreichs und seit einiger Zeit auch im Rheinland finden. Dafür, wie der Brauch in den Familien, Kindergärten und anderen Häusern einer Pfarrei im Einzelnen ausgeübt wird, gibt es unterschiedliche Varianten. Das Marienbildnis, das der „Bogenberger Mutter Gottes“ entspricht und die schwangere Maria zeigt, war im 18. und 19. Jahrhundert zahlreich „als Wallfahrtsdevotionalie in der Verwendung als sogenanntes Frauentrage-Bild verbreitet“ (siehe Lechner, S. 119). Aber es wurden z.B. auch Darstellungen der „Heimsuchung“, des Besuchs Marias bei Elisabeth, herum getragen. Das Bildnis ist daneben nicht überall die ganze Adventszeit unterwegs.
Österreich
In einer für den Brauch werbenden, Anfang der 1990er Jahre kursierenden Schrift aus Linz heißt es, die „Herbergsuche“ beginne neun Tage vor Weihnachten. Die Schrift empfiehlt: „Am besten empfangen wir das Herbergsbild am 16. Dezember in der Kirche. Beim Mettengang in der Heiligen Nacht bringen wir das Bild wieder in die Kirche zurück. Es ist zu sorgen, daß künstlerisch vertretbare Bilder ausgewählt werden. Das Bild wird nicht abgeholt, sondern erwartet. Überbringer ist jene Familie, in der am Vorabend die Herbergsfeier gehalten wurde. Auf dem Weg betet sie am besten die ersten zwei Gesätzchen des freudenreichen Rosenkranzes (laut oder still) oder singt Adventlieder.“ In Wien fand 1990/91 eine Umfrage statt, die zum Ergebnis hatte, dass dort 59% der katholischen Pfarrgemeinden den Brauch der „Herbergsuche“ pflegten (siehe Wolf, S. 263)
Literatur
- Lechner, Gregor M.: Das Bogenberger Gnadenbild der „Maria in der Hoffnung“. In: Maria Allerorten. Landshut 1999, S. 113-122.
- Wolf, Helga Maria: Das Brauchbuch. Alte Bräuche, Neue Bräuche, Antibräuche. Wien 1992.