Inhalt
- Termin
- Einstiegsinformation
- Ablauf
- Hintergrund-Infos
- Das Ehepaar Fischer
- Fischers Wohltätigkeitsstiftung Erding
- Testament
- Fischers fröhlicher Tag im Wandel der Zeit
- Der erste fröhliche Tag
- Die fröhlichen Tage bis 1933
- Fischers fröhlicher Tag im Dritten Reich
- Fischers fröhlicher Tag nach dem Zweiten Weltkrieg
- Fazit
- Weblinks
- Literatur
- Karte
Termin
Dieser Brauch findet am 05. Juli 2024 statt. Er wird immer am ersten Freitag im Juli ausgeübt.Einstiegsinformation

Ablauf

Hintergrund-Infos
Das Ehepaar Fischer
Das Stifter-Ehepaar Katharina und Friedrich Fischer lebte im 19. Jahrhundert in Erding. Friedrich Fischer lebte von 1827 bis 1890. Seine Frau Katharina wurde 1831 geboren und verstarb 1894. Sie wurde, wie ihr Mann, 63 Jahre alt. Nachdem ihre drei Kinder sehr früh starben, gründeten sie mit ihrem Vermögen eine Stiftung. Damals wie auch heute heißt diese „Fischers Wohltätigkeitsstiftung Erding“.Fischers Wohltätigkeitsstiftung Erding
Gegründet wurde diese Stiftung nach dem Tod Friedrich Fischers von seiner Frau Katharina und wurde am 15.07.1891 notariell beglaubigt. Die gemeinnützige Stiftung machte es sich ursprünglich zur Aufgabe, den Armen der Stadt Erding zu helfen. Es wurde ein Distrikstsarmenhaus errichtet, um die Bedürftigen zu unterstützen. Heute werden pflegebedürftige Menschen im Fischers Kreisaltenheim und Seniorenzentrum gepflegt, welches bis 1986 unter der Leitung des Ordens der Barmherzigen Schwestern stand. Wie oben bereits erwähnt ist Fischers fröhlicher Tag ebenfalls Bestandteil dieser Stiftung und wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Erding durchgeführt. Neben den gemeinnützigen Aufgaben ist selbstverständlich der Erhalt bzw. die Vermehrung des vererbten Vermögens ein wichtiger Bestandteil der Stiftungsarbeit.Testament


Fischers fröhlicher Tag im Wandel der Zeit
Der erste fröhliche Tag
Nach Annahme des Testaments durch die Stadt fand der erste fröhliche Tag am 20. Juli 1891 unter großer Beteiligung der Bürgerschaft statt. Vor diesem Ereignis traten jedoch Auslegungsfragen des Testamentes auf. Unklar war, welche Schüler mit Schuljugend gemeint waren und ob alle Lehrkräfte teilnehmen dürfen. Nach Rücksprache mit der Witwe Fischer konnte in Erfahrung gebracht werden, dass nur die Werktagsschüler der ansässigen Volksschule und deren aktives Lehrpersonal teilnehmen durften. Hierzu gehörten 196 Jungen, 233 Mädchen und sechs Lehrkräfte. Die Musik-, Turn-, Sing- und Zeichenlehrer waren von der Teilnahme ausgeschlossen, außer sie gehörten z.B. als Mitglieder des Chores zu den Teilnahmeberechtigten. Ein weiteres Problem war, dass der Bürgermeister Theodor Ortner und der Stiftungsvorsitzende Michael Bachmaier den ersten fröhlichen Tag auf Grund des noch nicht abgelaufenen Trauerjahres nicht stattfinden lassen wollten. Auch hier wirkte die Witwe Fischer entgegen und setzte sich im Namen ihres Mannes für die Durchführung ein. Probleme gab es auch bei der Terminfindung. Der ursprünglich veranschlagte 27. Juli erschien ungeeignet, da an diesem Tag das Militäraushebungsgeschäft begann. Darauf hin wurde der Tag um eine Woche vorverlegt. In der ersten Zeit des fröhlichen Tages hatten die Kinder offenbar noch nicht schulfrei. Sie wurden aus dem Unterricht in den Gottesdienst gebracht, hatten wieder Unterricht und fanden sich gegen 14 Uhr an der Erdinger Turnhalle ein. Dort begann der Kinderzug für den sie sich maskieren durften. Auch in den Folgejahren wurde dies so praktiziert. In diesem Jahr wurden vorab in der Halle drei Fahnen, eine anonym gespendete Festfahne sowie zwei Kinderfahnen, überreicht. Ziel des Umzugs war der Garten der Schießstätte an der Krankenhausstraße. Bevor das eigentliche Fest begann, wurde von einer Sechstklässlerin ein Festspruch vorgetragen. Der erste Satz lautete: „Den herrlichen Fahnen folgend, welche ein hochsinniger Freund der Kinder uns zur Verherrlichung des Festzuges soeben überreichen ließ, sind wir nun hierher gelangt zu dem Orte, wo uns die freundlichen Züge jenes edlen Mannes im Bilde entgegenschauen, der sein großes Vermögen zum Wohle der Armen bestimmt hat, der sich aber auch in Liebe an uns Kinder erinnerte und uns durch seine Stiftung ermöglichte, hier in den schattigen Räumen dieses Gartens ein gemeinsames Schulfest zu feiern.“ Nach gemeinsamen Singen des Liedes „Stimmt an mit hellem, hohen Klang...“ wurde nun die Brotzeit verspeist. Diese bestand für die Kinder aus Bratwürsten, Semmeln und einem Liter Bier. Bis zum Heimzug gegen 19 Uhr wurden Spiele, wie Sackhüpfen, Blinde Kuh oder Huhnschlagen angeboten. Neben dem bunten Treiben für die ansässigen Volksschüler gab es, wie im Testament gewünscht, einen Frühschoppen in der Brauerei zur Post und ein Mittagessen für die ca. 20 bis 30 Bedürftigen der Stadt Erding. Dieses bestand aus einem Kalbsbraten, einem Glas Bier und einem Brot.Die fröhlichen Tage bis 1933
- 1893 Den Wirten wurde ausdrücklich untersagt, Wein anstatt Bier auszuschenken, da die Brauerei im Stiftungseigentum stand.
- 1894 Den Armen musste zusätzlich ein Teller Suppe serviert werden, ohne dass der Pauschalbetrag von 80 Pfennigen pro Person überschritten wurde.
- 1895 Der Kinderumzug begann nicht mehr an der Turnhalle, sondern an der Schule.
- 1898 Nach Klagen über die Qualität der Bratwürste wurde der Wirt der Schießstätte aufgefordert, bessere herzustellen.
- 1900 Ab diesem Jahr war es nicht mehr möglich, sich Speisen mitbringen zu lassen. Nur wer persönlich erschien hatte ein Anrecht auf diese.
- 1911 Der fröhlichen Tage wurde durch eine Tombola, bei dem jedes Kind gewinnen sollte, erweitert. Bis zu diesem Jahr wuchsen die für Fischers fröhlichen Tag gedachten Zinsen von 800 auf 1666 Mark und 81 Pfennige an.
- 1913 Es wurde eine Unfallversicherung eigens für diesen Tag abgeschlossen.
- 1914 Zwei Wochen vor Kriegsbeginn fand der letzte fröhlicher Tag unter Friedensbedingungen statt.
- Kriegsjahre bis 1918 Vermutlich wurde nur der Gottesdienst sowie das Kinderfest mit bescheidener Bewirtung abgehalten.
- 1919 Die Armenspeisung und die Verköstigung der Kinder fielen aus. Als Ausgleich erhielt jedes Kind zwei Mark.
- 1920 Fischers fröhlicher Tag wurde auf das Kinderfest beschränkt.
- 1921 Das Fest wird wie in den Vorkriegsjahren in vollem Umfang durchgeführt. Die Ausgaben erhöhten sich durch die steigenden Kosten. Ein Zuschuss aus dem Stiftungsvermögen in Höhe von 1200 Mark war die Folge. Es gab erste Überlegungen, den Kindern Limonade anstatt Bier auszuschenken.
- 1923 Durch die Inflation war ein erneuter Zuschuss aus dem Vermögen der Stiftung notwendig.
- 1924 Lediglich das Kinderfest wurde abgehalten. Der Festtag war ein Donnerstag, da dieser der Markttag in Erding war und mit einem höheren Besucherandrang zu rechnen war.
- 1925 Der Stadtrat beantragte wie in einigen Jahren zuvor einen Zuschuss bei der Stiftung. Dieser wurde aber vermutlich nicht genehmigt, da nur der Gottesdienst und das Kinderfest abgehalten wurde. Der Frühschoppen und die Verköstigung der Bedürftigen wurde ausdrücklich zurückgewiesen. Das Wiedereinführen wurde in den folgenden Jahren nicht weiter diskutiert.
- 1927 Es wurde Kritik an der städtischen Kapitalverwaltung geäußert. Die bis zu diesem Jahr angewachsene Summe in Höhe von 45 000 Mark wurde als Darlehen dem städtischen Elektrizitätswerk und der Stadtkasse zur Verfügung gestellt.
- 1928: 700jähriges Bestehen der Stadt Erding Fischers fröhlicher Tag fand im Zuge des Volksfestes am 29. August statt.
- 1929 Der Zuschuss der Stiftung zur Finanzierung des fröhlichen Tags wurde auf höchstens 500 Mark begrenzt.
- 1930 Der damalige Bezirksoberlehrer kritisierte auf pädagogischer Ebene den kindlichen Bierkonsum und forderte den Stadtrat auf, dies zu unterbinden. Nachdem der Antrag abgelehnt wurde, wendete er sich an den Bezirksarzt, der seine Bedenken teilt. Eine Entscheidung des Bezirksamtes war nun unausweichlich. Das Ergebnis war, dass die Biermenge für die ersten vier Jahrgangsstufen halbiert und der halbe Liter für die höheren Klassen nicht mehr auf einmal ausgegeben werden durfte.
- 1931 Nach weiteren Diskussionen um den Bierkonsum wurde am 2. Juni durch das Bezirksamt entschieden, dass es zukünftig verboten sei, den Kindern der ersten vier Jahrgangsstufen alkoholische Getränke auszuschenken. Als Reaktion auf diese Verordnung wurde das Kinderfest aus vorgeschobenen Kostengründen abgesagt. Erst als bei einer Krisensitzung die Alkoholgegner überstimmt und ein weiterer Bierausschank vereinbart wurde, konnte doch genügend Geld zur Durchführung bereit gestellt werden. Dies wurde bis in die fünfziger Jahre auch so beibehalten.
Fischers fröhlicher Tag im Dritten Reich
- 1933 Neben dem Kinderfest fand nach der längeren Aussetzung in den Vorjahren auch wieder die Armenspeisung sowie der Frühschoppen statt. Dieser musste jedoch aus eigener Tasche bezahlt werden. Der alljährliche Zuschuss von 500 Mark durch die Stiftung wurde durch Naturalien, welche aus zwei Kälbern und Bier aus der Brauerei bestanden, im Wert von 300 Mark erweitert.
- 1935 Der fröhliche Tag wurde vom Schuljahresende auf den Beginn des Herbstfestes verlegt. Die Maskierung wurde wieder eingeführt. Sie zeigte Motive der germanischen Sagenwelt. Die Armenspeisung fand wie in den zwei Jahren zuvor in gleicher Weise statt. Lediglich der Gedächtnisgottesdienst wurde nicht als Auftakt des Festes, sondern erst am 26. September gefeiert.
- 1936 In diesem Jahr musste die Armenspeisung entfallen, da die Wirtschaften die Arbeiter für den Flughafenbau verpflegen mussten. Die zugesagten Stiftungsmittel wurden zur Mütterehrung an Hitlers Geburtstag 1937 zweckentfremdet. Das Fest wurde auch in den folgenden Jahren für die Propaganda der Nationalsozialisten missbraucht.
Fischers fröhlicher Tag nach dem Zweiten Weltkrieg

Fazit
Auch in Zukunft werden die Eheleute Fischer in bester Erinnerung bleiben. Durch ihr Testament und dem einhergehenden großzügigen Geschenk an die Stadt Erding bewiesen sie trotz ihres eigenen schweren Schicksals, dass ihnen die Erdinger Kinder sehr wichtig waren Durch die produktive Zusammenarbeit der Stadt Erding und Fischers Wohltätigkeitsstiftung ist es möglich, den Kindern ein Fest zu schenken, welches inzwischen eine über 120-jährige Geschichte aufweisen kann.Weblinks
Literatur
- Niedermayer, Hans: Erding und seine Stiftung: Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Fischers Wohltätigkeitsstiftung Erding 1891 – 1991, Fischers Wohltätigkeitsstiftung, 1991, S. 158 – 181.