Fiestas Patrias in Chile

Termin

Dieser Brauch findet am 18. und 19. September 2023 statt. Er findet jedes Jahr zu diesem Datum statt.

Einstiegsinformation

Mit Fiestas Patrias werden die Feierlichkeiten bezeichnet, die in Chile jedes Jahr offiziell am 18. und 19. September stattfinden. Übersetzt bedeutet dieser Begriff „Vaterlandsfeiern“ (fiesta = Feier; patria = Vaterland). Gefeiert wird vor allem der Unabhängigkeitstag (Día de la Independencía) am 18. September, aber auch der Tag des Heeres (Día de la Gloria del Ejercíto) am darauffolgenden Tag.

Der Unabhängigkeitstag in Chile geht auf das Jahr 1810 zurück, als am 18. September die Unabhängigkeit Chiles von Spanien erklärt wurde. Heute ist der 18. September chilenischer Nationalfeiertag.

Ablauf

Die Woche des 18. September

Traditionelle Gerichte beim Fiestas Patrias.

Obwohl sich die Fiestas Patrias auf zwei Feiertage beschränken, beziehen die Chilenen schon die ganze Woche in ihre Feierlichkeiten mit ein, die sogenannte „Semana del Dieciocho“.

In den Familien wird diese Zeit genutzt, um sich mit Familie und Freunden zum asado zu treffen, einem regelrecht zelebrierten, geselligen und zumeist auch feucht-fröhlichen Grillfest. Zu Essen gibt es Grillfleisch, choripanes (gegrillte Chorizo-Wurst im Brot), pebre (eine Art Salat aus Tomaten, Peperoni und Paprika) und empanadas (Teigtaschen, gefüllt entweder mit Fleisch oder Käse). Getrunken wird vor allem Wein, unter anderem pipeño, ein Wein aus Muskatellatrauben, den es so nur in Chile gibt. Doch wenn man sich nicht rechtzeitig um die Vorbereitung des asado kümmert, kann es sein, dass man am Schluss mit leeren Händen da steht. Denn in den Septemberwochen herrscht in ganz Chile aufgrund des extrem hohen Konsums eine regelrechte Fleischknappheit. Und glaubt man den Aussagen von Ernährungsexperten, nehmen die Chilenen durch die großen Mengen an Essen und Alkohol in dieser einen Woche etwa drei Kilogramm zu.

Will man der Gewichtszunahme entgegen wirken, kann man in die Stadt gehen und zur Musik von Cueca und Cumbia tanzen, die dort auf vielen öffentlichen Plätzen gespielt wird. Die öffentlichen Plätze verwandeln sich in der Woche des 18. zu einem Zentrum der Unterhaltung. Neben Musik und Tanz werden selbstverständlich auch typische Gerichte der traditionellen chilenischen Küche angeboten.

Am 19. September, dem sogenannten Tag des Heeres (las Glorias del Ejército), finden im Park OHiggins, einem historischen Park in der Hauptstadt Santiago de Chile, Militärparaden statt. Gastgeber ist der jeweilige Präsident Chiles (seit 2014: Michelle Bachelet). Bei diesen Militärparaden werden die drei Arme der Streitkräfte des Landes präsentiert (Marine sowie Boden- und Luftstreitkräfte). Nach der Zeit des Militärregimes in Chile ist man seit einigen Jahren bemüht, ein weniger waffenlastiges Ambiente zu schaffen, und beschränkt sich – im Gegensatz zu früheren Jahren – ausschließlich auf die Präsentation der Truppen.

Die Flagge Chiles

Die Flagge besteht aus einem roten und einem weißen Querstreifen, sowie einem blauen Quadrat in der linken oberen Ecke mit einem fünfzackigen weißen Stern. Der untere rote Streifen symbolisiert das Blut, das bei den Kämpfen zur Unabhängigkeit des Landes von vielen Menschen vergossen wurde. Das Weiß steht für den Schnee auf den Berggipfeln der Anden (der längsten und zweithöchsten Gebirgskette der Erde), und das Blau für den Himmel über Chile. Der weiße Stern soll als Freiheitsstern gesehen werden, steht aber auch für den Stolz des Landes und den Fortschritt.

Teilnehmer beim Fiestas Patrias.

Während den Fiestas Patrias gibt es die gesetzliche Anordnung, dass die Bewohner eines jeden Hauses eine chilenische Flagge (an einem Mast und in einer der zwei zugelassenen Positionen) aufzuhängen haben: entweder waagrecht oder senkrecht – mit dem roten Streifen auf der rechten Seite und dem Stern in der linken oberen Ecke.

Wer dieser Anordnung nicht nachkommt, muss ein Bußgeld von 40.000 chil$ (chilenische Peso; entspricht etwa 50 Euro) zahlen; allerdings wird die Umsetzung dieser gesetzlichen Anordnung nicht besonders streng überprüft. Doch die patriotischen Chilenen kommen dieser Pflicht gerne nach, da es eine Möglichkeit ist, ihrem Land eine Ehre zu erweisen. Die Mehrheit der Bevölkerung allerdingst hat keinen Fahnenmast, und hängt die Flaggen deshalb in einem Fenster auf, das zur Straße zeigt.

Varianten

Aufgrund der Tatsache, dass Chile ein sehr langes Land ist (mit mehr als 4275 Kilometern in Nord-Süd-Richtung, aber einer durchschnittlichen Breite von nur etwa 180 Kilometern), unterteilt in verschiedene Regionen, gibt es auch bei den Feierlichkeiten regionale Unterschiede.

So ist beispielsweise der chilenische Nationaltanz Cueca in ganz Chile zu sehen, aber je weiter man in Richtung Süden kommt, desto mehr ähneln die Elemente – aufgrund der Nähe zum Nachbarland Argeninien – denen der argentinischen Hirtentänze.

Auch die traditionelle Kleidung, die man zum Tanz trägt, ist in ganz Chile unterschiedlich. Der Grund dafür sind die früher vorherrschenden sozioökonomischen Unterschiede, die die Tracht geprägt haben, und auch heute noch die Kleidung in den verschiedenen Regionen bestimmen. Diese kann von traditionellen Hirtentrachten bis hin zu sehr eleganten Kleidern aus teuren Stoffen reichen.

Eine Besonderheit gibt es in der Stadt La Serena, IV. Region:

Dort findet bereits zehn Tage vor dem eigentlichen Nationalfeiertag ein 24-Stunden-Tanzmarathon mit dem Nationaltanz Cueca statt. Damit sind die Bewohner der Stadt die ersten in ganz Chile, die die Woche des 18. offiziell einläuten. Mehrere Tanzpaare aus den örtlichen Tanzvereinen finden sich an einem Platz der Stadt zusammen und tanzen trotz großer Hitze der Frühlingssonne für 24 Stunden zum Rhythmus der Musik.

Hintergrund-Infos

Gewährsperson

Im Rahmen des Artikels zu den Fiestas Patrias wurde ein Interview mit drei Chilenen im Alter zwischen 24 und 56 Jahren geführt, die in La Serena, Viña del Mar und Santiago de Chile leben.