Termin
Der Weg führt über hochalpines Gebirge bis auf 3000 Meter Höhe, weshalb selbst im Hochsommer in diesen Klimazonen mit Schnee und winterlichen Bedingungen zu rechnen sein muss. Auch die Hüttenöffnungszeiten müssen beachtet werden. Aus diesen Gründen beschränkt sich die optimale Gehzeit auf Ende Juni bis Ende September.
Einstiegsinformation
„E5“ ist die Abkürzung für den fünften europäischen Fernwanderweg. Auf diesem Weg werden die Alpen in Nord-Süd-Richtung auf 3050 Kilometern überquert. Startpunkt des Weges ist Pointe du Raz in Frankreich mit dem italienischen Ziel Verona. Kern des Weges stellt die Alpenüberquerung auf den 11 Etappen von Oberstdorf nach Bozen dar und damit auch Inhalt des Artikels.
Ablauf
Die folgenden empirischen Beschreibungen beziehen sich auf meine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse sowie dem Austausch mit anderen Wanderern aus dem August 2014.
Etappe
Die Route von Oberstdorf nach Bozen erstreckt sich über 11 Etappen:
1. Etappe: Oberstdorf – Kemptner Hütte
2. Etappe: Kemptner Hütte – Memminger Hütte
3. Etappe: Memminger Hütte – Zamser Skihütte
4. Etappe: Zamser Skihütte – Braunschweiger Hütte
5. Etappe: Braunschweiger Hütte – Zwieselstein
6. Etappe: Zwieselstein – Moos
7. Etappe: Moss – Pfandler Alm
8. Etappe: Pfandler Alm – Hirzer Hütte
9. Etappe: Hirzer Hütte – Meraner Hütte
10. Etappe: Meraner Hütte – Jenesien
11. Etappe: Jenesien – Bozen
Der Aufstieg zur Kemptner Hütte erfolgt über das Trettachtal, der Weg zur Memminger Hütte liegt bereits weitestgehend auf österreichischem Boden und erfolgt über den Abstieg ins Lechtal und deren Aufstieg am lechtaler Hauptkamm. Auf der dritten Etappe werden die lechtaler Alpen über die Seescharte verlassen und der Weg führt nach Zams in das Inntal. Von dort geht es auf der 4. Etappe über den Venetberg nach Wenns, wo ein Bus die Wanderer nach Mittelberg am Ende des Pitztals fährt. Dort angekommen führt der Aufstieg vorbei an den Gletschern auf die Braunschweiger Hütte. Beim nächsten Abschnitt wird der höchste Punkt der Etappe erreicht und zieht sich über das söldener Skigebiet nach Zwieselstein hinab. Der weitere Weg zieht sich über das Timmerlsjoch ins Passeiertal nach Moos und weiter in den Sarntaler Alpen nach Bozen. Der gesamte Weg ist sehr gut markiert, entweder durch entsprechende Wegpfeiler und Markierungen auf Steinen oder Felsen. Ergänzt werden die Angaben durch zeitliche Orientierungshilfen, die das Einteilen der jeweiligen Etappe deutlich erleichtern.
Übernachtung, Hüttenleben
Das jeweilige Etappenziel variiert zwischen abgelegenen Berghütten und Übernachtungsmöglichkeiten in den Dörfern, je nachdem auf welcher Etappe man sich befindet: Dabei hat jeder Schlafplatz seine Berechtigung, wobei die Berghütten das Fehling einer Alpenüberquerung deutlich authentischer transportieren können. Hier kommen unterschiedlichste Personen ins Gespräch und gesellige Hüttenabende entstehen. Diese Begegnungen bleiben, geben Kraft für bevorstehende Herausforderungen und tragen wesentlich zum Spirit eines Fernwanderweges bei. Da die meisten Wanderer die gleiche Etappeneinteilung wählen, hat jeder am Abend wieder das gleiche Ziel und so kann eine Gemeinschaft entstehen, die für diese 11 Tage verbindet. Den Weg bewältigt trotzdem jeder beziehungsweise jede Gruppe in seinem Tempo und seinen Vorstellungen, wobei sich auch hier teilweise neue Konstellationen bilden die gemeinsame Abschnitte laufen. Auf jeder dieser Berghütten wird zwischen Matratzenlageplätzen und Mehrbettzimmern unterschieden. Der Übernachtungspreis hängt vom Schlafplatz ab, es wird allerdings zusätzlich noch zwischen Alpenvereinsmitgliedern und Nichtmitgliedern unterschieden. Mitglieder zahlen jeweils deutlich weniger. Die Hütten sind alle bewirtschaftet und bieten Waschmöglichkeiten an. Verpflichtend für jeden Wanderer sind die allgemeinen Hüttenregeln, die zum Beispiel eigene Hausschuhe und Hüttenschlafsäcke als Bedingung voraussetzen. Neben den Hüttenübernachtungen gelangt man bei der Alpenüberquerung auch in Dörfer und kleine Städte um dort in Pensionen oder Hotels zu übernachten. Hier bestehen dann spätesten für jeden die Möglichkeit auf eine warme Dusche und teilweise sogar Waschmöglichkeiten für die Kleidung.
Kosten
Insgesamt kann bei dieser Alpenüberquerung nicht von einem Billigurlaub gesprochen werden. Es fallen täglich Kosten für Übernachtung, Essen, Trinken und eventuell Bus/Taxifahrten an. Die Übernachtung auf einer Berghütte koste zusammen mit Abendessen, Getränken, und Frühstück zwischen 30-50 Euro. Allerdings kann der Preis um circa 50% sinken, wenn man Mitglied des Deutschen Alpenvereins ist. Beachtet werden sollte allemal, dass die Hüttenwirte nur mit Bargeld abrechen, auf der Wanderung sollte deshalb genügend Bargeld mitgenommen werden. Bei einer Übernachtung in einer Pension ist mit entsprechend mehr Kosten zu rechen, wobei sich immer auch Übernachtungsmöglichkeiten ergeben, die sich im preislichen Rahmen bewegen.
Neben den laufenden Kosten während der Wanderung dürfen die Kosten für eine passende Ausrüstung nicht vergessen werden, solang man diese noch nicht besitzt.
Reservierung
Bei der Planung der Wanderung empfiehlt es sich, die Übernachtungen der ersten Etappen zu reservieren. Allerdings macht es wenig Sinn alle Etappen vorzubuchen ,da Änderungen immer vorkommen können. Entweder mit einem plötzlichen Wetterumschwung begründet, der ein weiterlaufen unmöglich macht oder mit einem ungeplanten Ruhetag. Zu beachten ist ab der Saison 2015, dass einige Hütten Stornogebühren bei Nichterscheinen verlangen.
Grundsätzlich ist der E5 in der Hauptsaison sehr stark bewandert und es kann durchaus zu Engpässen auf den Hütten kommen. Der beste Tipp dazu ist nicht unbedingt eine frühzeitige Reservierung, sondern den Start der Wanderung in Oberstdorf nicht auf das Wochenende zu legen, da erfahrungsgemäß hier die meisten Wanderer bzw. geführten Wandergruppen starten.
Im Verlauf der Wanderung kann dann immer die nächste Übernachtung reserviert werden. Jede Tagesetappe verläuft so deutlich entspannter, da dem Wanderer der Stress um einen geeigneten Schlafplatz im Dorf bzw. dem Umgehen eines möglichen Notlager auf den Hütten erspart bleibt.
Akteure
Der E5 ist für die unterschiedlichsten Personen ein reizvoller Weg, da sein Profil sowohl einfache Wanderetappen als auch anspruchsvolles hochalpines Gelände beinhaltet. Zudem können die Etappen je nach Kondition und Herausforderung auch verkürzt oder in einem Zuge gegangen werden. Dies macht es möglich, dass sich auf dem Weg die gesamte Bandbreite an wander- und naturbegeisterten Menschen begegnet. Von Familien bis hin zu Rentnern, aber auch jungen Leuten findet auf diesem Weg jeder sein Highlight und kann am Ende stolz von sich behaupten die Alpen zu Fuß überquert zu haben. Viele Bergschulen bieten inzwischen auch schon geführte Touren für all diejenigen an, die lieber in einer Gruppe laufen.
Landschaft, Wetter und Gelände
Der Weg über die Alpen ist landschaftlich äußerst abwechslungsreich. Er führt in flacheren Abschnitten über saftig grüne Wiesen, durch dichte Wälder und erreicht in seinen höchsten Punkten hochalpines Gelände mit felsigem Gelände und aussätzigen Wegen. Der Weg durchquert viele Landstriche die weitestgehend unberührt sind. Hier kann es durchaus passieren, dass man dem ein oder anderen Steinbock, Adler oder auch Murmeltier begegnet. Das Profil der Wanderung führt über mehrere Gipfel, was atemberaubende Rundumblicke mit Aussicht auf unendlich scheinende Bergketten eröffnet. Auf einer mehrtägigen Wanderung über die Alpen muss davon ausgegangen werden, dass plötzliche Regenfälle, Gewitter oder auch Schneefälle jederzeit auftreten können. Die aktuellen Wettervorhersagen sollten deshalb immer beachtet werden, gerne geben darüber auch die Hüttenwirte Auskunft. Einige Streckenabschnitte liegen zwischen 2000 und 3000 Metern Höhe, diese können auch im Hochsommer noch mit Schneefeldern bedeckt sein. Eine entsprechende Ausrüstung ist aus diesen Gründen unabdingbar. Auch das Gelände verlangt eine angepasste Ausrüstung. Vor allem auf ein gutes Schuhwerk ist zu Achten. Auch Stöcke können die Wanderung deutlich erleichtern. Auf keinem der Abschnitte ist allerdings eine Kletterausrüstung nötig. Allerdings sollte jeder Wanderer schwindelfrei und trittsicher sein. Teilweise sind die Wege ausgesetzt und verlangen ein gewisses Grundgeschick beim Begehen von felsigem Gelände.
Hintergrund-Infos
Entwicklungsgeschichte des E5
Hans Schmidt war der Wegbereiter des E5s. 1969 überquerte der aus Sonthofen stammende Allgäuer von Zuhause aus in 9 Tagen die Alpen, um zum Ferienhaus der Familie bei Bozen zu gelangen. Über diese „Expedition“ wurde ein Zeitungsartikel geschrieben, der für viel Furore sorgte. Auch der Präsident der Deutschen Gebirgs- und Wandervereine war von dieser Wanderung begeistert und ermunterte Hans Schmidt sich an der Gründung der Europäischen Wandervereinigung zu beteiligen. Sein Auftrag war es, eine vielfältige und attraktive Route vom Bodensee über Oberstdorf und den Alpenhauptkamm nach Bozen zu entwerfen. Am 2. Juli 1972 fand daraufhin die Einweihung des E5 statt. Seitdem begehen jährlich unzählige Menschen diesen Weg. Eine wanderbegeisterte Gruppe um Hans Schmidt läuft regelmäßig auf dem E5 über die Alpen und sorgt für eine ausgezeichnete Wegmarkierung.
Entwicklungsgeschichte der Europäischen Fernwanderwege
Die Europäische Wandervereinigung gründete sich 1969 in Deutschland. Beteiligt waren 14 Wandervereine bestehend aus 6 Nationen. Heute hat die Vereinigung 5 Millionen Mitglieder aus 30 Ländern, die sich an einem Wandernetz mit rund 55 000 Kilometern erfreuen. Aufgeteilt ist es auf 12 verschiedene E-Wege (Europäische Fernwanderwege) von dem E1 bis zu dem E12. Diese durchqueren Europa vom Nordkap nach Kreta und in der West-Ost Verbindung vom Atlantik bis zu den Karpaten und dem Schwarzen Meer. Die Wege führen auf bereits vorhandenen nationalen Wegen, besitzen allerdings ihre eigenen Markierungen.
Literatur
- Baur, Stephan; Steuerwald, Dirk. Fernwanderweg E5. Konstanz-Oberstdorf-Meran/Bozen-Verona. In 31 Etappen quer über die Alpen. München: Bergverlag Rother GmbH 2014.
- Enke, Ralf. E5. Vom Bodensee bis nach Vernona. Innsbruck: Kompass-Karten GmbH 2014.