Fastenbreze

Einstiegsinformation

Fastenbrezen gehören zu den besonderen Fastenspeisen in der vorösterlichen Zeit, die man früher in einem bestimmten Rahmen verschenkte.

Woher kommt die Fastenbrezn

Die Fastenbrez’n hat eine klösterliche Tradition. Im Christentum war während der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag nicht nur der Genuss von Fleisch untersagt, sondern zeitweise auch der von Butter, Milch und Eiern. Das alles braucht man nicht zu den Fastenbrezen, die »in tempore quadragesimali«, also während der vierzig Tage vor Ostern gebacken wurden.

Wie bei allen großen Anlässen des Jahresablaufes entwickelten sich auch im Osterkreis eigene Speisebräuche. Dabei kommt dem Brot als Hauptnahrungsmittel eine besondere Rolle zu. So findet man unter den Fastenspeisen auch die Brez’n. Ihr lateinischer Name war bracellum. Das hat wiederum mit brachium, Arm, zu tun. Die Breze ist ein Gebäck in Form verschlungener Arme. Die allerersten Fastenbrez’n sind vermutlich in den Klosterbäckereien hergestellt worden. Während der Fastenzeit verteilten die Mönche sie an Arme und Kinder.

Hintergrund-Infos

In Schwaben um 1900

Fastenbrezen sind wohl das bekannteste Fastengebäck. Bei einer Umfrage des Münchner Vereins für Volkskunst und Volkskunde 1909 berichtete Pfarrer Eberle aus Aufheim, einem Ortsteil im heutigen Landkreis Neu-Ulm, dass die Paten ihren Patenkindern am Palmsonntag Fastenbrezen geschenkt haben. Das zählte er zum örtlichen Palmsonntag-Brauch: Die Kinder bekommen von ihren Paten (Dotlen) die Palmbretze (auch Fastenbretze genannt). Hauptlehrer Joseph Huber erwähnte in derselben Umfrage für Oberegg im Landkreis Unterallgäu, dass es auch dort üblich gewesen sei in der Fastenzeit gebackene Fastenbrezeln an die Mitglieder des Hauses und an die Patenkinder zu verschenken.

Die Fastenbreze war noch um 1900 eines der Geschenke, das sich in einem bestimmten Rahmen einfach gehörte – freilich nicht ohne auch eine Gegenleistung erwarten zu dürfen. Aus Aichach wurde 1910 berichtet:

Fastenmärkte: Jeden Dienstag während der Fastenzeit wird in Aichach Viehmarkt gehalten. Die Bauern der umliegenden Dörfer geben den Knechten an einem derselben den Nachmittag frei unter Mitgabe von 1-2 M Biergeld. Die Knechte müssen bei ihrer Rückkehr den Frauen und Mädchen im Hause Bretzen mitbringen. Seinem Schatze bringt der Bursche Käse und Bretzen nachts an das Kammerfenster; (dafür müssen die Mädchen den Burschen zu Ostern Eier geben, dem Schatze außerdem noch ein Sacktuch.) Für jede Breze 2 Eier; in letzter Zeit geben die Mädchen statt der Eier Zigarren.

Literatur

  • Willi, Gerhard: Alltag und Brauch in Bayerisch-Schwaben. Augsburg 1999.
  • Wolf, Helga Maria: Das Brauchbuch. Alte Bräuche, Neue Bräuche, Antibräuche. Freiburg, Basel, Wien 1992.