Fasnacht in Basel

Termin

Der Brauch findet am 19.02.2024 statt.

Einstiegsinformation

Fasnachtsmaske.
Die Fasnacht wird auch als fünfte Jahreszeit bezeichnet. Darunter versteht man verschiedenartige Bräuche fröhlich, ausgelassen und mit überströmender Lebensfreude zu feiern. In der Schweiz wird die größte Fasnacht in der Hauptstadt Basel gefeiert, an zweiter Stelle folgt die Feier der Fasnacht in Luzern. Basel ist sehr bekannt für seine Fasnacht. Auf Hochdeutsch übersetzt heißt Fasnacht soviel wie Karneval, Fastnacht oder Fasching. Jedoch ist die Baseler Fasnacht nicht vergleichbar mit den üblichen Festen, die sich Fasching oder Karneval nennen. Der Autor Hans U. Christen hat einmal versucht die Basler Fasnacht zu definieren und verglich sie mit einer Art Naturkatastrophe. Ähnlich wie eine Naturkatastrophe, bricht die Basler Fasnacht über die ganze Stadt hinein und erfasst die ganze Bevölkerung. Der einzige Unterschied ist der, dass sie vorhersehbar ist und mit großer Vorfreude von den Baslern erwartet wird. Die heutige Fasnacht Basels spiegelt die wirtschaftliche und geistige Entwicklung der Stadt wieder. Sie wandelt sich im Laufe der Jahre, in dem sie die jeweilige Gegenwart ihrer Stadt und die der Einwohner vergegenwärtigt. Ihre Einzigartigkeit zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass wirklich alle Schichten der Bevölkerung mit ihren unterschiedlichen konfessionellen und politischen Neigungen teilnehmen.

Ablauf

Termin der Basler Fasnacht

Jedes Jahr, am Montag nach Aschermittwoch, um 04.00 Uhr in der Früh, beginnt die Basler Fastnacht mit dem so genannten „Morgestraich“. Insgesamt dauert sie 72 Stunden und endet demnach am Donnerstag um 04.00 Uhr am Morgen. In diesen 72 Stunden wird die Innenstadt von Basel zur Feierzone erklärt. Eine Vielzahl von Fasnächtlern ziehen mit Freunden und/oder Familie durch die Straßen und Kneipen. Fasnachtfreunde bezeichnen die Basler Fasnacht als „die drey scheenschte Dääg“ (die drei schönsten Tage) im Jahr. Basel hat in der Schweiz eine Sonderposition inne. Trotz des seid Jahrhunderten dominierenden Protestantismus, wird die traditionelle, altertümliche Fasnacht gefeiert.

Ablauf der Basler Fasnacht

Sujet Atom.
Die Fasnacht beginnt mit dem Ausgehen der Lichter, damit die Laternen in ihrer vollen Pracht leuchten können. Die Laternen bestehen aus sehr großen Transparenten, welche bunt und zauberhaft bemalt und von innen beleuchtet sind. Auf den Laternen stehen Texte in Dialektsprache, die das jeweilige Sujet wiedergeben. (Erklärung: „sujet“, siehe Aktivitäten der Cliquen während des Jahres) Pünktlich um 04.00 Uhr erfolgt das Kommando: „Dr Morgestraich – vorwärts marsch!“ Daraufhin beginnen die Pfeifer und Trommler mit dem Morgenstreich, der solange andauert bis die Fasnächtler Hunger und Durst bekommen und sich in ihren Kostümen und Larven in einer Kneipe einfinden. Was die Basler Fasnacht von anderen verwandten Arten unterscheidet ist die Trommelkunst und das Pfeifen auf einer sogenannten Piccolo, einer kleinen Flöte. Trommeln gilt in Basel als eine hohe, schwere Kunst, die jahrelange Übung erfordert. Auch das Piccolospielen erfordert mühevolles Lernen, da die Basler Piccolo eine andere Konstruktion aufweist. In der Beiz essen die Fasnächtler nach dem Morgenstreich typische Gerichte, wie eine gebrannte Mehlsuppe, Wähen mit Zwiebelbelag oder Emmentaler Käse. Getrunken wird etwas Alkoholisches. Sobald die Dunkelheit der Nacht schwindet, geht die Mehrheit nach Hause, um sich für die Arbeit fertig zu machen. Es wird erwartet, dass man am Arbeitsplatz nicht fehlt.
Tambourmajor.
Guggenmusik.
Am Montagnachmittag beginnt die Straßenfasnacht. Dabei ziehen die verschiedenen Cliquen mit Pfeifenmelodien und Trommelklang durch die Straßen und verteilen Zettel („Zeedel“), auf denen ein gedichteter Text zu ihrem jeweiligen Sujet abgedruckt ist. Bei den Cliquen gibt es eine feste Ordnung. Vorneweg marschiert der Tambourmajor. Dieser hat als typisches Requisit den Tambourmajorstock bei sich und wirkt vor allem durch seine imponierende, vergrößerte Gestalt. Er repräsentiert durch seinen charakteristischen Tambourmajorgang das rhythmische- dynamische Gewissen der Trommelkunst.  Anschließend an den Tambourmajor folgen die Pfeifer und Trommler, danach schließen die Begleiter unterschiedlichster Art und ein passend zum Sujet dekorierter Wagen an. Dazu werden zahlreiches Zubehör und die Laternen mitgeführt. Neben den Cliquen findet man auch Einzelmasken, kleine Gruppen in oder auf einem geschmückten Wagen, Waggiswagen und Guggenmuusigen. (Erklärung: „Waggis“, „Guggenmuusigen“, siehe Begriffsbestimmungen) Die Waggis verteilen im Vorbeizug Orangen, Blumen und andere Dinge an Leute, die ihnen sympathisch sind. Weniger Beliebte werden hingegen mit „Räppli“ beworfen, das sind kleine Konfetti. Am Montagabend werden die teils geordneten Züge eingestellt und es beginnt das „Gässeln“. Das heißt Masken aller Art ziehen teils mit, teils ohne Pfeifen und Trommeln wild durcheinander durch die Gassen der Altstadt Basels. Zur gleichen Zeit beginnen die Schnitzelbänkler ihre Verse in den verschiedenen Wirtschaften zu singen und dazu passende Bilder zu zeigen.  „Ein Basler Schnitzelbank (…) befasst sich mit etwelchen allgemein bekannten Themen und schildert jedes Thema so, da[ss] man am Anfang nicht merkt, was am Ende dann kommen wird. Das Ende ist (…) jeweils ein Pointe – wie bei einem Witz. (Christen, Hanns U.: „Morgenstreich, Larven und Laternen – Ein Streifzug durch die Baseler Fasnacht“, Freiburg i. Br.: Eulen Verlag, 1986, S.6.) Der Fasnachdienstag ist zum einen der Tag der Kinderfasnacht, zum anderen der Tag der Guggenmuusigen, die ihr Können zum Besten geben. Es finden sogar Konzerte statt. Am Dienstagnachmittag werden die Laternen ausgestellt. Der Ort an dem dies geschieht ist im Fasnachtführer, dem „Rädäbäng“ ausgeschrieben. Der Fasnachtmittwoch ähnelt dem Fasnachmontag, jedoch ohne Morgenstreich. Die Fasnacht ist somit bestimmt von Umzügen durch die Straßen, welche in traditionellen Kostümen und Masken stattfindet. Zu den wichtigsten Umzügen zählen, wie bereits erwähnt, der „Morgestraich“, der die Fasnacht “einläutet“, der „Cortège“ und der „Endstraich“. Dieser beendet, wie der Name schon sagt, die berühmte Fasnacht.
Cortége.

Begriffsbestimmungen zur Basler Fasnacht

Wenn man die Basler Fasnacht verstehen will, muss man zunächst einige Begriffe klären. So wird zum Beispiel das was die Menschen sich bei der Fasnacht vor ihr Gesicht binden, nicht „Maske“ sondern „Larve“ genannt. Mit „Maske“ ist in Basel der ganze kostümierte Mensch von oben bis unten gemeint. Hierzu gehört die Larve vor dem Gesicht, die Perücke auf dem Kopf und weitere Details. Die Larve dient der Anonymität des Menschen, der sie trägt und ist während der Fasnacht definitiv ein Muss, denn Anonymität ist das was die Baseler Fasnacht prägt. Keines von den Dingen, die an Literatur oder Kunst für die Fasnacht kreiert worden ist lässt auf einen Verfasser schließen. Wichtiges Grundprinzip ist: „Die Fasnacht wird in Basel um ihrer selbst willen gemacht, aber nicht, um irgendwelche Personen in den Vordergrund zu stellen.“ (Christen, Hanns U.: „Morgenstreich, Larven und Laternen – Ein Streifzug durch die Baseler Fasnacht“, Freiburg i. Br.: Eulen Verlag, 1986, S.4.) Einzig und allein die Mitglieder des Fasnacht-Comités tragen keine Larven. Das Fasnacht-Comité besteht aus zwölf Mitgliedern und einer Sekretärin und hat die Aufgabe, Subventionen an die aktiven Teilnehmer zu verteilen und die Fasnacht vor schlechten Einflüssen zu schützen. Das Geld für Subventionen wird durch den Verkauf von Plaketten, eine Art Faschingsabzeichen, eingenommen. Diese sind künstlerisch gestalten und in Bronze, versilbert oder vergoldet erhältlich. Die Fasnachtsplakette muss gut sichtbar getragen werden. Desweiteren wurden im Artikel bereits Begriffe, wie zum Beispiel „Waggis“ oder „Guggenmuusigen“ erwähnt. Doch was ist darunter zu verstehen? Mit „Waggis“ wurde ursprünglich ein Bauer aus dem nahe liegenden elsässischen Sundgau bezeichnet, der nach Basel fuhr, um sein Gemüse zu verkaufen. Deshalb trägt ein „Waggis“ heute einen blauen Kittel, eine weiße Hose, eine Zipfelmütze, eine blau-weiß-rote Anstecknadel Frankreichs, einen Stock in der Hand und natürlich ein Netz mit Gemüse. Das wichtigste Zubehör für einen „Waggis“ ist ein lautes Mundwerk, am besten mit original Elsässer Dialekt. Unter einer „Guggenmuusig“ versteht man in Basel eine Band mit sehr einfallsreich dekorierten oder veränderten Instrumenten. Wichtiges Kriterium, sie muss laut und falsch spielen. Da es sich bei der Guggenmuusig hauptsächlich um Blechmusiken handelt, darf diese beim Morgenstreich nicht mitmachen, da der Klang der Trommeln und der Piccolo nicht übertönt werden soll.

Zahlen der Basler Fasnacht

Im Jahre 1985 waren an der Basler Fasnacht 11.000 Menschen aktiv beteiligt und somit mehr als 5% der Einwohner. Diese wirkten als Trommler, Pfeiffer, in Guggenmusigen, als Schnitzelbänkler oder in den Zügen der Cliquen mit. Ein weiterer, weitaus größerer Teil der Einwohner standen als Zuschauer an den Straßenrändern. Im Jahre 2012 waren 484 Gruppierungen zum Cortège angemeldet. Das sind 142 Cliquen, Stammvereine oder Gruppen, 80 Tambouren-/ Pfeifengruppen, 140 Wagencliquen und 63 Guggemnusiken. Somit nehmen im Schnitt ca. 12.000 Personen in organisierten Gruppen und weitere 6.000 Menschen als Einzelgruppen und Familien an der Basler Fasnacht teil. Bei den Umzügen werden ungefähr 189 Laternen mitgetragen. 80% der Sujets von 2012 behandelten lokale und nationale Themen, wie die Finanzkrise, den Rettungsschirm Schweizer Franken, den Abgang des Präsidenten Philipp Hildebrand, das Thema Atom oder den Tourismus Basel, usw.

Aktivitäten der Cliquen währen des Jahres.

Piccoloflöte.
Die Fasnacht dauert drei Tage. Jedoch prägt sie das Leben der Cliquen (fastnächtliche Vereine) auch an den anderen 362 Tagen eines Jahres. Dies hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte durch zunehmende Popularität stark gewandelt. Sobald eine Fasnacht vorüber ist, erscheinen in der Presse zahlreiche Anzeigen, welche zum Eintritt in eine von den Cliquen geführte Pfeifen- und Trommelschule laden. Die Texte der Anzeigen werden immer häufiger in Mundart oder sogar in Versen verfasst. Schon seit dem Zweiten Weltkrieg melden sich Jungen und Mädchen an, um die Künste der Basler Fasnacht zu erlernen. Jedoch ist der Weg, um in einer Clique aufgenommen zu werden, oder bei einem Zug aktiv mitzuwirken, lang und beschwerlich. Die Geselligkeit spielt im Vereinsleben der Cliquen eine große Rolle, deshalb trifft man sich regelmäßig das ganze Jahr über. Die Pfeifen- und Trommelkurse finden wöchentlich statt. Zudem sammeln die Cliquen während des Jahres fleißig Geschehnisse, welche sich als sogenannnte „Sujets“ für die nächste Fasnacht verwenden lassen. Ein „Sujet“ kann daraus entstehen, wenn eine Person etwas Sonderbares oder Ausgefallenes gesagt oder getan hat. Noch im Herbst vor der nächsten Fasnacht wählen die Cliquen aus den gesammelten Sujets, das aus, welches sich am besten verspotten, karikieren und darstellen lässt. Oftmals wählt die Clique einen bestimmten Künstler, der für das Sujet, die passenden Larven, Kostüme, weiteres Zubehör und die Laterne entwirft.

Basler Fasnacht für Zuschauer

Nach Hanns U. Christen liegt der Genuss der Fasnacht darin, „dass man die Feinheiten des Trommelns und Pfeifens erkennt (was recht lautstarke Feinheiten) sind), dass man die Kostüme und Larven bewundert und zu ergründen versucht, und dass man alle die Ironie, den Witz und die Kunst der malerischen Persiflage erkennt, die sich in den einzelnen Zügen ausdrücken.“ (Christen, Hanns U.: „Morgenstreich, Larven und Laternen – Ein Streifzug durch die Baseler Fasnacht“, Freiburg i. Br.: Eulen Verlag, 1986, S. 3.) Für auswärtige Besucher ist darauf zu achten, dass sie zwar geduldet, jedoch nicht unbedingt anerkannt werden. Grund hierfür ist der andersartige Dialekt oder auch ein anderes “Fasnachtverständnis“. Somit sind angeklebte Bärte oder Nasen, Halbmasken, seltsame Kopfbedeckungen und Kostüme à la Indianer, Cowboy usw. stark verpönt. Besser ist es die Baseler Fasnacht bewundernd mit Augen und Ohren zu genießen. Die Basler Fasnacht zu verstehen wird ohnehin ein schwieriges Unterfangen, selbst alteingesessene Basler tun sich hier schwer.

Hintergrund-Infos

Geschichte der Fasnacht Bereits vor 5000 Jahre wurden Vorgänger der Fasnacht gefeiert. Dies bestätigt eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend vor Christi Geburt. So soll bereits unter dem Priesterkönig Gudea Fest gefeiert worden, welches sieben Tage andauerte und in der Zeit nach Neujahr gefeiert wurde als Symbol für die Hochzeit eines Gottes. Auch in vielen anderen Kulturen des Mittelmeerraums wurden ähnliche Feste gefeiert. Die meisten haben den Frühlingsanfang als Hintergrund, der das Erwachen der Natur mit sich bringt. Die Römer feierten in der Zeit vom 17. - 19. Dezember ein Fest zu Ehren ihres Gottes Saturn. Hierzu wurden farbenfrohe Umzüge mit einem geschmückten Schiffswagen veranstaltet. In der heutigen Forschung werden jedoch diese Arten von Festen als Ursprung des Fasnachtbrauches angezweifelt. Die älteste Urkunde, die von einer Fasnacht in Basel berichtet geht auf das Jahr 1376 zurück. Diese Urkunde bezeugt zudem, dass die Fasnacht vor Aschermittwoch gefeiert wurde. Aufgrund der Reformation im Jahre 1529 wurde die Fasnacht auf die ersten drei Wochentage nach Aschermittwoch verlegt. Des Weiteren werden die ersten Bänkelsänger für das Jahr 1832 bezeugt. Diese gehen höchstwahrscheinlich auf Schmäh- und Spottlieder aus dem 16. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1835 hat der erste offiziell erlaubte Morgenstraich um 04.00 Uhr morgens stattgefunden. Es war jedoch verboten offene Fackeln zu tragen, deshalb kamen ab 1845 zum ersten Mal Steckenlaternen und ab 1860 eine große Zuglaterne zum Einsatz. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das unparteiische Fasnacht-Comité gegründet und für die Finanzierung erstmals eine Plakette geschaffen und verkauft. Somit ist die Fasnacht in ihrer heutigen Form ungefähr gute 100 Jahre alt.

Weblinks

Literatur

  • Christen, Hanns U.: „Morgenstreich, Larven und Laternen – Ein Streifzug durch die Baseler Fasnacht“, Freiburg i. Br.: Eulen Verlag, 1986.
  • Meier, Eugen A.: „Die Basler Fasnacht- Geschichte und Gegenwart einer lebendigen Tradition“, Basel: Fasnachts-Comité, 1986.
  • Meier, Eugen A.: „Fasnacht in Basel“, Basel: Pharos Verlag Hansrudolf Schwabe AG, 1986.

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