Inhalt
Termin
Der Fackelumzug zur Esslinger Burg findet seit 2006 jedes Jahr in der Nacht zum Winteranfang statt, also am 20. oder 21. Dezember zwischen 20.30 und 22.00 Uhr.Einstiegsinformation
Der Fackelumzug zur Esslinger Burg (Esslingen am Neckar, Baden-Württemberg) ist Teil des Esslinger Weihnachts- und Mittelaltermarktes, der jedes Jahr um die Adventszeit stattfindet und gilt als Höhepunkt zum Abschluss des Marktes. Die Besucher, die sich vor dem Rathaus Fackeln kaufen können, gehen in einem Zug gemeinsam zur Esslinger Burg. Die Route startet am Rathausplatz und führt durch den Mittelaltermarkt einen steilen Weg zur Burg hinauf. Eine große Rasenfläche hinter der Burg ist das Ziel der Route, wo verschiedene Akteure ihre Feuerakrobatik von Mittelaltermusik begleitet zum besten geben und ein großes Feuer entzündet wird, um den Winteranfang zu begrüßen.Empirische Dokumentation
Der Fackelumzug fand am 20. Dezember 2012 statt. Während des gesamten Abends herrschte Nieselregen, sodass viele Besucher mit Regenschirmen und Regenjacken bestückt waren. Offiziell begann der Fackelumzug gegen 20.30 Uhr und endete um ca. 22.00 Uhr.Ablauf
Fackelverkauf Direkt vor dem Rathaus war eine kleine Bühne aufgebaut, auf dem der Fackelverkauf stattfand. Dieser sollte um 20.15 Uhr laut Homepage der Stadt Esslingen stattfinden, eine viertel Stunde vor Beginn des Fackelumzuges, der planmäßig um 20.30 Uhr stattfinden sollte. Um acht Uhr fanden sich schon einige Besucher auf dem Rathausplatz ein, während Mitarbeiter auf der Bühne den Fackelverkauf vorbereiteten, indem sie Fackeln aufreiten oder Kartons auspackten. Bereits kurz nach acht erfolgte der Verkauf der Fackeln. Hauptsächlich zwei Verkäufer schrien „Fackeln, hier gibt es Fackeln“. Zudem konnten einfache Regenjacken oder vielmehr simple rote Umhänge aus Plastik gekauft werden aufgrund des andauernden Nieselregens. Auch ein Team des SWR Fernsehen fand sich vor der Bühne ein und filmte den Fackelverkauf und die Fackelanzündung und später auch das Feuerspektakel auf der Burg. Der Platz füllte sich allmählich mit Menschen, die größtenteils in Grüppchen unter Regenschirmen standen. Kurz vor halb neun befanden sich ca. 350 Leute auf dem Platz, die sich größtenteils unterhielten, sodass der Platz von Stimmengewirr erfüllt war. Viele schienen vom Weihnachts- und Mittelaltermarkt zu kommen, da viele mit Essen bzw. Getränken auf dem Platz standen. Ein Fackelverkäufer mit gewöhnlicher Straßenkleidung ging in die Menge um noch Fackeln zu verkaufen, während ein anderer Verkäufer von der Bühne aus weiter Fackeln anpries, indem er in die Menge schrie „Kauft Fackeln!“ Auch im Publikum waren Leute vereinzelt kostümiert, etwa mit Umhängen, Hüten mit Federn oder langen Gewändern. Entzündung der Fackeln am Rathausplatz Zum Entzünden der Fackeln der Besucher diente eine große Fackel, die in einem korbförmigen Metallgefäß verankert war. Ein kostümierter Mitarbeiter entzündete die große Fackel gegen 20.25 Uhr, an der die Besucher ihre kleinen Fackeln entzünden konnten. Die Fackeln durften erst um 20.30 Uhr entzündet werden. Wurden Fackeln davor entzündet, wurden die Leute ermahnt und darauf hingewiesen mit dem Entzünden ihrer Fackeln noch zu warten. Immer mehr Leute entzündeten ihre Fackeln an der großen Fackel, sodass der Platz allmählich mit brennenden Fackeln gefüllt wurde. Gemeinsame Wanderung des Fackelzuges zur Burg Um 20.38 Uhr setzte sich der Fackelzug, angeführt durch einen Mitarbeiter des Esslinger Stadtmarketings, das für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich ist, in Bewegung. Der Weg führte zunächst vom Rathausplatz durch den Mittelaltermarkt, auf dem noch einige wenige Besucher verweilten und führte einen steilen Weg, den Weinberg hinauf zur beleuchteten Burg. Entlang des Weges befanden sich kostümierte Mitarbeiter mit Fackeln bzw. danach in den Boden gesteckte Fackeln, wo die Besucher ihre Fackeln wieder entzünden konnten, die durch den immer noch andauernden Nieselregen erloschen waren. Der Fackelzug ging in langsamen Tempo den Weg zur Burg hinauf und näherte sich allmählich dem Ziel. Etwa jeder dritte trug eine Fackel, sodass der Zug schon von weitem zu sehen war. Um 20.50 Uhr hatte das erste Drittel des Zuges die Burg erreicht. Der Weg vom Rathaus zur Burg dauerte etwa zehn Minuten, abhängig vom Schritttempo. An der Burg angekommen fanden sich die Menschen allmählich auf einer großen Rasenfläche auf dem Burggelände ein, in dessen Mitte später ein großes Feuer entzündet werden sollte. Die dafür benötigten Utensilien waren schon bereitgestellt. Nach und nach fanden sich die Leute auf dem Rasen ein. Eine Gruppe von Musikanten begann mittelalterlich klingende Musik zu spielen. Die melancholisch klingende Melodie wurde von einer Gitarre gespielt, begleitet von Trommeln. Um 20.55 Uhr schienen die meisten Besucher eingetroffen zu sein. Die Leute stellten sich mit ihren Fackeln in einem Kreis um die Feuerstelle in der Mitte des Rasens, während es immer noch regnete und die letzten des Fackelzuges eintrafen und sich ebenfalls zum Kreis gesellten. Feuerakrobatik Um 20.59 Uhr hörte dann die Musik auf und der Höhepunkt der Veranstaltung, nämlich die Feuershow sollte beginnen. Zunächst betrat ein kostümierter Akteur, der bereits beim Fackelverkauf zugegen war, mit einer Fackel in der Hand den Kreis und sprach von der Kreismitte aus zu den Leuten, um die „Feuer-Show“ zu eröffnen. Er lobte den Mittelaltermarkt, der ausgezeichnete Stände aufzeige und begrüßte den Winteranfang, der gemeinsam mit den Besuchern willkommen geheißen werden und dem durch die Feuerakrobatik und Musik Ehre entgegengebracht werden sollte. So sprach er, dass in den letzten Tagen ein vortrefflicher Markt gesehen werden konnte, „mit trefflichstem Handwerk, Handel, mit trefflichen Künstlern, mit jenen die auch die Getränke und Speisen für euch zubereitet haben. Der Markt neigt sich langsam seinem Ende zu und so wär die Zeit gekommen, für euch, die ihr so zahlreich erschienen seid und uns schon so lange treu seid, ein Geschenk zu machen. Ein Geschenk, wo der Winter wieder langsam sich naht, die Tage wieder dunkel werden und die Kälte überall in einem hochkriecht, wollen wir euch ein Feuer darbieten und eine Zeremonie um eure Herzen zu erwärmen. Denn jetzt wär der Tag gekommen, der der kürzeste ist und wo die Nacht am längsten ist. Und so wollen wir mit euch feiern, dass die Nächte wieder kürzer werden und wünschen euch einen nicht allzu kalten Winter mit viel Wärme in euren Herzen. Und möge das Spektakel oder unser Geschenk an euch seinen Anfang nehmen.“ Einige Menschen jubelten und klatschten. Die Musik setzte wieder ein und der Sprecher verließ die Mitte des Kreises. Seine einführenden Worte dauerten etwa eineinhalb Minuten. Während eine Gitarre weiter eine melancholische Melodie in Moll spielte, betrat eine kostümierte Frau als eine Art Erzählerin Punkt 21.00 Uhr den Kreis. Dabei ging sie den Kreis entlang an den Zuschauern vorbei. Ein Fernsehteam filmte die Szenerie. Die Erzählerin sprach mit lauter Stimme über Mutter Erde, die Leben verheißt und die Dunkelheit des Winters, die alles Lebendige unterdrückt. Hier ein Auszug: „In der längsten Nacht hat sich der Lebensfunke ganz ins Erdinnere verzogen und es herrscht Kälte und Dunkelheit. Wir wollen die Dunkelheit überwinden.“ Ihrer etwa zwei-minütigen Rede folgte die Feuerakrobatik gegen 21.03 Uhr. Die Musik änderte sich, Trommeln setzten ein und ein Dudelsack spielte eine Melodie. Jeder Feuerakrobat ging an den Zuschauern vorbei den Kreis entlang und zeigte sein Können und verließ den Kreis sobald er diesen einmal umrundet hatte. Der Abstand zwischen den einzelnen Künstlern betrug etwa sechs Meter und jeder hatte unterschiedliche Utensilien und zeigte seine individuellen Kunststücke. Insgesamt zeigten so neun Feuerakrobaten dem Publikum ihr Können. Als der letzte Akrobat den Kreis verließ war es 21.12 Uhr. Entfachen des Feuers zur Begrüßung des Winteranfangs Die Musik verstummte und die Erzählerin vom Beginn betrat wieder den Kreis, um mit ein paar Worten das Entfachen des Feuers in der Mitte einzuleiten. Sie sprach: „Lasst uns zusammen das Lebensfeuer entzünden und ihr unsere Gastgeber, unsere lieben Gäste. Unterstützung mit eurer Wärme, mit eurer Kraft. Gemeinsam rufen wir das Leben zurück. Bug und Horn, Bug und Horn - Was vergeht wird neu geboren.“ Es ertönten leise Stimmen, die die Worte „Bug und Horn, Bug und Horn, was vergeht wird neu geborn’“ leise sangen. Dabei ging die Erzählerin mit weiteren Personen mit Fackeln in den Händen im Kreis. Ihnen schlossen sich auch Besucher mit ihren Fackeln an. Eine Gitarre setzte ein und begleitete den Gesang. Der Gesang und die Gitarre verstummten und Trommeln und Schellen waren zu hören. Das Feuer in der Kreismitte wurde nun durch mehrere Personen entzündet. Die Trommeln wurden lauter und ein Dudelsack spielte eine Melodie. Zwei Feuerakrobaten schwangen ihre Werkzeuge in der Nähe der Feuerstelle und Jubel brach aus, als das Feuer gegen 21.17 Uhr hell zu brennen begann. Die Musik wurde wieder lauter und enthusiastischer, ein zweiter Dudelsack spielte die zweite Stimme zur Melodie. Die Musikergruppe, bestehend aus vier Personen, drei Männern und einer Frau, begann um das Feuer im Kreis zu gehen. Ihnen schlossen sich Besucher mit ihren Fackeln an, viele sprangen dabei. Immer mehr Menschen schlossen sich dem Zug an, einige schauten dem Treiben zu ohne im Kreis zu gehen. Von einem Bein zum anderen hüpfend oder gehend gingen die Leute um das Feuer. Ab und an erfolgten Jubelschreie. Inzwischen war es 21.24 Uhr. Die Musik spielte weiter und langsam versammelten sich die Menschen um das Feuer. Die Musik verstummte, doch gleich wurde das nächste Lied in ähnlicher Tonfolge angestimmt, während die Leute das lodernde Feuer bewunderten und der feierlichen Musik zuhörten. Ein Feuerakrobat bewachte das Feuer und legte Holzscheite nach. Wie er tanzten oder wippten viele zum Takt der Musik oder unterhielten sich. Hiermit war die eigentliche Zeremonie, der Höhepunkt vorüber und das Spektakel ging dem Ende entgegen. Ausklang Zwischendurch erfolgten immer wieder Jubelschreie. Sobald ein Lied zu Ende war wurde das nächste Lied in schnellem Rhythmus angestimmt und weitergetanzt, während das Feuer weiterbrannte. Inzwischen war es 21.30 Uhr. Alle Lieder bis auf eines waren rein instrumentell und nach jedem Lied erfolgten Applaus und Jubelschreie. Die Fackeln der Besucher waren fast niedergebrannt. Dann folgte ein weiteres Lied der Musikergruppe, nun jedoch nur Gesang, allerdings mehrstimmig in einem langsamen Rhythmus. Danach folgte wieder ein rein instrumentelles, schnelles Lied. Die ersten Fackeln der Besucher waren niedergebrannt, einige warfen die Fackelreste in das Feuer. Die Musikergruppe begann langsam vom Feuer wegzugehen und bahnte sich einen Weg durch die Leute, um im Kreis um das Feuer zu gehen. Einige Besucher folgten ihnen und gingen ebenfalls im Kreis um das Feuer herum, viele blieben jedoch am Feuer stehen. Zwei weitere Lieder folgten. Es war 21.45 Uhr und die ersten Besucher waren gegangen. Das Hauptprogramm war zu Ende und das Stehen und die Kälte wurden anstrengend, sodass sich immer mehr Besucher auf den Rückweg machten. Der Moderator und das restliche Fernsehteam von Servus TV begab sich unter die Menge und interviewte Besucher. Inzwischen war es 21.55 Uhr, etwa zwei Drittel der Besucher waren bereits gegangen. Die restlichen Besucher standen um die Musiker herum oder standen verstreut um das Feuer und tanzten teilweise. Um 22.03 Uhr endete das letzte Lied und es ertönte Applaus. Auf Wunsch des Publikums wurde ein zusätzliches Lied gespielt. Danach forderte das Publikum eine weitere Zugabe und die Musiker ließen sich zu einem allerletzten Lied überreden. Gegen 22.15 Uhr befanden sich noch ca. vierzig Personen auf dem Platz, die meisten von ihnen waren Akteure oder Helfer des Fackelumzuges, nur noch wenige Besucher waren anwesend. Nach diesem letzten Lied traten weitere Personen den Rückweg an. Auch von den Mitarbeitern gingen einige, erste Aufräumarbeiten begannen und Transporter wurden eingeladen. Es tanzten jedoch auch einige noch in der Nähe des Feuers und unterhielten sich. Der Rückweg erfolgt auf demselben Weg wie der Hinweg, durch das Burgtor den steilen Weg hinunter zur Stadt, die mittlerweile deutlich leerer war, da der Mittelalter- und Weihnachtsmarkt für diesen Tag geschlossen war. In der Stadt angekommen war es kurz vor 22.30 Uhr.Akteure
Die teilnehmenden Akteure gehörten teils einer festen Dauerkünstlergruppe an und teils der mittelalterlichen Musikergruppe. Zudem wirkten Marktbeschicker und Mitarbeiter des Esslinger Stadtmarketings mit. Showeröffner Der Mann, der die Feuershow eröffnete, war bereits beim Fackelverkauf zugegen und hatte die Funktion, die Menschen zu begrüßen und ein paar einleitende Worte zu sprechen. Er war zwischen 50 und 60 Jahren alt, hatte graues, längeres Haar und trug eine dunkelgrüne Hose und ein ebenfalls grünes weites Gewand, das über die Knie reichte. Darüber trug er einen schwarzen, kürzeren Umhang, einen schwarzen Hut und spitz zulaufende braun-graue Schuhe sowie ein rotes Halstuch. Erzählerin Die Erzählerin trat zweimal auf. Das erste Mal bevor die Feuerakrobatik begann, das zweite Mal vor dem Entfachen des Feuers. Sie war schätzungsweise Ende dreißig und trug ein langes Gewand, in der Hand hielt sie eine brennende Fackel. Während sie sprach ging sie an den Zuschauern im Kreis entlang. Feuerakrobaten Die Feuerakrobaten sind Teil der festen Dauerkünstlergruppe, die während der gesamten Dauer des Marktes anzutreffen sind. Zunächst betrat eine Frau den Kreis. Sie trug einen dunkelroten, von Pailletten glitzernden Rock, ein schwarzes ebenfalls pailettenbesetztes Oberteil, trug ein Halstuch um den Kopf gewickelt und war an den Wangen mit Glitzer geschminkt. In jeder Hand hielt sie Gerätschaften, an denen jeweils fünf kleinere Feuer brannten, die im Halbkreis angeordnet waren und die sie in unterschiedlichen Bewegungen durch die Luft kreiste. Ihr folgte ein Mann in den Kreis, der einen etwa eineinhalb Meter langen Stab trug, an dessen Enden jeweils ein Feuer brannte und damit Kunststücke vollführte, indem er den Stab von einer Hand zur anderen legte und dabei durch die Luft kreiste. Er trug ein langes Gewand und eine Kopfbedeckung und war ebenfalls an den Wangen mit Glitzer bemalt. Ihm folgte ein weiterer Mann, der in jeder Hand einen Stab mit jeweils zwei Feuern hielt, die er jonglierte und durch die Luft wirbelte. Er trug eine weite dunkle Hose, dazu einen roten Stoffgürtel und eine mit Fell gefütterte Lederweste sowie ein Kopftuch. Jeder Feuerakrobat ging an den Zuschauern vorbei den Kreis entlang und zeigte sein Können und verließ den Kreis sobald er diesen einmal umrundet hatte. Der Abstand zwischen den einzelnen Künstlern betrug etwa sechs Meter und jeder hatte unterschiedliche Utensilien und zeigt seine individuellen Kunststücke. Es folgt eine Frau, die in jeder ihrer flachen Handflächen ein kleines Feuer hielt und elegante Bewegungen mit ihrem Armen machte. Sie trug ein langes rotes Gewand, das am Bauch durch einen Gürtel ergänzt wurde. Ihr folgte ein Mädchen, das wieder einen längeren Stab mit Feuer an den Enden durch die Luft von einer Hand zur anderen wirbelte und dunkle Hosen sowie einen dunklen Kapuzenpulli trug, die Wangen bemalt. Ihr folgte ein weiteres junges Mädchen, mit einem kürzeren Rock aus einem grünen Tuch gewickelt, Strumpfhosen und Rollkragen-Pullover und bemalten Wangen, die in jeder Hand einen Stab trug und durch die Luft bewegte. Es folgte ein Mann etwa Anfang vierzig in Hosen und Weste mit langen Haaren und einem Hut der wiederum mit 2 Stäben deren beide Enden jeweils brannten, Kunststücke vollführte. Ihm folgte ein etwa gleichaltriger Mann mit erdfarbenen Hosen und Hemd, der in jeder Hand ein brennendes Seil schwang. Es folgte der letzte Akrobat, der wieder zwei an den Enden brennende Stäbe in der Hand schwang. Musikergruppe Die Musikergruppe mit Namen „Los Dilletantos „ bestand aus vier Personen, drei Männern und einer Frau. Die Frau, etwa Ende 30, trug ein weißes Kleid mit Stickereien und trug eine weiße Fellmütze. Um die Schultern trug sie ein helles Fell. Um den Bauch trug sie eine große Trommel mit einem Durchmesser von etwa 60cm, die mit Riemen an ihren Schultern befestigt war. Der zweite Trommler war ein ca. 30jähriger Mann mit einer kleineren, etwa 40 cm großen Trommel, der eine rot- grün gemusterte Hose sowie eine Art langärmliges Hemd mit rot, weiß und schwarzem Muster trug und auffällige, spitz nach oben gebogene Schuhe trug. Der Mann mit dem Dudelsack war etwa 60 Jahre alt und trug ebenfalls eine rote Hose und ein rotes, weites Hemd mit einem schwarzen Umhang mit goldenem Rand sowie eine schwarze Mütze. Der vierte Musiker, ein weiterer Dudelsackspieler, trug ebenfalls eine schwarzen Umhang und eine schwarze Kopfbedeckung. Um die Schultern trug er ein graues Fell. Alle Lieder bis auf eines waren rein instrumentell und erhielten Applaus und Jubel. Das gesungene Lied wurde mehrstimmig vorgetragen. In welcher Sprache oder worum das Lied handelte war nicht ersichtlich. Es könnte sich den Lauten nach um eine skandinavische Sprache gehandelt haben Nebenakteure Wenige Meter vom Rathausplatz waren zwei Mitarbeiter in individueller Ritterkluft positioniert mit silbernen Kettenhemden, darüber ein weißes, weites Gewand mit einem schwarzen Kreuz auf der Brust. Das Gewand wurde durch einen dünnen, braunen Gürtel zusammengebunden. Dazu trugen sie braune Stiefel. Der Kopf wurde durch eine Ritterhaube aus Gliederketten geschützt, die Hände durch Handschuhe aus silbernem Metall. Am Beginn des Mittelaltermarktes befanden sich ebenfalls zwei Ritter mit ähnlicher Kleidung. Am Ende des Mittelaltermarktes am Fuß einer Treppe befand sich ein einzelner Mitarbeiter mit mittelalterlicher Kleidung. Er trug braune Hosen, einen schwarzen Unhang und dazu einen auffälligen, locker gewickelten roten Turban. Der restliche Weg zur Burg wurde durch in den Boden gesteckte Fackeln gesäumt, etwa in einem Abstand von 15m. Publikum Zwischen 300 und 400 Personen wohnten dem Fackelumzug 2012 bei. Aufgrund des Wetters nahmen in diesem Jahr deutlich weniger Besucher teil als in den Jahren zuvor, wo es schon zu einer Besucherzahl von über 1000 Personen kam. Das Publikum war bunt gemischt und ging durch alle Altersklassen. Familien mit Kleinkindern, Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, junge Paare sowie Rentner waren unter den Besuchern, sodass das Alter schätzungsweise zwischen zwei und siebzig Jahren lag. Auch hinsichtlich des Geschlechts ließ sich keine Mehrheit feststellen, das Verhältnis von Männern und Frauen schien ausgeglichen. Die Besucher schienen nicht nur aus dem Raum Esslingen zu stammen, sondern scheinbar auch einige Touristen, die sich in ihrer Landessprache unterhielten, wohnten dem Fackelzug bei. Es gibt auch viele Stammbesucher, die jedes Jahr wegen des Fackelumzuges kommen. Einige Besucher fotografierten auch das Geschehen. Aufgrund des Wetters waren viele mit Regenjacken bzw. Regenschirmen bestückt. Einige wenige Besucher waren kostümiert, z.B. mit Umhängen, Hüten oder langen Gewändern. Viele tanzten mit oder hüpften im Kreis um das Feuer. Eine bestimmte Zuordnung der Besucher in eine soziale Gesellschaftsgruppe ließ sich nicht feststellen, beispielsweise anhand der Kleidung, da keine Auffälligkeiten bemerkbar waren. Die Vermutung, dass die Besucher vorwiegend der rechten Szene angehörten aufgrund der Motivik der Wintersonnenwende, die einen Bezug zum rechtsradikalen Milieu aufweist, ließ sich zumin-dest der Kleidung nach nicht feststellen. Insgesamt war der Fackelumzug eine friedliche Veranstaltung mit einer heiteren uns ausgelassenen Atmosphäre. Rathausplatz Schauplatz des Fackelumzuges war zunächst der Rathausplatz als Startpunkt der Route, wo sich die Besucher versammelten, um auf den Beginn des Umzuges zu warten. Auf einer Verkaufsbühne hatten die Besucher die Möglichkeit Fackeln zu kaufen, die am Rathausplatz auch entzündet wurden. Besonders auffällig auf dem Platz ist das alte Rathaus, das im Stil eines Fachwerkhauses gebaut wurde. Es stammt aus dem 15.Jahrhundert, wurde im 16.Jahrhundert jedoch teilweise umgebaut. Heute besitzt das alte Rathaus ein zweistöckiges Glockentürmchen sowie zwei Ziffernblätter und zählt mit seiner roten Farbe und den türkisenen Fensterläden als besondere Attraktion und Sehenswürdigkeit. Verkaufsbühne Die Bühne, auf der die Fackeln verkauft wurden, besaß etwa eine Länge von 5 Metern, etwa sechs bis acht Leute waren auf der Bühne tätig, teilweise kostümiert, teilweise in normaler Kleidung. Alle waren warm angezogen, diejenigen mit normaler Kleidung trugen dicke Jacken, teilweise Mützen, Handschuhe und Schals. Die Mitarbeiter mit mittelalterlich anmutender Kleidung trugen lange, weite Gewänder, einen Umhang, etwas spitzere Schuhe und einen spitzen Filz- oder Stoffhut. Diese Kostüme waren jedoch nicht gleich, sondern individuell. Einige trugen auch Felle. Die Rückwand der Bühne war mit blau-roten Stoffen dekoriert, mit dem Motiv eines schwarzen Pfedekopfes in der Mitte und auch die beiden Seitenwände waren in blau- roten Farben gehalten. An der Vorderseite, oberhalb der Bühnendecke befand sich eine rote, wellenförmige Stoffgirlande mit gelben Ornamenten an den Rändern. Fackeln Die Fackeln hatten eine Länge von etwa 40 bis 50 cm, waren schwarz und hatten oberhalb des Griffes eine runde Abdeckung aus weißem Karton. Eine Fackel kostete 2 Taler, was 2 Euro entsprach. Der Fackelverkauf erfolgt durch das Esslinger Stadtmarketing. In diesem Jahr wurden etwa 250 Fackeln verkauft. Aus Sicherheitsgründen werden maximal bis zu 400 Fackeln verkauft. Die Burg Vom Rathausplatz führte die Route durch den Mittelaltermarkt hindurch die steile Burgsteige an Weinbergen vorbei zur Burg hinauf. Die Esslinger Burg war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung und ist bis heute erhalten geblieben. Die Burg befindet sich oberhalb der Innenstadt und sollte zum Schutz vor Angriffen dienen. Von der Burg aus kann die ganze Stadt überblickt werden. Eine große Rasenfläche hinter der Burg war Schauplatz der Feuershow mit Feuerakrobatik und der Entzündung des Feuers. Das Feuer Das Feuer befand sich in einer feuerfesten, runden Schale aus Eisen oder ähnlichem Material, das von vier Holzbalken gesäumt war, welche ein Viereck bildeten, über das Seile gespannt waren. Die vier Balken mit den darüber gespannten Seilen dienten als eine Art Absperrung, damit die Leute nicht zu nahe an das Feuer traten. Wetterbedingungen Während des gesamten Abends regnete es leicht, zudem war es recht kalt. Die Besucher hatten sich jedoch mit warmer Kleidung, Mützen, Schals und Handschuhen sowie Regenschirmen und -jacken ausgestattet. Der Boden auf dem Burggelände war durch den Nieselregen etwas matschig. Die Kleidung war leicht nass und das Stehen in der Kälte mochte für den ein oder anderen Besucher etwas ungemütlich sein, jedoch konnte man sich am Feuer wärmen. Auch für die beiden Fernsehteams vom SWR und Servus TV waren die Drehbedingungen durch das nass-kalte Wetter nicht optimal, da die Kamera vor den Regentropfen geschützt werden musste.Brauch-und Rollenverständnis
Für die teilnehmenden Darsteller und Mitarbeiter des Esslinger Stadtmarketings ist die Mitwirkung am Fackelumzug jedes Jahr eine Freude. Viele sind seit dem Beginn des Fackelumzuges 2006 jährlich dabei. Der Esslinger Weihnachts-und Mittelaltermarkt engagiert jedes Jahr eine Dauerkünstlertruppe, die auf dem Markt ihre Darbietungen zeigt. Zu diesen Dauerkünstlern zählen auch die Feuerakrobaten. Für die Akteure, die an der Veranstaltung teilnehmen ist der Fackelumzug ein Erlebnis, das ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Das gemeinsame Feiern und die Freude über ein gemeinsam erfahrenes Erlebnis wirkt identitätsstiftend. Das Gelände auf der Burg eignet sich für die Feier besser als die Marktfläche, da sie größer ist und eine besondere Kulisse und Atmosphäre bietet. Der Fackelumzug wird als würdiger Abschluss des Marktes angesehen, bei dem die aktive Besuchereinbindung, die interaktive Komponente, im Vordergrund steht. Der Fackelumzug mit dem Feiern der Wintersonnendwende rundet den Mittelalter- und Weihnachtsmarkt ab. Der Fackelumzug zählt für die Akteure dabei als einer der Höhepunkte des gesamten Marktes. Er ist zusammen mit dem Markt für viele ein einzigartiges Erlebnis, das jedes Jahr gefeiert wird und in der Region einmalig ist. Die Intention der Veranstaltung einer Wintersonnwendfeier besteht vor allem in dem gemeinsamen Erleben des Feierns und dem aktiven Einbinden der Besucher zu einem „Mitmach-Erlebnis“. Für die Besucher ist der Fackelumzug ein großes Spektakel mit Eventcharakter. Für viele ist der Fackelumzug wie auch der gesamte Weihnachts-und Mittelaltermarkt eine besondere Attraktion, die sie als einmalig empfinden, sodass auch viele überregionale und ausländische Besucher anreisen. Für viele Besucher hebt sich der Esslinger Markt von anderen Weihnachtsmarkten ab, z.B. durch die Vielzahl an Waren, die besondere Atmosphäre etc. Der Fackelumzug wird in den Medien in der Regel als Highlight zum Abschluss des Weihnachts-und Mittelaltermarktes dargestellt. Er wird im Vorfeld bereits als einer der Höhepunkte des Mittelaltermarktes beworben. Die Esslinger Zeitung berichtete in mehreren Artikeln über den Weihnachts-und Mittelaltermarkt, beispielsweise über den Eröffnungstag des Marktes, die verschiedenen Stände und Händler oder über ganz allgemeine Informationen. Auch die Stuttgarter Zeitung widmete der Eröffnung des Marktes einen Artikel. Speziell zum Fackelumzug gab es einen kurzen Artikel der Esslinger Zeitung mit Informationen zu Datum, Uhrzeit und dem groben Ablauf. Die meisten Artikel berichteten jedoch über den Weihnachts-und Mittelaltermarkt und erwähnten den Fackelumzug lediglich in einem Nebensatz. Oft wurden in den Artikeln verschiedene Weihnachtmärkte in Deutschland vorgestellt und ihre Besonderheiten aufgezeigt. Auch Fernsehteams waren beim Fackelumzug zugegen und filmten die Veranstaltung. Zum einen ein Fernsehteam des SWR und zum anderen ein Team von Servus TV. Auch das Fernsehen interessierte sich zunächst für den gesamten Weihnachts-und Mittelaltermarkt. Der österreichische Fernsehsender Servus TV strahlte sogar eine einstündige Sondersendung, ein „Servus Journal Spezial“ aus, in dem vom erlebnisreichsten Weihnachtsmarkt Deutschlands gesprochen wurde. Dabei wurde ein Bild von einem romantischen Markt mit der Kulisse der historischen Altstadt von Esslingen und dekorierten Fachwerkhäusern aufgezeigt, das viele Attraktionen durch die vielen Gaukler, Akrobaten und Handwerker bietet. Die Verbindung von Weihnachtsmarkt und Mittelaltermarkt mache den Esslinger Markt zu einer Besonderheit und so zu einem regelrechten Besuchermagnet. Der Fackelumzug wurde dabei als besondere Attraktion gezeigt, die in der Region einzigartig ist. Der Fackelumzug zur Esslinger Burg kann als Event verstanden werden. Er beinhaltet alle Kriterien, die ein Event nach Winfried Gebhardt auszeichnen. Der Fackelumzug ist ein planmäßig erzeugtes Ereignis, das als einzigartiges Erlebnis mit einer besondere location, der Esslinger Burg, inszeniert wird. Dabei werden verschiedene ästhetische Ausdrucksformen wie Musik und Tanz verwoben. Der Ablauf und dessen Kontrolle liegt beim Veranstalter. Zudem wird ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit vermittelt. Der Fackelumzug beinhaltet außerdem interaktive und identitätsstiftende Komponenten, beispielsweise das Tanzen um das Feuer.Organisation der Brauchveranstaltung
Der Fackelumzug als Teil des Weihnachts-und Mittelaltermarktes hat keine eigenen Werbeaktionen und wird in der Regel nur in Zusammenhang mit dem Weihnachts-und Mittelaltermarkt beworben. Offizieller Veranstalter des Weihnachts-und Mittelaltermarktes und somit auch des Fackelumzuges ist die Esslinger Stadtmarketing & Tourismus GmbH (EST). Organisiert wird der Fackelumzug durch das Esslinger Stadtmarketing und die Marktakteure. Hauptsponsor des Marktes sind die SWE Stadtwerke Esslingen, daneben wird der Weihnachts-und Mittelaltermarkt unter anderem von Büroma-Apart und der Heureke GmbH & Co.KG gesponsort. Der Fackelumzug selbst hat keine Sponsoren, sondern wird von der EST mitfinanziert. Der Markt wurde im Vorfeld auf verschiedene Weise angekündigt. Auf der Homepage der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH www.tourist.esslingen.de gibt es jährlich ausführliche Informationen über den Weihnachts-und Mittelaltermarkt mit einer Auflistung von Terminen und Programmpunkten. Diverse Homepages wie www.weihnachtsmarkt-deutschland.de, www.weihnachtsmaerkte-in-deutschland.de oder www.stuttgart-tourist.de boten ebenfalls kurze Informationstexte über die Veranstaltung. Auch regionale Zeitungen gaben einige Tage vor der Eröffnung, aber auch während der Adventszeit Veranstaltungshinweise über den Markt. Darüber hinaus finden sich Informationen auf Flyern, Broschüren, Plakaten, auf dem Markt selbst oder bei Reiseveranstaltern etc. Die Vorbereitungen für den Fackelumzug laufen parallel zur Gesamtplanung des Weihnachts-und Mittelaltermarktes. Zwei Wochen vor Beginn des Fackelumzuges werden die Vorbereitungen intensiviert und es erfolgt die Feinabstimmung, unter anderem mit den Künstlern oder der Presse. Für den Fackelumzug werden verschieden Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Der gesamte Ablauf der Veranstaltung wird durch Personal und Marktmeister überwacht. Die Besucherströme sowie die Straßenüberquerung werden durch Ordner geregelt. Die Burgstaffel, die aus einer Holzkonstruktion besteht, wird abgesperrt, sodass die Besucher mit ihren Fackeln keinen Brand verursachen. Das Feuer, das auf der Rasenfläche hinter der Burg entzündet wird, ist durch eine Seilabsperrung gesichert, damit die Besucher Abstand halten. Darüber hinaus steht Löschwasser auf der Burg bereit. Der Abbau erfolgt noch am selben Abend. Alle verwendeten Materialien werden wieder hinunter in die Stadt transportiert. Die Entsorgung der Feuerreste erfolgt am nächsten Morgen.Historische Genese, Verbreitung und Forschungsstand
Entwicklungsgeschichte des Esslinger Fackelumzuges Erstmalig fand der Fackelumzug 2006 statt. Anlass war das zehnjährige Bestehen des Mittelaltermarktes, zu dessen Jubiläum der Fackelumzug eingeführt wurde und seitdem jedes Jahr zur Wintersonnenwende zelebriert wird. Die Idee eines Fackelumzuges entstand aus dem Wunsch, am Ende des Weihnachts-und Mittelaltermarktes ein „Mitmach-Erlebnis“ für Besucher und Marktbeschicker zu veranstalten. Da der Tag der Wintersonnenwende in den Zeitraum des Marktendes fiel, bot sich dieser Termin an, sodass sich nun jedes Jahr Besucher und Marktbeschicker am Rathausplatz versammeln, um gemeinsam zur Burg zu wandern, wo die Wintersonnenwende mit Feuershow, Musik und Tanz gefeiert wird. Die Esslinger Burg als Schauplatz der Feuershow wurde nicht zufällig gewählt. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt und bietet als historische Stätte eine besondere Atmosphäre. Die Route vom Rathausplatz durch den Markt und die Burgsteige hinauf wurde gewählt, da diese durch die Weinberge führt und eine kontinuierliche Steigung hat. Der Weg über die aus einer Holzkonstruktion bestehende Burgstaffel war nicht realisierbar, da diese Route zum einen zu steil und zum anderen aus Gründen des Denkmalschutzes aufgrund der Begehung mit Fackeln nicht möglich wäre. Seit dem Beginn des Fackelumzuges 2006 gibt es eine feste Dauerkünstlertruppe, die während der gesamten Dauer des Marktes zugegen ist. Zu den festen Dauerkünstlern zählen die Feuerakrobaten, die durch die Marktbeschicker sowie die mittelalterliche Musikergruppe unterstützt wird. Die Auswahl der Tageskünstler jedoch erfolgt jedes Jahr neu. Der Ablauf des Fackelumzuges sowie die Route und der Fackelverkauf sind seit 2006 gleich geblieben. Die Feuershow auf der Burg variiert jedes Jahr bezüglich der Dauer und dem Ablauf, abhängig von Faktoren wie dem Wetter oder den Besuchern und ihrer Partizipationsbereitschaft. Der Esslinger Fackelumzug wurde bisher noch nicht wissenschaftlich erforscht. Der Fackelumzug ist Teil des Esslinger Weihnachts-und Mittelaltermarktes. Der Markt ist jedes Jahr fast vier Wochen lang geöffnet, 2012 vom 27. November bis 21. Dezember, täglich von 11.00 bis 20.30 Uhr. Die beiden Märkte grenzen aneinander, sodass den Besuchen ein einziger großer Markt geboten wird. Den Esslinger Weihnachtsmarkt gibt es mittlerweile seit 35 Jahren. Seit 1997 gibt es neben dem Weihnachtsmarkt auch den Mittelaltermarkt, der über die Jahre stetig gewachsen ist. Der Markt weist über 180 Stände auf und ist somit einer der größten Märkte Baden-Württembergs. Es gibt ein reichliches Angebot an Essen und Trinken mit Speisen wie es sie auf den üblichen Weihnachtsmärkten gibt, z.B. verschiedene Würste, Crepes, Glühwein etc. Der Weihnachtsmarkt ist hell erleuchtet, nicht nur die einzelnen Buden, sondern auch die Häuserfassaden sind mit kleinen Lämpchen geschmückt. Auch findet sich reichlich Dekoration durch verschiedenste Figuren etc. Direkt zum Weihnachtsmarkt angrenzend findet sich der Mittelaltermarkt. Neben Ständen, die Kleidung, Düfte, Seifen, Kräuter u.v.m. verkaufen, gibt es verschiedene Handwerksstände und zahlreiche Essensstände. Angeboten werden besondere Speisen wie beispielsweise Stockbrot in einer würzigen und süßen Variante, Beerenwein, Met, Hanffladen oder Spanferkel. In der Taverne können weitere scheinbar mittelalterlich anmutende Speisen gekauft werden. Handwerker wie Gerber, Filzer, Färber, Schmiede, Seiler, Lederer, Besenbinder, Graveure, Scherenschleifer, Steinmetze, Drucker oder Glasbläser zeigen unter anderem ihre Handwerkskunst. Daneben können die Besucher in Mitmachwerkstätten bei den verschiedenen Handwerkern ihr Talent unter Beweis stellen. Weiterhin gibt es ein Badehaus, in welchem gezeigt wird, welche Rolle die Reinlichkeit im Mittelalter hatte. Verschiedene Spiele mit Namen wie „Belagert die Burg“ oder „Armbrustschießen“ werden den Besuchern dargeboten. Die Verkäufer tragen Kostüme, welche dem Mittelalter entsprechen sollen und so das Ambiente unterstreichen. So bedienen sich die Verkäufer auch altmodischer Floskeln wie „holde Maid“.Allgemeine Entwicklungsgeschichte
In populären Berichten wird häufig noch immer von einem germanischen oder heidnischen Ursprung heutiger Sonnwendfeiern gesprochen. Derartige Vorstellungen, die Sonnwendfeiern auf die Verehrung germanischer Götter wie Freya oder Baldur zurückführen, müssen jedoch äußerst kritisch betrachtet werden, da sie wissenschaftlich nicht fundiert sind und sich oftmals unkritisch an veralteten mythologischen Vorstellungen anlehnen. Es ist zwar anzunehmen, dass Sonnwendfeiern bereits in vorgeschichtlicher Zeit existierten, aber es gibt kaum Wissen darüber. Belege liegen erst seit dem Mittelalter vor. Da es bei der Entzündung der Feuer mitunter zu Zwischenfällen kam und da Aufklärer diese Bräuche nicht mehr für zeitgemäß erachteten, wurden Sonnwendfeuer zuweilen eingeschränkt oder ganz untersagt. Anfang des 19.Jahrhunderts wurden die Einschränkungen jedoch durch die Romantiker wieder verworfen und Sonnwendfeiern erfuhren mit der Annahme, sie seien Überreste germanischer Tradition, eine neue Wertschätzung. Wintersonnwendfeiern und -feuer erfuhren nach dem Ersten Weltkrieg und insbesondere im Nationalsozialismus einen Aufschwung. Im Nationalsozialismus, in dem auch Forschungsthemen wie Weihnachten zunehmend politisiert wurden, erreichten die Sonnwendfeiern eine starke Aufmerksamkeit und Beliebtheit, indem sie als germanisches Fest zelebriert wurden und das Feuer als Symbol für einen neuen Aufbruch gedeutet wurde. Durch die Nationalsozialisten erfolgten eine Abwendung vom Christentum und der Versuch der Einführung einer neuen germanischen Weltanschauung. Dazu sollten neu inszenierte Rituale dienen und neue Feiertage festgelegt werden. Statt des Weihnachtsfestes sollte das Julfest gefeiert werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Wintersonnwendfeiern kaum noch Beachtung. Nicht selten waren es rechte Kreise, die den Brauch aufrechtzuerhalten suchten. Heutzutage werden Sonnwendfeiern als Brauch in vielen Gegenden immer noch bzw. wieder veranstaltet, wie der Fackelumzug zur Esslinger Burg beweist. Jedoch hat der Brauch einen starken Wandel in Form, Funktion und sozialer Trägergruppe erfahren. Die meisten Sonnwendfeiern sind zu einem geselligen Ereignis für jede Altersklasse und Sozialschicht geworden, das Eventcharakter besitzt. Sie bieten die Möglichkeit eines Treffens, das oft mit dem Essen und Trinken in der Gemeinschaft verbunden ist. An einigen Orten sind Sonnwendfeiern jedoch auch stark rechtsextremistisch orientiert.Allgemeine Verbreitung des Brauchs
Das Feiern von Sonnwendfesten war in den 1930er Jahren weit verbreitet. Laut Matthias Zender soll eine Verbreitung des Feuerkultes über den östlichen Mittelmeerraum in christliches Gebiet erfolgt sein. In Skandinavien, besonders in Schweden und Norwegen, wird die Wintersonnwendfeier neben der beliebteren Sommersonnwendfeier, „midsommar“, jährlich gefeiert. Gerade das Mittsommerfest wird besonders intensiv gefeiert, da der Sommer-Winter Unterschied in dieser Region besonders hoch ist. Seit dem 1970er Jahren entstand in Deutschland eine Begeisterung für Skandinavien, sodass besonders schwedische Kulturelemente wie das Mittsommerfest übernommen wurden. So haben auch in Deutschland die Sonnwendfeiern zunehmend Beachtung gefunden und erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Stimmung ist meistens sehr ausgelassen. Es wird Musik gespielt, gegessen und getrunken, um das Feuer getanzt oder über das Feuer gesprungen, das Glück bringen soll. Viele Menschen konnten sich auch aufgrund der Esoterik-Welle für Sonnwendfeiern begeistern. Weitere Gründe für die zunehmende Beliebtheit für Sonnwendfeiern lassen sich in der Fantasy-Literatur, geschickten Marketingstrategien aber auch besonders in der Zunahme von Rechtsradikalismus begründen.Forschungsstand allgemein
Belege über Sonnwendfeiern sind wissenschaftlich lediglich für bestimmte Regionen und bestimmte Zeitperioden vorhanden. Die Literaturlage zur Sommersonnwendfeier und dem Johannistag scheint dabei jedoch merklich umfassender. Zur Wintersonnenwende gibt es leider deutlich weniger Literatur, was vielleicht damit zusammenhängt, dass der Mittsommertag in der Bevölkerung deutlich beliebter ist. Eine Annäherung der Wintersonnwendfeier muss so über Sonnwendfeiern im Allgemeinen erfolgen. Oft gibt es nur spärliche Belege (z.B. aus der Spätantike) oder für bestimmte Zeitperioden gar keine Überlieferungen (z.B. zwischen Spätantike und Mittelalter). Erst im Mittelalter ist die Überlieferungssituation etwas besser. Dennoch sind die Belege oft dürr und nicht exakt, teilweise auch missverständlich interpretiert. Erst im 20. Jahrhundert wird die Forschungslage deutlich besser, z.B. durch den Atlas der deutschen Volkskunde, der sich mit Jahresfeuern beschäftigte. Wissenschaftliche Literatur findet sich verstärkt in den 1990ern, aber auch seit den 1950ern finden sich ab und an Abhandlungen zur Thematik der Sonnwendfeiern. Literatur aus der Zeit des Nationalsozialismus, in der das Forschungsthema großen Anklang fand, muss kritisch betrachtet werden, da eine starke Politisierung stattfand. Leider existieren zahlreiche Publikationen, die Sonnwendfeiern immer noch unkritisch auf einen germanisch-heidnischen Ursprung zurückführen. Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht sind derartige Kontinuitätsbehauptungen jedoch längst überholt. Zudem werden Fakten allzu oft beliebig ausgelegt oder falsch interpretiert, sodass reale Ereignisse oftmals willkürlich aus dem Zusammenhang gerissen und schlichtweg umgedeutet werden. Gegenwärtig scheint es wenig aktuelle Forschungen zu geben. Eine neuere Arbeit zur Thematik der Sommersonnwendfeier im Rheinland wurde 2005 von Gunther Hirschfelder mit dem Titel „Mittsommer, Sonnenwende und Johannisfeuer im Rheinland zwischen Tradition und Inszenierung“ verfasst, in der das Feiern von Mittsommer und Johannis anhand von sechs Beispielen analysiert wird sowie die Ursprünge von Sonnwendfeiern diskutiert werden. Insgesamt herrscht jedoch eine unzureichende Forschungslage zur Thematik der Sonnwendfeier, insbesondere der Wintersonnwendfeier.Literatur
- Faber, Richard/ Gajek, Esther: Politische Weihnacht in Antike und Moderne - Zur ideologischen Durchdringung des Fests der Feste. Würzburg 1997.
- Hirschfelder, Gunther: Mittsommer, Sonnenwende und Johannisfeuer im Rheinland zwischen Tradition und Inszenierung. In: Hirschfelder, Gunther/ Mohrmann Ruth E. (Hg.): rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde. Bonn/Münster 2005. S. 101-140.
- Kramer, Karl-Sigismund: Volksleben im Hochstift Bamberg und im Fürstentum Coburg (1500 – 1800). Eine Volkskunde auf Grund archivalischer Quellen. Würzburg 1967.
- Kriener, Klaus: Julfest versus Christfest. Über das politische ‚Heidentum’ Alain de Benoists. In: Faber, Richard/ Gajek, Esther: Politische Weihnacht in Antike und Moderne - Zur ideologischen Durchdringung des Fests der Feste. Würzburg 1997. S.141-168.
- Petzoldt, Leander: Volkstümliche Feste. Ein Führer zu Volksfesten, Märkten und Messen in Deutschland. München 1983.
- Petzoldt, Leander: Feste und Feiern in Baden- Württemberg. Karlsruhe 1990.
- Roth, Elisabeth (Hg.): Oberfranken im 19. und 20. Jahrhundert. Bamberg 1990.
- Schönfeldt, Sybil Gräfin: Das große Ravensburger Buch der Feste & Bräuche. Durch das Jahr und den Lebenslauf. Ravensburg. 1980.
- Weber-Kellermann, Ingeborg: Saure Wochen, Frohe Feste. Fest und Alltag in der Sprache der Bräuche. München/Luzern 1985.
- Wolf, Helga Maria: Das Brauchbuch. Alte Bräuche, neue Bräuche, Antibräuche. Freiburg 1992.
- Zender, Matthias: Die Termine der Jahresfeuer in Europa. Erläuterungen zur Verbreitungskarte (Forschungen zum Ethnologischen Atlas Europas und seiner Nachbarländer. Band 1). Göttingen 1980.