In St. Englmar im Bayerischen Wald findet jedes Jahr am Pfingstmontag das Englmari-Suchen statt, eine Art geistliches Spiel, das die Entstehung der Wallfahrt zum Heiligen Englmar vor Auge führt. Das Spiel ist der Höhepunkt der Englmari-Festwoche.
Ablauf
Pfingstsonntag
Am Abend findet das Englmari-Singen beim steinernen Engelmar am Kapellenberg statt. Dabei singt und betet man, um sich auf den nächsten Tag einzustimmen.
Pfingstmontag
Das Englmari-Suchen dauert den ganzen Vormittag. Die Darsteller, Gläubigen und Zuschauer bewegen sich dabei vom Dorf zum Kapellenberg und wieder zurück. Morgens spielt am Kirchplatz die Blasmusik (dazwischen Pfingstl-Tuschen und Pfingstl). Um neun Uhr fängt der Umzug der Darsteller und Reiter an. Die Darsteller spielen nach, wie die Leiche des Englmar (eine Holzfigur) im Wald gefunden und zur Bestattung ins Dorf gebracht wird. Nach der Auffindung findet am Kapellenberg eine Bergmesse mit Tiersegnung statt. Danach ziehen alle zurück zur Pfarrkirche im Ort zum Te Deum.
Hintergrund-Infos
Einer Legende nach sei der Hl. Englmar um das Jahr 1100 aus Neid von einem Mitbruder erschlagen worden. Aus einer anderen Quelle wird erzählt, dass der Mord von einem Bediensteten des Grafen von Bogen begangen worden sein soll, der damit beauftragt war, dem Einsiedler das Essen zu überbringen. Ein Geistlicher, der zu einem Versehgang unterwegs war - so ist es überliefert - hat die Leiche des Hl. Englmar an einem Pfingstmontag unter Reisig verscharrt aufgefunden. Der Tote wurde zur Bestattung ins Tal gebracht und aus dankbarer Verehrung gegenüber seinem Lebenswerk eine Kapelle über seiner Grabstätte errichtet. Die Wallfahrer kamen zahlreich und bald konnte die kleine Kirche die Menschenmengen nicht mehr fassen, so dass eine neue Kirche - eine Vorläuferin der heutigen Pfarrkirche von St. Englmar - gebaut wurde. Ein ermordeter Heiliger hat über die Jahrhunderte hinweg die Phantasie der Menschen erblühen lassen und es entstanden zahlreiche Bilddarstellungen (z. B. große Tafelbilder mit erklärenden Versen, die in der Pfarrkirche von St. Englmar besichtigt werden können) über das schreckliche Geschehen.
Literatur
Bichler, Albert: Wie`s in Bayern der Brauch ist. München 1995.
Karte
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Ist dieses Brauchtum im Englmari-Brunnen auf dem Kirchplatz dargestellt? Wenn ja, vielleicht können sie etwas zu den dargestellten Personen sagen.
Solch Brauchtum bewahrt das Einzigartige der Gemeinden und wird von aufmerksamen Gästen auch interessiert wahrgenommen (die anderen fahren eh irgendwo an einen Sonnenstrand).
Interessant waren auch die Totenbretter. Aber das ist ein anderes Thema.
Vielleicht ist Ihre Antwort an mich eine Ergänzung Ihres Internetbeitrages wert.
wir konnten folgende Information vom Bildhauer des Brunnens, Herrn Günter Mauermann, in Erfahrung bringen, die ich gerne wörtlich zitieren möchte:
„Der Brunnen ist aus vier Granitteilen zusammengesetzt. Der Brunnen greift die Schrägen
von Platz und Straße auf und zeigt sich dadurch, zusätzlich mit der bildhauerischen
Strukturierung – leichte Versetzung der vier Steine mit Aufbrechungen – als Sammel-, als
Mittelpunkt der gegebenen Raumsituation. Eine vertikale Plastik oder eine Brunnenplastik mit
Becken verbietet sich, wegen der Englmarfigur nebenan. Mir war wichtig, dem konservativen
Schema „Sockel-Figur-Becken“ der Englmarfigur einen modernen bildhauerischen Körper
gegenüber zu setzen und damit ein Spannungsverhältnis einzuleiten. Ein Spannungsverhältnis,
das neben erfrischendem Gegensatz auch genausoviel Verbindendes zeigt. In den Aufbrüchen
zeigen sich – gleichsam versteckt im Wald, im Gewirr von Fels und Unterholz: Suchen –
Details des Englmarisuchens (Ochsenkarren, geschmückter Reiter usw., Englmar selbst ist nur
im steileren Teil angedeutet, es zeigen sich dort seine Füße mit einem Teil der Kutte). Ich bin
der Meinung, daß dieser unkonventionelle Hinweis auf das Englmarisuchen für Gäste
interessant ist, daß die Einheimischen sich persönlich angesprochen fühlen, es ihr Brunnen
ist, kurz: ein Englmarisuchen-Brunnen, ein Brunnen, der nicht genausogut woanders stehen
kann. Die Schräge des Brunnens hat zusätzlich auch eine symbolische Bedeutung: Kamm des
Vorderen Bayerwalds: Pröller, Predigtstuhl, Hirschenstein, Käsplatte.
Der Brunnen sitzt in keinem Becken, es wird nur das Pflaster ringsherum leicht abgesenkt,
das aus drei Zuläufen austretende Wasser läuft die natürlichen Schrägen entlang und
verschwindet am tiefsten Punkt: Das Wasser sucht sich so wie in der Natur seinen Weg.“
Ist dieses Brauchtum im Englmari-Brunnen auf dem Kirchplatz dargestellt? Wenn ja, vielleicht können sie etwas zu den dargestellten Personen sagen.
Solch Brauchtum bewahrt das Einzigartige der Gemeinden und wird von aufmerksamen Gästen auch interessiert wahrgenommen (die anderen fahren eh irgendwo an einen Sonnenstrand).
Interessant waren auch die Totenbretter. Aber das ist ein anderes Thema.
Vielleicht ist Ihre Antwort an mich eine Ergänzung Ihres Internetbeitrages wert.
Sehr geehrter Herr Scharschmidt,
wir konnten folgende Information vom Bildhauer des Brunnens, Herrn Günter Mauermann, in Erfahrung bringen, die ich gerne wörtlich zitieren möchte:
„Der Brunnen ist aus vier Granitteilen zusammengesetzt. Der Brunnen greift die Schrägen
von Platz und Straße auf und zeigt sich dadurch, zusätzlich mit der bildhauerischen
Strukturierung – leichte Versetzung der vier Steine mit Aufbrechungen – als Sammel-, als
Mittelpunkt der gegebenen Raumsituation. Eine vertikale Plastik oder eine Brunnenplastik mit
Becken verbietet sich, wegen der Englmarfigur nebenan. Mir war wichtig, dem konservativen
Schema „Sockel-Figur-Becken“ der Englmarfigur einen modernen bildhauerischen Körper
gegenüber zu setzen und damit ein Spannungsverhältnis einzuleiten. Ein Spannungsverhältnis,
das neben erfrischendem Gegensatz auch genausoviel Verbindendes zeigt. In den Aufbrüchen
zeigen sich – gleichsam versteckt im Wald, im Gewirr von Fels und Unterholz: Suchen –
Details des Englmarisuchens (Ochsenkarren, geschmückter Reiter usw., Englmar selbst ist nur
im steileren Teil angedeutet, es zeigen sich dort seine Füße mit einem Teil der Kutte). Ich bin
der Meinung, daß dieser unkonventionelle Hinweis auf das Englmarisuchen für Gäste
interessant ist, daß die Einheimischen sich persönlich angesprochen fühlen, es ihr Brunnen
ist, kurz: ein Englmarisuchen-Brunnen, ein Brunnen, der nicht genausogut woanders stehen
kann. Die Schräge des Brunnens hat zusätzlich auch eine symbolische Bedeutung: Kamm des
Vorderen Bayerwalds: Pröller, Predigtstuhl, Hirschenstein, Käsplatte.
Der Brunnen sitzt in keinem Becken, es wird nur das Pflaster ringsherum leicht abgesenkt,
das aus drei Zuläufen austretende Wasser läuft die natürlichen Schrägen entlang und
verschwindet am tiefsten Punkt: Das Wasser sucht sich so wie in der Natur seinen Weg.“