Einstiegsinformation
Seit der Antike gibt es Orte, denen eine wundertätige Wirkung zugesprochen wird. An diesen Orten ist meist entsprechend einer Wallfahrtslegende etwas Unerklärliches, Wunderbares passiert. Dadurch werden sie zur Anlaufstelle von Pilgern, die sich mit derselben Gnaden- bzw. Wundererwartung zu jener heiligen Stätte aufmachen. Die Tradition der Wallfahrt oder Pilgerreise unterliegt bestimmten Handlungsriten, die sich im Laufe der Zeit verändert haben, doch in ihren wesentlichen Zügen gleich geblieben sind. Eines davon ist der Erwerb von Devotionalien an den heiligen Stätten.
Begriffserklärung
Die Veränderung des Wortbegriffs changiert auf einem schmalen Grad zwischen Kultobjekten und der Ursprungsform. Vor allem im modernen Sinne werden oftmals untypische Gegenstände also Devotionalien deklariert, welche der ursprünglichen Bedeutung nicht entsprechen. Der Wortstamm entspringt dem lateinischen Wort „“devotio““, was so viel wie Gelübde oder Andacht bedeutet. Devotionalien dienen der Privatandacht und können Gegenstände unterschiedlichster Art sein. Nicht zu verwechseln mit den Dingen, die durch „“die kirchliche Weihe oder durch die Berührung am Gnadenbild, heilende und schützende Kraft erhalten““. Diese werden als Sakramentalien bezeichnet und sollen Schutz und Heilung bieten, im Gegensatz zu den Devotionalien, die nur der Andacht dienen.
Wallfahrtsmotivation
Es gibt ebenso viele Anlässe der Wallfahrt, wie es Wallfahrer gibt. Generell lassen sich individuelle sowie ritualisierte Gründe zur Wallfahrtsmotivation benennen.
Individuelle Gründe:
1. Als Erreichen eins höheren geistigen Zieles
2. Als Sühne
3. Als Vermächtnis/ an Stelle eines Anderen
4. Als Büße
5. Als Erfüllung eines Gelübdes
6. Als Dank für Hilfe in Not/Krankheit/Gefahr
Ritualisierte Gründe (zu einem festgelegten Termin mit bestimmten Schutzheiligen):
1. Berufs- und Standesgruppenwallfahrten
2. Gemeinden- oder Gruppenwallfahrten
Devotionalienarten
Die unterschiedlichen Anlässe trachten nach unterschiedlichen und individuellen Devotionalien. Je nach Anliegen des Wallfahrers wählt er seine Devotionalien. Aufgrund der etwas undurchsichtigen Wortbedeutung können fast alle Gegenstände, die ein Mensch zur Andacht benutzt als Devotionalien kategorisiert werden.
Es gibt jedoch einige Objekte,die der ursprünglichen Bedeutung entsprechen, wie zum Beispiel:
- Pilgerzeichen
- Devotionalienbildkopien, Andachtsbilder
- Rosenkränze
- Kruzifixe
- Kerzen
- u.v.m.
Bilder als Devotionalien
Die Gründe der Wallfahrt sind eng verknüpft mit der Wahl der Devotionalien. „Die neue Volksfrömmigkeitsbewegung entwickelte bald auch ihre spezifische Bildlichkeit, die religiöse Handlung erhielt im Öffentlichkeitszusammenhang der Volkswallfahrt einen geradezu theatralischen Veräußerlichungscharakter“ ( Manfred Brauneck). Entscheidend für die ikonographischen Aspekte der Ausarbeitung der Andachtsbilder ist das Tridentinische Konzil (1545-1563), welches die ausschlaggebenden Regeln festlegte. Die dadurch neu erschlossenen Möglichkeiten erlaubten eine Massenverbreitung von „kleinen Andachtsbildern“ und anderen Devotionalien. Eine Art „Wallfahrtsindustrie“ war Folge dieser Entwicklung. Die bildhafte Darstellung von Andachtsbildern erreichte im 15. Und 16. Jahrhundert den Höhepunkt der Realitätsdarstellung, wie zum Beispiel die Darstellung der Heiligen in, zu der Zeit üblichen Gewänder. Mit dem Erlass von 1563 wurde, trotz vieler Verbote die Verehrung von Andachtsbildern gebilligt und sogar befürwortet. „Das Konzil hielt fest, dass das Bild einerseits Lehrmittel für das Volk sei, dem es die religiösen Inhalte bekannt machen solle, und dass es weiterhin zur Erbauung dienen und Antrieb zur Nachahmung des Tugendbeispiels der Heiligen geben solle“ (Manfred Brauneck). Die Einhaltung der neuen Bildervorschriften hatte zur Folge, dass sich die Andachtsbilder vereinheitlichten.
Der Rosenkranz – die beliebteste Devotionalie
Zu den meist verbreitetesten und beliebtesten Devotionalien gehört der Rosenkranz. Er kann aus einer Vielzahl von Materialien wie etwa Holz, Gold, Silber, Edelstein, Elfenbein, Horn, Glas u.v.a. gefertigt werden. Er dient als Zählkette der Gebete und als Meditationshilfe. Zunächst wurde der Rosenkranz zu Privatgebeten verwendet, im Vordergrund stand dabei die Gebetshäufung. Die heute Form des Rosenkranzgebets entwickelte sich im 14. Jhd. eine Zeit des Umbruchs in Staat und Kirche, welche die Menschen stark herausforderte und sie in ihrem Glauben Trost fanden. Das war der entscheidende Moment für die Entstehung des Rosenkranzes als Volksgebet. Einerseits als persönliche Glaubensübung und zum Anderen als gemeinschaftliches Gebet , in Zeiten des kirchlichen Verfalls. Später durchlief er zahlreiche Wandlungen und Variationen. Der Rosenkranz wurde bald zu einem in der Form sehr vereinfachten (Wegfall auch der Ausstattung durch Anhänger), kunsthandwerklichen anspruchslosen Massenartikel der Devotionalienindustrie.
Bereits früher galten Rosenkränze auch als Schuck, auch in der heutigen Zeit werden sie zu dekorativen Zwecken verwendet. Ursprünglich wurden sie von Paternostermachern hergestellt. Heutzutage werden Rosenkränze oftmals industriell hergestellt, aber auch einige Orte und Klöster, wie zum Beispiel Neukirchen beim hl. Blut haben sich in der Rosenkranzproduktion etabliert.
Devotionalienstände
An jedem Wallfahrtsort sind sie vertreten und es gibt sie an jeder Ecke: die Devotionaliengeschäfte. Von Rosenkränzen, Andachtsbildern über Kerzen bis hin zu Amuletten findet man alles, was das Herz begehrt. Vieles hat mit den ursprünglichen christlichen Devotionalien nicht mehr viel zu tun. Vielmehr sind es Andenken, oft kitschiger Natur, die Menschen als Mitbringsel an ihre Wallfahrt mitnehmen. Auch werden sie nicht konkret von den Händlern als Devotionalien angeboten sondern als Andenken oder Wallfahrtswaren benannt.Es ist nicht zu übersehen, dass der Devotionalienhandel mehr und mehr kommerzialisiert wird. Der Begriff Devotionalien-Supermärkte trifft es auf den Punkt, da die Vielfalt und die Massenproduktion als Kritikpunkt mitschwingen. Im Allgemeinen kann ein Bedeutungswechsel weg vom liturgischen Gegenstand hin zum Andenken festgestellt werden.
Literatur
- Brauneck, Manfred: Religiöse Volkskunst. Votivgaben, Andachtsbilder, Hinterglas, Rosenkranz, Amulette. Köln 1978.
- Brönnle, Xenia: Gesegnetes Gepäck-Devotionalien und Souvenirs von Wallfahrtsreisen. In: Reiseandenken. Was vom Urlaub übrig bleibt. Hrsg. Von Dorothee Pesch. Oberschönenfeld 2012.
- Gockerell, Nina: Bilder und Zeichen der Frömmigkeit. Sammlung Rudolf Kriss. München 1995.
- Raff, Thomas: Wallfahrt kennt keine Grenzen. Katalog der Ausstellung im Bayrischen Nationalmuseum München. München 1984.