Termin
Dieser Brauch findet jährlich am 1. April statt.
Einstiegsinformationen
Das assyrische Neujahrsfest Ha Bnisan wird von Assyrern weltweit am 1. April gefeiert. Die Ursprünge dieses Festes gehen auf die Gründung des Ashur-Tempels in der alten Hauptstadt des assyrischen Reiches Assur im Jahr 4750 v. Chr. zurück.
Der assyrische Kalender
Das Neujahrsfest der Assyrer ist in deren eigenem Kalender begründet. Das Jahr wurde dabei zwar ebenso in zwölf Monate unterteilt, jedoch hatte jeder Monat exakt 30 Tage, sowie jede Woche 10 Tage. Um die Unregelmäßigkeiten im Kalender auszugleichen, wurde teilweise ein Schaltmonat mit 30 Tagen dazwischen geschaltet. Am 1. Tag des Monats Bellat Ekalli wurde schließlich das Neujahrsfest begangen.
Übersicht der assyrischen und deutschen Monatsbezeichnungen
Januar | Tebetu |
Februar | Šabatu |
März | Addaru |
April | Nisannu |
Mai | Ajaru |
Juni | Simanu |
Juli | Duuzu |
August | Abu |
September | Ululu |
Oktober | Tašritu |
November | Araḫsamna |
Dezember | Kislimu |
Ha Bnisan als Frühlingsfest
Ha Bnisan, das auch als Akitu-Fest bekannt ist, ist ein Frühlingsfest, ein Fest der Erneuerung und der Wiedergeburt der Natur. Es ist ein Fest, wo die Blumen anfangen zu blühen, die Wiesen ergrünen und Bäume Blüten schlagen. Bei diesem Fest wird die Schöpfungsgeschichte, die Erklärung der Entstehung allen Lebens, das so genannte Enuma Elisch in Erinnerung gerufen. Teil dieser Geschichte ist unter anderem die Inthronisierung des Gottes Marduk als Hauptgott, und so wird zum Andenken daran dieses Ereignis zelebriert.
Festdauer
Antike Festversion: Insgesamt dauerte das Fest zwölf Tage, die in verschiedene Abschnitte mit bestimmten Riten unterteilt waren, wobei sich jedoch der erste April als Höhepunkt auszeichnete.
Moderne Festversion: Heutzutage feiern die Assyrer das Neujahrsfest nur noch an einem Tag, dem 1. April.
Historischer Hintergrund
Der assyrische König legte während des Festes über sein Handeln im vergangenen Jahr Rechenschaft beim Gott ab. Absolute Ehrlichkeit wurde ihm abverlangt, und so musste er auch Misserfolge zugeben. Schließlich wurde er vom Oberpriester angemahnt im kommenden Jahr seinen Pflichten nachzukommen. Anschließend fand die Prozession statt, wobei das Volk ausgiebig mit Speis und Trank feierte.
Wie bei den meisten Feierlichkeiten der damaligen Zeit basiert aber auch das assyrische Neujahrsfest vor allem auf einen mythologischen Hintergrund: Die Geschichte von Ishtar und Tammuz.
Ishtar, die als Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin im ganzen Orient verehrt wurde, wollte die Herrschaft nicht nur über alles Leben der Erde, sondern auch über die Toten in der Unterwelt ausüben. Sie machte sich folglich auf den Weg dorthin, musste aber an den sieben Pforten der Unterwelt ihre ganze Kleidung und ihren Schmuck ablegen, so dass sie schließlich nackt bei ihrer dort regierenden Schwester Ereshkigal, die Göttin der Unterwelt, ankam.
Diese war natürlich nicht gewillt, ihr Amt abzutreten, ließ Ishtar fesseln und zu Tode verurteilen. Während dieser Zeit der Gefangenschaft in der Unterwelt wuchs nichts auf den Feldern, Menschen und Tiere vermochten sich nicht mehr zu vermehren. Das Leben hörte auf sich zu entfalten. Doch schließlich gelang es Ishtar ihre Schwester zu überreden, an ihrer Stelle ihren Freund und Geliebten Tammuz in die Unterwelt zu schicken. Während des Neujahrsfestes jedoch durfte er die Unterwelt verlassen, damit die rituelle Hochzeit mit der Göttin Ishtar vollzogen werden konnte und neues Leben erwache.
Moderne Festinterpretation
Heute wird Ha Bnisan von den Assyrern weltweit mit Prozessionen, Kulturfeiern, Festivals und eben Empfängen gefeiert. Dabei geht es heute weniger um das religiös-rituelle Fest (da die Assyrer heute Christen sind), vielmehr begehen sie dieses Fest als Bestandteil ihres historischen und kulturellen Erbes, als ein weltliches Fest zur nationalen Identitätswahrung.
Gewährspersonen
Mitglieder des Mesopotamien Vereins Augsburg e.V.