Inhalt
Termin
Dieser Brauch findet am 13. Oktober 2024 statt.Einstiegsinformation
Jedes Jahr am 2. Sonntag im Oktober findet in Schwangau das traditionelle Colomansfest mit Colomansritt statt. Bestandteil dieses Festes sind ein feierlicher Gottesdienst, eine Pferdebenediktion, ein Umritt der Colomanskirche und ein geschlossener Umzug der teilnehmenden Reiter durch Schwangau zur Kirche St. Coloman. Das Fest geht auf den Heiligen Coloman zurück, dem Schutzpatron der Tiere. Sein Gedenk- und Namenstag ist auf den 13. Oktober datiert.Ablauf
Zeitlicher Ablauf des Festes
Am Tag des Colomansfestes versammeln sich auf dem freien Feld an der Schlossstraße in Schwangau am frühen Morgen gegen 8 Uhr ungefähr 200 Reiter, um an dem Reiterzug teilzunehmen. Die Pferde aus der näheren und ferneren Umgebung sind reichlich mit Blumen, Schleifen und Bändern geschmückt und werden von den Reitern und Reiterinnen in traditioneller Tracht ungesattelt geritten. Geordnet nach Ortschaften formieren sich die Teilnehmer am Rathaus von Schwangau gegen 9.30 Uhr. Laut Paragraph 14 der Satzung des Sankt Coloman-Vereins e.V Schwangau verläuft der Reiterzug in folgender traditionell überlieferter Rittordnung:- 1) Musikkapelle Schwangau
- 2) Fahnenabordnung der örtlichen Vereine
- 3) Kutschen für die Geistlichkeit, Bürgermeister und Ehrengäste sowie Ministranten
- 4) Reiter in heimischer Tracht oder Reiter-Turnierkleidung
- 5) Weitere Musikkapellen innerhalb des Zuges (abwechslungsweise Buching / Weißensee)
Organisation des Festes
Heute Die Organisation des Colomansfestes mit dem Colomanritt obliegt dem St. Coloman-Verein e.V. in Schwangau, welcher 1995 gegründet wurde. Ziel dieses Vereins ist die Erhaltung und die Förderung dieser traditionsreichen Feier. Vor wenigen Wochen wurde Andreas Helmer zum neuen ersten Vorstand der ca. 160 Mitglieder gewählt. Die Aufgaben dieses Vereins bestehen darin, das Colomansfest mit allen dort anfallenden Tätigkeiten auszurichten, die schriftliche und teilweise mündliche Einladung der umliegenden Vereine, Pferdehalter und Reiter anderer Ritte ungefähr 3-4 Wochen vor dem Festakt und gleichzeitig die Teilnahme bzw. der Gegenbesuch mit Reitern bei gleichen oder ähnlichen Veranstaltungen in der Umgebung zu organisieren. An folgenden Ritten nimmt der Verein teil und deren jeweilige Abordnungen wiederum am Fest des Heiligen Colomans: Auerbergritt Bernbeuren Ulrichsritt Steingaden Leonhardiritt Wildsteig Leonhardiritt Unterammergau Leonhardiritt Forst Leonhardiritt Rottenbuch Ebenfalls kümmert sich der Verein an diesem Tag um das leibliche Wohl der Reiter und der Pferde nach dem Ritt und um die Gastgeschenke in Form von Anstecker, Plaketten und anderen kleinen Erinnerungsstücken. Früher Vor der Gründung des Vereins unterlag die Organisation einer Interessengemeinschaft zur Erhaltung und Förderung des Colomansfestes mit Pferdebenediktion. Diese wurde 1978 ins Leben gerufen, da zwei Jahre vorher, geschuldet durch die Modernisierung und Technisierung der Landwirtschaft, in welcher das Pferd immer mehr an Bedeutung verlor, nur noch neun Reiter zum Festumzug erschienen waren und man Sorge hatte, die Tradition des Brauchs würde verloren gehen. Durch Spendenaufrufe und die Zusammenlegung der Finanzierung durch Kirche, Gemeinde und Trachtenverein war es möglich, der Veranstaltung einen neuen Auftrieb zu geben und die Bekanntheit und Beliebtheit des Colomanfestes zu erhalten und zu fördern.Gewährspersonen
Als Gewährsperson habe ich den neu gewählten ersten Vorsitzenden des St. Coloman-Vereins e.V. Andreas Helmer um ein Interview gebeten und mich persönlich mit ihm in Schwangau getroffen. Dank seiner Hilfe, seinen Erzählungen und den von ihm erhaltenen Materialien und Bildern war es möglich, den Artikel zu erstellen.Hintergrund-Infos
Das Leben des Heiligen Coloman
Wie der Name des Festes verrät, gehen die Feierlichkeiten auf den Heiligen Coloman, einem irischen Königssohn, zurück. Der Legende nach rastete der fromme Pilger im Jahre 1012 auf seiner Reise in das Heilige Land genau am heutigen Standort der Colomanskirche. Bei seiner Weiterreise erreichte Coloman den in der Nähe von Wien gelegenen Ort Stockerau. Aufgrund seiner fremd klingenden Sprache und seiner Kleidung waren ihm die Bewohner misstrauisch gegenüber und vermuteten, er sei ein Spion. Man ließ ihn in Arrest bringen und folterte ihn. Trotz seiner Unschuldsbekundungen und seinen Beteuerungen nur ein „pauper Christi“ (Armer Christi) zu sein, der auf Pilgerreise war, wurde Coloman nach vielen Folterqualen an einem Holunderbaum am 17. Juli 1012 erhängt. Schenkt man der Legende Glauben, so hing sein Leichnam über ein Jahr unverwest an dem Baum und es ereigneten sich um den Heiligen zahlreiche Wunder. Mit der Erkenntnis einen Unschuldigen hingerichtet zu haben, erfolgte im darauffolgenden Jahr 1013 seine Beisetzung. Da sich immer wieder mysteriöse Begebenheiten ereigneten, wie die alleinige Verschonung seiner Grabstätte bei einer Überschwemmungskatastrophe der Donau, bei welcher alle umliegenden Häuser Schaden nahmen, veranlasste der damalige Landesherr, Markgraf Heinrich I., am 13. Oktober 1014 die feierliche Überführung der Gebeine von Stockerau in die Stiftskirche nach Melk, bei welcher wiederum zahlreiche Wunder geschehen sein sollen. Zwei Jahre nach der Erhebung des Heiligen Colomans wurden seine Gebeine kurzzeitig nach Ungarn überführt. Dies wurde aber im gleichen Jahr 1016 wieder rückgängig gemacht und die Ungarn bekamen als Reliquie einen Arm des Heiligen. Es ist überliefert, dass bereits im 11. Jahrhundert Wallfahrten an sein Grab in Melk unternommen worden waren. Im Jahre 1245 erfolgt die offizielle Heiligsprechung Colomans durch Papst Innozenz IV. (vgl. Hoffmann, S. 416ff) In der Zeit danach gilt der Heilige Coloman als Schutzpatron des Viehs, als Helfer bei Seuchen, Kopf-, Hals- und Fußverletzungen, bäuerlichen Belangen und als Beschützer der Gehängten. Heutzutage hat der Heilige lediglich das Schutzpatronat des Viehs inne, bei welchem um deren Gesundheit und um Vermeidung von Krankheit gebeten wird. 1720 wurde ein Teil des Kinnbackens des Heiligen nach Schwangau überbracht. Mit dieser Reliquie, die sich in einer Monstranz befindet, wird heute noch jedes Jahr der Segen für die Pferde erteilt. Der Beginn der Wallfahrten und der Verehrung des Heiligen Colomans in Schwangau kann nicht genau datiert werden. Quellen nach, wurde bereits Mitte des 14. Jahrhunderts, genau an der Stelle, an der sich heute die barocke Colomanskirche steht, zu Ehren des Heiligen eine kleine Kapelle erbaut. In den darauffolgenden Jahren erhielt die Wallfahrt immer mehr Zuspruch, besonders am Tag des Heiligen Colomans. Daher gelang es 1552 den Brüdern Hans Georg und David Paumgarten für diesen Tag das Marktrecht durch Kaiser Karl V. zu erhalten. Auch wenn es zur Verehrung des Heiligen in diesen Jahren keine genauen Angaben gibt, vermutet man, dass zu jener Zeit der Brauch der Pferdebenediktion und des dreimaligen Umritts der Kirche entstand. Dargestellt wird der Heilige meist in Pilgertracht mit einem Mantel, einem Rock, einem Hut mit breiter Krempe und einem Stab. Als persönliches Attribut findet man oft einen Strick, eine Zange und eine Rute als Erinnerung an die grausamen Folterqualen und seinen Tod.Weblinks
https://www.youtube.com/watch?v=MxSiLt4cjFoLiteratur
- Hoffmann, Helga: Die Wallfahrt zum hl. Coloman. In: Liebhart, Wilhelm (1996): Schwangau, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen, 902 S.
St. Colomansfest 2020 wurde wegen Corona abgesagt!