Inhalt
- Termin
- Einstiegsinformation
- Ablauf
- Tragen der Coleur
- Einzug auf dem Marktplatz
- Übergabe des Förderpreises
- Der Samstag des Convents
- Sportfest
- Der Sonntag des Convents
- Kranzniederlegung
- Der Montag des Convents
- Gewährspersonen
- Hintergrund-Infos
- Vom Mittelalter bis zur Moderne
- Gründungsconvent
- Erster Weltkrieg
- Weimarer Republik und Nationalsozialismus
- Protest
- Weblinks
- Literatur
- Karte
Termin
Dieser Brauch findet vom 06. bis 10. Juni 2025 statt.Einstiegsinformation
Der Pfingstkongress wird jährlich vom Coburger Convent der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften vom Freitag vor bis Dienstag nach Pfingsten in Coburg veranstaltet. Der Kongress ist eine der wichtigsten regelmäßigen Zusammenkünfte des gesamten Convents, die durch viele Bräuche und Traditionen bestimmt ist.Ablauf

Tragen der Coleur

Einzug auf dem Marktplatz

Übergabe des Förderpreises
Im Rathaussaal findet danach mit der Übergabe des Förderpreises eine weitere wichtige Tradition des Pfingstkongresses statt. Diesen Preis verleiht der Coburger Convent jährlich an die besten Schülerinnen oder Schüler der vier Coburger Gymnasien. Hierbei ist hervorzuheben, dass bei der Auswahl der Prämierten nicht nur die schulischen Leistungen beachtet werden, sondern auch das soziale Engagement ein weiteres wichtiges Kriterium bildet. Außerdem zu betonen ist, dass nicht nur Schüler sondern auch Schülerinnen diesen Förderpreis erhalten können.Der Samstag des Convents
„Der Samstag steht ganz im Zeichen des Tagungsgedankens und damit der Parlamente des CC“ (Schloms 1995: 59). Hier finden die drei wichtigsten Mitgliederversammlungen oder Convente statt, der CC-Tag, der AHCC-Tag und der CGC. Jede Studentenverbindung besteht aus einer Aktivitas, das heißt einem „Zusammenschluss der aktiven Studenten und Traditionswahrer der Verbindung“ (Rönz 2010), und einem Alt-Herren-Verband, dem „Zusammenschluss der ehemaligen Studenten und Rechtsträger der Verbindung“ (Ebd.).
Sportfest
Am Samstag beginnt weiterhin das traditionelle Sportfest des CCs auf dem Sportplatz in Coburg, das am Sonntag fortgesetzt wird. Organisiert wird das Sportspektakel von einer eigens dazu auserwählten Verbindung des CCs. Hier dürfen sowohl alle Mitglieder des Convents als auch deren Familien, Freunde und Bekannte teilnehmen und ihre Kräfte bei zahlreichen Wettkämpfen messen. Vom Freundschaftsschießen und Schwimmen bis hin zum Golf- und Fußballturnier ist hier alles dabei. Die jeweiligen Sieger erhalten eine Urkunde und sicherlich auch die Anerkennung ihrer Kameraden. Beim CC-10km-Lauf werden dann auch die restlichen Coburger Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme aufgerufen.
Der Sonntag des Convents
Am Sonntag werden bei Bedarf gegebenenfalls die Covente fortgesetzt und die Wettkämpfe am Pfingstsportfest gehen weiter. Ansonsten bestehen für Sonntag außer einem Gottesdienst keine weiteren großen Tagesordnungspunkte. Am Montag gibt es dafür die zwei wichtigsten offiziellen Bräuche gleich an einem Tag: Die Kranzniederlegung und das Totengedenken sowie der Festkommers mit anschließendem Fackelzug. Zur Kranzniederlegung sammeln sich die Chargierten am Montagmorgen im Hof der Ehrenburg auf dem Coburger Schlossplatz. Die „Chargia“ ist der für ein Semester gewählte „Vorstand [einer Verbindung], bestehend aus Erst-, Zweit- und Drittchargierten“ (Ebd.). Die drei Chargierten präsentieren sich zu diesem Anlass im Vollwichs und tragen die Fahne ihrer Verbindung. Auch die restlichen Mitglieder des Convents finden sich auf dem Schlossplatz ein. Um 10.30 Uhr marschieren die Chargierten, gefolgt von den restlichen Anwesenden, zum Ehrenmal der Stadt Coburg, das zum Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege errichtet wurde. Das Denkmal liegt schräg rechts dem Hof der Ehrenburg gegenüber in einem Raum in den Arkaden, in dem 1815-1918 die Schlosswache untergebracht war.Kranzniederlegung


Der Montag des Convents
Am Montagabend folgt dann der Festkommers. „Der Studentische Kommers ist die Traditionsveranstaltung per se“ (Ebd.). Der Kommers, also die hochoffizielle Feier, besteht stets aus den gleichen festen Elementen. Nach dem Einzug der Chargenabordnungen erfolgen die Begrüßung der Gäste, eine Festrede und eine Vertreterrede. Dazwischen gibt es immer wieder sogenannte Colloquien, also „Pausen mit freiem Rederecht […] [aller] Teilnehmer und es werden Lieder gesungen“ (Ebd.), denn auch das Liedersingen ist ein wichtiger Brauch der Landsmannschaften und so natürlich auch des Pfingstkongresses. Der Festkommers wird abgeschlossen mit dem Singen der Nationalhymne und dem Auszug der Chargierten. Nach dem Kommers nehmen alle Verbindungen bei Einbruch der Dunkelheit Aufstellung und laufen mit Fackeln (daher der Name Fackelzug) zum Marktplatz.

Gewährspersonen
Interview mit Norman Rönz, Pressesprecher des Coburger Convents der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften (September 2010).Hintergrund-Infos
Vom Mittelalter bis zur Moderne
Die Geschichte der akademischen Landsmannschaften als Grundlage des Coburger Convents beginnt bereits im späten Mittelalter. Die Ursprünge finden sich an zwei der ältesten Universitäten Europas Bologna und Padua in Italien. Im Gegensatz zu heutigen Universitäten und Hochschulen gab es an diesen keine Aufteilung in einzelne Fakultäten sondern man bevorzugte eine „Nationengliederung“ (Frische et al. 2005: 23). Dies nahmen sich die damaligen Studenten zum Beispiel und bildeten sogenannte „nationes“ (Ebd.) Dabei handelte es sich um Schutz- und Trutzgemeinschaften unter Studenten, die in einer sogenannten „Burse“ lebten. Dies bezeichnete zum einen das Gebäude mit gemeinsamen Schlaf-, Unterrichts- und Essräumen, in denen die Studenten einer nationes wohnten, als auch den Umstand, dass alle in eine gemeinsame Kasse einzahlten und aus dieser lebten. Aus dem Begriff „burse“ „entstand [später auch] die Bezeichnung ‚Bursche‘“ (Wöhner 1986: 3). Aus den nationes und bursen entwickelten sich ab 1615 an deutschen Universitäten die Landsmannschaften, als private, nach Herkunft der Studenten differenzierte Gemeinschaften, deren Mitgliedschaft für Landsmänner Pflicht war. Immer wieder hatten die Landsmannschaften mit Auflösungen, Neugründungen, behördlichen Verboten und Widerständen zu kämpfen, hervorgerufen zum Beispiel durch den im 16. Jahrhundert ausufernden „Pennalismus“. Diese Bezeichnung beschrieb die Gewohnheit, dass die Neulinge oder eben „Pennäler“ in ihrem ersten Studienjahr „richtig herangenommen“ (Ebd.: 25) wurden, was schon mal tödlich oder im Suizid enden konnte (Vgl. ebd.: 24f.). Derartige Gewaltausübungen nahmen gezwungenermaßen natürlich mit der Zeit ab. Insgesamt konnten die Landsmannschaften jedenfalls „von Staats wegen nie vollständig ausgerottet werden“ (Ebd.: 25) und erfuhren im 18. Jahrhundert eine Art Renaissance.Gründungsconvent
Am 01.03.1868 dann kam es zum ersten Zusammenschluss der großen Landsmannschaften in Deutschland, dem Allgemeinen Landsmannschafts-Verband. Die offizielle Gründung und der erste Kongress fanden am 02.06.1868 in Zwingenberg statt (Vgl. ebd.: 33) und von da an jährlich an wechselnden Orten. Doch schon 1872 wurde auf dem Kongress in Halle der Antrag auf einen festen Standort gestellt: „…wo auf Vorschlag des Vertreters der Makaria für die Zukunft als ständiger Kongressort die geographisch günstig und landschaftliche reizvoll gelegene Stadt Coburg gewählt wurde…“ (Ebd.: 34). So wurde die Vestestadt Coburg zentraler Ort und Namensgeber für den Verband, der sich von 1874 bis 1908 „Coburger Landsmannschafter-Convent (Coburger LC)“ nannte (Vgl. ebd.). Danach erfolgte eine Umbenennung in „Deutsche Landsmannschaft (DL)“ (Ebd.: 40), der Kongressort aber blieb derselbe.Erster Weltkrieg
Als 1914 dann der erste Weltkrieg ausbrach, standen die Korporationen, die im Wesentlichen „Befürworter des Krieges“ (Schloms 1995: 33) waren, vor einem Problem. Die meisten deutschen Männer, die dazu in der Lage waren (und dazu zählten die Studenten nun mal fast alle) zogen in den Krieg und die Landsmannschaften verloren auf einmal einen Großteil ihrer Mitglieder. Den meisten Verbindungen blieb nichts anderes übrig, als sich zu vertagen. Nach dem Krieg allerdings fanden sich viele Korporationen schnell wieder zusammen und auch der Kongress in Coburg fand wieder mit vielen Verbindungen der DL statt. 1926 wurde das Amt für Leibesübungen geschaffen. Seit dem ist das Sportfest (wie oben beschrieben) ein fester Bestandteil des jährlichen Kongresses. Und auch ein weiterer wichtiger Brauch, die Kranzniederlegung am CC-Denkmal, entspringt aus der Zeit der Weimarer Republik, da das Denkmal wie im ersten Teil schon erwähnt „Pfingsten 1926 in feierlichem Rahmen zum Gedenken an die im Krieg gefallenen Verbandsbrüder“ (Ebd.) eingeweiht wurde. Im Gegensatz zu heute wurde in den damaligen Ansprachen, neben dem Gedenken der Toten dazu aufgerufen, sich für einen weiteren Krieg bereitzuhalten.Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Die Zeit der Weimarer Republik war ansonsten „gekennzeichnet durch den fortwährenden Widerstand der Studentenschaft gegen die Demokratie“ (Schloms 1995: 33) und dementsprechend auch dem Widerstand der Demokratiebefürworter gegen den DL. Mit dem Nationalsozialismus begann das zwischenzeitliche Ende des DL. Wie so manches in dieser Zeit musste auch das Grundprinzip der Landsmannschaften, nämlich Sitz- und Stimmrecht für jeden Bundesbruder, dem Führerprinzip weichen. Einige Korporationen gliederten sich freiwillig in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund und damit in das NS-Regime ein, andere wurden im Rahmen der Gleichschaltung dazu gezwungen. „Am 14. Mai 1936 verbot Rudolf Heß allen Mitgliedern der Partei und allen Angehörigen […] die Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung“ (Ebd.: 44). An der 68. Pfingsttagung in Coburg löste sich der DL offiziell auf, indem sie, wie ein Sprecher des Vorstandes sagte „ihre Einflussnahme auf die studierende Jugend aufgegeben [hat], die nunmehr dem Willen des Führers entsprechend ausschließlich den von ihm eingesetzten Gliederungen der national-sozialistischen Bewegung zusteht“ (Ebd.: 45). Doch auch nach dem zweiten Weltkrieg sind die Studentenverbindungen des DL entgegen aller Erwartungen wieder erstanden und bestehen bis heute. Ähnlich wie der Coburger LC hat auch der Vertreter Convent der akademischen Turnerschaften (VC) im 19. Jahrhundert von der „Liberalität gegenüber Vereinen“ (Ebd.: 34) von Coburg Herzog Ernst II. (er übernahm die Vereins- und Versammlungsfreiheit in das Grundgesetz des Herzogtums auf) profitiert. So fand auch „am 18./19. Juni 1860 das erste deutsche Turnfest in Coburg statt“ (Ebd.). Das Turnen hatte zu dieser Zeit einen nationalen Aspekt, denn es war üblich, dass „die Turnerei Waffenübungen veranstalte[t] […] [und somit jeder] ordentliche Turner […], die Befähigung zum sofortigen Eintritt in die Reihen der Vaterlandsvertheidiger [sic!] erhalte[ ]“ (Ebd.). Auch die Landsmannschaften, legten wie bereits erwähnt, viel Wert auf sportliche Betätigung und so kam es schon 1922 zwischen den beiden Verbänden, dem DL und dem VC, die sich „innerlich so verbunden“ (Ebd.: 38) fühlten, zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft „zum Zwecke einer erfolgreichen Pflege und Förderung der gemeinsamen vaterländischen, studentischen und waffenstudentischen Ideale sowie zu gemeinsamer Abwehr feindlicher Bestrebungen, oder von Vormachtbestrebungen anderer Gruppen“ (Ebd.). Im Jahre 1951 schließlich kam es zu dem „hervorragende[n] Ereignis eines Zusammenschlusses von Verbänden […] [, der] Verschmelzung der DL mit dem VC zum ‚Coburger Convent der Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen‘“ (Ebd.: 47f.). Und diesen gesamten Convent kann man eben jedes Jahr aufs Neue während seines Pfingstkongresses in Coburg antreffen.Protest
Doch auch heute noch hat der Convent immer wieder mit seinen Gegnern und deren Protestaktionen zu kämpfen, denn nicht jeder freut sich über den jährlichen Besuch der Studenten in Coburg. Zwar fanden die Kongresse bis 1979 ohne größere Zwischenfälle statt, jedoch änderte sich das in jenem Jahr, in dem sich die „Antifa“ einschaltete und zur ersten großen Protestdemonstration gegen den Coburger Convent und seine Veranstaltungen aufrief. „seit dem Jahre 1986 kommt es jährlich zu solchen Aktionen der Antifa“ (Jawad/Schenkel 1993: 55), die mittlerweile für die Demonstranten schon genauso zur Tradition geworden sind, wie die ihnen unliebsamen Bräuche des Convents. So wird jeder große öffentliche Tagesordnungspunkt, wie die Kranzniederlegung und die Mahnstunde, von einer Protestdemonstration oder einer demonstrativen Kundgebung begleitet. Darüber hinaus sollen Infostände vor allem die Coburger Bevölkerung über die Kritikpunkte der Gegenbewegung an den Studentenverbindungen informieren und zum Protest bewegen.

Weblinks
Literatur
- Appeltshauser, Ruppert/Lebert, Achim (1993): Einleitung. In: Appeltshauser, Ruppert/Lebert, Achim (Redaktion, leide o. A. zum Hg.): Ehre – Freundschaft – Vaterland. Geschichte des CC-Ehrenmals in Coburg mit einem Beitrag zur Geschichte des Denkmals Ernst II.. o.A..
- Birnmeyer, Julia (1993): Das Denkmal der Deutschen Landsmannschaft. In: Appeltshauser, Ruppert/Lebert, Achim (Redaktion, leide o. A. zum Hg.): Ehre – Freundschaft – Vaterland. Geschichte des CC-Ehrenmals in Coburg mit einem Beitrag zur Geschichte des Denkmals Ernst II.. o.A..
- Frische, Detlef/Koltermann, Bernd/Theobald, Hans-Helmut/Weiß, Heinz (2005): Handbuch des Coburger Convents. Wissenswertes und Hilfreiches. Essen: akadpress.
- Jawad, Mona/Schenkel, Katharina (1993): Kritik und Proteste gegen den Coburger Convent. In: Appeltshauser, Ruppert/Lebert, Achim (Redaktion, leide o. A. zum Hg.): Ehre – Freundschaft – Vaterland. Geschichte des CC-Ehrenmals in Coburg mit einem Beitrag zur Geschichte des Denkmals Ernst II.. o.A..
- Schloms, Torsten (1995): Der Coburger Convent (CC) der akademischen Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen. Band I.. Freie Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Diplom-Handelslehrer“ an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. O.A..
- Wöhner, Klaus (1986): Coburg und sein Convent. Coburg: Fiedler-Verlag.
Als gebürtiger Coburger, der insofern den CC-Pfingstkongress als Kind viele Jahre miterlebt hat, vermisse ich in den Programm-Ankündigungen einen Hinweis auf den früher üblichen „Frühschoppen“ (ich weiß nicht mehr, wie sich das damals nannte) am Dienstag. Ist der aus dem Programm gestrichen oder wird das nicht mehr „an die große Glocke gehängt“?