Christkindlanschießen in Berchtesgaden

Termin

Das Christkindlanschießen beginnt in Berchtesgaden immer eine Woche vor Heilig Abend, d.h. dem 17. Dezember.

Einstiegsinformationen

Die Schützen beim Schießen.

Beim Christkindlanschießen handelt es sich um einen Brauch, bei dem in der Vorweihnachtszeit und am Heiligen Abend Böllerschützen zusammenkommen und ihre kurzläufigen, großkalibrigen Handböller abfeuern um zwischen 15.00 Uhr und 15.15 Uhr die Kirchenglocken zu begleiten. Zusätzlich wird zur Christmette an Heilig Abend geschossen.

Ablauf

Das Christkindl Anschießen beginnt früh am Morgen mit einem Gottesdienst in der Stiftskirche St. Peter und St. Johannes. Nach dem Gottesdienst treffen sich die Schützen in ihren traditionellen Gewändern vor der Kirche, um das Anschießen vorzubereiten.

Anschießen bei Schneetreiben.

Das Anschießen selbst findet auf dem Schießplatz am Lockstein statt, der einen wunderschönen Blick auf Berchtesgaden und die umliegenden Berge bietet. Hier versammeln sich die Schützen und bilden eine Prozession, die von einem Fahnenträger und einem Trommler angeführt wird.

Die Schützen feuern dann drei Salven in die Luft, um das Christkindl zu begrüßen und den Beginn der Weihnachtsfeierlichkeiten einzuläuten. Das Christkindl wird als Symbol für Frieden und Freude angesehen, und das Anschießen soll dazu beitragen, dass diese Gefühle während der Feiertage präsent sind.

Nach dem Anschießen kehren die Schützen in ihre Vereinslokale zurück, um gemeinsam zu feiern und das Ende des Jahres zu feiern. Es gibt traditionelle bayerische Speisen und Getränke, Musik und Tanz, und es wird viel gelacht und erzählt.

Hintergrund-Infos

Die Wurzeln des Weihnachtsschießens in Berchtesgaden sind ursprünglich im heidnischen Lärmbrauchtum zu finden. In der vor Jahrhunderten noch rauen, unwirtlichen Gegend des Berchtesgadener Landes versuchten die Menschen, die düstere, kalte Jahreszeit bereits zu diesem frühen Zeitpunkt mit Kettengerassel und Glockenläuten zu vertreiben und die Natur wieder aufzuwecken. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts schießt man im Berchtesgadener Land mit den kurzläufigen, großkalibrigen Handböllern. Dann hallen im gesamten Talkessel die dumpfen Schüsse wider – die aufkommenden Gefühle bei diesem fast mystischen Ritual zwischen den hohen, schneebedeckten Berggipfeln sind unbeschreiblich.

Das Anschießen mit Blick auf den Talkessel Berchtesgaden.

Verbote gegen das Böllerschießen wurden schon im späten Mittelalter ausgesprochen – hauptsächlich um das Wildern zu verhindern. Die Verbote wirkten nicht, also gab man der Tradition einen christlichen Sinn. Das Christkindl-Anschießen beginnt eine Woche vor dem Heiligen Abend, am 17. Dezember. Dann wird das Christkind um 15 Uhr zum ersten Mal lautstark begrüßt. Bis zum 24. Dezember wiederholt sich dies täglich zur gleichen Uhrzeit. Das Weihnachtsschießen ist am 24. Dezember vor der Christmette von halb zwölf bis zwölf Uhr nachts. Punkt Mitternacht tritt Ruhe ein, nur während der Wandlung sind nochmals sechs einzelne Schüsse zu hören. An Silvester verabschieden die Weihnachtsschützen ab 15 Uhr das alte Jahr und begrüßen das neue von 24 bis 0:15 Uhr sowie am Neujahrstag zu verschiedenen Zeiten.

Die rund 3.000 Weihnachtsschützen, davon zirka 1.100 aktive Mitglieder, sind in 17 Vereinen organisiert. Diese Vereine sind seit 1925 wiederum zu den „Vereinigten Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes“ zusammengefasst. Ziel und Zweck des Zusammenschlusses ist es, überliefertes Brauchtum zu sichern. Die Vereinigten Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes gehören seit März 2018 zum immateriellen Kulturerbe in Bayern.