Einstiegsinformation
Ein Brautbecher – auch Hochzeitsbecher genannt – ist ein trickreiches Trinkgefäß, ein sogenannter Doppelbecher, aus dem zwei Personen gleichzeitig trinken können. Er kommt bei nicht-kirchlichen Hochzeitszeremonien zum Einsatz.
Brautbecher
Der Brautbecher ist von der äußeren Form her betrachtet eine Damenfigur und hat zwei Kelche. Der Rock der Figur ist ein großer Kelch, einen kleinen hält die Figur zwischen ihren Armen. Beide Kelche sind durch ein Gelenk beweglich gelagert. So ist es möglich, dass sich das Brautpaar gegenüber steht und gleichzeitig trinkt – einer aus dem großen und einer aus dem kleinen Kelch – ohne dabei etwas zu verschütten.
Eine Renaissance erlebt der Brautbecher im Moment bei der Ausgestaltung standesamtlicher (nicht-kirchlicher) Hochzeitszeremonien. Diesen Service bietet z.B. das Standesamt Hanau Heiratswilligen an, um mit diesem “Symbol für Liebe und Treue … ihr Glück noch stärker zu besiegeln“. Es verfügt über einen eigenen Brautbecher, den es Brautpaaren gegen einen Unkostenbeitrag zur standesamtlichen Trauung zur Verfügung stellt.
Brautbecher können aus Zinn, Silber, Keramik oder einer Kombination von Metall und Glas hergestellt sein.
Hintergrund-Infos
Die Legende vom Brautbecher
Es war einmal ein einflussreicher Edelmann, dessen wunderschöne Tochter, Kunigunde, einen Goldschmied liebte, ohne ihren Vater darüber in Kenntnis zu setzen. Im ganzen Land gab es keinen Mann, der sie den Goldschmied vergessen ließ, und so offenbarte sie schließlich ihrem Vater ihre Liebe zu dem jungen Mann. Dieser ließ aus Zorn den Geliebten seiner Tochter sofort einkerkern, wodurch seine Tochter von nun an unter Liebeskummer litt. Sie sah kaum einen Ausweg, da ihr mächtiger Vater so strikt gegen die Verbindung der beiden war. Schließlich jedoch machte ihr Vater einen Vorschlag: „Wenn dein Goldschmied einen Becher schmieden kann, aus dem zwei zur gleichen Zeit trinken können, ohne einen Tropfen zu verschütten, sollst du ihn zum Manne haben“. Er hoffte dadurch seine Kunigunde von dem jungen Goldschmied loszureißen, da dieser nicht in der Lage sein würde, sich dieser Aufgabe erfolgreich zu stellen. Voller Tatendrang in der Aussicht darauf, seine Kunigunde zurück zu bekommen, arbeitete der Goldschmied voller Ehrgeiz und Einfallsreichtum, und stellte so in nur wenigen Tagen einen Becher her, auf den er den Rumpf seiner Geliebten modellierte, die mit erhobenen Händen einen kleineren, beweglichen Becher hielt. So konnten ohne Probleme zwei Menschen gleichzeitig aus dem einen Becher trinken, ohne einen Tropfen zu verschütten. Kunigundes Vater musste so sein Versprechen einlösen und seinen Segen zur Hochzeit des jungen Paares geben, die bis an ihr Lebensende glücklich lebten. Seit dieser Zeit ist der Brautbecher ein Symbol für die Liebe, Treue und Hoffnung auf das große Glück, wenn ein Paar bei seiner Hochzeit gleichzeitig aus diesem Becher trinkt.
Anbieter von Brautbechern veröffentlichen diese Legende oder ähnliche um dessen Zweck und Sinn zu erklären.
Literatur
- Brauers, Peter: Hochzeitsbräuche. Das etwas andere Sachbuch zur Hochzeit. Norderstedt, 2011.