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Heute ist es Brauch, in einem weißen Kleid zu heiraten – kaum zu glauben, aber das ein sehr junger Brauch! Rund um die Brautausstattung gibt es einige Hochzeitsbräuche. Hier geht es insbesondere um das Brautkleid, die Brautschuhe und die 4 Dinge der Braut.
Brautkleid
Die Brautkleider bis zu den 1940er Jahren
Dass die Braut ganz in Weiß vor den Altar tritt, war keineswegs schon immer Sitte. Reiche Bräute trugen prächtige Festkleider und ärmere etwas Festliches von dem Wenigen, das sie hatten. Erst im 20. Jahrhundert ist es sehr weit verbreitet und allgemein üblich, dass sich die Braut ein extra für den Hochzeitstag bestimmtes Kleid zulegt: „Das heute dominierende lange weiße Kleid wurde erst – ausgehend von den Städten – in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts allgemein akzeptiert. Ein wesentlicher Grund für die Adaption war gewesen, dass die bis dorthin vorherrschende Alternative – das schwarze Kleid – in den Geruch kam, die Kleidung für „gefallene“ Bräute zu sein. Es wurde also nun die Kleiderfarbe herangezogen zu einer Bedeutungsdifferenzierung, nachdem Kranz und Krone wegen ihres Verschwindens diese Funktion nicht mehr erfüllen konnten.“ So beschreibt der Volkskundler Walter Hartinger die kurze Geschichte des bis heute typischen Brautkleides.
Die Kleidung der Braut entsprach zuvor immer der jeweils herrschenden Tracht und Mode. Von Frankreich her kamen seit Ende des 18. Jahrhunderts für Betuchte die weißen Kleider der Empiremode, die dann freilich auch als Brautkleider in Frage kamen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts breitete sich die Gepflogenheit des städtischen Großbürgertums, zur Hochzeit nicht nur einen weißen Schleier sondern auch ein weißes Brautkleid zu tragen, in weitere Gesellschaftsschichten aus. Auf dem Land wurde bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hinein zur kirchlichen Hochzeit ein schwarzes Festtagskleid mit dem weißen Brautschleier kombiniert.
Hochzeitsbilder mit einem Brautkleid von 1940
Die Hochzeitsbilder stammen aus dem Nachlass einer Familie im nördlichen Oberbayern, Privatbesitz aus Pfaffenhofen a. d. Ilm.
Die Braut auf dem Foto von 1940 war zum Zeitpunkt der Trauung hochschwanger. Ob sie deswegen keinen Schleier und nicht einmal – was unter ihren Altersgenossinnen verbreitet war – einen weißen Kragen trug, ist nicht klar. Es war jedoch so, dass es mit der Hochzeit „schnell geh’n musste“, als ihr Bräutigam gerade Fronturlaub hatte.
Die Brautkleider bis heute
Die Braut der 1950er Jahre hatte einen Brautstrauß aus weißen Nelken und Asparagus, die der 1960er aus roten Rosen. Inwieweit das weiße Brautkleid – so wie zuvor schon der weiße Schleier – ein Zeichen für die „Unschuld“ der Braut war, bestimmte der Umgang damit. Ein weißes Brautkleid an sich sagte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nichts darüber aus, ob die Braut sich etwa die früher so hoch bewertete voreheliche Keuschheit „bewahrt“ hat. Aber das weiße Kleid fordert bis heute zu Gerede heraus, wenn das offensichtlich nicht der Fall ist. Es galt als ungehörig für hochschwangere Frauen und solche, die schon ein Kind hatten oder schon einmal verheiratet waren, in Weiß zu heiraten. Heutzutage ist Weiß weitgehend ungeachtet solcher Vorbehalte die am Weitesten verbreitete Farbe für das Brautkleid. Neben dem weißen Kleid gibt es inzwischen freilich auch Brautkleidung in anderen Farben und Formen.
Brautschuhe
Pfennige sammeln
Auch die Brautschuhe sind natürlich ein wichtiger Teil der Ausstattung der Braut. Der Brauch, dass die Braut ihre Schuhe mit Pfennigen bezahlt stammt aus Tagen, in denen die Frau sich ausschließlich um den Haushalt kümmern sollte und somit auch die Haushaltskasse zu verwalten hatte. Die Mädchen sparten auch schon seit ihrer Schulzeit für ihre Aussteuer. Diejenige, die ihre Brautschuhe mit gesparten Pfennigen bezahlen konnte (nicht selten zugesteckt von Patin, Tante, Oma), empfahl sich also auch als sparsame und beständige Haushälterin und Ehefrau. Heute sammeln kaum noch Mädchen Cents für Hochzeitsschuhe. Diejenigen, die etwa in den 1970/80er Jahren im Mädchenalter waren, hüteten dagegen noch des Öfteren ein Glas oder eine Dose mit Kleingeld, das für die Brautschuhe gedacht war.
Brautschuh Versteigern
Manchmal wird bei der Hochzeitsfeier symbolisch ein Brautschuh unter den anwesenden Gästen versteigert. Er wurde der Braut zuvor möglichst „heimlich“ entwendet. Ein Gast übernimmt dabei die Rolle des Auktionators, um den Schuh möglichst gewinnbringend für die Braut zu versteigern. Das gebotene Geld wird bar in den Schuh gelegt, der reihum geht. Zum Schluss erhält die Braut den Schuh samt Geld zurück. Es dient zur Aufstockung ihrer Haushaltskasse.
Vier Dinge der Braut
Der Brauch, dass zur Brautausstattung etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues gehören soll, ist heute stark verbreitet. Er geht bis in die Viktorianische Zeitepoche zurück und kam aus dem englischsprachigen Raum zu uns. Im Original lautet der Merkspruch dazu: „Something old, something new, something borrowed, something blue and a silver sixpence in your shoe.“ In der deutschen Umsetzung wird der letzte Teil mit dem Pfennigstück im Schuh („… silver sixpence in your shoe“) meist vernachlässigt. Demzufolge ist hier von den „4 Dingen der Braut“ die Rede.
Gedeutet wird das Ganze als Vorbereitung zum Eheglück: „Etwas Altes“ steht für Tradition, Kontinuität, für den Lebensabschnitt als ledige Frau und sollte in irgendeiner Weise Bezug zu ihrer Familie oder ihrem alten Leben haben. Es kann zum Beispiel ein alter Ring, eine Halskette der Großmutter oder ein Brautkleid, das bereits von der Mutter oder Großmutter getragen wurde, diesen Part erfüllen. “Etwas Neues“ steht für die Erneuerung und die Zukunft, das vor ihr liegende Leben als verheiratete Frau, und soll ihr in diesem Abschnitt Glück und Erfolg bringen. Hierzu trägt sie zum Beispiel die neuen Schuhe oder den Ehering. ‚Etwas Geliehenes‘ sollte von jemandem kommen, der bereits glücklich verheiratet ist und an dessen Hochzeit ebenfalls getragen wurde, denn so soll das Glück dieser Ehe auch auf die Ehe des neuen Brautpaares übertragen werden. Ebenso ist das Geliehene ein Zeichen der Freundschaft. Ausgeliehen werden kann hierbei beispielsweise ein Schmuckstück oder ein Teil der Brautkleidung. Noch dazu soll die Braut am Tag der Hochzeit „etwas Blaues“ tragen, da schon in der Bibel die Farbe Blau für Treue und Reinheit stehen soll und so in der Brautausstattung die Liebe symbolisieren soll. Mittlerweile wird diese Bedingung meist mit einem blauen Strumpfband erfüllt. Früher wurde ein blaues Kleidungsstück getragen oder der untere Bund des Brautkleides trug die Farbe blau.
Die Silbermünze im englischen Original wurde als Symbol für finanziellen Wohlstand sowie für Glück und Freude im Eheleben bei jedem Schritt und Tritt in den Schuh gelegt.
Literatur
- *Schönfeldt, Sybil: Das große Ravensburger Buch der Feste & Bräuche. Durch das Jahr und den Lebenslauf. Ravensburg 1993.
- *Bogner-Bader, Isabella: Das Hochzeits-ABC. Verlobung und Hochzeit unvergesslich gestalten. Ein Ratgeber von Accessoires bis Zylinder. Wien 1980.
- *Hartinger, Walter: Religion und Brauch. Darmstadt 1992.
dankeschön für die wunderbare Erklärung, ich bin immernoch auf der Suche nach Informationen zu, meinen „Zieheltern“. Mir wurde immer gesagt, wenn damals eine Frau , in schwarz geheiratet hat dann wäre sie eine sogenannte „gefallene“. Ich würde Ihnen gerne das Hochzeitsbild der beiden zukommen lassen vielleicht können sie es mir besser erklären. Das Bild im Original ist absolut unverkäuflich, zuviel Herz hängt daran. Die Aufnahme ist von ca 1930 .