Bohnenkönig – ein Brauch am Dreikönigstag

Termin

Dieser Brauch findet am 06. Januar 2024 statt. Er findet jedes Jahr am 6. Januar, dem Dreikönigstag, statt.

Einstiegsinformation

Bohnenkönig-Königskuchen.
Manch einer kennt vielleicht die Redewendungen Das geht noch übers Bohnenlied oder Das ist mir übers Bohnenlied. Und von denen, die diese Ausdrücke kennen, haben sich bestimmt auch schon einige gefragt, woher sie kommen. Das Bohnenlied ist Teil des Bohnenfestes bzw. bezieht sich auf das Bohnenfest und handelt von etlichen Dummheiten. Damit lässt sich auch die Bedeutung der genannten Redewendungen erklären. Denn gemeint wird dabei, dass etwas unerhört, unglaublich, ungehörig, schamlos bzw. über das erlaubte Maß hinaus sei. Fest verbunden mit dem Bohnenlied und dem Bohnenfest ist Der Bohnenkönig, welcher am Dreikönigstag gekrönt wird.

Der Dreikönigstag

Am Dreikönigstag, den 6. Januar, wird den drei Königen Caspar, Melchior und Balthasar gedenkt, die einen Stern am Himmel entdeckten und daraufhin zur Krippe wanderten, in der Jesus geboren wurde und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkten. Der bekannteste Brauch dazu ist mit Sicherheit das Sternsingen. Das Sternsingen am Dreikönigstag ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt. Dabei zogen als Könige verkleidete Arbeitslose, Soldaten oder Kinder mit einem Bettelsack durch die Straßen und bettelten nach Süßigkeiten sowie Geschenken. Der Begriff Sternsinger kommt daher, dass die bettelnden Personen dabei immer einen Stern mit sich trugen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg lebte dieser Brauch wieder auf, indem Kinder von offizieller Seite als Sternsinger ausgesandt wurden, um für Kinder in der Dritten Welt zu sammeln. Dazu singen sie, tragen Gedichte vor und segnen das Haus, indem mit Kreide C+M+B sowie die aktuelle Jahreszahl über die Tür geschrieben wird. Entgegen der gesellschaftlichen Meinung stehen die Buchstaben nicht für die Initialen der Drei Könige, sondern für den Segensspruch Christus mansionem benedicat (Christus segne dieses Haus). Auch der Bohnenkönig ist ein Brauch am Dreikönigstag, der im Gegensatz zum Sternsingen jedoch in Deutschland wenig bekannt ist.

Der Bohnenkönig

Was ist der Bohnenkönig?

Der Bohnenkönig wird ausgelost, indem ein kleiner Gegenstand in einem Gebäck, meistens einem Königskuchen, versteckt wird. Dieser Gegenstand ist oftmals eine Glücksbringerfigur oder eine kleine Königsfigur. Das Gebäck wird auf die beteiligten Personen aufgeteilt und die Person, die den Gegenstand in seinem Gebäckstück findet, wird zur Königin bzw. zum König des Tages. Das berechtigt die ausgewählte Person, den ganzen Tag eine Krone zu tragen sowie Wünsche und Befehle zu äußern. In einigen Regionen wird der König hingegen durch Königsbriefe, also durch Lose ausgewählt.

Woher kommt der Brauch?

Der Brauch des Bohnenkönigs geht auf das Mittelalter zurück und war dabei Mittelpunkt des Königsspiels am Vorabend des Dreikönigstags. Auch der Name Bohnenkönig führt auf diese Zeit zurück, denn im Mittelalter wurde anstatt Figuren oder anderen Gegenständen eine Bohne in den Königskuchen eingebacken. Der Finder dieser Bohne wurde zum König ernannt und richtete meist zu einem späteren Zeitpunkt ein Fest aus. Bei diesem legte sich der König einen Hofstaat zu und erhielt fiktive Ehren. Oftmals wurden auch zwei Gebäckstücke mit jeweils einem eingebackenen Bohnenkern gegessen. Die schwarze Bohne bestimmte damit den König, die weiße Bohne die Königin. Wenn nicht schon zwei Bohnenkerne Königin und König festlegten, war es dem ausgelosten Bohnenkönig gewährt, sich selbst die Königin auszusuchen. Neben dem Gegenstand, der die Königin bzw. den König des Tages bestimmt, werden außerdem oft noch weitere Loszettel in dem Gebäck versteckt. Damit können außer dem Königsamt noch weitere Hofämter ausgelost werden. Ansonsten vergab der König auch die Rollen seines Hofstaates an die Anwesenden. So verfügen mehrere Personen über ihnen im Besonderen zugeschriebenen Privilegien oder Pflichten. Während dem Fest, das der geloste König ausrichtete und das immer bis mindestens Mitternacht andauerte, war es für alle Beteiligten Pflicht, ihre Rollen ständig einzuhalten. In den Niederlanden gab es dazu den Brauch, dass jeder, der aus seiner Rolle fällt, einen schwarzen Strich ins Gesicht gemalt bekommt. Während dem Festessen, das der König austrägt, trinken alle Beteiligten immer dann, sobald der König trinkt und rufen dabei Der König trinkt!. Dieser Brauch, immer dann zu trinken, wenn der König trinkt, war weitestgehend im Mittelalter verbreitet, wird aber auch heute noch bei Jugendlichen und Erwachsenen aufgegriffen. Trotz der Ständegesellschaft im Mittelalter war der Brauch nicht nur den hohen Ständen vorbehalten. Auch die Dienstboten feierten ein eigenes Königsspiel, das als Schwarzer König bezeichnet wurde. Dieses fand am Sonntag nach dem Dreikönigstag statt. Dazu wurden den Bediensteten ein Brot mit eingebackener Bohne sowie diverse Getränke zur Verfügung gestellt.​ Generell war der Brauch in Europa weit verbreitet, im Englischen Begriff Lord of Misrule (Herr der Unordnung und des Unfugs) wird durch die Bezeichnung außerdem noch auf das Bohnenlied angespielt.

Wieso wurde eine Bohne genutzt?

Dass in früheren Zeiten eine Bohne in das Gebäckstück eingebacken wurde, hat wahrscheinlich mehrere Gründe. Zum einen ist die Bohne ein Gemüse, das auch in der winterlichen Zeit des Dreikönigstags verfügbar ist. Im Mittelalter hatte man im Gegensatz zur heutigen Zeit nicht immer Zugriff auf alle Gemüsearten und musste sich von den Sorten bedienen, die beizeiten wuchsen. Ein Bohnenkern aber symbolisiert auch Unsterblichkeit und Segen, da man ihm seit alters her magische Kräfte zuspricht. (General-Anzeiger Bonn). Außerdem wird die Bohne als Symbol zukünftigen Lebens gesehen und lässt damit so manchen an Jesus in seiner Krippe denken.

Wann wird der Brauch gefeiert?

Der Brauch des Bohnenkönigs findet am Dreikönigstag, somit jährlich am 6. Januar statt. Im Mittelalter weitete sich der Brauch auf einen weiteren Tag aus, an dem das Königsessen ausgetragen wurde. Viele Quellen weisen außerdem darauf hin, dass der Brauch, ein Festessen mit König und Hofstaat auszurichten, Vorläufer des Karnevals sei. Dieser greift in den Anfängen die wesentlichen Elemente des Bohnenkönigs in gewandelter Form auf und entwickelt sich auf Basis dessen. Das Bohnenfest wird seitdem als Übergang von der Weihnachts- zur Fastnachtszeit gesehen. Dies wird auch im Bohnenlied deutlich, dass von allerlei Narrheiten handelt und auch als Fastnachtslied bekannt ist.

Wie wird der Brauch heutzutage gefeiert?

Der Bohnenkönig wird heutzutage meist als Familienfest gefeiert und verteilt an die gewählte Königin bzw. den ausgelosten König die verschiedensten Privilegien. Nach der Aussage von M. aus Paris können diese Privilegien wie folgt sein: Bei Kindern darf die Königin bzw. der König oftmals ein Spiel beim Spielenachmittag oder Spieleabend aussuchen. Jugendliche und Erwachsene greifen dagegen, falls sie in eigener Runde sind, meist den Brauch mit dem Festessen und dem Trinkspiel auf. Kristina Bayer hingegen erlebte den Brauch im Laufe des Französischunterrichts in einer deutschen Grundschule. Dabei brachten mehrere Schülerinnen und Schüler jeweils einen Kuchen mit einem kleinen eingebackenen Gegenstand mit. Damit wurden gleich mehrere Bohnenköniginnen und -könige ausgelost. Diese durften sich dann ein Spiel aussuchen, das anschließend gespielt wurde. Der Brauch des Bohnenkönigs ist vielfältig einsetzbar und eignet sich somit für jede Kultur und jeden Familien- bzw. Freundeskreis.

Literatur

  • Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. 3000 Stichwörter mit Infos, Tipps und Hintergründen für das ganze Jahr. Freiburg, 2001.
  • Hartinger, Walter: Religion und Brauch. Darmstadt, 1992.
  • Woll, Johanna u.a.: Feste und Bräuche im Jahreslauf. Stuttgart, 2001.

Weblinks