Blunzensieden in Lauingen an der Donau

Termin

Das Blunzensieden findet am 3.Februar 2024 zum 17. Mal statt.

Einstiegsinformationen

Jedes Jahr in der närrischen Zeit wird der Brauch des Blunzensiedens veranstaltet. Die Sage beinhaltet, dass die Lauinger Metzger keinen Siedekessel für ihren riesigen Blunzen, eine Blutwurst,
Historische Bürger und die Metzger mit der Riesenblunze.
hatten und so auf folgende Idee kamen: Sie hängten im Winter den Blunzen über die „dampfende Donau“ und dachten, dass diese so gesiedet wird. Abgesehen davon, dass das Sieden des Blunzens überhaupt nicht funktionieren konnte, wurde den Lauingern zu allem Übel auch noch die Riesenblutwurst von den „Filzkärra“, den benachbarten Faimingern, gestohlen. Das Schauspiel wird von der Fanfare-Brass-Band Lauingen organisiert. Weitere Mitwirkende sind die Faiminger Kastellschützen und der Historische Bürgerverein Staufen.

Das Blunzensieden-Ablauf

Der Ablauf

Am Samstagnachmittag um 14.30 Uhr beginnt das Schauspiel an der Lauinger Seebühne mit einem Standkonzert der Fanfare-Brass-Band. Dabei werden Stücke aus der Unterhaltungsmusik und Faschingsmusik gespielt. Die Fanfare-Brass-Band setzt sich aus Blechblasinstrumenten wie Trompeten, Flügelhörner, etc., Schlagwerk und Saxophonen zusammen. Um 15.00 Uhr beginnt der Dirigent (Helmuth Straub) mit folgenden Reimworten das Schauspiel: „G´scheit, ja das seien die Lauinger immer schon gewesen. Wie g´scheit – das könnt ihr jetzt gleich sehen.“ Anschließend wird die Sage, die unter Die Sage zum Blunzensieden erläutert ist, vom Bürgermeister (Wolfgang Schenk) vorgetragen, der in schwarz-roter Robe und Federbuschenhut gekleidet ist. Neben dem Bürgermeister als Erzähler sind Bürger (Historische Bürgerverein Staufen) und zahlreiche Besucher anwesend. Zunächst wird ein Stoffferkel auf der Bühne „geschlachtet“. Daraus wird ein roter „Stoffblunzen“ hergestellt, der von zwei kräftigen Männern (Metzgern) bedingt durch die Größe der Blutwurst getragen wird. Anschließend hängt der an dicken Seilen befestigte Blunezn über der Donau. Nun kommen die Filzkärra, „die […] heuer (Jahr 2012) erstmals in aufwendig von Walter Lenzer gefertigten Masken mit nach oben gereckter, roter Knollennase im runden Gesicht und zotteligen Perücken unter den Filzkappen [auftraten]“
Die Lauinger Blunzenmetzger mit Ihrem Riesenblunzen.

Der Narrenbaum

Nach dem Spektakel an der Seebühne marschieren die Musiker, Schauspieler und Gäste zum Probeheim der Fanfare-Brass-Band, um dort einen Narrenbaum aufzustellen. Der Narrenbaum kann als Zeichen der Narrenherrschaft bezeichnet werden. Denn er wird ähnlich wie ein Maibaum  auf dem Marktplatz aufgestellt und steht dort während der Faschingszeit. Es handelt sich dabei um einen Nadelbaum, der mit Bändern bunt geschmückt ist. Am Stamm sind die jeweiligen Vereinslogos mittels mehrer Schilder/Tafeln befestigt. Anschließend wird das Fest in die Schulaula des Albertus-Magnus Gymnasiums verlagert, wo es einen Umtrunk mit Kesselfleisch, Würstchen und Blunzen gibt.

Übersicht und Resonanz

Bei der nachfolgenden Skizze kann man die Stationen sehen und was dort u.a. gemacht wird.
Skizze Blunzensieden.
Anschließend folgt ein Ausschnitt meiner Befragung der Gäste über das Blunzensieden. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass dieses Spektakel durchwegs eine positve Resonanz erfährt. L. Müller: Es ist toll, dass eine solch alte Sage auch noch heute aufgeführt wird. Denn soetwas sollte nicht in Vergessenheit geraten. B. Kerler: Das Spektakel gefällt mir sehr gut, weil man viele bekannte Gesichter trifft und weil man schöne Musik der Fanfare-Brass Band hören kann. S. Schuster: Letztes Mal war ich zum ersten Mal da und ich war fasziniert. Die historischen Bürger waren der damaligen Zeit entsprechen angezogen. Toll finde ich auch, dass die Sage vorgelesen wird, sodass man auch den eigentlichen Grund für dieses Fest nicht vergisst.

Die Sage zum Blunzensieden

Die Wurst, insbesondere die Blutwürste der Lauinger Metzger war im ganzen Lande bekannt. Aus diesem Grund wollten die Lauinger Metzger eine solche Blutwurst fabrizieren, um noch mehr Ruhm zu erlangen. „Nach langer feuchtfröhlicher Beratung in dämmriger Zunftstube“einigten sich die Metzger auf die Idee einer riesen schweinernen Blutwurst. Nachdem der Riesenblunzen fertig war, trat das Problem auf, dass man keinen passenden Siedekessel für dieses Ungetüm in der ganzen Stadt besaß. Jeder in der Stadt machte sich Gedanken, wie man diesen Blunzen dennoch sieden könnte. Ein hochangesehener Ratsherr hatte den rettenden Gedanken und erzählte diesem dem Zunftmeister der Metzger: „Ehrenwerter Meister! Wozu bruachen wir einen Kessel, um unsere kostbare Riesenwurst darinnen kochen zu können? An unserer Stadt fließt doch die blaue Donau vorbei, und ihre Fluten schäumen, zischen und sieden. Besonders unterhalb des linken Brückenpfeilers, gleich hinter meinem Haus am Tränktörle, wallt die Donau wie kochendes Wasser, dass es eine wahre Freude ist. Ich glaube an dieser Stelle könnten wir unseren Blunzen leicht sieden, wollten wir ihn nur einmal dorthin bringen und hinabtauchen in die wallende Flut.“ Auf diesen Vorschlag hin wurden alle erforderlichen Maßnahmen zügig getroffen, sodass die Riesenwurst auf einem Leiterwagen mit Anhänger gelegen und von einem Pferd gezogen bereit zum Transport zur Donau war. Der Zug zur Donau wurde mit Klängen von der Stadtmusik Lauingen begleitet. Die ganze Stadt war zusammengekommen. „Auf der Donaubrücke wurde die Wurst von starken Männerfäusten abgeladen, von der Brücke über das Geländer hinweg mitten in den schäumenden Strudel der Donau hinabgelassen und mit dicken Hanfseilen am Brückenpfeiler festgebunden.“ Nachdem der Bürgermeister seine Rede beendete, ging man zurück in die Stadt und ließ den Blunzen über der Donau hängen. Am nächsten Morgen trommelte der aufgeregte Ratsherr, der am frühen Herbstmorgen die dampfende Donau sah, alle Bürger und Bürgerinnen, Gesellen, Metzger und viele mehr zusammen. „Leutla standet auf! D´ Doana siadat! Unser Blunza isch fertig!“, rief der Ratsherr durch die Straßen. An der Donau angekommen war die Enttäuschung groß, der Riesenblunzen war gestohlen worden. Die Lauinger legten gleich den Schuldigen fest. Die Faiminger mussten in der Nacht den Blunzen geklaut haben. Damit man sie nicht hörte, umwickelten sie ihre Wagenräder mit Filz und zogen selbst Filzpantoffeln an. Man sagt, dass die schlauen Lauinger Blunzenwächter engagierten. Diese haben auch die Filzkärra, so werden die Faiminger spöttisch genannt, ertappt und in einer ungemütlichen Nacht im Arrestlokal untergebracht. Am nächsten Morgen liefen sie mit ihren leeren Karren an den Lauingern vorbei in ihr Dorf zurück. „Gründliche Nachforschungen[,wer die Wurst entwendet hat,] ergaben schließlich, dass die Höchstädter die schwimmenden Blutwürste aus der Donau fischten, und sie sollen auch den „Gugelhopfen“, wie die Höchstädter genannt werden, nicht schlecht geschmeckt haben.“Vermutlich hat die starke Strömung den Riesenblunzen von den Seilen gerissen und donauabwärts transportiert.

Die Stadt Lauingen an der Donau

Geographische Lage

Die nordschwäbische Stadt Lauingen mit 10.675 (Stand 31.12.2011) Einwohnern liegt direkt an der Donau. „Die Donau wird kurz vor Lauingen, genauer gesagt beim Ortsteil Faimingen, zu einem
Geographische Lage Lauingens.
See (Faiminger Stausee) aufgestaut.“Lauingen zählt neben anderen Städten wie Höchstädt a. d. Donau, Gundelfingen a. d. Donau und Dillingen a. d. Donau zum Landkreis Dillingen.

Geschichtliche Entwicklung

Die erste Ansiedlung von Menschen in Lauingen gab es im 6. Jahrhundert. Im 8. Jahrhundert schenkte man dem Kloster Fulda diesen Ort, woraufhin es 1150 staufisch wurde. Nach den Staufern folgten die Wittelsbacher. Noch heute erinnert der Wittelsbacherplatz im Zentrum von Lauingen an jene Herrschaft an. Danach verfiel Lauingen an das Gericht Höchstädt des Herzogtums Pfalz-Neuburg. „Während des Dreißigjährigen Krieges waren in Lauingen vom 9. April 1632 bis zum 19. September 1634 durchgehend schwedische Truppen einquartiert.“ Im Jahre 1777 zählte der Ort zum Kurfürstentum Bayern. „[Von 1944 bis 1945] war die Stadt Standort eines Außenlagers des KZ Dachau. Die rund 3000 Häftlinge wurden vor allem zur Zwangsarbeit in der Flugzeugproduktion der Firma Messerschmitt eingesetzt.“ Auch in den Lagern der Landmaschinenfabrik Ködel & Böhm (heute KHD-[Deutz Fahr]), in der Tuchfabrik Ernst Feller und im Barackenlager „Birkacherhof“ arbeiteten sie. Während der Zeit des Krieges war Lauingen bedingt durch die Kriegswaffenfabrik Messerschmitt oft ein Angriffsziel. Wie auch in den anderen Donau-Städten wurden die Brücken zur Sprengung vorbereitet. Am 22. April 1945 marschierten die Alliierten in die Stadt ein und für die Lauinger war somit der Krieg an diesem Tage beendet.

Der große Schimmel:

Es gab einen Schimmel, der fünfzehn Schuh (ca. fünf Meter) lang war. Dieses Pferd konnte lediglich ein verkrüppelter Knecht reiten. Als der Lauinger Bürgermeister sehr krank war, sollte der heilkundige Pater Severin aus Donauwörth in die Stadt geholt werden. Doch das Problem war, dass der Pater auf schnellsten Weg in Lauingen eintreffen sollte. Deshalb sollten das der Schimmel und der Knecht erledigen. Auf dem Weg nach Donauwörth versperrte ein mit Heu beladener Wagen die Straße, sodass das Pferd durch Ansporn des Knechtes mit einem gewaltigen Sprung hinübersprang. Durch den Schimmel und den Knecht konnte der Bürgermeister durch den herbeigeholten Pater geheilt werden. Als Dank wurde das Wundertier an den Hofturm gemalt. Angeblich soll der Schimmel wegen einer Wette des Knechtes erfolgreich über die Donau gesprungen sein. Der erwähnte Hofturm ist der sogenannte Schimmelturm, der eigentlich Imhofturm heißt und als hoher, schlanker Turm sich am Lauinger Marktplatz erhebt.
  • Der Schuster aus Lauingen
  • Der Mohrenkopf im Lauinger Wappen
  • Der Brezelbäcker
  • Der Hexentanz am Gumpigen Donnerstag:

Literatur

  • A. Marb, H. Bäuml und M. Griffig: Sagen des Landkreises Dillingen; Verlag und Druckerei G. J. Manz AG, Dillingen 1978.

Internetlinks

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