Bespritzen am Ostermontag

Termin

Dieser Brauch findet am 10.04.2023 statt.

Einstiegsinformationen

Teilnehmer beim Bespritzen.

Smigus Dyngus (Osterspritzen) ist ein in Polen bekannter Brauch, welcher alljährlich am Ostermontag stattfindet. Dieser existiert, in einer etwas anderen Form, auch in Tschechien, Ungarn und der Slowakei. Man nennt ihn auch Tag des Wassergießens, denn jeder, der am Ostermontag vorbei kommt, wird vor allem von jungen Leuten erbarmungslos mit Wasserpistolen, Wasserbeuteln, Schöpfkellen voll Wasser und sogar ganzen Eimern voll Wasser traktiert. Früher wurden nur die Frauen von den Männern mit Wasser, in Ungarn mit Parfüm, bespritzt. Heutzutage artet dieser Brauch, zumindest in Polen, zu großen Wasserschlachten auf den Straßen aus.

 

 

Ablauf

In Polen läuft das so ab: Besonders vor Kirchen, aber auch an Bushaltestellen, Hauseingängen, Unterführungen oder auf Brücken warten Gruppen von Jugendlichen darauf, ihren Opfern eine kalte Dusche zu verpassen. Es wird aus vollen Eimern geschüttet und mit eben den größten erhältlichen Wasserpistolen eiskalt geschossen. Hier die Sitten heute ein wenig verroht. Es werden nicht mehr wie früher elegant einige wenige Spritzer blütenduftenden Wassers verteilt.

Bedeutung

Die Bedeutung des Bespritzens der Frauen am Ostermontag liegt darin, dass die Gesundheit und Schönheit der betroffenen Frauen im kommenden Jahr erhalten werden soll. Es kann sogar vorkommen, dass Frauen, die dabei übersehen werden, unter Umständen beleidigt sind. Als Dank für dieses Ritual schenkt in manchen Gegenden die Frau dem Mann ein bunt bemaltes Ei oder sogar einen geringen Geldbetrag. Manche Frauen revanchieren sich dann, wie im Ablauf beschrieben, indem sie anschließend die Männer mit kaltem Wasser übergießen. Die genaue Bedeutung der polnischen Bezeichnung Smigus Dyngus ist verloren gegangen. Man weiß nur noch, dass es etwas mit Giesen zu tun haben soll.

Ablauf früher

Diesen Brauch gab es früher in unterschiedlichen Varianten:

Historische Darstellung.

Die eher vornehmen, galanteren Herren, die ihren Geliebten keine Peinlichkeiten bereiten wollten, begossen sie nur mit wenig Rosenwasser oder anderen Duftwässerchen aus Flakons oder Flaschen. Begossen wurden die Hände der Damen, öfter aber das Dekolleté. Diejenigen, die zu Übermut neigten, bespritzen oder begossen die Damen mit gewöhnlichem Wasser, und dies nicht immer nur in kleinen Mengen. Es wurden Töpfe und Krüge geschwenkt, große Spritzen benutzt oder ganze Eimer voll Wasser vergossen. Nassgemacht wurde alles, was nicht schnell genug weg war. Das ganze artete oft zu einer großen Wasserschlacht aus, wobei Herren, Hofherren, Heiducken, Fräuleins und

Historische Darstellung.

Damen alle nicht lange zögerten, und zum Gegenangriff starteten. Es wurden alle Gefäße, die sie finden konnten, mit Wasser gefüllt und los ging es. Oft versorgten Heiducken und Diener die Gesellschaft mit Wasser, welches in großen Zubern herbeigebracht wurde. Es wurde hintereinander hergejagt, gespritzt und gegossen, so dass alle von Kopf bis Fuß nass waren. Tische, Stühle, Betten, Sessel, nichts war mehr in Sicherheit. Sogar Fußböden glichen nur noch Teichen. Nach dieser Wasserschlacht sah es oft in ganzen Straßen aus wie nach einer Überschwemmung. Aus diesem Grund räumten viele junge Eheleute schon vor dem Ostermontag Möbel und Wertsachen beiseite und zogen sich alte Kleidung an, um bei dem Treiben, sei es durch Wasser oder andere Dinge, keinen Schaden zu tragen. Als große Freude wurde es empfunden, eine Dame im Bett zu überraschen. Oft schwamm dann die Unglückliche nach dem Angriff in ihrem Bett zwischen den Kissen und konnte nicht davon, weil starke Männer sie festhielten. Um dies zu vermeiden, standen viele Frauen morgens schon sehr früh auf und verbarrikadierten ihre Schlafräume. Schlechtes oder kaltes Wetter war jedoch kein Grund, das Treiben abzusagen. Es wurde auf kaum jemanden Rücksicht genommen, auch wenn dieser triefend nass und zitternd dastand. Wichtig war nur, dass der Brauch vollzogen wurde. Manchmal wurden in den Dörfern Mädchen von den Bauernknechten sogar gefangen und einfach in den nächstgelegenen Bach oder Teich geworfen oder in einen Trog mit Wasser gelegt. Diese versuchten sich zwar, so gut es ging, zu verstecken, waren damit jedoch nicht immer erfolgreich. Auf den Straßen in den Städten oder Dörfern legten sich Jugendliche beiden Geschlechts auf die Lauer, um vorbeigehende Passanten mit einem kühlen Nass zu überraschen. Dabei kam es auch manchmal vor, dass es einen Priester, alte Leute oder völlig unbekannte Personen erwischte.

In anderen Gegenden lief das Bespritzen ganz anders ab, nämlich ruhig und friedlich. Jungen und Burschen besorgten sich rechtzeitig ein Fläschchen Parfüm, zogen dann am Ostermontag von Haus zu Haus und fragten artig, ob das Bespritzen der Mädchen erlaubt sei, worauf sie dann ihr Duftwasser auf Kleider und Haare spritzten. Bis zum Abend kam das bunteste Duftgemisch zusammen, da ja jeder der Herren eine andere Note versprühte. Zum Dank bekamen hier die Burschen Schnaps und Wein, die Knaben erhielten je ein Osterei.

Verschiedene Auslegungen

Manche sagen, das Osterspritzen hat seinen Ursprung in Jerusalem, als die Juden sich versammelten und über die Auferstehung Jesus berichteten. Es heißt, dass diese Versammlung damals durch Wasser aufgelöst wurde, welches die Bevölkerung aus den Fenstern goss, um die Verbreitung der Nachrichten zu stoppen. Laut einer anderern Überlieferung liegt der Anfang dieses Brauches in der Christianisierung der Heiden. Da die Priester wegen der zu großen Anzahl von Menschen keine einzelnen Taufen vornehmen konnten, wurden die Menschen in die Nähe von Gewässern getrieben und dort durch Eintauchen getauft. Es heißt auch, dass der Brauch an die Taufe des polnischen Herrschers Mieszko I. erinnern soll, welcher im Jahr 966 zum Christentum bekehrt wurde.

Gewährsperson

Aus Erzählungen einer polnischen Arbeitskollegin.

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