Ausräuchern

Termin

Dieser Brauch findet immer 24. Dezember, 31. Dezember und am 05. Januar statt.

Einstiegsinformation

Zum Ausräuchern, einem Brauch, der mancherorts aus Familientradition aufrecht erhalten ist, gehört das Verteilen von Weihrauch und das Sprenkeln mit Weihwasser im eigenen Haus und auf dem Grundstück.

Beim Ausräuchern an Silvester.

Ablauf

Nach dem Ausräuchern.

Beim Ausräuchern wird eine Pfanne oder Ähnliches, in der sich glühende Kohlen oder glühendes Holz befinden, benutzt. Hineingeworfen werden Weihrauchkörner. Früher waren es auch oft Kräuter oder Wacholderbeeren, die zum Räuchern dienten. Anschließend wird jedes Zimmer des Hauses und jedes Gebäude auf dem Grundstück ausgeräuchert und mit Weihwasser, also kirchlich gesegnetem Wasser, bespritzt. Unterstützend soll bei diesem Brauch sein, wenn alle Beteiligten während dem Ausräuchern beten.

Der Brauch des Ausräucherns wurde auch in München noch im 19. Jahrhundert in vielen Haushalten und auch in Amtsgebäuden durchgeführt. Dies tat dann meist der Hausherr mit dem ältesten Kind zusammen unter geistlicher Assistenz. Heute ist der christliche Brauch vielerorts in Vergessenheit geraten und wird nur noch vereinzelt in meist katholischen Familien durchgeführt, in denen dies als Familientradition gilt.

Hintergrund-Infos

Räuchern an Silvester

Das Vorbereiten der Pfanne.

Das Ausräuchern von Haus und Hof an Silvester leitet sich von der Definition der Silvesternacht als Raunacht (in alter Rechtschreibung „Rauhnacht“) ab. Mit dem Glauben an Dämonen, die in dieser Nacht ihr Unwesen treiben sollten, waren früher etliche Verhaltensregeln verbunden. Man sollte zum Beispiel, Frauen und Kinder nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße zu lassen; Linsen, Bohnen und Erbsen essen, die als „keimende Speisen“ Glück und ein ertragreiches Jahr bringen sollten. Das gesamte Haus, den Hof, die Spinnstube, die Küche und die Werkstatt sollten aufgeräumt sein und es durfte keine Wäsche auf der Leine hängen. Angeblich sei Unordnung von den umherschwirrenden Dämonen schlimm bestraft worden. In der Rauhnacht galt teilweise auch ein Arbeits- und Backverbot.

Räuchern früher

Räuchern als Heilmittel oder Abwehrzauber ist in den verschiedensten Kulturen bekannt, so auch in christlichen Kulturkreisen. Damit es besonders wirksam und hilfreich sein sollte, konnte das Räuchern dort begleitet sein von Gebeten, von Personen geistlichen Standes oder diesem Nahestehenden ausgeführt werden, konnten dabei geweihtes Räuchermaterial oder sogar richtiger Weihrauch zur Verwendung kommen. Neben diesen „geistigen“ Aspekten spielten natürlich auch die Kräuterkunde und die Kräuterkundigen eine Rolle, wenn es ums heilende oder vorsorglich abwehrende Räuchern ging. Aus dem Mittelalter und späterer Zeit ist bekannt, dass für das Ausräuchern des Hauses der Hausherr zuständig war, dessen Aufgabe ja auch sonst der Schutz des Hauses und der im Haus Lebenden war.

In Bobingen zum Beispiel ging der Mesner nach dem Ende der Pestepidemie 1635 nach dem Abendgottesdienst an Heilig Abend, in der Silvesternacht und an Heilig Drei König mit Weihrauch durch alle Häuser und sprach währenddessen ein Gebet. Die Bewohner der Häuser beteten währenddessen für die Abwendung der Pest und Viehseuchen, für die sie Dämonen und den Teufel verantwortlich machten. Dafür bekam der Pfarrmesner am 24. und 31. Dezember einen Laib Brot und an Heilig Drei König Geld von den Bewohnern.

Literatur

  • Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. 3000 Stichwörter mit Infos, Tipps und Hintergründen für das Ganze Jahr. 4. Aufl. Freiburg im Breisgau 2007.
  • Hammel, Ingrid: Christliche Bräuche und Symbole. Eine Zusammenstellung, Hilfe und Anleitung zur Pflege und Erhaltung christlicher Bräuche. Mit Beispielen aus der Stadt und der Umgebung von Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1988.
  • Kirchhoff, Hermann: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. München 1995.
  • Lotz, Arthur: Das Feuerwerk. Seine Geschichte und Bibliographie. 2.Aufl. Zürich 1978.
  • Pötzl, Walter (Hg.): Brauchtum. Von der Martinsgans zum Leonhardiritt, von der Wiege bis zur Bahre. Augsburg 1999.
  • Seethaler, Susanne: Unsere bayerische Lebensart. Echtes Brauchtum von A-Z. München 2004.
  • Wolf, Helga Maria: Das neue Brauchbuch. Alte und Junge Rituale für Lebenfreude und Lebenshilfe. Wien 2000.