Augsburger Metzgermeistersprung

Termin

Metzgermeister beim Sprung.
Der Augsburger Metzgermeistersprung findet nach jedem Meisterprüfungslehrgang der Fleischerschule Augsburg statt. Direkt nach Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse springen die neuen Meister in den angrenzenden Proviantbach.

Einstiegsinformation

Die Augsburger Fleischerschule befindet sich direkt neben dem Proviantbach. Vielleicht hat das zur Entstehung des Augsburger Metzgermeistersprungs beigetragen. Alle frisch gebackenen Metzgermeister springen hier nach bestandener Prüfung in das kühle Nass.

Ablauf

In der Fleischerschule Augsburg werden am letzten Tag des Meisterprüfungskurses die Ergebnisse bekannt gegeben. Dies findet in den Räumlichkeiten der Schule statt, welche direkt an den Proviantbach angrenzt. Nachdem die Ergebnisse verlesen wurden, folgen Sektempfang und Gratulationen. Ziemlich unmittelbar darauf begibt sich die Gesellschaft nach draußen, zur Brücke über den Bach. Die jungen Meister klettern nun auf das Geländer, teils in kompletter Montur, teils in Badekleidung, und springen in das Gewässer. Die Umstehenden applaudieren, fotografieren und feuern die Akteure an. Dies kann sich einige Male wiederholen. Danach ziehen sich alle zurück, um sich für den eigentlichen Festakt vorzubereiten. Ein Beleg dafür, das dies immer noch wie beschrieben praktiziert wird, ist auf Facebook zu finden. Hier wurde ein Foto während des Augsburger Metzgermeistersprungs aufgenommen und hochgestellt. Zudem sind zahlreiche Kommentare zu finden, in denen Personen über ihren eigenen Sprung berichten. Die Seite ist über folgenden Link zu erreichen:

Eigene Erfahrung

Die Metzgermeister beim Auszug.
August 2001: Gespannt sitzen die Prüflinge am letzten Tag des Meisterkurses im Saal der Fleischerschule und warten auf ihre Prüfungsergebnisse. Hat jeder den Kurs erfolgreich absolviert, sitzen hier die neuen Meister der Metzgerszunft? Bedächtig betritt das Prüfungskomitee den Raum, es ist mucksmäuschenstill. Haben sich die Strapazen der letzten Wochen gelohnt? Alle blicken in die ernste Miene des Vorsitzenden. Langsam lockern sich dessen strenge Gesichtszüge, ein Lächeln zeichnet sich um seine Mundwinkel ab. Zwei Worte rufen ohrenbetäubenden Jubel hervor: Alle bestanden!. Die Absolventen fallen sich in die Arme, Schulterklopfen und hier und da verdrückt so mancher hartgesottene Metzger eine Träne. Es ist geschafft. Der Vorsitzende schüttelt unzählige Hände, beglückwünscht die jungen Meister. Die ersten Sektkorken knallen. Man prostet sich zu, ist erleichtert, eine schwere Last ist abgefallen. Langsam realisiert man: Ich bin wirklich Meister!. Nach der ersten Schockstarre macht sich Ausgelassenheit breit. Irgendeiner ruft in die Menge: Ab in den Proviantbach!. Die feiernde Menge strömt nach draußen, schon unter dem Laufen ziehen die ersten ihr Hemd über den Kopf. Die Mitarbeiter der Fleischerschule kennen das Spiel. Ausbilder, Leitung und Angestellte beobachten grinsend das, was sie teils selbst erlebt haben. Manche Praktikanten der Fleischerschule erleben das erste Mal den Augsburger Metzgermeistersprung, schwelgen in Vorfreude, wann es bei ihnen soweit sein wird. Dann ist es soweit. Die Umstehenden zücken gespannt ihre Kameras. Die ersten fünf der Absolventen machen sich bereit. Sie erklimmen teils in Jeans, teils nur in Unterhosen das Brückengeländer. Dann stürzen sie sich mit Kampfgeschrei in die Tiefe. Die umstehende Menge johlt. Kurz darauf tauchen sie wieder auf, schwimmen angestrengt gegen den Strom an das Ufer. Platz machen heißt es, die nächsten stehen bereit. Jeder springt mindestens zweimal, das ist Ehrensache. Klatschnass, mit stolz geschwellter Brust stehen sie da. Sinnbildlich war es der Sprung in einen neuen Lebensabschnitt. Langsam wird es ruhiger, der erste Freudentaumel ist verdaut. Man hat den aufgestauten Druck abgelassen und ist nun bereit für die offiziellen Feierlichkeiten. Die Jungmeister trotten glücklich und zufrieden zurück in das Wohnheim. Der Ort, an dem in den vergangenen Wochen so viele Hochs und Tiefs erlebt wurden. Morgen heißt es ausziehen, zurück in die Hektik des Alltags. Doch der heutige Tag wird unvergesslich bleiben.

Akteure

Hauptakteure sind die Meisterprüflinge bzw. nach bestandener Prüfung, jungen Meister. Zudem finden sich allerhand Schaulustige ein. Allen voran natürlich die Beschäftigten der Fleischerschule, die Prüfenden und, eher gering vertreten, die Angehörigen.

Veranstaltungsort

Der Augsburger Metzgermeistersprung findet vor dem Gelände der Augsburger Fleischerschule statt. Über den direkt vorbei fließenden Proviantbach geht eine Brücke, von der die Meister in das Wasser springen.

Brauch- und Rollenverständnis

Es handelt sich hierbei um einen internen Brauch. Dieser Akt ist außerhalb des Berufskreises der Fleischer nahezu unbekannt. Zumal es sich sogar um einen hauseigenen Brauch der Augsburger Fleischerschule handelt. Für die Meister gilt es als besondere Ehre, nach bestandener Prüfung, zu jenen zu gehören, die mitspringen dürfen. Die Aufnahme in die Riege der Meister wird somit körperlich zelebriert.

Organisation der Brauchveranstaltung

Von Organisation im eigentlichen Sinne kann man an dieser Stelle nicht sprechen. Allerdings wird von den Organisatoren der offiziellen Prüfungsfeierlichkeiten sehr wohl die Zeit für den Sprung in den Proviantbach eingeplant. Auch stehen hausinterne Fotografen sowie das Personal zum Applaudieren bereit.

Hintergrund-Infos

Metzgermeister vor dem Sprung.
Ähnlich diesem hauseigenen Brauch der Fleischerschule Augsburg ist der Metzgersprung in München. Hier sprangen traditionell die neuen Metzgergesellen am Faschingsmontag in den Brunnen am Marienplatz. Dabei hüllten sie sich in mit Lamm und Kalbsschwänzen dekorierten Schafsfellen und wurden unter Sprüchen der Meister in den Gesellenstand erhoben. Dieser Brauch ist auch am neuen Brunnen, dem Fischbrunnen, am Marienplatz bildlich dargestellt. Auch heute wird der Brauch noch im Rhythmus von drei Jahren zelebriert. Zurück geht diese Tradition auf die Pest im Jahre 1515. Damals wütete der schwarze Tod in München und die Leute trauten sich nicht mehr auf die Straßen. Erst als die Metzger und Schäffler singend und tanzend durch die Straßen zogen und ausgelassen in den Brunnen sprangen, kehrte wieder Leben in der Stadt ein. Zum Dank wurde ihnen das Recht zugesprochen diesen Sprung jährlich zu wiederholen. Das ausgelassene Treiben wurde 1793 unter Kurfürst Karl-Theodor verboten. Für diese Zeit, ist auch die erste urkundliche Erwähnung nachweisbar. Erst Maximillian II. ließ diesen Brauch wieder zu. Seit 1995 führt die Metzgerinnung München den Brauch alle drei Jahre mit ausgewählten Lehrlingen durch. Auch in Österreich in der Stadt Salzburg ist dieser Brauch noch lebendig. Hier springen die Fleischer im Hof von St. Peter in einen großen Bottich gesprungen. Hier war der Metzgersprung ebenfalls rund 200 Jahre verboten. Erst 1980 führte der damalige Salzburger Innungsmeister Anton Karl den Brauch wieder ein. Hintergrund ist, dass durch den Sprung in das Wasser die Sünden der Lehrzeit abgewaschen werden. Auf der Website der Salzburger Fleischer ist auch noch ein Video-Clip des Metzgersprungs von 2013 zu finden. Die Fotografien in diesem Abschnitt wurden freundlicherweise von der Freiwilligen Feuerwehr München zur Verfügung gestellt. Zudem wurde von der Feuerwehr auf ihrer Website folgender Artikel veröffentlicht: Traditioneller Metzgersprung 2013 in München Alle drei Jahre springen die Jungmetzger zum Abschluss ihrer Ausbildung in den Fischbrunnen auf dem Marienplatz. Am Sonntag, 08. September 2013 war es wieder soweit: Die Gesellen wurden beim sogenannten Metzgersprung freigesprochen - eine historische Handwerkstradition, die von der Münchner Metzger-Innung und dem Verein Münchner Metzger wiederbelebt wurde. Die Absperr- und Sicherungsmaßnahmen für diese Veranstaltung wurden von der Freiwilligen Feuerwehr, Abteilung Obermenzing, unterstützt. Günter Dorfer Stv. Abt.-Führer Abt. Obermenzing

Gewährpersonen

So habe ich den Augsburger Metzgermeistersprung bereits währende meiner eigenen Lehrzeit an der Fleischerschule miterlebt. Nicht zuletzt die Motivation Teil dieses Brauchtums zu sein, gibt einem Kraft während der eigenen Meisterprüfungszeit. Als es dann bei mir soweit war, wirkte der Sprung in das Wasser wie eine Belohnung, ein Abwaschen des Alten, der Aufbruch in das Neue.

Weblinks

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