Altes Neujahr

Termin

Jedes Jahr wird in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar das sogenannte Alte Neujahr oder auch Alt Neujahr gefeiert. Dies findet jedes Jahr statt und immer zur selben Zeit.

Einstiegsinformationen

Es ist ein Alter und eher inoffizieller Brauch. Das Alte Neujahr ist in Russland kein besonderer Feiertag und wird deshalb im Kreise der Familie begangen.

Ablauf

Schon am 12. Januar begannen bei Familie Worobjow (Eltern mit drei Kindern) die Vorbereitungen auf den 13. Januar 2015. Da der 13. Januar dieses Jahr an einem Dienstag war, wurden die Feierlichkeiten beschränkt auf die Zeit nach dem Feierabend des arbeitenden Vaters. Dennoch wurden Gäste eingeladen und Frau Worobjow begann die Vorbereitungen schon am Vortag.

Am 12. Januar begann Frau Worobjow mit dem Einlegen des Bratens und der Vorbereitung diverser Speisen. Am 13. Januar dann steht Frau Worobjow schon um 6 Uhr auf, richtet das Frühstück her für ihren Mann und ihre drei Kinder. Nachdem diese dann bei der Arbeit und bei der Schule sind, räumt und putzt sie gemeinsam mit ihrer ältesten Tochter das Wohnzimmer und beginnt anschließend mit dem kochen für die Altneujahrsfeier.

Die Vorbereitungen werden durch gelegentliche Telefonate mit Freunden und Verwandten in Deutschland und Russland unterbrochen. Als um 13:30 Uhr die zwei jüngsten Kinder von der Schule kommen erledigen diese selbstständig ihre Hausaufgaben und helfen anschließend ihrer Mutter und ihrer Schwester bei den Vorbereitungen.

Kurz bevor Herr Worobjow um 17:20 Uhr nach Hause kommt kocht Frau Worobjow Brei für alle. Als dann Herr Worobjow zuhause angekommen ist und der Brei schon eine Haut hat, bekommt jeder in der Familie einen Teller mit Brei und macht hiervon die Haut ab und wartet. Verfärbe sich dieser rot und sei grobkörnig, so bringe das Glück, eine gute Ernte oder eine begabte Tochter. Wenn der Brei kleinkörnig und blass sei, komme Unglück über das Haus. Der gute Brei wird dann gegessen, der schlechte wird, zumindest in ländlichen Gegenden, in den Fluss geworfen. Bei Familie Worobjow aber hatte jeder Glück.

um 18:30 Uhr kamen nun die Gäste und alle saßen an den reich gedeckten Tisch. Es gab sehr viel zu essen in den Unterschiedlichsten Farben, Formen und Geschmäckern. Wie bei russischen Festen üblich wurde auch reichlich Alkohol dazu getrunken und die Autoschlüssel wanderten von den Hosentaschen der Männer in die Handtaschen der Frauen. Während die Eltern unter sich blieben gingen die Jungen zusammen durch die Siedlung zu anderen Orthodoxen Familien um einem weiteren Brauch nach zu gehen welcher ebenfalls am Alten Neujahrstag begannen wird. Hierbei handelt es sich um einen eher unbekannten Brauch welcher wohl eher in der Ukraine und im Südwestlichen Russland bekannt sei. Bei diesem Brauch handelt es sich um das Säen Hier gehen Jugendliche von Haus zu Haus und sagen einen Spruch auf und wünschen sich somit ein gutes neues Jahr und streuen dann Getreide vor die Haustüre. Dies darf der Bewohner aber nicht weg kehren da dies sonst Unglück bringe. In Russland würde man sich hier auch noch aufwändig verkleiden, was aber hier nicht mehr so gehandhabt würde. Während des sogenannten Säens sagen die Jugendlichen, dass sie der dort Wohnenden Familie viel Glück im neuen Jahr wünschen und auf eine reiche Ernte hoffen. Anschließend gehen sie weiter. Da am nächsten Tag die Kinder in die Schule mussten, war bereits um 20:30 Uhr Schluss und sie kehrten wieder heim. Die Stimmung war allgemein locker und entspannt. Auch dauerte die Feier nicht sehr lange, um 23 Uhr war es schon vorbei und die letzten Gäste gingen nach Hause.

Weitere Sitten und Bräuche im Zusammenhang mit dem Alten Neuen Jahr

Rund um das Alte Neujahr haben sich Bräuche entwickelt welche an diesem Tag ebenfalls ihre Bedeutung haben. Einige davon werden am 1. Januar gefeiert wohingegen andere, meist ältere Bräuche am 13. Januar gefeiert werden. Die drei Bekanntesten Bräuche zu Neujahr sind das Brei kochen, Hausbesuche und Teigtaschen mit Überraschungen. Beim Brei kochen wird nach erkalten des Breis die Haut abgenommen und der Brei angesehen. Wenn er rot und grobkörnig ist, bringt das Glück, eine gute Ernte oder eine begabte Tochter. Wenn der Brei kleinkörnig und blass ist, kommt Unglück über das Haus. Der gute Brei wurde gegessen, der schlechte in den Fluss geworfen. Hausbesuche. Die allgemeine feierliche Stimmung und Glückwünsche für das Neue Jahr machten die Menschen großzügig, offen und gastfreundlich. Nach den feierlichen Hausbesuchen versammelten sich die jungen Leute in einem Haus und feierten miteinander. Teigtaschen mit Überraschungen. Die bis heute am meisten verbreitete Tradition in Russland in der Nacht auf das Alte Neue Jahr besteht darin, Teigtaschen zu kochen, einen Teil davon mit eingebauter Überraschung wie zum Beispiel: Mehl bedeutet Leiden; eine Bohne – Kinder; ein Knopf – Neuerwerbungen; Zucker – ein gutes (süßes) Leben; Salz – ein nicht ganz so gutes Leben; Pfeffer, Pfefferschote – ein Leben mit Pfiff; ein Faden – eine Reise; eine Münze – Geld.

In jeder Gegend und sogar in jeder Familie ist die Bedeutung der Überraschungen unterschiedlich. Die Tradition selbst hat einen sehr verbindenden Charakter und hilft, die ganze Familie zusammenzuführen

Akteure

Die Akteure waren die Mitglieder der Familie Worobjow (Frau Worobjow, Herr Worobjow, zwei Töchter ein Sohn) und ihre Gäste die Familie Fomin. Frau Worobjow ist 49 Jahre alt und hat das Fest organisiert. Sie ist Hausfrau und kocht wie sie es selber sagt sehr gerne aber oft auch zu viel, da sie immer mit Gästen rechnet.

Interview

Frage: Wie feiert ihr das Alte Neujahr?

Antwort: Naja, eine richtige Feier oder Party wie an Silvester ist es nicht, es ist eigentlich ein weiterer Anlass sich mit der Familie zu treffen, gemeinsam zu essen und sich zu sehen.

Frage: Wird es in Russland anders gefeiert als in Deutschland?

Antwort: Das weiß ich nicht so genau, ich bin im Alter von drei Jahren nach Deutschland gekommen und war seitdem nur zweimal in den Sommerferien dort. Aber in der Stadt bzw. dem Dorf aus dem meine Oma kommt, wird es noch groß gefeiert. da gehen die Jugendlichen von Haus zu Haus und die Erwachsenen arbeiten an diesem Tag nicht sondern gehen in die Kirche oder bleiben zuhause. Da wird auch viel gekocht und getrunken.

Frage: Gibt es spezielle Gerichte die man zum Beispiel nur an diesem Tag isst?

Antwort: Nein. Naja meine Mutter macht für uns nur an diesem Tag einen Schichtsalat mit Hering und ganz vielen anderen Zutaten. Auf Deutsch heißt es glaube ich Hering im Pelzmantel auf Russisch sagen wir dazu Schuba oder auch Mimosa Salat.

Frage: Wie ist euer Tagesablauf an diesem Tag?

Antwort:Also das ist ja von Familie zu Familie unterschiedlich glaube ich. Bei uns ist es aber so, dass es darauf ankommt, an welchem Tag es ist. Wenn es so wie heute an einem Wochentag (Dienstag 13. Januar 2015) ist, dann muss mein Vater ganz normal zur Arbeit und meine Geschwister in die Schule und ich habe Klausuren. Nur meine Mutter bleibt daheim, weil sie Hausfrau ist. Der Tag beginnt dann damit, dass meine Mutter wie immer früh morgens um sechs Uhr aufsteht und das Frühstück zubereitet. Wenn Sie dann alle versorgt hat und alle weg sind, dann putzt sie meistens und räumt auf. Wenn sie damit fertig ist, dann fängt sie an zu kochen und anrufe zu machen. Als ich noch kleiner war durfte ich hin und wieder mal zuhause bleiben an diesem Tag und da habe ich ihr geholfen beim kochen. >Da wir dieses Jahr die Familie meiner Tante eingeladen haben, kocht meine Mutter besonders viel und besonders aufwändig. Wenn um halb zwei dann meine Geschwister nach Hause kommen, sollten sie eigentlich selbstständig ihre Hausaufgaben machen, was aber leider nicht immer klappt. Sie bekommen dann auch nur Blenis (Pfannkuchen) zum essen, da meine Mutter nicht viel Zeit hat um etwas aufwändigeres zu kochen. Wenn dann später mein Vater um halb sechs nach Hause kommt, dann machen wir das mit dem Brei. Diese Tradition wo man Brei kocht, dann die Haut davon abzieht und schaut, wie es aussieht. Eigentlich macht man das nur mit einer Schüssel aber bei uns bekommt jeder eine Schüssel Brei. Bisher hatten wir alle Glück. Ich vermute mal, dass meine Mutter da einen besonderen Trick hat. Jedenfalls essen wir dann diesen Brei wenn es doch glücklich läuft und wenn nicht dann bringt es Unglück diesen unglücklichen Brei zu essen. Deshalb schmeißt meine Mutter das dann weg. Später wenn die Gäste kommen, dann ist meistens der Tisch schon übertrieben gedeckt und meine Mutter hat dann keinen Platz mehr um alles auf den Tisch stellen zu können. Es ist dann laut und hektisch aber familiär und schön. Ich freue mich da jedes Jahr darauf das zu feiern. Wir essen dann lange und ausgiebig und es geht dann nicht darum satt zu werden sondern eher darum zu essen und gemeinsam zu sein. Während eines Wochentages ist dann spätestens um 22 Uhr oder 23 Uhr Schluss da ja die Kinder in die Schule müssen und die Eltern am nächsten Tag zur Arbeit müssen. Falls das Alte Neujahr aber an einem Wochenende ist, dann ist es eigentlich fast genauso nur dass dann nicht alles auf den Abend konzentriert ist sondern auf den Tag verteilt und dass mein Vater nicht zur Arbeit geht sondern in die Kirche. Ich finde es an beiden Tagen toll weil es da sehr familiär ist. Es ist ein schönes Fest

Frage: Wirst du diesen Brauch, das Alte Neujahr zu feiern auch weiter fortführen wenn du später eine eigene Familie hast?

Antwort: Ja, ganz sicher. Es ist ein sehr tolles Fest und für mich ist es so ein Abschluss für die Weihnachtszeit. Für mich persönlich beginnt am 6. Dezember mit dem Nikolaustag schon die schöne Zeit im Jahr. Weihnachten und Silvester sind dann Höhepunkte und das Alte Neujahr ist dann nach dem Tag der heiligen drei Könige der Abschluss. Dann schmeißen wir auch den Weihnachtsbaum raus. Gut, dieses Jahr haben wir keinen Baum aber sonst würden wir das so machen.

Frage: Gibt es etwas, was du dann anders machen würdest als ihr das jetzt macht?

Antwort: Ich würde eigentlich nicht viel anders machen. Ich glaube aber, dass ich nicht so viel kochen würde wie meine Mutter. Aber ich würde genauso viele oder auch mehr Gäste einladen. Ich mag es, wenn so viel los ist zuhause.

Veranstaltungsort

Das Alte Neujahr wird in den meisten Fällen im kleinen Kreis der Familie gefeiert und begangen. Da im Januar in Deutschland sowie in Russland oft kalte Wetterverhältnisse herrschen, beschränkt sich das Fest mit einer relativ kurzen Ausnahme auf das Haus oder die Wohnung einer Familie. Als einzige Ausnahme ist hier der besuch anderer Familien um sich nur kurz an der Tür ein frohes neues Jahr zu wünschen.

Brauch- und Rollenverständnis

Dieser Brauch ist für Familie Worobjow eigentlich nicht sehr wichtig weshalb sie ihn auch nicht korrekt begehen. Andere Familien feiern es auch anderster und jeder macht es im Prinzip nach eigenem belieben. Frau Worobjow möchte an diesem Tag gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden zusammen sein. In Russland ist dieser Tag aber kein Feiertag weshalb die Menschen an diesem Tag auch ganz normal zur Arbeit müssen.

Organisation der Brauchveranstaltung

Die Familien wechseln sich jedes Jahr ab und man trifft sich privat im eher kleineren Kreis zum gemeinsamen essen und trinken.

Hintergrund-Infos

Dieser Brauch entstand mit der Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender in Russland. Am 26. Januar 1918 beschlossen die damaligen Sowjetischen Machthaber in Russland, dass nach dem 31. Januar nicht der 1. Februar sondern direkt der 14. Februar beginnt. In der Bevölkerung aber war diese Umstellung nicht allzu sehr beliebt weshalb diese wie gewohnt weiterhin am 1. Januar nach dem Julianischen Kalender also dem 13. Januar nach dem Gregorianischen Kalender das Neujahr feierten. Im Laufe der Zeit bekam dieses Neujahrsfest den Namen Altes Neujahr.

Allgemeine Entwicklungsgeschichte des Brauchs

In den Ersten Jahren nach der Umstellung wurde das Alte Neujahr noch ganz gewöhnlich am 1. Januar (jul.) gefeiert. Die Kalender waren ja schon gekauft und die Nachricht der Umstellung hatte noch nicht alle Menschen in Russland erreicht. In Zeiten des zweiten Weltkrieges und der darauf Folgenden Zeit des Kalten Krieges wurde dieses Fest eher weniger gefeiert auch weil unter der Sowjetischen Regierung Religiöse Feste und Bräuche eher keine Bedeutung hatten. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise in Russland sehnten sich die Menschen zurück zu den alten Zeiten. Mit dem wirtschaftlichen Erstarken Russlands in den letzten Jahren führte dies auch wieder zu einer Orientierung an alten und fast vergessenen Bräuchen. Da die Orthodoxe Kirche weiterhin nach dem Julianischen Kalender lebt und die Religion bei einem Großteil der Russischen Bevölkerung einen hohen Stellenwert hat, wurde dieses Alte Neujahr nicht vergessen.

Geschichte des Alten Neujahrs

Die russische Tradition, das Alte Neue Jahr zu feiern, hat ihren Ursprung in der Differenz zwischen dem Julianischen (oder dem Alten) und dem Gregorianischen Kalender, den heutzutage fast die ganze übrige Christenwelt verwendet. Die Differenz beträgt dreizehn Tage. Bemerkenswert ist, dass dieser Abstand jedes Jahrhundert um einen Tag wächst, wenn die Hunderter im Jahr seit Christi Geburt nicht durch vier teilbar sind. Der Unterschied beträgt deshalb ab dem 1. März 2100 bereits 14 Tage, und ab dem Jahr 2101 werden Weihnachten und das alte Neue Jahr jeweils um einen Tag später als heute gefeiert.

Der Julianische Kalender heißt so, weil er von Julius Caesar eingeführt wurde. Ihm liegt das Sonnenjahr mit 365,25 Tagen zu Grunde. Um die Ungenauigkeit zu korrigieren, ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr und hat den 29. Februar im Kalender. Da auch der Vierteltag nicht exakt stimmt, entstand eine zusätzliche und zunehmende Abweichung, die freilich erst später entdeckt wurde. Zu deren Korrektur führte Papst Gregor XIII eine Reform durch und schuf den nach ihm benannten Kalender. Diesen übernahm ganz Europa bereits im 19. Jahrhundert und entfernte die 13 überzähligen Tage. Russland hingegen führte den neuen Kalender erst mit der Machtübernahme der Sowjets ein. Kraft Erlass des Rats der Volkskommissare vom 26. Januar 1918 folgte auf den 31. Januar nicht der 1., sondern der 14 Februar.

Bis zum Jahr 1918 fiel das Neue Jahr mit der Weihnachtszeit, genauer gesagt der Zeit zwischen Weihnachten und dem Fest der Heiligen Drei Könige zusammen, weswegen alle weihnachtlichen Volkstraditionen bis heute eher mit dem Alten Neuen Jahr in Verbindung stehen. Nach dem Volksglauben, bringt es Unglück, wenn am Morgen des ersten Tages des Neuen Jahres eine Frau als erste ins Haus kommt; ist es ein Mann, bringt das Glück. Wenn es am Tag des Neuen Jahres im Haus nicht an Geld fehlt, wird man das ganze Jahr keine Not leiden, man darf nur an dem Tag kein Geld ausleihen. Traditionell glaubt man auch: Wenn der erste Jahrestag fröhlich und glücklich ist, wird das ganze Jahr so. Schnee oder Nebel zu Silvester sagen eine gute Ernte vorher. Wenn es an Silvester windig ist, gibt es eine reiche Nussernte. Weiterhin sind folgende Sprüche in Umlauf: Das Neue Jahr ist die Wende zum Frühling. Zum Neuen Jahr holt man die Schlitten raus. Das Neue Jahr macht den Tag länger.

Das Alte Neue Jahr ist eine seltene historische Erscheinung, ein zusätzliches Fest, ein Geschenk des Kalenderwechsels. Wegen der Abweichung in den Kalendern feiern die Russen also zwei Neujahrsfeste, eines nach dem Alten und eines nach dem Neuen Kalender. So kann jeder in der Nacht vom 13. auf den 14. Januar sein Lieblingsfest nachfeiern. Die Tradition des Alten Neuen Jahres hat in Russland damit zu tun, dass die russisch-orthodoxe Kirche all ihre kirchlichen Feste nach wie vor nach dem Julianischen Kalender feiert. Für viele Gläubige hat das Alte Neue Jahr eine besondere Bedeutung, weil sie erst nach Ende der weihnachtlichen Fastenzeit so richtig feiern dürfen. Neuerdings nimmt die Beliebtheit des Alten Neuen Jahres wieder zu. Immer mehr Menschen betrachten es als ein selbständiges Fest, das den Zauber des Neujahrsfestes verlängert oder ihn zum ersten Mal erleben lässt. Das Alte Neue Jahr wird freilich viel gelassener gefeiert und kennt nicht jene Hektik, die unvermeidliche Begleiterin des Neuen Neujahrsfestes. Es ist aber in Russland kein offizieller Feiertag. Im alten Russland waren die Koljadki, weihnachtliche Lieder und Tänze zum Neuen Jahr, sehr beliebt. Jede Familie wartete auf die Koljadki-Gruppen und bereitete für sie verschiedene Speisen zu.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion feiern neben Russland Moldawien, Armenien, Weißrussland, die Ukraine, Kasachstan und Georgien sowie auch andere slawische und orthodoxe Völker das Alte Neue Jahr. Diese Tradition gibt es auch in Serbien und Montenegro, weil die serbisch-orthodoxe Kirche genauso wie die russische nach wie vor den alten Julianischen Kalender verwendet. Die Serben nennen dieses Fest das Serbische Neue Jahr. Auch in Mazedonien wird es gefeiert. Das Alte Neue Jahr nach dem Julianischen Kalender (Altes Silvester) wird aber auch in einigen deutschsprachigen Kantonen der Schweiz gefeiert. Wie in Russland sind das die Spuren der Nichtakzeptanz des Gregorianischen Kalenders durch das Volk

Allgemeine Verbreitung des Brauchs

Dieser Brauch wird in Russland, den ehemaligen Mitgliedsstaaten der Sowjetunion und anderen slawischen und orthodoxen Völkern gefeiert. Allerdings ist es in keinem dieser Länder ein gesetzlicher Feiertag weshalb es ein weitgehend Religiöses Fest ist. Die Orthodoxe Kirche hält sich nach wie vor an den Julianischen Kalender und nicht an den gregorianischen Kalender. Das Fest wird also in orthodoxen Völkergruppen begangen und gefeiert ohne jedoch einen offiziellen und gesetzlichen Status eines Feiertages zu haben. In den allermeisten Fällen wird es also eher privat mit Gästen in der Familie gefeiert.

Forschungsstand allgemein

Weshalb die Orthodoxe Kirche noch keine Umstellung auf den Gregorianischen Kalender vorgenommen hat liegt daran, dass kirchliche Feiertage und der kirchliche Jahresablauf zumindest in einem Jahr (im Jahr der Umstellung) etwas durcheinander gebracht wären. Die Junge Bevölkerung in den Großstädten Russlands feiert dieses Fest schon weniger als die Ältere Bevölkerung. Dieser Brauch, das Alte Neue Jahr zu feiern ist also bei nicht orthodox religiösen Bevölkerungsgruppen kein besonders wichtiger Tag. Man feiert also eher einmal im Jahr das Neue Jahr und trifft sich am 13. Januar mit den Eltern und Großeltern zum Essen.

Literatur

  • Friedrich Meyer von Waldeck; Russland Einrichtungen, Sitten und Gebräuche; Aischines Verlag 12.1. 2014