Allerheiligen und Allerseelen

Termin

Dieser Brauch findet am 01. und 02. November statt  statt. Allerheiligen wird am 1.November, Allerseelen am 2. November gefeiert.

Einstiegsinformationen

Allerheiligen ist der kirchliche Feiertag, der am 1. November jeden Jahres gefeiert wird. Wie es die Bezeichnung des Feiertages schon erahnen lässt, wird am 1. November sowohl allen Heiligen und Märtyrern der katholischen Kirche gedacht als auch allen Verstorbenen von deren Heiligkeit nur Gott allein weiß. An Allerheiligen kommen Familien zusammen und besuchen gemeinsam die Gräber der Verstorbenen. Der katholische Totengedenktag ist in Deutschland und weiteren Ländern ein staatlicher Feiertag. Das entsprechende Fest evangelischer Gläubiger ist der Totensonntag. Außer in Deutschland ist er nach einem Kalender von 2009 z.B. auch in Österreich, der Schweiz, in Frankreich, Italien, Polen und Spanien als genereller Feiertag eingerichtet, also in Staaten, die einen großen katholischen Bevölkerungsanteil haben. In Dänemark, England, den Niederlanden und Tschechien ist Allerheiligen dagegen kein staatlicher Feiertag.

Ablauf

Die Familienangehörigen richten zu diesem Anlaß die Gräber ihrer Verwandten besonders festlich her. Das ist ein äußeres Zeichen dafür, dass man den Toten gegenüber Ehrfurcht und Respekt zeigt und ihnen einen angemessenen Platz im Herzen zugesteht.

An Allerheiligen findet in katholischen Pfarrgemeinden außer einem Gottesdienst in der Kirche auch eine Andacht auf dem Friedhof statt. Meist wird sie auf den Abend gelegt. Die Hinterbliebenen entzünden die Lichter, die sie auf die Gräber gestellt haben und stehen während der Andacht wenn möglich auch direkt um das Grab herum. Auf großen Friedhöfen wird die Andacht per Lautsprecher übertragen, damit auch diejenigen, die weiter entfernt vom Zelebranten stehen, etwas von den Gebeten, Fürbitten und Liedern mitbekommen. Mancherorts ist es Tradition, die Andacht mit Chorgesang und/oder Blasmusik festlich zu gestalten.

Halloween mit den typischen Bräuchen, sich gruselig zu verkleiden, die Häuser mit Kürbis-Fratzen zu dekorieren und anderem mehr, hat auch mit Allerheiligen zu tun. Halloween steht für „all Hallows eve(ning)“, also „Abend vor Allerheiligen“. Halloween-Bräuche werden in Deutschland erst seit Ende des 20. Jahrhunderts und längst nicht überall ausgeübt. Sie haben ihr Vorbild im englischsprachigen Raum, genauer Irland und Amerika. (nach: Döring)

Geschichte

Bereits im 4. Jahrhundert nach Chr. gedachten die Menschen im Orient ihren Märtyrern. Allerdings taten sie das abhängig von ihrer Religion an ganz verschiedenen Tagen im Jahr. Einen festen Termin, an dem alle gemeinsam ihren Toten gedachten, gab es zu dieser Zeit noch nicht. Im 7. Jhd. weihte Papst Bonifatius IV. das Pantheon in Rom zu Ehren aller christlichen Märtyrer. Theologen vermuten, dass aus diesem Ereignis die Idee zu einem allgemeinen Fest zu Ehren aller Heiligen der katholischen Kirche ausging. Papst Gregor IV., der das Fest im Jahr 835 einführte, legte es auf den 1. November. Dieser Tag wurde keineswegs willkürlich ausgewählt, sondern aus einem ganz bestimmten Grund: Anfang November waren alle anfallenden landwirtschaftlichen Arbeiten zum großen Teil erledigt, sodass die Gläubigen nun Zeit hatten, sich einen kompletten Tag dem Gedenken an alle Heiligen zu widmen. Allerheiligen sollte dabei kein Tag der ausschließlichen Trauer sein, sondern auch das neue und ewige Leben feiern, in das die Heiligen eingetreten sind. Circa 200 Jahre nach der erstmaligen Feier von Allerheiligen führte Abt Odilo von Cluny „Allerseelen“, das am 2. November begangen wird, ein. An diesem Tag sollte aller Seelen im Fegefeuer gedacht werden. In der Vorstellung der Katholiken ist das Fegefeuer der Ort, an den die Seelen nach ihrem irdischen Tod gelangen. Zwar ist es sicher, dass die Seelen irgendwann in das Himmlische Reich aufgenommen werden, doch bedürfen sie zuvor noch der Läuterung und Reinigung im Fegefeuer. Die Menschen auf der Erde können die Wartezeit der sogenannten „Armen Seelen“ im Fegefeuer nun verkürzen, indem sie ihrer gedenken und für sie beten. An Allerseelen wird nun aller Verstorbenen gedacht. Im Mittelpunkt steht dabei der Gedanke an die Auferstehung und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Im Laufe der Jahrhunderte sind Allerheiligen und das allgemeine Totenfest Allerseelen immer mehr zu einem Doppelfest verschmolzen, das am 1. November gefeiert wird.

Allerseelen

Am Tag nach Allerheiligen liegt Allerseelen. Allerseelen, am 2. November, ist aber „nur“ kirchlicher und nicht staatlicher Feiertag. Allerheiligen, der Feiertag an dem der Gesamtheit der christlichen Märtyrer gedacht wird, und Allerseelen, der Tag der dem Gedächtnis an die Verstorbenen und die „Armen Seelen“ im Fegefeuer gewidmet ist, sind beide katholische Totengedenktage. Die größere Bedeutung hat Allerheiligen. Dieser Feiertag vereint schon lange beide Aspekte des Gedenkens.

Gräbersegnung Allerheiligen.

Bräuche an Allerheiligen

Wie andere Fest-und Feiertage auch, weist Allerheiligen ganz spezifische Bräuche auf. Spezielle Handlungen tauchen immer wieder auf und sind dabei von ganz bestimmter Bedeutung für die ausübende Gruppe. In der Ausübung der Allerheiligen Bräuche lassen sich einige regionale Unterschiede finden. So wird beispielsweise das Allerheiligengebäck, das vielerorts um den ersten November gebacken wird, ortsabhängig als Allerseelenwecken, Allerheiligenstriezel oder Himmelsreiter bezeichnet. Der Ursprung einer Vielzahl der in unserer heutigen Gesellschaft verankerten Bräuche liegt im nunmehr 2000 Jahre bestehenden Christentum. Seit der Antike dienen Religion und allgemein spirituelle Hintergründe der Entstehung von Bräuchen. Kirchliche Fest-und Feiertage, wie etwa auch Allerheiligen, sind feste Struktureinheiten im Jahresverlauf und Kalender. In gewisser Art und Weise geben sie den Menschen somit ein Gefühl von Beständigkeit und Sicherheit. Allerheiligen beispielsweise wird jedes Jahr am 1. November gefeiert, ob der Termin dabei auf einen Montag, Mittwoch oder Sonntag fällt, spielt keine Rolle.

Der Allerseelengang

Allerseelengang bei Gräbern.

Der Allerseelengang beschreibt den Besuch der geschmückten Gräber auf dem Friedhof. Vielerorts finden Gräbersegnungen und Totenfeiern, die von einem Geistlichen abgehalten werden, statt. Angehörige treffen sich an den Grabstätten und haben die Möglichkeit nach der Segnung der Gräber an einer Messfeier, die oftmals auf dem Friedhof abgehalten wird, teilzunehmen. Je nach Größe des Friedhofs hält der Geistliche zur Segnung an jedem einzelnen Grab kurz inne. Von den Angehörigen wird ein rotes Allerseelenlicht für den Verstorbenen entzündet.

Das Allerseelenlicht

Auf dem Grab wird das sogenannte Allerseelenlicht entzündet. Hierbei handelt es sich um ein rotes Friedhofslicht, das den Glauben an die Auferstehung und an ein Leben nach dem Tod symbolisieren soll. Ursprünglich wurde das Licht als Opfergabe für die Armen Seelen im Fegefeuer betrachtet. Die Kerzen sollten den umherwandernden Seelen den Weg zu ihren Ruhestätten weisen. Vorstellungen wie diese sind in den Köpfen der Menschen heute allerdings kaum noch präsent. Nach katholischem Glauben weisen die Lichter auf das Wort Christi ‚Ich bin das Licht der Welt‘ hin. Die Auferstehung aller Toten ist ein zentraler Gedanke.

Allerseelenlicht.

 Der Allerseelenstock

Als Allerseelenstock wird der Grabschmuck zu Allerheiligen bezeichnet. Bis vor einigen Jahren verstand man unter dem Allerseelenstock ausschließlich einen weißen Chrysanthemenstock. Weiße Chrysanthemen gelten als Symbol der Liebe, die – im Zusammenhang mit Allerheiligen – über den Tod hinaus beständig ist. In den letzten Jahren setzen sich jedoch vermehrt bestimmte Trends im Grabschmuck durch. Neben klassischen Gestecken und Kränzen werden die Gräber auch mit aufwendigen Legesträußen oder Pflanzenkugeln dekoriert. Heimisches Immergrün (z.B. Heide-/Silberkraut) wird mit exotischen Trockenpflanzen wie beispielsweise der aus Südafrika stammenden Protea kombiniert. Der 1. November wird meist zum Anlass genommen, die Gräber winterfest herzurichten und mit Pflanzen zu dekorieren, die den ersten Frost überstehen und nach Möglichkeit bis zum Frühling liegen bleiben können.

Allerseelengesteck.

Das Allerseelengebäck

In manchen Regionen Bayerns gehört auch das „Allerseelengebäck“ zum 1. November. Die Hefe-, Lebkuchen- oder Biskuitzöpfe waren in früheren Zeiten als Gaben für die Armen und sozial Schwachen gedacht. Wie ein Pfarrer aus dem im Landkreis Regensburg liegenden Hemau im Jahr 1932 berichtete, waren es allerdings nicht ausschließlich arme Menschen, die mit dem Gebäck bedacht wurden: Kinder bekamen das Allerseelengebäck von ihren Paten geschenkt, die rautenartige Form sollte an die Armen Seelen erinnern. Auf diese Weise sollten die Kinder zum Gebet für die Armen Seelen ermahnt werden. In der heutigen Zeit zählt dieses Patengebäck zu den Bräuchen, die mehr und mehr schwinden.  In Schwaben ist es bis heute noch üblich, dass Paten für Ihre Patenkinder Seelenzöpfe backen. In den Bäckereien werden Seelenbrezen in verschiedenen Ausführungen angeboten. Die Palette reicht von einfachem Hefegebäck bis hin zu üppigen, mit Marzipan dekorierten Schokoladenbrezen. Ein Seelwecken aus Brötchenteig, wie es ihn im Ries gibt, sieht aus wie ein längliches Brötchen, bei dem die Enden angespitzt sind. Er ist oben mit Salz bestreut. Es gibt diese Wecken in der Bäckerei aber nicht nur um Allerseelen herum.

Der Nutzen, den die „Armen Seelen“ von den Seelenzöpfen oder Seelenbrezen aus Hefe- oder Blätterteig haben, ist, dass sich der damit Beschenkte mit „Vergelt’s Gott für die armen Seelen“ bedankte (nach: Döring). Das ist eine kurze Fürbitte zugunsten der leidenden Seelen Verstorbener. Damit können die Lebenden den Verstorbenen nach christlichem Glauben noch nach deren Tod etwas Gutes erweisen. Zur Form der Gebäckstücke heißt es, die drei Zopfstränge erinnerten an die Heilige Dreifaltigkeit und das Ineinanderschlingen symbolisiere die Ewigkeit.

Allerheiligen Weltweit

Auch in anderen katholisch geprägten Ländern wird der 1. November gefeiert. In Mexiko wird dieser Tag beispielsweise Dia de los Muertes genannt. Auf den Philippinen heißt er: Araw ngmga Patay (Tag der Toten).

Belege, Literatur

  • Auel, Hans-Helmar (Hg.): Unentdeckte Feiertage. Das Kirchenjahr als Fest des Glaubens. Göttingen, 2000.
  • Birzer, Karin; Sauerbeck Klaus (Hg.): Kulinarisch durch Kirchenjahr. Mehr als 100 köstliche Rezepte. Kallmünz, 2007.
  • Eichenseer, Erika und Adolf (Hg.): Oberpfälzer Leben. Ein Hausbuch von Fronleichnam bis Martini. Grafenau, 2009.
  • Fähnrich, Harald: Lebendiges Brauchtum der Oberpfalz. Vierte, vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Pressath, 2007.
  • Pötzl, Walter: Brauchtum. Von der Martinsgans zum Leonhardiritt, von der Wiege bis zur Bahre. Augsburg, 1999.
  • Wagemann, Gertrud: Feste der Religionen. Begegnungen der Kulturen. München, 2002.
  • Wolf, Helga Maria: Das neue BrauchBuch. Alte und junge Rituale für Lebensfreude und Lebenshilfe ; Anhang: Burgenland spezial. Wien, 2000.