Martinstag

Termin

Dieser Brauch findet alljährlich am 11. November statt.

Einstiegsinformation

Der Martinstag machen Kinder aus katholischen Pfarrgemeinden Laternenumzüge mit selbst gebastelten Laternen, singen und beten. Sie halten so Andacht und erinnern an den Heiligen Martin, ein Vorbild für christliche Nächstenliebe.

Ablauf heute

Laternenumzug

Kinder im Kindergartenalter ziehen mit Begleitung und unter Aufsicht von Erwachsenen bei Einbruch der Dunkelheit mit Laternen durch die Straßen und singen Lieder. Das Basteln der Laternen wird auch im Umfeld des Kindergartens organisiert.

An manchen Orten wird er Umzug auch durch den Auftritt eines Darstellers des Heiligen Martins als Soldat hoch zu Ross eindrucksvoll ausgestalt, wie z.B. beim Martinsumzug in Roisdorf.

Martinslied

Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin, ritt durch Schnee und Wind, sein Ross das trug ihn fort geschwind. Sankt Martin ritt mit leichtem Mut, sein Mantel deckt in warm und gut.
Im Schnee saß, im Schnee saß, im Schnee da saß ein armer Mannhat Kleider nicht, hat Lumpen an. Oh, helft mir doch in meiner Not, sonst ist der bitt’re Frost mein Tod.
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin zog die Zügel an, sein Ross steht still beim armen Mann. Sankt Martin mit dem Schwerte teilt den warmen Mantel unverweilt.
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin gab den Halben still, der Bettler rasch ihm danken will. Sankt Martin aber ritt in Eil hinweg mit seinem Mantelteil.

Hintergrund-Infos

Martin von Tours

Dieser Brauch geht auf Martin von Tours zurück, der um 316 in Ungarn geboren wurde und am 8. November 397 in Frankreich starb. Das Leben von Martin von Tours ist uns genaustens von seinem Zeitgenossen Sulpicius Severus überliefert. Auf Wunsch seines Vaters trat Martin in den Soldatendienst im Heer des römischen Kaisers ein, aus dem er mit ca. 40 Jahren wieder ausschied, da dieser sich nicht mit seinem Glaube vereinbaren ließ. Zuvor ereignete sich jedoch jene Episode, für die er berühmt wurde:

In einer kalten Winternacht begegnete Martin einem in Lumpen gehüllten Bettler, der zu erfrieren drohte. Als er feststellte, dass er kein Geld bei sich trug, zerteilte Martin seinen Mantel mit seinem Schwert und schenkte die eine Hälfte dem Bettler. Im Traum erschien ihm dann Jesus Christus, der diese Hälfte seines Mantels trug. In dieser Vision sprach Jesus zu seinen Engeln: „Martin, obwohl erst unterwegs zur Taufe, hat mich mit diesem Mantel bekleidet.“ Daraufhin ließ Martin sich taufen. Mit den Worten „Ich bin nun ein Soldat Christi, mir ist nicht erlaubt zu kämpfen“, die an den römischen Kaiser persönlich gerichtet waren, trat er aus dem Heer aus und reiste viel, bis er sich auf Gallinaria, einer kleinen Insel im Golf von Genua, niederließ, um ein Einsiedlerleben zu führen. Er kehrte bald zu Bischof Hilarius, der schon vorher sein Mentor war, nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Poitiers Poitiers] zurück und wurde 371 auf drängen des Volkes, aber gegen den Willen des Klerus, zum Bischof von Tours geweiht.

Um Martin rankten sich schon zu seinen Lebzeiten Berichte über Wunder. Sie handelten von der Totenerweckung über die Krankenheilung bis zur Beherrschung der Naturgewalten. Auf einer Visitationsreise in Candes erlag Martin dem Fieber, und dem Trauerzug zurück nach Tours folgten, wie sein Biograph schrieb, ca. 2.000 Gläubige. Da die damalige Kirche noch keine Heiligsprechung kannte, wurde er durch die Verehrung im Volk zum Heiligen und dieser Status verfestigte sich durch die Bildung von religiösen Zirkeln, in denen die Erinnerung an St. Martin aufrecht erhalten wurde. Er wurde am 11. November beigesetzt und von König [http://de.wikipedia.org/wiki/Chlodwig_I. Chlodwig I.] zum Schutzherrn der fränkischen Könige und ihrer Untertanen erklärt. Dem Heiligen Martin, dem ersten Heiligen, der kein Märtyrer war, wurden unzählige Kirchen geweiht, unter anderem der [http://de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Dom Mainzer Dom] oder St. Martin in Köln.

Der Martinstag als „Schwellentermin“

Kirchweihen am Martinstag

Vor Einführung der Allerwelts Kirchweih fanden am Martinstag auch Martini-Kirchweihen statt. Martin ist ein sehr bekannter Heiliger, der an zahlreichen Orten auch Schutzpatron einer Kirche ist.

Abschluss des bäuerlichen Jahres an St. Martin

Der 11. November markierte früher im bäuerlichen Jahreslauf einen wichtigen Einschnitt. Die Feldarbeit war getan und man konnte sich nun an den Erzeugnissen freuen. Feste an Martini können schon im frühen Mittelalter (ab dem 6. Jahrhundert) nachgewiesen werden und hatten meist mit dem rituellen Verkosten des Weines an diesem Tag zu tun. Daraus entwickelten sich bald ausufernde Ess- und Trinkfeste, ganz im Widerspruch zur asketischen Lebensweise des Heiligen Martin. Der Begriff der „Martinsminne“, dem Trinken zu Ehren von St. Martin, findet sich im Hochmittelalter weit verbreitet in der Volkssprache.

Martini als Auftakt zur Fastenzeit

Außerdem begann an Martini die 40-tägige Fastenzeit vor Epiphanie am 6. Januar. Es war also die letzte Gelegenheit für die Bevölkerung, noch einmal richtig zu feiern, bevor sie sich einschränken musste. Auch nach Änderungen der Fastenzeit (Kürzungen) blieb die Bedeutung des Martinstages erhalten. Da in der Fastenzeit Fleischspeisen tabu waren, wurde das Martinsfest mit viel Fleisch gefeiert. Das Martinsschlachten hatte existenzielle Bedeutung für Metzger und Bauern. Erstere hatten wegen der kirchlich vorgeschriebenen Fastenperioden erhebliche Einkunftseinbußen und auch die Bauern mussten nach dem Eintreiben das Vieh schlachten, da sie nicht alle Tiere durch den Winter bringen konnten.

Außerdem durften in der Fastenzeit keine Eier, Butter, Milch oder Fett verspeist werden. Daraus resultieren Gebäcke zum Martinstag, die mit möglichst vielen dieser Zutaten hergestellt wurden. Zum Beispiel Schmalzgebackenes, dessen Namen und Form von Region zu Region wechselte. Zum Martinimarkt in Roßtal bei Fürth werden heute „Martinerle“ ausgegeben, ein Schmalzgebäcke in Puppenform. Gebäcke wie dieses wurden früher bei Zügen von Haus zu Haus, also bei einem sogenannten Heischegang, als Erinnerung an die Mantelteilung, erbeten und auch verschenkt.

Martinsfeuer und Fackelzug

Schon im 15. Jahrhundert wurden Fackelzüge mit anschließendem Martinsfeuer durchgeführt. Sie waren mit Heischezügen verbunden. Erklären lassen sie sich durch die früher von der katholischen Kirche vorgeschriebene Tagespredigt zum 11. November. Diese lautete (Lk 11, 33-36): „Niemand zündet ein Licht an und stellt es in ein Versteck oder unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, das Licht sehen.“ Die Bevölkerung nahm diese Worte zum Anlass, um „das Licht in die Welt“ zu tragen.

Weblinks

Literatur

  • Groß, Werner/Urban, Wolfgang (Hg.): Martin von Tours – Ein Heiliger Europas. Ostfildern 1997.
  • Krenzer, Rolf (Hg.): Martin, Martin, guter Mann! Limburg 1997.
  • Nehmeyer, Heidi: Sankt Martin feiert mit Kindern. München 1998.
  • Nigg, Walter: Martin von Tours. Freiburg 1977.