Ihre Frage an Dr. Brauch:
Warum darf nach Meinung älterer Leute Brot nicht achtlos weggeworfen werden?
Dr. Brauch antwortet:
Das Brot genießt als zweiter Bestandteil des eucharistischen Mahles neben dem Wein im Christentum einen herausragenden Stellenwert, besonders in der Form des Weizenbrotes. Denn es vertritt beim Abendmahl den Leib Christi. Während des Mittelalters war es üblich, hierfür gewöhnliches Hausbrot zu verwenden. Ab 1215 wurde das Abendmahlsbrot zunehmend zum Sonderbrot (Hostie in Oblatenform). Die hohe Bedeutsamkeit und Wertschätzung behielt jedoch das Brot als Nahrungsmittel insgesamt. Damit war es sittlich nicht erlaubt, Brot einfach wegzuwerfen oder sonst wie zu verderben. In der Generation unserer Groß- oder Urgroßeltern war es nicht unüblich, vor dem Anschneiden eines Brotlaibes mit dem Brotmesser ein Kreuzzeichen auf den Boden des Laibes zu machen, verbunden mit einem still gesprochenen kurzen Dank- oder Bittgebet für/um das tägliche Brot, wie zum Beispiel dem Satz „Unser tägliches Brot gib uns heute“ aus dem Vater-Unser. Heute kauft man das Brot oft schon aufgeschnitten, damit fehlt sozusagen die Grundlage des Brauches. Zudem ist die allgemeine Wertschätzung des „täglichen Brotes“ als Grundnahrungsmittel nicht mit derjenigen in Notzeiten vergleichbar. (gestellt am 8.10.09 11:59)