Weiberfasching in Bonn

Termin

Dieser Brauch findet am 08. Februar 2024 statt.

Einstiegsinformation

In Bonn und in anderen Teilen Deutschlands übernehmen die Frauen am Faschingsdonnerstag das Regiment. Deshalb nennt man diesen Tag Weiberfasching. Es gibt aber auch noch andere Namen unter dem der Weiberfasching bekannt ist, wie zum Beispiel Weiberfastnacht, Wieverfastelovend (Köln), Zimberstag (Westfalen), Fetter Donnerstag (Rheinland, Luxemburg), Deckendonnerschdiesch (Hunsrück), feister Pfinstag (Böhmen) oder Lumpiger/ Gumpiger/ Schmutziger/ Schmotziger Donnerstag (Schwaben). Der Weiberfasching fällt auf den Donnerstag vor Aschermittwoch. Er markiert den Übergang vom Sitzungs- zum Straßenkarneval.

Ablauf

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Frauentag in zahlreichen Städten als Auftakt des Straßenkarnevals etabliert. Heute gilt der Weiberfasching in Bonn-Beuel als inoffizieller Feiertag, denn an den meisten Arbeitsplätzen wird ab mittags nicht mehr gearbeitet. Die Feiern beginnen um 11:11 Uhr. Die 16 Beueler Damenkomitees, die von der Stadt Bonn finanziell unterstützt werden, überlegen sich für Weiberfasching jedes Jahr ein anderes Schelmenstück. Auf der Rathaustribüne werden Politiker durch List und Tücke dazu gebracht, die Macht an die Frauen abzugeben. Seit 1957 ist es auch üblich, dass die Frauen aus Beuel an diesem Tag das Rathaus stürmen. Oft gibt es noch einen Festzug durch die Stadt, an dem auch Männer teilnehmen dürfen. Danach wird in Cafés und Kneipen bis spät in die Nacht ausgelassen weitergefeiert.

Varianten

In Köln wird an Weiberfasching der Straßenkarneval eröffnet. Dazu findet auf dem „Alter Markt“ eine Freiluftsitzung statt, die schon morgens um 10:00 Uhr mit kölscher Karnevalsmusik beginnt. Um 11.00 Uhr zeigt sich das Dreigestirn (die obersten Repräsentanten des Kölner Karnevals) und übergibt die Schlüssel der Stadt an die Frauen. Ab 11.11 Uhr wird ausgelassen in den Straßen und Kneipen gefeiert. In vielen anderen Städten und Dörfern ist es an Weiberfasching üblich, dass die Frauen den Männern die Krawatte, als Symbol der männlichen Macht, abschneiden. Mit einem Küsschen auf die Wange werden sie dafür entschädigt. Früher wurden den Männern ihre Hüte und Jacken weggenommen, die sie gegen Gebot wieder zurückfordern konnten.

Hintergrund-Infos

Eine Art Vorläufer des Weiberfaschings war im Mittelalter die Bewirtung der „besseren“ Damen durch den Rat. „Der lieben Weiber Sauftag“ war geprägt von Festmählern, Zehrgeldern und kostenlosem Weingenuss. Auch in den Klöstern wurden im 18. Jahrhundert schon Fastnachtsfeiern begangen. Nonnen und Stiftsfrauen genossen alles was sonst als verboten galt. Sie tranken Tee, Kaffee und Wein, aßen Schokolade, spielten Karten- und Glücksspiele und tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Die moderne Weiberfastnacht hat ihren Ursprung 1824 in Beuel bei Bonn. Beuel ist seit 1969 ein Stadtteil von Bonn. „Die Beueler Weiberfastnacht gab das Vorbild für die rheinischen Wiiver (Frauen) oder Möhnen, sich zu organisieren.“, schreibt der Brauchtumsforscher Alois Döring. Begründer des modernen Weiberfaschings sind die Beueler Wäscherinnen, die täglich 16 Stunden am Tag damit verbrachten, die schmutzige Wäsche, die zum Teil auch aus Köln gebracht wurde, zu waschen. Die saubere Wäsche sollte von den Ehemännern in Köln und den umliegenden Dörfern ausgetragen werden. Die Männer nutzten diese Gelegenheit, um in Köln ausgelassen den Karneval mitzufeiern. Doch die Frauen wussten darauf zu reagieren. Sie gründeten daraufhin 1824 das größte und älteste „Beueler Damenkomitee“. An jenem Tag trafen sich die Frauen statt zu arbeiten in einer Kneipe, tranken, aßen und lästerten über ihre faulen Ehemänner. An diesem Tag redeten sich die Wäscherinnen den Frust von der Seele und ließen all ihrem Ärger freie Luft, denn normalerweise bekamen die Wäscherinnen für ihre harte Arbeit nur wenig Lob und Anerkennung zu hören. Den Vorsitz des Damenkomitees hat die sogenannte „Obermöhn“, die klügste unter ihnen. Das Wort Möhne leitet sich von „Muhme“ ab. Damit ist normalerweise eine Tante oder Kusine mütterlicherseits gemeint. Es kann aber auch eine verheiratete, ältere Frau, die sich dunkel kleidet und eine Kopfbedeckung trägt, bedeuten. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts änderte sich die Bedeutung und die Möhne ist heute der Inbegriff eines jecken Weibes, das in der Weiberfastnacht ordentlich feiert. „So wurde die Beueler Weiberfastnacht geplant und vorbereitet zu einer Erhebung der Frauen unter karnevalistischer Tarnung und zu einem Akt der Solidarität, um alle Herren und Gebieter im Wäschedorf, denen es an dem nötigen Verständnis für die den Frauen zumutbare Arbeitsleistung fehlte, aufzuwecken und zur Besinnung zu bringen.“, heißt es in einer Festschrift zum 175-jährigem Bestehen der Beueler Weiberfastnacht. Die Wäscherinnen legten den ersten Meilenstein auf dem Weg zur Emanzipation in Beuel und genießen deshalb sehr viel Anerkennung. Auch heute erinnert die „Beueler Nationalhymne“ an die Initiative der Waschfrauen:
Die Wieve wooren et endlich leed, nur emme wäsche un keen Freud. Doch eemol em Johr wuurd nix jedonn, an Karneval blev de Bütt leer stonn. En Beuel fladdere de Botze….
Von Jahr zu Jahr wurden die Programme in Beuel üppiger. 1902 fand beispielsweise ein karnevalistischer Zug durch Beuel statt. Anschließend gab es im Klubhaus Kaffee, Reden und Lieder, die für die richtige Stimmung sorgten. Mehr als 190 Jahre nach der Gründung sind nur noch wenige Bräuche der Waschfrauen geblieben. Fester Bestandteil sind heute noch der Festumzug durch den Ort und die Damensitzungen am Nachmittag. 1957 wurde der Rathaussturm eingeführt. Mit Wäscheknüppeln ausgestattet, rissen die Frauen die Macht durch die Stürmung des Rathauses in der Friedrich- Breuer- Straße an sich.

Literatur

  • Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste, Freiburg im Breisgau, 2007
  • Pluwatsch, Petra: Weiberfastnacht, Köln, 2007

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