Sternsingen

Termin

Kinder als Sternsinger.

Dieser Brauch findet alljährlich am 06. Januar statt.

Einstiegsinformation

Beim Sternsingen ziehen in katholischen Pfarrgemeinden als Heilige Drei Könige verkleidete Kinder am Dreikönigstag oder auch an den Tagen davor von Haus zu Haus, um die Weihnachtsbotschaft unter die Leute zu bringen und für wohltätige Zwecke zu sammeln. Sie tragen einen Stern mit sich, singen Dreikönigslieder vor und schreiben mit geweihter Kreide ein Segenszeichen an die Haus- oder Wohnungstüren. Bekannt ist der Brauch seit dem 16. Jahrhundert. Die 1959 eingerichtete „Aktion Dreikönigssingen“ steigerte seinen Organisationsgrad und die allgemeine Verbreitung.

Ablauf

Sternsingen heute

Nach einem gemeinsamen Aussendungsgottesdienst ziehen Kinder und Jugendliche der katholischen Pfarrgemeinden in den Tagen vor dem Dreikönigsfest (6. Januar) oder direkt an diesem Tag als Heilige Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus. Sie verkünden dadurch die Frohe Botschaft des Weihnachts-Evangeliums und sammeln Spenden. Heute kommen die Spenden meistens Entwicklungshilfe-Projekten zu gute.

Die Sternsinger-Gruppen bestehen meist zumindest aus den Darstellern der Heiligen Drei Könige und einem Sternträger in Ministrantenkleidung. Der Stern stellt den Stern von Bethlehem dar und ist in der Regel beleuchtbar. Wird ihnen aufgemacht, singt die Gruppe Lieder, sagt Gedichte oder Gebete auf. Anschließend schreibt einer außen an die Haus- oder Wohnugnstür mit geweihter Kreide den traditionellen Segen „C+M+B“ mit der jeweiligen Jahreszahl. Die Buchstaben C, M und B sind die Abkürzung der lateinischen Worte „Christus Mansionem Benedicat“. Das heißt übersetzt: „Christus segne dieses Haus“. Diese jährlich aktualisierte Segensbitte gilt dem Haus und seinen Bewohnern. C+M+B steht für diesen Segen. Dass es sich bei diesen drei Buchstaben gleichzeitig auch um die Initialen der Namen der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar handelt, hat eigentlich keine Bedeutung – auch wenn man bei Fragen nach dem Sinn der Buchstaben noch so oft genau die Antwort mit den Königsnamen erhält.

Aktion Dreikönigssingen

Das Segenszeichen an der Tür.

S

Offizielles Plakat zur 50. Aktion Dreikönigssingen.

eit 1959 gibt es die „Aktion Dreikönigssingen“, die sich seitdem zur weltweit größten organisierten Hilfsaktion von Kindern für Kinder entwickelt hat. Träger der bundesweiten Aktion sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ mit Sitz in Aachen und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDJK).

An der ersten Sternsingeraktion 1959 beteiligten sich Sternsinger in 100 Pfarrgemeinden und sammelten 90.000 DM. Heute engagieren sich zahlreiche unterschiedliche Gruppen als Sternsinger, unter anderem Jugendverbände, Messdiener und Kinderchöre. Mehr als 12.500 katholische Pfarrgemeinden und sammeln Spenden für Not leidende Gleichaltrige in aller Welt. Zu den insgesamt rund 500.000 Sternsingern kommen noch geschätzte 80.000 ältere Jugendliche und Erwachsene, die den Sternsingern als Ehrenamtliche bei den Vorbereitungen zu Seite stehen. Bis zum Dreikönigsfest am 6. Januar ziehen diese Sternsinger herum. Die Erlöse aus der Spendenaktion fließen in weltweite Hilfsprogramme. So werden mit den Spendengeldern Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wasserversorgung und Ernährung gefördert.

Jedes Jahr legt die Organisation in Zusammenarbeit mit den 27 deutschen Diözesen ein Leitwort und ein Beispielland fest. Die Festlegung auf ein Land bedeutet nicht, dass die Spenden automatisch nur dorthin fließen. Jede Gemeinde kann selbst ausgewählte Projekte finanziell unterstützen. Meistens bestehen Kontakte zu befreundeten Pfarrgemeinden im Ausland oder zu ausgewanderten Bürgern der Heimatgemeinde, die da direkt vermitteln.

Im Jubiläumsjahr des 50. Dreikönigssingen der Aktion 2008 wurde bewusst auf ein Beispielland verzichtet. Das Leitwort lautete „Sternsinger für die Eine Welt“. In den Jahren zuvor fungierten unter anderem Madagaskar, Peru und Thailand als Beispielländer. Die an der Aktion beteiligten Kinder beschäftigen sich während der Vorbereitungszeit mit der Lebenssituation von Gleichaltrigen in diesen Ländern. Durch Informationen, Spiele und Aktionsvorschläge erhalten die Kinder einen Einblick in das Leben der Kinder dort. Sie sollen dabei auch erfahren, dass der Einsatz für eine gerechte Welt Spaß macht.

Von 1959 bis 2007 wurden durch die „Aktion Dreikönigssingen“ insgesamt über 612 Millionen Euro gesammelt, die über 51.000 Projekte und Hilfsprogramme für Kinder auf der ganzen Welt unterstützt haben. Der Rekorderlös im Jahr 2005 betrug bundesweit rund 47 Millionen Euro. In Bayern beteiligten sich 2007 über 3.800 Pfarreien und Gruppen. Dabei wurden 10 Millionen Euro gesammelt.

Sternsinger im Kanzleramt

Sternsinger im Kanzleramt.

Traditionell besuchen die Sternsinger zu Beginn des neuen Jahres das Kanzleramt (nun in Berlin) und den Bundespräsidenten (nun auf Schloss Bellevue). Auch der bayerische Ministerpräsident erhält in der Staatskanzlei Besuch von den „Heiligen Drei Königen“.

Seit 1984 segnen die Sternsinger das Bundeskanzleramt. Bei Kanzlerin Merkel waren sie Anfang 2008 zum dritten Mal. Jedes der 27 deutschen Bistümer sendet dazu eine Sternsinger-Abordnung aus je drei Heiligen Königen und einem Sternenträger nach Berlin. Eine weitere Gruppe kommt aus der Diözese Lüttich im deutschsprachigen Osten Belgiens. Insgesamt handelt es sich dann um 112 Sternsinger. Wer für sein Bistum nach Berlin reisen darf, wird per Los entschieden. So machten sich 2007 unter anderem auch vier Sternsinger aus Luhe (Landkreis Schwandorf, Bistum Regensburg) auf den Weg nach Berlin. Während des Empfangs bei der Kanzlerin mit musikalischem Programm wird der traditionelle Segen in den Kreis der 16 Sterne geschrieben, die im Kanzleramt ganzjährig die Bundesländer repräsentieren.

2008 lobte Kanzlerin Merkel das Projekt in ihrer Ansprache als eine Bewegung, die daran erinnere, dass man „nicht die Hände in den Schoß legen“ dürfe, sondern aktiv an der Verbesserung der Welt arbeiten müsse. Zudem bedankte sie sich bei den Sternsingern für deren Engagement und dafür, dass sie die Weihnachtsbotschaft in die Häuser bringen: „Wir wollen die Dinge politisch unterstützen, die ihr ankurbelt. Aber die Politik könnte das ohne euch nicht schaffen. Zusammen sind wir stärker“.

Beiträge zum Sternsingen in Bayern

Garmisch-Partenkirchen

Ein Neujahrswunsch der Garmischer Sternsinger lautet:

I wünsch enk a glückseligs neis Jahr,

’s Christkindl mit am kraustn Haar,

a langs Leben und a guats Leben

und an Himmi danebn.

Gedichte zur Sternsingeraktion 2003, von Klaus Szudra:

In dunkler Nacht ein Stern sich zeigte,
ein Neuer: groß und leuchtend stark.
Er zog uns magisch in die Weite, 
zu seh’n, was es bedeuten mag.Ein neuer König war geboren, 
als kleines Kind in einem Stall.
Wir waren dazu auserkoren, 
es laut zu künden überall.Auch den Verstoß’nen, Armen, Kranken,
den Kindern auf dem Erdenrund:
Auch ihnen gilt die frohe Kunde, 
auch ihre Welt sei hell und bunt.So bringen wir auch heut‘ die Botschaft:
Gott will ganz bei den Menschen sein.
Sein Segen möge euch begleiten 
und stets in diesem Hause sein.
Mit Stern, Umhang und Kron‘, 
verkünden wir Gottes Sohn.
Als Kind kam er in die Welt, 
wovon unsere Kunde erzählt.Sein Kommen in dunkler Nacht,
hat Licht in die Welt gebracht.
Allen ein helles und segensreiches Jahr, 
wünschen Kaspar, Melchior und Balthasar.

Töging am Inn

Das Töginger Dreikönigssingen findet immer am Vorabend von Heiligdreikönig statt. Etwa 20 Dreikönissänger ziehen dabei aufwändig geschminkt und gekleidet durch den Ort. Aufwändig geschminkt und gekleidet, bieten sie an zahlreichen Stationen in der ganzen Stadt das Sternlied dar, das im 19. Jahrhundert in Ettal entstanden ist und dort beim Sterngang an Silvester gesungen wird:

Drei Könige vom Morgenland,
durch einen Stern von Gott gesandt,
sie zogen durch Jerusalem
zum Jesuskind nach Betlehem.
O Glaubensstern, die Welt ist blind,
o führ auch uns zum Jesuskind.

Herodes hemmt der Weisen Lauf,‘
kein Hof, kein König hält sie auf,
’sie eilen zu der Krippe hin
‚und finden dort das Jesuskind.
‚O Glaubensstern, die Welt ist blind,
‚o führ auch uns zum Jesuskind.

Maria soll gepriesen sein,
sie zeigt das Jesuskindelein
den Wanderern auf ihrer Reis;
dem Kindelein sei Lob und Preis.
O Glaubensstern, die Welt ist blind,
o führ auch uns zum Jesuskind.

Garching, Hochbrück

In der katholischen Pfarrgemeinde St. Severin Garching wurden Anfang 2008 von den Sternsinger in den Orten Garching und Hochbrück Spenden in Höhe von insgesamt 6.800 Euro gesammelt. 38 Kinder und Jugendliche waren dabei als Sternsinger unterwegs. Von dem Erlös gehen fast 6.000 Euro nach Kenia, wo Pater Schaarschmidt in verschiedenen Slums rund um die Hauptstadt Nairobi Kindern eine Schulbildung ermöglicht. Die Kirche unterstützt seine Arbeit finanziell seit vielen Jahren. Die restlichen Spendengelder gehen wie in den letzten Jahren nach Bondhu in Bangladesch. Dort kümmert sich ein gebürtiger Hochbrücker um die ärztliche Versorgung der Bevölkerung.

Nieder- und Hohenraunau

In der Pfarrkirche von Niederraunau findet in den Tagen vor Dreikönig ein Gottesdienst zur Aussendung der Sternsingergruppen statt. Seine Gestaltung ist ganz auf ihr Wirken ausgerichet. Statt einer Predigt vom Pfarrer erhalten z.B. die Ministranten das Wort. Bereits zuvor habenn sich die Sternsingergruppen mit Notsituationen befasst, unter denen Kinder weltweit leiden. Was sie dabei erfahren haben, teilen sie den Kirchenbesuchern mit. Sie schildern z.B. die Situation von Straßenkindern in Südamerika, Kindersoladaten in Afrika und verwaisten Kindern in Rumänien. Veranschaulicht wird dies durch eine große, selbst gebastelte Weltkugel, auf die Bilder von verschiedenen Hilfsprogrammen und -projekten geklebt werden. Sie stellen die Arbeit in Kinderhospitälern vor oder Projekte zur Wasseraufbereitung.

Waldzell

Anfang 2008 nahmen sechs Waldzeller Ministranten an der Aussendungsfeier mit Bischof Friedhelm in Würzburg teil. Wie dort wurde auch in St. Vitus in Waldzell während des Aussendungs-Gottesdienstes ein großer achtzackiger Jubiläumsstern aufgebaut. In der Gemeinde St. Vitus in Waldzell bei Würzburg gibt es die Tradition des Sternsingens schon seit über 70 Jahren. 1938 zogen Ministranten bereits als Drei Könige verkleidet durch das Dorf. Der beleuchtete Stern, den die vier Ministranten damals bastelten, wird auch heute noch mit getragen. Nur die Kerzenbeleuchtung von damals wurde inzwischen durch eine LED-Beleuchtung ersetzt. Traditionell bringen die Drei Könige den Segen am Vorabend des Dreikönigtages, also am 5. Januar, in die Häuser von Waldzell.

Hintergrund-Infos

Sternsinger im Kanzleramt.

Zur Brauchgeschichte

Im sechzehnten Jahrhundert ist der Brauch des Sternsingens erstmals schriftlich erwähnt. Er war anfangs nur im Umkreis von Bischofssitzen und Stiften bekannt und wurde von den dortigen Chor- und Kloster-Schülern in Anlehnung an die unten erwähnte Legende des Johannes von Hildesheim ausgeübt. Im Zeitalter der Aufklärung an der Wende zum 19. Jahrhundert stieß der in katholischen Gegenden allgemein verbreitete Umgang mit dem Stern als Mißbrauch auf Ablehung. Kirchlich kontrolliert und in erneuerter Form verbreitete er sich jedoch von Neuem. In den 1930er Jahren bahnte sich organisatorisch der Rahmen an, in dem das Sternsingen heute fast ausschließlich stattfindet. In Bayern gibt es inzwischen kaum eine katholische Gemeinde, in der nicht Heilige Drei Könige umherziehen und Spenden für Hilfsprojekte sammeln.

Termin

Am sogenannten Dreikönigstag, dem 6. Januar, wird liturgisch Epiphanie gefeiert, das Hochfest der Erscheinung des Herrn. An diesem Tag feiert die Christenheit den Einzug des Gottkönigs in die Welt und das Offenbarwerden seiner Herrlichkeit. Erst später galt der 6. Januar in der Kirche auch als Gedenktag der Heiligen Drei Könige, deren Verehrung für das Christuskind die göttliche Macht eindrucksvoll darstellt. In den ersten Jahrhunderten war der 6. Januar für die Christen vielmehr zugleich der Weihnachtstag. Das ist in den östlichen orthodoxen Kirchen bis heute so. Erst Mitte des 4. Jahrhunderts wurde in der weströmischen Kirche die Feier der Geburt Christi auf das Datum des 25. Dezembers festgelegt. Am 6. Januar fängt das kirchliche Jahr neu an. Zum Sternsingen gehören deswegen traditionell auch Neujahrsgrüße.

Die Verehrung der Heiligen Drei Könige im Abendland setzte erst im 12. Jahrhundert von Köln aus ein. Sie hängt mit der „Entdeckung“ von Gebeinen zusammen, die den Heiligen Drei Königen zugeschrieben wurden. Sie waren vermutlich erst im genannten Jahrhundert aus Konstantinopel nach Mailand gekommen. Sobald Kaiser Friedrich Barbarossa Mailand eroberte hatte wurden sie allerdings nach Köln gebracht, wo sie 1164 ankamen.

Weblinks

Literatur

  • Döring, Alois: Heilige Helfer. Köln 2009.
  • Moser, Dietz-Rüdiger: Bräuche und Feste durch das ganze Jahr. Freiburg, Basel, Wien 2002.
  • Kumpfmüller, Judith/Steinbacher, Dorothea: Das bayerische Brauchtumsjahr. Lebendige Folklore zwischen Frankenwald und Watzmann. München 2005.
  • Sandner, Daniela: Braucht’s des? #6 Das Sternsingen als Heischebrauch. Aus MUH 47, 2022.
  • Seethaler, Susanne: Unsere bayerische Lebensart. Echtes Brauchtum von A-Z. München 2004.
  • Werner, Paul/Werner, Richilde: Weihnachtsbräuche in Bayern. Kulturgeschichte des Brauchtums von Advent bis Heilig Dreikönig. Berchtesgaden 1999.
  • Wolf, Helga Maria: Das neue Brauchbuch. Alte und junge Rituale für Lebensfreude und Lebenshilfe. Wien 2000.