Schwerttanz in Traunstein

Termin

Akteure beim Schwerttanz.
Dieser Brauch findet am 10. April 2023 statt. Er wird immer am Ostermontag begangen.

Einstiegsinformation

Der Schwerttanz ist eine Art Volkstanz, bei dem nur Männer mitmachen. Er symbolisiert den Kampf zwischen Winter und Frühling, den die Tänzer mit ihren Schwertern auf der Bühne des Stadtplatzes austragen. Zum Schluss gewinnt immer der Frühling, was den Höhepunkt des Schwerttanzes darstellt. Hierbei wird der sogenannte Cappo auf den zusammengesteckten Schwertern der anderen Tänzer hochgehoben. Traditionell findet der Schwerttanz immer am Ostermontag statt. Er wird jährlich wiederholt und ist mit dem traditionellen Georgiritt verbunden. Das Spektakel wird einmal vormittags vor dem Umritt aufgeführt und einmal nachmittags nachdem der Umzug wieder am Stadtplatz angekommen ist.

Ablauf

Die Vorbereitungen der Tänzer beginnen schon sechs Wochen vor dem eigentlichen Auftritt. Einmal wöchentlich treffen sich alle Hauptakteure zur Schwerttanzprobe. Hierbei werden die verschiedenen Schritte noch einmal aufgefrischt oder man bringt sie den Neuen erstmals bei. Auch das charakteristische Schwertanzlied wird hier geübt:
Von Vätern geschliffen Von Stürmen umpfiffen Des Stolzes Wert Des Stolzes Wert Der Heimat zum Schutze Dem Feinde zum Trutze Heil deutsches Schwert Heil deutsches Schwert
Ein Narr der sich bücket Wenn Klingen gezücket Sich feige kehrt Sich feige kehrt Der Freie sich recket Zur Höhe gestrecket Du deutsches Schwert Du deutsches Schwert
Fass jeder die Klinge Des andern zum Ringe Eine das Schwert Eine das Schwert Blank bleibe die Wehre Der Heimat zu Ehre Der Väter Wert Heil deutsches Schwert!
Am Ostermontag: Um 9.30 Uhr beginnt der Trupp der Schwerttänzer ihren Auftritt am Traunsteiner Stadtplatz, welcher bis ca. 9.50 Uhr dauert. Anschließend wandern alle Beteiligten, also ca. 400 Pferde mit Gespann und Kutschen, Trommler, Pfeiferlbuam, Fahnenträger, Landsknechte, Ritter und alle Zuschauer, die Lust dazu haben um 10.00 Uhr zum Ettendorfer Kircherl, das ca. 2,5 km entfernt liegt. Hier werden alle Teilnehmenden, aber vor allem die Pferde des Georgiumritts geweiht. Um ungefähr 12.00 Uhr ist der Umzug dann wieder am Stadtplatz angelangt. Dort weiht der Pfarrer nochmals die Gespänner. Den Abschluss des Tages bildet um ca. 14.00 Uhr der zweite Auftritt der Schwertänzer, der wieder 20-25 min dauert.

Akteure

Bei dieser Art von Volkstanz sind 16 Schwerttänzer, ihr Cappo, also der Hauptmann, und 2 sogenannte Wurstl (eine Art von Kasper) beteiligt. Zudem sind zum Anfang und zum Schluss noch 4 Fahnenschwinger auf der Bühne. Diese Truppe wird während des Umzuges auch noch von Rittern, Landsknechten, Trommlern und Pfeifferlbuam (hochdeutsch: Pfeifenjungen) begleitet. Die Hauptakteure (16 Tänzer und ihr Cappo) sind allesamt männlich und momentan im Durchschnitt 30 Jahre alt. Dies verändert sich je nach Anzahl an Nachwuchstänzern. Die Wurstl sind Kinder oder Jugendliche im Alter von ca. 10-15 Jahren. Von den 16 Tänzern tanzen 8 in blau-weißen und 8 in gelb-grün-schwarzen Kostümen. Alle haben zudem einen Hut am Rücken hängen und tragen auf dem Kopf eine Kappe mit einem Buchskranz. Der Cappo sticht durch seine rote Kostümierung deutlich hervor und symbolisiert den Frühling. Er trägt außerdem seinen Hut auf dem Kopf und hat somit keinen grünen Kranz auf. Die beiden Wurstl stellen den Winter dar und sind in blau und rot gestreiften bzw. grün und blau gestreiften Anzügen zu finden. Alle Hauptakteure außer den Wurstl tragen ein Schwert als Requisite bei sich. Diesen Auftritt mit dem verbundenen Georgiritt sehen sich bei gutem Wetter bis zu 10.000 Besucher an. Hier findet man alle Personengruppen ganz egal, ob weiblich oder männlich, jung oder alt, ganze Familien oder Einzelpersonen. Beliebt bei den Zuschauern ist auch ein Platz nahe der Bühne, denn zu Beginn des Tanzes sind die Schwerter mit kleinen Blumensträußchen geschmückt, die dann in die Besuchermenge geworfen werden.

Veranstaltungsort

Der Performanzraum für den Schwerttanz ist begrenzt auf die Bühne, die jedes Jahr am Ostermontag auf dem Stadtplatz im oberbayrischen Traunstein aufgestellt wird. Die Schwerttänzer an sich bewegen sich dann noch durch die Stadt und gelangen mit dem Georgiumritt schließlich auch zum Ettendorfer Kircherl. Später an diesem Tag macht sich die gesamte Mannschaft wieder auf in Richtung Stadtplatz, wo dann der zweite Auftritt des Tages folgt. Dieser findet wieder auf der Bühne statt. Zu den wichtigsten Requisiten gehören die Schwerter. Diese sind nach Schätzungen eines langjährigen, aktiven Mitglieds einen Meter lang und ca. 6 cm breit. Sie sind aus Stahl gefertigt und obwohl dieses Material sehr robust ist, sieht man an den Schwertern schon etliche Kerben von den zahlreichen Auftritten. Die Spitze ist hier natürlich abgerundet, um Verletzungen bei allen Beteiligten zu vermeiden. Der Griff des Schwertes ist mit Leder umspannt. So können die Schwerttänzer diese bequemer in der Hand halten. Dadurch dass sie aus Stahl geschmiedet wurden, bringen die Schwerter ungefähr 2 Kilogramm auf die Waage. Zu den mittelalterlichen Kostümen der Schwerttänzer gehören neben den Pluderhosen und den ärmellosen Jäckchen auch ein weißes Hemd und der Hut, der mit einer Kordel an den Schultern bzw. am Hals so befestigt wird, dass er am oberen Rücken hängt. Außerdem haben sie eine Kappe aus Leder und den typischen Buchskranz auf dem Kopf. Der Cappo hingegen trägt seinen Hut nicht auf dem Rücken, sondern hat ihn aufgesetzt. Die Schuhe sind ebenfalls aus Leder und werden um die Zehen etwas breiter. Hingegen der weitverbreiteten Annahme tragen die Schwerttänzer jedoch keine Strumpfhosen unter ihrem Kostüm, sondern nur Kniestrümpfe. Lediglich die Fahnenschwinger und die Pfeifferlbuam haben Strumpfhosen an. Das Kostüm der Wurstl besteht aus ihren gestreiften Anzügen mit Kapuzen, die sie während des Auftritts stets auf dem Kopf haben. Auch sie haben Kniestrümpfe an. Statt den mittelalterlichen Lederschuhen tragen sie allerdings ihre eigenen Turnschuhe, da sie einige turnerische Elemente, wie Flick-Flacks vorführen.

Besondere Auftritte

New York Im September 2009 war der Performanzraum der Schwerttänzer ein Besonderer: die Steuben-Parade auf der 5th-Avenue in New York. Zu dieser Parade kommen jährlich tausende Zuschauer und etliche Gruppen und Vereine aus Deutschland und den USA. Obwohl der Festzug einen militärischen Hintergrund hat, ist er eher mit einem Trachtenumzug zu vergleichen. So nehmen vor allem Musikvereine, Trachtengruppen und Karnevalorganisationen daran teil. Zur Steuben-Parade wurden die Schwerttänzer nach einer Bewerbung ihrerseits eingeladen. Ca. 40 Mann aus dem Team marschierten hier mit. Darunter die eigentlichen Tänzer, Fahnenträger und ein paar Landsknechte. Die Pfeifferlbuam mussten aus Gründen der Teilnehmerbegrenzung zu Hause bleiben. Der ganze Tanz konnte auf der 5th-Avenue nicht aufgeführt werden, jedoch wurde versucht bei einigen Stopps der Parade, das Highlight der Choreographie, das Hochheben des Cappos auf den Schwertern der anderen, zu präsentieren. Die Buchskränze mussten durch Plastikkränze ersetzt werden, da die Truppe ansonsten nicht durch den strengen Zoll am amerikanischen Flughafen gekommen wäre. Die Schwerter waren allerdings, durch die vorige Anmeldung als Spezialgepäck, kein Problem bei der Einreise. Rom Ein weiterer besonderer Auftritt war zu Ehren des 85. Geburtstags des Papstes Benedikt XVI. Einige Vereine und wichtige Persönlichkeiten der Stadt Traunstein, der Heimatstadt von Joseph Ratzinger, konnten an diesem speziellen Ereignis teilnehmen. Hierzu durften die Schwerttänzer am 1. August 2012 mit einem Sonderzug der Diözese München-Freising nach Rom reisen. Der Auftritt fand dann zwar in der Sommerresidenz Castel Gandolfo statt, jedoch nicht vor den Augen des Papstes.

Hintergrund-Infos

Entwicklungsgeschichte

Die ersten Aufzeichnungen in der Traunsteiner Stadtgeschichte über einen ähnlichen Brauch, gehen bis in das Jahr 1531 zurück. 1922 fand man ein Schriftstück der Stadtkammerrechnung datiert auf 1531:
Item denen jungen Gesellen, so sie den Schwertanz gehabt, geben 1 fl (= 1 Gulden).
Ein Apotheker namens Dr. phil. Georg Schierghofer fand diesen Verweis auf den Schwerttanz, als er das Stadtarchiv in Traunstein neu ordnete. Er war Ehrenmitglied im Sankt-Georgs Verein und gilt als Wiederbegründer des Schwerttanzes. Im Jahr 1926 stand das 800-jährige Stadtjubiläum an und Georg Schierghofer erinnerte sich an seinen Fund. Somit erweckte er den Brauch des Schwerttanzes wieder zum Leben und am Ostersonntag 1926 traten die Tänzer erstmals wieder auf. Da die Turner des TV Traunsteins schon im Jahre 1914 den Schäfflertanz einstudiert hatten, wurden auch dieses Mal sie als Darbietende eingesetzt. So bürgerte sich ein, dass nun jeder Schwerttanz von den Traunsteiner Turnern aufgeführt wurde. Franz Absmeier kümmerte sich hierbei um die Choreographie, Irma Peetz gestaltete das Schwerttanzlied, Prof. Wolfgang Quincke entwarf die den Landsknechttrachten des 16. Jahrhunderts angepassten Kostüme für den Auftritt und der Sankt- Georgsverein kümmerte sich auch schon damals um die Finanzierung. Doch bis zum zweiten Weltkrieg fand dieser Brauch nur in unregelmäßigen Abständen statt. Erst ab 1948 wurde er Teil des Georgiritts und fand von da an jedes Jahr am Ostermontag Einzug in diesen Festtag.

Weblinks

Karte und Video