Neujahrsfest in Japan

Termin

Dieser Brauch findet alljährlich am 01. Januar statt.

Einstiegsinformation

Das japanische Neujahrsfest ist in Japan das wichtigste Fest des ganzen Jahres. Die Feier findet mehrere Tage lang statt, meist bis zu 3 Tage, und wird sehr traditionell, verbunden mit verschiedenen Bräuchen, gefeiert. Die Vorbereitungen dazu finden bereits Mitte Dezember statt. Schon seit Jahrhunderten bis hin zum Jahr 1873 feierte man in Japan, China, Vietnam und Korea Silvester erst zu Beginn des Frühjahrs, entsprechend dem lunisolaren Kalender. Seither wurde in Japan der Neujahrstag auf den 1. Januar gesetzt.

Ablauf

Bonenkai (Feier des Vergessens)

Kurz vor Silvester feiern die Japaner den Abschied des alten Jahres, den Bonenkai, mit viel Alkohol unter Freunden und Arbeitskollegen. Die Sünden, Lasten und unerledigten Aufgaben werden nicht mit in das neue Jahr getragen. Man stellt sich Vorsätze und Pläne für das neue Jahr, deswegen sollen alle Bürden zurückgelassen werden. Man feiert dort den Bonenkai mit einer riesigen und ausschweifenden Party und zum letzten Jahrestag wird dann ruhiger, familiärer und besinnlicher zelebriert, anders wie man es beispielsweise in Deutschland kennt. Hier wird nämlich der Silvesterabend sehr groß und aufwendig gefeiert.

Omisoka (Der Jahreswechsel)

Um die bösen Geister zu vertreiben und den Schmutz der sich während des ganzen Jahres angesammelt hat, nicht mit in das neue Jahr zu nehmen, führt man in Japan am Silvestertag einen umfassenden Hausputz durch. Danach werden die Häuser und Wohnungen feierlich dekoriert und geschmückt, z. B. mit Blütenschmuck oder Dekorationen aus Kiefern. An Silvesterabend wird in den buddhistischen Tempelanlagen ein Glockenspiel gespielt, welches mit genau 108 Schlägen festgesetzt ist. Dadurch sollen alle Lasten und Sünden des letzten Jahres ausgelöscht werden, damit man unbelastet ins neue Jahr gehen kann. Viele Japaner gehen auch in den Tempel, um dort zu beten, damit sie diese schlechten Einflüsse des alten Jahres hinter sich lassen dürfen. Dieser Gang zum Tempel wird auch „Oharai“ genannt.

Die Bedeutung der 108 Glockenschläge

Die Silvesterglocken, auch Joya no kane auf Japanisch, ertönen am Silvesterabend 108-mal in allen buddhistischen Tempeln in Japan und da der Klang sehr lange nachhallt, dauern diese Glockenschläge bis zum Jahreswechsel. Durch die Schläge sollen die 108 Leidenschaften, welche man im Laufe des alten Jahres ansammelt, vertrieben werden. So soll der Geist des Menschen frei werden und ohne Lasten und Sünden in das neue Jahr hinübergehen. Am ersten Tag des neuen Jahres geht die ganze Familie erneut in einen Tempel. Dort wird um Glück für das neue Jahr gebettet.

Der Neujahrstag

Traditionelles Essen
Das traditionelle Osechi-Gericht.
In Japan ist man verschiedene Gerichte am Neujahrstag, wie z.B. die Gerichte, die Osechi genannt werden. Darunter gehören auch die Miso-Suppe mit Mochi (eine Art Reiskuchen) und Gemüse, Thunfisch mit süßem Seetang, Fischpaste, Süßkartoffeln mit Edelkastanie und gesüßte schwarze Bohnen. Die meisten Gerichte sind entweder süß oder sauer. Das hat den Grund, da sie länger halten. Dies hat auch einen geschichtlichen Hintergrund, da früher als es noch keine Kühlschränke gab, die meisten Speisen sonst verdarben. Außerdem hatten früher die meisten Geschäfte über Neujahr ca. 1 Woche lang geschlossen, so musste man schon im Voraus alles einkaufen und beschaffen. Viele Gerichte werden am Neujahrstag auch verboten und man darf sie an diesen Festtagen nicht speisen. Heutzutage werden zum Neujahrstag und auch die folgende Woche auch Sushi, Pizza, frittiertes Hühnerfleisch und Eis gegessen. Die Osechi-Gerichte haben auch einen geschichtlichen Wert und Hintergrund, weshalb man sie am Neujahrstag speist. Die Tradition begann schon früh (ca. 794-1185). Dies war ein wichtiger Zeitabschnitt für Japan. Früher war es nämlich in den ersten 3 Tagen im Neujahr verboten, den Herd zu benutzen, um etwas zu kochen, ausgenommen das Kochen von der Zoni-Suppe. Man durfte kein Feuer machen, da sonst die Kami-Gottheit erzürnen konnte. Deshalb wurden die Osechi-Gerichte kurz vor Neujahr schon vorbereitet und gekocht. Dieser religiöse Einfluss ist heute nicht mehr gegeben. Die Japaner kochen auch im Neujahr und bereiten ihre Gerichte nicht schon Tage vorher vor. Außerdem bestanden die Osechi-Gerichte damals nur aus einzelnen Gerichten, wie z.B. Gemüse mit süßem Reiswein. Im Laufe der Zeit nahm man immer mehr Gerichte mit auf. Heute nennt man Osechi-Gerichte, nicht nur die oben genannten typischen japanischen Speisen, sondern auch westliche und europäische Gerichte (wie z.B. Pizza). Alles was am Neujahrstag gegessen wird, nennt man Osechi. Am Silvestertag, also am 31.12., wird auch oft „toschi-koshi-soba“ gegessen, wörtlich übersetzt bedeutet es „jahresüberquerende Nudeln“. Das Gericht wird mit Symbolen, wie langes Leben, Gesundheit und Energie für das neue Jahr verbunden. Die Mahlzeit gilt als, leicht vorzubereiten und da die Frauen ohnehin viel zu tun hatten, mit der Vorbereitung der Osechi, wurde die Zubereitung dieser Nudeln als „leichtes Gericht“ bevorzugt. Auch, die zu den Osechi gehörenden Gerichte, haben in Bezug auf das Neujahr, ihre spezielle Bedeutung. Beispiele sind:
  • Daidai, eine japanische Bitterorange. Übersetzt bedeutet es auch, „Von Generation zu Generation“ und es symbolisiert den Wunsch nach Kindern im Neujahr.
  • Kamaboko, Scheiben aus zubereiteter Fischpaste. Die Tradition besagt, dass man rote und weiße Kamaboko-Scheiben benutzen soll und diese abwechselnd und einem bestimmten Muster folgend reihen soll. Die Form und die Farbe erinnern an die aufgehende Sonne, welches eine festliche Bedeutung hat.
  • Kuro-mame sind schwarze Sojabohnen. Das Wort Mame heißt auch „Gesundheit“. Diese Mahlzeit wird gespeist, da man den Wunsch nach Gesundheit im neuen Jahr hat. Viele andere Gerichte, symbolisieren andere Wünsche, wie Glück etc. und werden mit bestimmten Vorstellungen und Erwartungen des neuen Jahres assoziiert.

Neujahrskarten

Am Neujahrstag werden zuerst innerhalb der Familie Grüße ausgetauscht. Allerdings ist der beliebteste Brauch, Neujahrskarten zu verschicken. So können sie auch Freunde und Verwandte in der Ferne Glückwünsche zusenden. Früher galt es auch als Mittel zum Zweck, der Familie mitzuteilen, dass es einem gut geht. Die Karten werden noch vor Silvester zur Post gebracht und so verschickt, dass sie pünktlich am 1. Januar ihr Ziel erreichen. Die Poststellen kennzeichnen solche Briefe extra als Neujahrsgrußkarten und garantieren die pünktliche Lieferung, sofern die Karten schon Mitte Dezember abgegeben werden, aufgrund eines hohen Ansturms. Dieser Brauch lässt sich vergleichen mit unseren Weihnachtskarten. Gibt es allerdings in der Familie einen Todesfall, werden keine Glückwunschkarten ausgetauscht, sondern lediglich eine Postkarte mit dem Inhalt, dass man den Todesfall bedauert und deswegen sich mit Glückwünsche zum Neujahr zurückhält. „Nengajo“ so nennt man die Karten auf japanisch. Die Karten werden in Läden als vorgedruckte Karten mit aufgedruckten Briefmarken verkauft. Auf ihnen ist das Symboltier des Jahres (für 2012 stand der Drache), welches mit dem chinesischen Kalender in Zusammenhang steht, aufgezeichnet. Außerdem beinhalten die Karten formelle Grüße, wie z.B. den gängigen Neujahrsgruß „akemashite omedeto gozaimasu“, der übersetzt ein Glückwunsch für den Anbruch des neuen Jahres bezeichnet. Allerdings sind die vorgedruckten Karten nicht Pflicht, viele Japaner basteln sich auch ihre eigenen Karten und bemalen sie dementsprechend selbst. Für Geschäftsleute oder Firmen bieten Druckereien vorgedruckte Karten mit knappen Botschaften und Grüßen an, so muss man nur noch die Adresse des Empfängers selbst schreiben. Dieser Brauch ist in Japan immer noch sehr traditionell, da z.B. neue Technologien, wie Email, diesen Brauch immer noch nicht ersetzt haben. Allerdings werden die Postkarten zum Teil mit dem Computer erstellt, aufgrund der schöneren Aufmachung. Dafür gibt es bereits zahlreiche Programme, die bei der Erstellung und Drucken der Karten, Vordrucke leisten. Dieser Vorgang dient dazu, um in kürzester Zeit, mehrere Karten zu erstellen, da eine japanische Familie sehr viele Karten zum Neujahr versendet und es viel Zeit in Anspruch nimmt. Doch auch für die Post bedeutet dies viel Arbeit, denn die Postämter müssen jedes Jahr zu Neujahr studentische Hilfskräfte einstellen, damit alle Karten pünktlich bearbeitet und geliefert werden können.

Geschenke für die Kinder

Im Neujahr ist es Brauch, den Kindern Taschengeld, in Form als Geschenk, zu geben. Der Brauch wurde von der chinesischen Kultur übernommenen. Man packt das Geld in Umschläge, die man zuvor schön dekoriert. Je nach Alter des Kindes verschenkt man mehr oder weniger Geld. Hat man aber mehrere Kinder, bekommt, aufgrund der Gleichberechtigung, jedes Kind die gleiche Summe. Die Kinder erhalten Geldgeschenke nicht nur von Eltern, sondern auch von Freunden und Verwandten. In den letzten Jahren bekamen Mittel- und Oberschüler pro Umschlag bis zu 10.000 Yen, umgewandelt in Euro entspricht das ca. 80 Euro.

Weitere Bräuche

Früher, im 17 Jhdt., verteilten große Läden und reiche Familien Reiskuchen, verpackt in kleine Beutel, zusammen mit einer Mandarine an andere Menschen, so dass jeder Glück im neuen Jahr haben sollte. Heute wird im Neujahr immer noch Reiskuchen gegessen. Es soll Glück bringen. Ebenso wichtig und verbunden mit dem Neujahr, ist die japanische Poesi. Die Gedichtform Haiku, ist eine japanische Kurzform, Gedichte zu schreiben(ca. 3 Zeilen). Hier einige Beispiele für Haikus zum Neujahr: Früher, im 17 Jhd., verteilten große Läden und reiche Familien Reiskuchen, verpackt in kleine Beutel, zusammen mit einer Mandarine an andere Menschen, so dass jeder Glück im neuen Jahr haben sollte. Heute wird im Neujahr immer noch Reiskuchen gegessen. Es soll Glück bringen. Ebenso wichtig und verbunden mit dem Neujahr, ist die japanische Poesi. Die Gedichtform Haiku, ist eine japanische Kurzform, Gedichte zu schreiben(ca. 3 Zeilen). Hier einige Beispiele für Haikus zum Neujahr: Am Neujahrsmorgen Auf stillem Felde blieben Die Lichter übrig. Shiki (1867-1912) Im Morgengrauen Am stillen Meer auf einmal Die ersten Krähen Arô (geb. 1879) Vom Neujahrshimmel Als Glückwunsch leichter Schnee doch Herniederrieselt! Issa (1763-1827) Zum neuen Jahre Die Reihe Berge dort nun Nichts weiter als Schnee. Saisei (geb. 1889) Am Neujahrstage Verdorrte Astern frieren Im Garten vorne. Shiki (1867-1912)

Traditionelle Spiele zu Neujahr

Früher wurden verschiedene Spiele zu Neujahr gespielt. Typische Spiele für Jungs waren Drachsteigen und Kreiselspiele. Mädchen hingegen vergnügten sich mit Federballspiele. Doch auch Spiele im Haus wurden gespielt, wie z.B. ein berühmtes japanisches Kartenspiel, wo die Kinder hundert Gedichte von hundert Dichtern erkennen müssen. Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Spiele. Heutzutage ist diese Form des Spaßhabens zu Neujahr etwas veraltet, dadurch dass die Kinder moderne Technologien zur Verfügung haben, wie z.B. Playstation etc.

Der erste Tempelgang bzw. Schreinbesuch im neuen Jahr

Je nach Religion, besucht man in Japan im neuen Jahr einen Tempel oder einen Schrein. Eine genauere Beschreibung siehe weiter unten, unter Religionen in Japan. Man macht sich hübsch, oft trägt man auch die traditionelle japanische Kleidung (Kimono) und sucht zusammen mit der Familie und Freunden den Tempel bzw. Schrein. Bei Schreinen, sucht man sich traditionell diesen aus, der in der Richtung zum Haus des Besuchers liegt. Die Japaner glauben, dass man dadurch viel Glück im neuen Jahr haben wird. Die Tempel- und Schreinbesuche werden gemacht, um dafür zu beten, im neuen Jahr eine reiche Ernte zu haben und um die Sicherheit der eigenen Familie und des eigenen Heims zu gewährleisten. Die meistbesuchten Schreins sind zum einen der Meiji Jingu in Tokyo, der Tempel Naritasan Shinshoji in Chiba und ebenso ein ein Tempel, der Kawasaki Daishi in Kanagawa. Jedes Jahr werden sie jeweils von bis zu 3 Millionen Menschen besucht.

Vergleich: Neujahrsfest früher und heute

Um das Neujahrsfest mit früher und heute vergleichen zu können, sollte man wissen, dass das Neujahrsfest in Japan aus mehreren kleineren und größeren Feierlichkeiten besteht, wie z.B. traditionelles Essen, Tempel- und Schreinbesuche, Neujahrsspiele mit der Familie etc. Allerdings stellte man durch Umfragen fest, dass viele Japaner einzelne Feierlichkeiten heute gar nicht mehr praktizieren. Beispielsweise machen nur noch 50 % der Japaner einen ordentlichen Hausputz vor Silvester, schmücken ihr Haus und essen traditionelle Gerichte. Auch die Bedeutung dieser einzelnen Bräuche haben an Bedeutung gewonnen bzw. verloren. Für jeden Japaner hat es eine unterschiedliche Bedeutung. Früher z.B. putzte der Man im Hause das Haus bzw. die Wohnung, da es einen religiös-reinigenden Charakter hatte. Heute allerdings helfen der Man und die Kinder der Mutter beim Hausputz und es wird als Familienzusammenarbeit gesehen. Auch das früher aufwendige selbstvorbereitete Neujahrsessen wird heutzutage im Supermarkt gekauft und nicht selbst vorbereitet. Es werden auch nicht mehr nur die traditionell zum Neujahr präferierten Gerichte gespeist, sondern das, was der Familie schmeckt. Ebenso das Einhalten der 3-Tages-Neujahrsfeier hat sich etwas gespaltet. Viele essen nur noch am ersten Neujahrestag traditionelle, am zweiten und dritten Tag pendelt sich die Normalität wieder langsam ein. Auch der traditionell familiäre Schrein- und Tempelbesuch hat sich modernisiert. Junge Leute besuchen heutzutage mit ihren Freunden den Schrein. Aber trotzdem ist das Neujahrsfest alles in allem ein ruhiges, familiäres Fest des Zusammenseins geblieben.

Hintergrund-Infos

Geographische Lage Japans

Der Staat Japan liegt vor der Ostküste des Kontinents Asien. Japan umfasst eine Einwohnerzahl von ca. 126 Millionen Menschen und ist somit auf Platz 10 der Länder, mit der höchsten Einwohnerzahl. Der Staat besteht im großen und ganzen aus einer Inselkette. Dabei sind die Hauptinseln Hokkaido im Norden und Shikoku und Kyushu im Süden. Die größte und zentrale Insel Japans ist Honshu, die größte Stadt Tokio. Hinzu kommen noch ca. 6848 weitere kleine Inseln. Da Japan eine Art Inselkette bildet grenzt der Staat nur indirekt an andere Länder. Diese sind: China, Russland, Nordkorea, Südkorea und Taiwan. Die Amtssprache in Japan ist japanisch und wird fast von allen dort gesprochen, auch von den meisten Minderheiten. Es gibt natürlich noch regionale Dialekte. In der Schule spricht man am zweithäufigsten Englisch, gefolgt von Chinesisch und Deutsch. (Siehe auch:[http://de.wikipedia.org/wiki/Japan]) Die zwei wichtigsten und nebeneinander herrschenden und bestehenden Religionen sind der Shinto und der Buddhismus, wobei der Shinto sich von der japanischen Urreligion herleitet und der Buddhismus erst im 5/6 Jahrhundert in Japan einzog. Diesen beiden Hauptreligionen gehören heute die meisten Japaner gleichzeitig an. Das heißt, die Religionen wurden vermischt und sind nicht mehr klar abzugrenzen. Dem Islam, neuen Religionen, dem Christentum etc. gehören nur Minderheiten in Japan an. Über 80% der japanischen Bevölkerung sind Shintos und Buddhisten.

Der Buddhismus

Die Lehre geht auf eine Persönlichkeit zurück, die Buddha (der Erleuchtete) oder Shakyamuni (der Weise des Shakya-Klans) genannt wird. Dieser gilt als der Begründer des Buddhismus. Diese in Indien und China ausgebreitete Religion, kam durch eine lange Überlieferungsgeschichte nach Japan, vor allem auch aus dem Grund, da China für Japan als Vorbild galt. Ca. im 17 Jhd, ging die Blütezeit des Buddhismus zu ende und es tauchten andere Vorstellungsformen auf, wie z.b. der Shinto.

Der Shinto

Shinto bedeutet „Weg der Götter“. Diese Religion wird oft mit der japanischen Urreligion gleichgesetzt. Man sagt, dass Shinto auch in der vorbuddhistischen Zeit so ausgesehen hat wie heute, also den modernen Wandeln nicht mitgerissen habe. Allerdings muss man heutzutage erkennen, dass der Shinto auch buddhistische Wurzeln trägt.

Tempel- und Schreinbesuche

Die Tempel- und Schreinbesuche werden vor allem an Festtagen vollzogen. Der Tempel- und Schreingang ist sehr ähnlich. Am Eingang gibt es oft einen Brunnen, geschmückt mit einer Drachenskulptur, aus dem man Wasser schöpft und sich Hände und Mund wäscht. In der Nähe befindet sich auch oft ein Gebäude, in dem es religiöse Gegenstände zu verkaufen gibt, wie z.B. kleine Anhänger zu Silvester, die die Dämonen fernhalten. In buddhistische Tempel gibt es Räucherstäbchen zu kaufen, die an einem Rauchbecken entzündet werden. An feierlichen Tagen, qualmt dort dann dichter Rauch und man sagt, dass dieser Rauch einen Segen mit sich bringt. Viele Besucher halten den Rauch an bestimmte Körperteile, die erkrankt sind, wie z.B. Knieschmerzen oder Kopfschmerzen, da der Rauch, nach den Glaubensvorstellungen der Japaner, heilt, reinigt und stärkt. Doch auch als Vorbereitung auf den weiteren Tempelgang dient der Rauch. Vor dem Hauptgebäude zieht man nun die Schuhe aus und wirft Münzen in einen Behälter, welches als kleine Gabe dient. Man klatscht in die Hände und ruft somit die Götter, verneigt sich ein paar Sekunden und geht wieder zu seinen Schuhen zurück. Dieses kurze Beten und Ehrerbietung ist somit vollendet. Wie lange man klatscht, die Reihenfolge der Gesten und der Ausführung etc., unterscheiden sich je nach Glaubensrichtung und Ort. Besucht man einen Schrein oder Tempel vor allem an Festtagen, ist es sehr wichtig Glücksbringer, Talismane etc. zu kaufen und mit nach Hause zu nehmen. Da sie laut den Japanern, eine magische Kraft haben und z.B. Glück bringen oder die Dämonen fern halten.

Der japanische Kalender

Der Lunisolarkalender (lat. Luna=Mond und Sol= Sonne) richtet sich nach dem Lauf der Sonne und des Mondes. Die Kalendermonate bestehen aus 12 Mond-Monaten. Allerdings wird zur Annäherung an das Sonnenjahr ca. alle 3 Jahre ein 13. Mondmonat mitaufgenommen. Der Lunarkalender richtet sich nach Himmelsbeschreibungen, sprich den Mondphasen, wobei sich der Solarkalender nach den Sonnephasen richten muss. Daher benutzen die meiste Bevölkerung entweder einen Mondkalender oder einen Sonnenkalender. Die Verbindung zum Lunisolarkalender schafft eine angenäherte Angleichung an die Jahreszeiten, die die Festtermine und die Ernte- und Saattermine bestimmen, daher auch oft Bauernkalender genannt. Durch den Lunisolarkalender sind die Jahreszeiten anders als wir es kennen an verschiedenen Terminen festgelegt. Auch Neujahr feierte man demnach erst im Frühjar und nicht wie heute am 1. Januar.

Interview mit einer Gewährsperson

Interview mit der Japanerin Aoi: Wie bereitet man sich auf Silvester vor? "Für das neue Jahr muss die ganze Wohnung perfekt sauber sein, also man muss alles putzen. Oder man kocht für das neue Jahr. Es ist wie eine Vorbereitungszeit, in dem Sinne feiert man nicht direkt an Silvester, also man macht kein Feuerwerk, denn Feuerwerke gibt’s in Japan nur im Sommer. An Silvester muss alles ruhig sein. Abends am 31.12. isst man dann zusammen mit der Familie Suppe, Buchweizennudelsuppe. So etwas isst man in Japan, das ist eher traditionell. Dann schaut man zusammen Fernsehen, da laufen schöne Filme oder es werden die Tempel gezeigt oder was gerade in der Stadt passiert. Und dann wartet man also bis Neujahr (24 Uhr) und besucht dann oft Tempel. Aber man muss nicht genau um 24 Uhr im Tempel sein, ganz traditionell ist es erst im Neujahr den Tempel zu besuchen. Und in der Nacht schlägt man dann im Tempel 108 mal die Glocke. Der Grund ist, weil in der buddhistischen Vorstellung ja, hat jeder 108 Leidenschaften, oft böse Leidenschaften. Und um von den Leidenschaften befreit zu werden, wird die Glocke 108 mal geschlagen. Also so ist es typisch in Japan zu feiern, eigentlich feiert man ja nicht richtig, es ist eher sehr ruhig." Wann beginnt diese Vorbereitungszeit? "Ja manche fangen schon früher an, vielleicht eine Woche früher, aber am Silvesterabend kann man das auch noch machen. Hauptsache im Neujahr ist alles sauber." Wie schaut der Tempelgang bzw. der Schreinbesuch aus? "Im Tempel tut man nur beten. Aber in Großstädten da gibt es große Tempel und da gibt es sehr viele Besucher, also eine große Schlange. Man muss also echt sehr lange warten, bis man beten kann. Wenn man gebetet hat, dann geht man nach Hause." Wie feiert man in der Hauptstadt Tokio? Gibt es dort vielleicht Feuerwerke? "Nein, Feuerwerke sind ausgeschlossen. Wahrscheinlich darf man sogar nicht. Silvester ist mehr so Religion, also mehr verbunden mit Religion. Die Japaner haben sowieso keine Lust im Winter ein Feuerwerk anzuschauen. Feuerwerk ist typisch Sommer." Feiern alle Religionen gleich? "Hmm, das ist schwer zu sagen, das ist ein schwieriges Thema. Also die meisten Japaner sind Buddhisten, aber wie viele echte Buddhisten es gibt, das ist ein Problem, weil das weiß man nicht. In Japan ist das eine Gewohnheitssache, die meisten Japaner denken sie sind Buddhisten, es ist dort mehr eine Tradition ja, oder eine Gewohnheit, wie man betet z.B. Und dann gibt’s ja noch den Shintoismus. Das ist mehr eine Naturreligion kann man sagen. Das ist ausführlich zu erklären sehr schwer. Aber die meisten Japaner sind gleichzeitig Buddhisten und Shintoisten. Shintoismus da geht es mehr so um Heirat, Geburt usw. also was schönes. Im Buddhismus eher um Tod. Also wenn z.b. ein Baby geboren wird, dann geht man in ein shintoistischen Schrein, wenn jemand gestorben ist, dann in ein buddhistischen Tempel. Aber wer echte Buddhisten oder echte Shintoisten sind, kann man nicht sagen, wo man betet im Schrein oder Tempel ist eher eine Gewohnheitssache oder Tradition, kann man sagen!" Was macht man nun im Neujahr? "Ja also Neujahr ist der wichtigste Tag für die Japaner. Da besucht man dann einen Schrein oder Tempel. Und man isst das Essen, was man im vorherigen Jahr schon vorbereitet hat im neuen Jahr. Ab und zu besucht man Verwandte und Freunde. Aber normalerweise schreibt man Neujahrskarten. Die schreibt man schon vorher und die kommen dann erst im Neujahr bei den Verwandten oder Freunden an. Es gibt da extra Neujahrskarten und wenn man die an das Postamt schon vor Silvester schickt, liefern die Angestellten die Karten aber noch nicht, sondern warten bis es Neujahr ist. Und im Neujahr arbeitet man nicht, man erholt sich gut. Es ist wie Weihnachten in Deutschland, aber es gibt kein Neujahrsgeschenk. Geschenke sind nur für Kinder, die kriegen dann Geld." Wie lang gehen die Feiertage im neuen Jahr? "Also früher hat man 3 Tage lang normalerweise nicht gearbeitet und ist zu Hause geblieben. Auch die Geschäfte hatten geschlossen. Auch heute geht man eigentlich bis zum 3 Januar nicht in die Arbeit, nur große Supermärkte haben schon etwas früher wieder offen." Gibt es einen Unterschied wie junge und ältere Menschen feiern? "Bei jungen und alten Menschen gibt es keinen großen Unterschied glaub ich. Man feiert bei uns wie gesagt eher ruhig ja. Normalerweise bleibt man bei der Familie an Silvester, deswegen wird also nicht z.B. mit Freunden zusammen gefeiert. Oder zum Beispiel dann zusammen mit Freunden draußen Alkohol trinken, das ist auch unmöglich und macht man nicht bei uns. Aber wenn man bisschen Alkohol trinkt, dann nur die Männer, Frauen weniger. Vielleicht kann man schon mit den Freunden zusammen den Tempel besuchen und beten und dann aber wieder nach Hause. An Silvester ist es aber auch Tradition, dass man einen Berg aufsteigt oder man geht ans Meer, um in Neujahr die aufsteigende Sonne zu sehen.Also das machen nicht alle, aber einige machen so etwas." Was macht der Kaiser im Neujahr? "Am Silvesterabend macht der Kaiser nichts, da sieht man ihn nicht, erst im Neujahr in Tokio. Der Kaiser stellt sich auf sein Balkon und begrüßt die vielen Besucher, die kommen. Er begrüßt sie und winkt ihnen zu und schenkt ihnen Neujahrsgrüße. Diese Zeremonie gibt es jedes Jahr." Feiern Sie in Deutschland genauso wie in Japan? "Ja, also wir essen traditionelles Essen mit meiner Familie und schauen Fernsehen daheim. Also sehr ruhig eigentlich."

Weblinks

Gewährsperson

Interview mit Aoi, M: 45 Jahre alt. eine Japanerin, die in Deutschland lebt und arbeitet.

Literatur

  • Michaels, Axel: Buddha: Leben, Lehre, Legende, 2011 München.

Videos