Michaelis-Kirchweih in Fürth

Termin

Dieser Brauch findet vom 30.09. bis zum 11.10.2023 statt.
Stände bei der Kirchweih.

Einstiegsinformation

Die Fürther Kirchweih, auch Sankt-Michaelis-Kirchweih und von Einheimischen liebevoll Kerwä genannt, ist die größte Straßenkirchweih in Bayern. Dieses bunte Straßenfest findet in der Innenstadt von Fürth statt. Sie „startet“ an der Fürther Freiheit und „endet“ in der Königsstraße am Rathaus. Fürth selbst nennt ihre Kirchweih die „schönste Straßenkirchweih Deutschlands“ und zählte 2011 wieder 1,2 Millionen Besucher. Höhepunkt der Kirchweih ist der Erntedankumzug.

Veranstaltungsort und Ablauf

Wie der Name schon vermuten lässt, findet die Fürther Kirchweih in Fürth statt. Fürth liegt in Mittelfranken und ist Nachbarstadt von Nürnberg. Das Stadtzentrum ist Schauplatz für das große Straßenfest. Es erstreckt sich von der Fürther Freiheit, der zentrale Marktplatz der Stadt bis zum Rathaus. Da die Kirchweih auf der Königsstraße die Bundesstraße 8 stattfindet, muss die Straße gesperrt werden und er Verkehr umgeleitet werden. Der Erntedankfestzug startet in der Herrnstraße geht über die Schwabacher Straße, Maxstraße, Friedrichstraße, Rudolf-Breitscheid-Straße, Schwabacherstraße, den Kohlenmarkt, die Brandenburger Straße, Königsstraße bis zur Ufer-/Weiherstraße.

Durchführung des Markts

Die Kirchweih beginnt am Samstag nach dem 29.9 (Namenstag des Erzengels Michael) und dauert zwölf Tage. Am zweiten Kirchweihsonntag zieht der bekannte Erntedankzug durch die Innenstadt Fürths. Im Jahre 2011 war der Terminkalender in diesen zwölf Tagen sehr voll. Gestartet wurde mit einer Ausstellung zum Thema „Wer um Himmels willen ist Michael?“. Am 30.9. gab es dann eine kleine Vorfeier mit den Schaustellern und Marktkaufleuten mit anschließendem Gottesdienst in St. Michael. Erst am Samstag folgte die große Kirchweiheröffnung auf dem Vorplatz des Stadttheaters. Diese begann mit Gewinnspielen, Konzerten und Reden und endete mit einem Eröffnungsfeuerwerk um 22.00 Uhr. Am Sonntag feierte man einen Festgottesdienst zur Kirchweih in der Kirche St. Michael. Die Geschäfte nutzten die Zeit für einen verkaufsoffenen Sonntag . Zwischen den Wochenenden standen viele Konzerte und Veranstaltungen auf dem Programm. Am Sonntag, den 9.10. fand der Höhepunkt der Kirchweih statt: Der Erntedankfestzug. Auch die Familien kamen nicht zu kurz. Am 11.10 war Familientag mit ermäßigten Preisen und Kinderprogramm. Am 12.10 schloss ein Feuerwerk die gelungene Fürther Kirchweih ab. Das Programm ist jedes Jahr sehr ähnlich. So sind der Erntedankfestzug, die Eröffnungsfeier, der Familientag und das Abschlussfeuerwerk fester Bestandteil der Fürther Kirchweih.

Die Eröffnung 2011

Attraktionen bei der Kirchweih.
Zu Beginn stimmte der Musikzug Burgfarrnbach die Gäste auf das festliche Gefühl ein. Danach bemühten sich Tanzpaare um den richtigen Schwung. Der Moderator der diesjährigen Eröffnung war Volker Heißmann von der Comödie Fürth. Von der Tucher Brauerei gab es Freibier. In der Rede des Dekan, Jörg Sichstiel besann sich dieser nochmal des religiösen Ursprungs der Kirchweih. Nun war der Oberbürger-meister mit dem Bier-Anstich an der Reihe und nach drei Schlägen wurde der Gerstensaft an das Publikum verteilt. Zum Schluss wurden noch fünf Besucher mit einer Kutschfahrt beim Erntedankfestzug erfreut. Damit war die Kirchweih eröffnet. Den Abschluss bildete an diesem Tag ein feierliches Feuerwerk um 22.00 Uhr

Geschichte

Die Geschichte der Kirchweih

„Fürths fünfte Jahreszeit“ - wie die Kirchweih der Fürther auch liebevoll genannt wird hat ihren Ursprung wahrscheinlich im Jahre 1100, da zu dieser Zeit die namensgebende Kirche St. Michaeli gebaut wurde. Damals wurde zur Fertigstellung der Kirche –also zur Kirchweihe- ein Festessen veranstaltet. Da die Einwohner stolz auf ihre Michaeliskirche waren, feierten sie Jahr für Jahr am Namenstag des Heiligen Michael (29.9.) ein Fest zu Ehren ihrer Kirche. Je älter das Fest wurde, umso größer der Bereich, in dem es gefeiert wurde. Im Jahre 1739 hatten die Nürnberger Stadtväter ein Problem damit, dass ihre Untertanen dem Erbfeind Fürth alljährlich einen Besuch abstatteten und reichlich Geld dort ließen. Deshalb beschlossen die Nürnberger, zu dieser Zeit die Stadttore nach Fürth zu schließen. Im darauf folgenden Jahr wurde diese Regelung jedoch wieder aufgehoben. Am 30.September 1872 entwickelte sich aus dem fröhlichen Musikumzug eine Rathausrevolte. Die Meute wollte eigentlich nur einen spontanen Umzug machen, der Rittmeister Schönecker jedoch beorderte sogleich Schutzleute, die die Meute davon abhalten sollte. Sie nahmen den „Anführer“ fest und die Anhänger stürmten daraufhin wütend das Rathaus. Sie zerstörten Fenster und Türen. Der Vorplatz wurde vom Militär geräumt. Ein trauriger Tag in der Geschichte diesen fröhlichen Volksfestes. 1901 wollte der Magistrat die Buden und Fahrgeschäfte auf den Lindenhain verlegen. Doch eine Unterschriftensammlung verhinderte, dass dies im nächsten Jahr wieder passierte. Denn die Fürther wollen ihre Kirchweih dort haben, wo sie immer war und ist. Im Oktober 1945 sollte nach den Jahren des Verzichts aufgrund des 2. Weltkrieges endlich wieder eine Kirchweih stattfinden. Vom 6.10. -17.10. sollte das beliebte Volksfest wieder etwas Fröhlichkeit in die Nachkriegszeit bringen. Sie wurde jedoch zum Schießanger verlegt. Vom 18.10. - 20.10. Oktober war die Kirchweih nur für Amerikaner geöffnet. Die Enttäuschung über die erste Kirchweih nach dem Krieg war groß, da es statt Sardinenbrötchen nur trockene Brötchen gab und die Auswahl an Fahrgeschäften sowie Buden gering war. Dennoch waren die Fürther froh, dass sie ihre geliebte Kirchweih wieder hatten.

Die Geschichte des Erntedankumzugs

In den Jahren 1815 bis 1817 setzten andauernde Missernten, Naturkatastrophen und marschierende Armeen der Ernte der Bauern zu. Die Missernten brachten Hungersnöte und Seuchen mit sich. Die Erlösung kam dann im Sommer 1817. Aus dem wenigen Saatgut wuchs eine reiche Ernte heran und die Hungersnot war überstanden. Aus ihrer Freude heraus feierten die Fürther einen Erntedankfestzug. Sie schmückten einen Wagen und zogen damit durch die Stadt. Die Einwohner jubelten und freuten sich, dass die schwere Zeit vorbei war. Seither wird zu Ehren der reichen Ernte dieses Fest am zweiten Sonntag der Kirchweih mit einem Festumzug gefeiert.

Attraktionen

Teilnehmer bei der Kirchweih.
Die Seite der Michaelis Kirchweih Fürth bewirbt ihre Attraktionen unter den Kategorien: „Action und Tempo“, „Herzhaft und Flüssig“, „Süß und Bunt“, „Spiel und Spaß“, „Nützlich und Nett“ und „Extra für Kinder“. Eine weitere wichtige Attraktion ist sicherlich der Erntedankfestzug.

Erntedankfestzug

Am 7. Oktober verwandelt sich die Innenstadt von Fürth zu einem riesigen Schauplatz für Erntedankfestwägen, Kapellen, Spielmannszüge und Erntekönigin. Um elf Uhr startet der Kirchweihzug in der Herrnstraße. 3000 Mitwirkende bewegen sich von dort aus durch mehrere Straßen über die Königsstraße am Rathaus vorbei bis hin zur Ufer-/Weiherstraße. Jährlich bejubeln 100000 Gäste den Umzug und weitere 100000 sehen über das Fernsehen zu. Höhepunkt des Umzugs ist die festliche Überreichung des Laib Brot von der Theatergruppe „Bühne Erholung 27“ an den Oberbürgermeister von Fürth. Dies ist ein Zeichen der Dankbarkeit für das „tägliche Brot“. Dieses Jahr wurde der Umzug von der Kapellgruppe „Burgfarrnbach“ angeführt. Gleich darauf folgte die Kutsche mit der Erntekönigin. Gefolgt wurde sie von Trach-tenvereinen, Theatergruppen, Spielmannszügen, Kapellen, Tanzgruppen, Innungen, Tierverbänden, und Brauereien. Das Gemüse, das für die Dekoration der Festwägen genutzt wird, wird nach dem Umzug an die Zuschauer verkauft.

Action und Tempo

Hierunter findet man zahlreiche Fahrgeschäfte, Geisterbahnen, Spiegelkabinette aber auch traditionelle Kettenkarusselle.

Herzhaft und Süß

Wie der Name schon verrät und sicherlich unverzichtbar sind die Fressbuden. Auf der Kirchweih gibt es aber sehr viele „natürliche“ Stände. Hier wird direkt vom Hersteller verkauft. „Bio“ wird groß geschrieben. Aber auch die bekannten Fast Food Gerichte kann man hier finden. So gibt es Hot Dogs, Pizza und Pommes. Besonders beliebt sind Steckerlfisch und Schnittlauchbrote. Auffallen will vor allem die Sylter Backfisch Rutsche. Oben im Turm wird der Fisch gebacken und wird per Rutsche in den „Verkaufsraum“ geliefert.

Süß und Bunt

Auch die beliebten Schokofrüchte und gebrannten Nüsse dürfen auf der Kirchweih nicht fehlen. Aber damit ist es nicht getan. Es gibt auch die Schaumkuss Confisiere, Kräuterbonbons, die Haribo Bar und Zuckerwatte.

Nützlich und Nett

Teilnehmer bei der Kirchweih.
Früher bestand die Fürther Kirchweih hauptsächlich aus Verkaufsbuden. Sie sind geblieben und vergleichbar mit der Münchner Auer Dult. Dort findet man reichlich Nützliches und die neuesten Geräte. Von Strümpfen über Hüte zu Haushaltswaren, hier ist für jeden etwas dabei.

Der Billige Jakob

Jedem Fürther und Besucher bekannt der „Billige Jakob“. Oft Teil einer Dokumentation ist er der Star auf der Fürther Kirchweih. Beim „Billigen Jakob“ gibt es alles, der Unterschied zu anderen Buden ist , dass der Billige Jakob seine Ware an den Mann „schreit“. Mit witzigen Sprüchen verkauft er seine Waren an die Besucher. Früher gab es auf vielen Festen und Märkten den „Billigen Jakob“. Heute ist die Familie Huber die letzte Familie in diesem „Gewerbe“.

Extra für Kinder

Zu Recht wird die Kirchweih auch Familienfest genannt. Mit Kindereisenbahn, Kinderkarussell, Trampolin und Jumbo- Jet werden auch die Kleinsten bespaßt. Am letzten Dienstag der Kirchweih ist immer Familientag. Dann gibt es ermäßigte Preise und Kinderveranstaltungen.

Hintergrund-Infos

Termin und Kirchenpatronat

Die Kärwa beginnt am 29. September - wenn das ein Samstag ist - sonst am ersten Samstag nach dem 29. September, weil die Michaeliskirche in Rom an einem 29. September eingeweiht wurde. Die Fürther Hauptkirche ist ebenfalls dem Hl. Michael geweiht und die Fürther Michaeliskirchweih fand höchstwahrscheinlich im 11. / 12. Jahrhundert zum ersten Mal statt.

Michaeli im Bauernjahr

Michaeli war im Bauernjahr ein wichtiger Lostag, der den Wechsel vom Sommer auf den Herbst markierte. "St. Michael zündts Liacht an" lautet eine Bauernregel, was heißen mag, dass die Tage kürzer und die Nächte länger werden. Verbunden damit ist die Hinwendung zu den Arbeiten im Haus.

Bauernsonntag

Der Festzug hat seinen Ursprung in den Jahren 1815 bis 1817. Andauernde Missernten führten immer wieder zu Hungersnöten. Hinzu kam, dass 1815 Naturkatastrophen und marodierende Truppen aus den Kriegen gegen Napoleon der Region um Fürth hart zusetzten. 1816 dauerte die Frostperiode bis weit ins Frühjahr hinein und lange, schwere Gewitter mit Hagelschauern verdarben die Frucht auf den Feldern. So konnte kaum etwas wachsen und reifen, und ab November wurde es wieder sehr kalt. Die Bauern ernteten sehr wenig Essbares, Hunger und Seuchen breiteten sich in Mittelfranken aus. Endlich dann im Sommer 1817 wuchs wie durch ein Wunder aus dem nur spärlich vorhandenen Saatgut eine reiche Ernte heran, und die Fürther Bevölkerung konnte nach sehr entbehrungsreichen Jahren wieder aufatmen. Spontan feierten die Fürtherinnen und Fürther dieses freudige Ereignis mit einem Erntedankfestzug. Ein reich geschmückter, hoch aufgeladener Erntewagen zog zur Kirchweih durch die Stadt und alle, die ihn begleiteten, waren glücklich und erleichtert.

Weblinks

Literatur

  • Schwammberger, Adolf: Die Fürther Kirchweih. Fürth 1972.

Karte