Hohes Friedensfest Augsburg

Termin

Das Hohe Friedensfest Augsburg findet jedes Jahr am 08.08. statt.

Einstiegsinformation

Jedes Jahr am 8. August dürfen sich die Bürger über einen gesetzlichen Feiertag freuen, den es nur in der Stadt Augsburg gibt. Das Hohe Friedensfest Augsburg kann nicht nur als weltweit einzigartige Feier bezeichnet werden, es schafft mit seinen zahlreichen Attraktionen und seinem umfangreichen kulturellen Programm eine gebotene Abwechslung für Groß und Klein.

Ablauf

So wird den Bürgern nicht nur an einem bestimmten Tag die Möglichkeit gegeben, die Friedensbotschaft in sich aufzunehmen. Vielmehr wird eine Stabilität des Religionsfriedens erreicht, die der Entfaltung der verschiedenen Glaubensrichtungen Raum und Zeit einräumt.

Kulturelles und interkonfessionelles Rahmenprogramm

Die Veranstaltungen des Augsburger Hohen Friedensfests können vor allem im Jahre 2011 mit dem Hauptthema Religionsfreiheit verbunden werden. Diese bezeichnet ein durch das Grundgesetz garantiertes Recht, das durch Freiheit des Glaubens und des Gewissens und durch Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses ausgezeichnet ist. Auch aufgrund von anhaltenden neuen Einwanderreligionen und die Präsenz des Islams in Augsburg gewinnt das Thema zunehmende Aufmerksamkeit. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stehen in jedem Jahr zahlreiche Traditionen und Aktivitäten.

Ökumenischer Festgottesdienst

Am 8. August findet von 9.45-10.30 Uhr der ökumenische Festgottesdienst zum Hohen Friedensfest in der evangelischen Heiligkreuzkirche statt. Der durch den Freistaat Bayern beschlossene Feiertag wird dort in einer weltumfassenden Gemeinschaft gefeiert. Im Jahre 2011 wurde anschließend an diesen heiligen Festakt die neue Friedensglocke für St. Anna geweiht, die ab 09.00 Uhr auf einem Pferdefuhrwerk zeremoniell von St. Ulrich durch die Maximilianstraße im Herzen von Augsburg gezogen wurde.

Verkündung des Preisträgers/ der Preisträgerin „Preis Augsburger Hohes Friedensfest“

Der Preisträger Augsburger Hohes Friedensfest wird alle drei Jahre um 11.30 Uhr im Goldenen Saal des Rathauses vom Oberbürgermeister der Stadt verkündet, die eigentliche Preisverleihung findet im Oktober statt. Hierbei wird eine Persönlichkeit geehrt, die sich um ein tolerantes und friedliches Miteinander der Kulturen und Religionen eingesetzt hat. Gestiftet wurde dieser Preis 1985 durch die Stadt Augsburg und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. Folgende Charaktere wurden bereits mit dem Friedenspreis ausgezeichnet: • Friedenspreisträger 2011: Papst Shenouda III von Alexandrien • Friedenspreisträger 2008: Prinz El Hassan bin Talal von Jordanien • Friedenspreisträger 2005: Michail Gorbatschow und Michael Führer, Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche • Friedenspreisträger 2003: Helmut Hartmann, bayrischer Senator • Friedenspreisträger 2000: Sumaya Farhat-Nasar, Palästina • Friedenspreisträger 1997: Dr. Alfons Nossol, Bischof in Oppeln • Friedenspreisträger 1994: Bundespräsident Richard von Weizsäcker • Friedenspreisträger 1991: Landesrabbiner Nathan Peter Levinson • Friedenspreisträger 1988: Chiara Lubich, Fokularbewegung • Friedenspreisträger 1985: Dr. Hermann Kunst, Evangelischer Landesbischof Bonn Seit 2005 erhält der Träger des Augsburger Friedenspreises zudem die Skulptur „Paxibile- Frieden ist möglich“. Gestiftet, gestaltet und erschaffen wird die jedes Jahr neu angefertigte Figur vom Inhaber der Augsburger Goldschmiede Christof Lachenmann. Die Idee lag darin, eine sichtbare Verbindung von Augsburg und Frieden zu schaffen. Nach oben geöffnete Engelsflügel sind dabei dem Friedensengel in St. Anna nachempfunden. Weiterhin wird der blaue Planet Erde von einem Band umfasst, auf dem man in 71 Sprachen das bedeutende Wort „Friede“ lesen kann. Ebenso ist der Name des aktuellen Friedenspreisträgers in den Sockelumlauf eingemeißelt.

Augsburger Friedenstafel

Jedes Jahr am 8. August lädt die Friedensstadt Augsburg alle Bürgerinnen und Bürger zu einem öffentlichen Empfang auf dem Rathausplatz sowie zu einer gemeinsamen Friedestafel ein. Von 11.30-15.00 Uhr kann bei freiem Eintritt gemeinschaftlich gegessen werden. Hierbei werden alle Teilnehmer gebeten, für sich selbst und ihre Tischnachbarn allerlei Speisen und Getränke mitzubringen. Der Austausch des Mitgebrachten, aber auch das Kommunizieren und Entdecken symbolisiert das in der Stadt Augsburg gelebte friedliche, gleichberechtigte und kooperative Miteinander unterschiedlicher Kulturen und religiöser Wurzeln. Traditionell wird die Friedenstafel vom Oberbürgermeister der Stadt eröffnet. Im Anschluss werden Friedensgrüße durch die Vertreter der christlichen, muslimischen, alevitischen, jüdischen und buddhistischen Religionsgemeinschaften vermittelt. Bei Regen fällt das Festmahl nicht aus, es wird ins Rathaus verlegt.

Kinderfriedensfest

Zwischen 13.00 Uhr und 18.00 Uhr veranstaltet die kommunale Jugendarbeit der Stadt Augsburg das alljährliche Kinderfriedensfest im zoologischen und botanischen Garten. Für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre ist der Eintritt frei. Mit einem bunten, aufregenden und abwechslungsreichen Tag ist es der ganzen Familie möglich, das Thema „Frieden“ zu erleben. Verschiedene Erlebnisstationen, Wissenstests, Mitmachangebote und Spiele sorgen hierbei für die nötige Abwechslung.

Pax

Seit dem Jubiläumsjahr 2005, an dem der 450-jährigen Wiederkehr des Augsburger Religionsfriedens gedacht wurde, existiert die mehrmonatige Veranstaltungsreihe „Pax“, die sich mit Fragen des interkulturellen Zusammenlebens auseinandersetzt. Aufgrund einer positiven Resonanz der Bürgerinnen und Bürger wurde sie in den Folgejahren weiter fortgesetzt.

Hintergrund-Infos

Die Stadt Augsburg ist eng mit der Reformation verflochten. Im Jahre 1518 reiste Dr. Martin Luther in die heutige Friedensstadt und stellte sich im Fuggerpalast einem Verhör des damaligen päpstlichen Dominikanergenerals Kardinal Cajetan. Da er jedoch den Widerruf dessen reformatorischer Ideen verweigerte, musste der Mönch die Stadt fluchtartig verlassen. Dennoch erlangte die Reformation in der Folgezeit zahlreiche neue Anhänger, was dazu führte, dass die Christen Augsburgs jener Tage keine Einigung bezüglicher Religionsfragen fanden. Aus diesem Grund trennten sich die Glaubensgenossen Luthers letzten Endes von den Katholiken. Während Kaiser und Papst in andere Angelegenheiten verstrickt waren, verbreiteten sich Luthers Lehren unaufhaltsam. Nicht ohne Grund kann Augsburg mit seiner einzigartigen Verlagslandschaft als zweitwichtigster Druckort der Lutherschriften bezeichnet werden. In den folgenden Jahren stauten sich die vorherrschenden Spannungen zwischen den verfeindeten Konfessionen so stark auf, dass in den Jahren 1525/26 ein Bürgerkrieg ausbrach, in dem die Opposition gegen Kaiser Karl V siegte. 1530 sollte es schließlich zu einer friedlichen Einigung zwischen den beiden Glaubensrichtungen kommen. So wurde in der bischöflichen Pfalz das evangelische Glaubensbekenntnis „Confessio Augustana“ verlesen. Das von Philipp Melanchton überarbeitete Bekenntnis vereint in 28 Artikeln die Grundsätze der evangelischen Lehre. Folglich sollten die evangelischen Christen dieselben Rechte besitzen wie die Katholiken. Jedoch stellte die Entscheidung die evangelisch gewordenen Reichsfürsten nicht zufrieden, eine erhoffte Versöhnung blieb aus. So sah sich der Kaiser gezwungen, die Stadt Augsburg zu verlassen. Die religiösen Streitigkeiten führten weiterhin dazu, dass der Bischof sowie die katholische Geistlichkeit Augsburg verlassen mussten. Zudem wurden alle Kirchen evangelisch. Auf dem Reichstag 1555 unternahm man erneut den Versuch, eine Einigung der beiden Glaubensrichtungen zu erzielen. Folgendermaßen konnte am 25. September der Augsburger Religionsfrieden im Saal des Rathauses feierlich verkündet werden. Evangelische und katholische Christen sollten von nun an gleichberechtigt behandelt werden, was von weltgeschichtlicher Bedeutung ist. Dennoch blieben weitere Streitereien nicht aus. So brach im Jahre 1618 ein dreißigjähriger Krieg aus, der Schrecken, Hunger, Krankheit und Tod mit sich brachte. Anfang 1649, nach Beendigung des Krieges, wurde schließlich begonnen, die Bestimmungen des einst festgelegten Friedens umzusetzen. Bei St. Anna, St. Ulrich und weiteren lutherischen Kirchen feierte man wieder Gottesdienst. Am 8. August 1650, der als Jahrestag der Vertreibung der Prediger gilt, bejubelten die Protestanten mit Trompetenschall und Salutschüssen ihren Sieg. Fortan wurde das Friedensfest regelmäßig zu dieser Zeit gefeiert. Noch heute gilt dieses Datum in Augsburg als gesetzlicher Feiertag, während außerhalb der Stadtgrenzen der täglichen Arbeit nachgegangen wird. Den währenden Frieden zwischen beiden Konfessionen zeigen auch die nebeneinander existierenden Ulrichskirchen am Anfang der Maximilianstraße im Zentrum von Augsburg. Vorne ist die evangelische Kirche zu sehen, dahinter das katholische Münster St. Ulrich und Afra. Weiterhin stehen im Mittelpunkt der Erinnerungsarbeit die Kinder, die auch schon damals das Gedenken an die Leiden ihrer Vorfahren einüben sollten. So gibt es seit 1650 ein eigenes Kinder-Friedensfest. Seitdem wird dieses am ersten Mittwoch nach dem 8. August mit einem Kindergottesdienst in evangelischen Kirchen gefeiert. Auch eine Woche später, am Festtag Mariä Himmelsfahrt treffen sich die Kinder Augsburgs im Tiergarten, um unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit gemeinsam zu spielen und Spaß zu haben.

Bildquelle

  • Hühn, Holger u.a.: Contentplus city guide Augsburg. Berlin: epubli, 2012.

Literatur

  • Preißinger, Irmingard, Detter, Alfred (1980): Augsburg - meine Stadt. 1. Aufl., Augsburg.
  • Roeck, Bernd (2005): Geschichte Augsburgs. München.
  • Knoller, Alois: Augsburg feiert sein Friedensfest. Feiertag. Das Programm ist vielfältig: ein neuer Preisträger, eine Glocke, Kinderfreuden in Zoo und Botanischem Garten, islamisches Fastenbrechen und Reggae. In: Augsburger Allgemeine, 05.08.2011, S. 30.

Weblinks

Karte