Hofer Schlappentag

Termin

Dieser Brauch findet am 05.06.2023 statt.

Einstiegsinformation

Dieser Brauch ist nur in Hof, einer mittelgroßen Stadt in Oberfranken (Bayern), bekannt. Alljährlich beginnt der Schlappentag am Montag nach Pfingstmontag (dem Montag nach Trinitatis) bereits früh am Morgen mit einem Umzug, der traditionell am Schießhäusl endet. Dort wartet auf die Besucher und Mitwirkenden des Umzuges bereits das Schlappenbier und gemütliche Bierzeltatmosphäre.
Eine Tanzeinlage nach dem Festumzug.

Historischer Hintergrund

Der Schlappentag, auch bekannt als der Hofer Nationalfeiertag, ist tief in der Geschichte der Stadt verwurzelt. Er ist, so eine weit verbreitete Ansicht, nach den Hausschuhen (Schlappen) der Handwerker benannt, die früher einmal jährlich zu Schießübungen antreten mussten. Hierzu wurde den Handwerkern immer eine Frist gesetzt, zu der sie ihre Schießübungen abgeleistet haben mussten. Sollten sie dies bis zu diesem Datum nicht getan haben, winkte eine Strafe. Da die Handwerker, laut Übermittlungen, nicht sonderlich motiviert waren, zu diesen Schießübungen anzutreten, schoben sie es meist bis zu dem letztmöglichen Datum hinaus. Hierbei handelte es sich um den ersten Montag nach Trinitatis. Da die meisten Handwerker zu dieser Zeit arbeiten waren, erschienen sie am Schießhäuschen in ihrer Arbeitskleidung, bestehend aus Schürzen und Schlappen. Jedoch entspricht diese Darstellung nur grob den historisch belegten Fakten. Nachdem es im Mittelalter noch keine Berufsarmeen gab, mussten die Bürger der Stadt für die Verteidigung sorgen. Einige hatten eigene Waffen, die Mehrheit jedoch bekamen sie von der Stadt gestellt, die die Waffen in einem Zeughaus lagerte. Für Hof ist der Standort des Zeughauses nicht überliefert, doch ist es denkbar, dass als Lagerort das ehemalige Schloss oder auch das Rathaus gedient haben könnten. Die Handhabung und das Üben mit den Waffen war jedem Bürger selbst überlassen, da die Obrigkeit davon ausging, dass jeder selbst ein eigenes Interesse am richtigen Waffengebrauch haben sollte. Diese Annahme wurde jedoch beim Hussitenfall 1430 widerlegt: Die Stadt Hof konnte sich trotz starker Stadtmauern nicht ausreichend zur Wehr setzen. Zwar gewährte der Markgraf als damaliger Landesherr der Stadt für 10 Jahre Steuerfreiheit für den Wiederaufbau der Befestigungen, machte dies jedoch davon abhängig, dass die Hofer regelmäßige Waffenübungen zu absolvieren hätten, um bei Angriffen besser vorbereitet zu sein. Ob 1431 oder 1432 mit regelmäßigen Schießübungen begonnen wurde, ist nicht bekannt, jedoch konnten die Hussiten bei einem neuerlichen Angriff auf die Stadt im Jahr 1432 diese trotz längerer Belagerung nicht stürmen. Der Hofer Stadtchronist Enoch Widman berichtet zwar von einem großen Schützenfest 1540, jedoch hatten die regelmäßigen Schießübungen einen eher zweckmäßigen Charakter. Dies erklärt auch den Namen des Tages, denn man ging in Schlappen zum Schießplatz. Dies waren jedoch keine Hausschuhe, für die in der Hofer Mundart der Begriff heute steht, sondern billige und haltbare Holzschuhe, die im Mittelalter zur Arbeit und in der Freizeit getragen wurden, während Hausschuhe nur die wohlhabenden Bürger besaßen. Auch als sich im Lauf der Zeit, insbesondere durch den 30jährigen Krieg, zeigte, dass eine Bürgerwehr kaum in der Lage ist, eine Stadt zu verteidigen, hielt man neben den nun eingeführten Berufsheeren an den wehrfähigen Bürgern als militärischer Reserve fest, sodass auch die Übungen weiterhin Jahr für Jahr, wenn auch mit Unterbrechungen in Notzeiten, weiter stattfanden. Es bürgerte sich ein, dass die Schießübungen am Montag nach Pfingsten mit einem feierlichen Umzug begonnen werden. Je mehr der militärische Wert der Übungen in den Hintergrund trat, desto mehr nahmen sie einen geselligen Charakter an. Mit Auflösung der Landwehr 1869 wurde die Mitgliedschaft in Schützenvereinigungen freiwillig, die Verpflichtung zu den jährlichen Übungen entfiel. In ihren neuen Statuten legte die Scheibenschützengesellschaft fest, dass weiterhin alljährlich nach Pfingsten ein Schützenfest abgehalten werden sollte, das mit einem Umzug vom Rathaus zum Schießplatz beginnt. Aus der unliebsamen Verpflichtung zu den Schießübungen wurde so ein Traditionsfest, das mittlerweile auch zu einem Starkbierfest geworden ist.

Traditioneller Ablauf des Schlappentages

Route beim Umzug.
Traditionell versammeln sich die Handwerkerzünfte und Schützen am ersten Montag nach Trinitatis pünktlich um 8.00 Uhr am Schießhäuschen. Zuvor erfolgt alljährlich bereits ein musikalischer Weckruf der Stadt durch eine Blaskapelle. Wenn sich alle Schützen und Handwerkerzünfte am Schießhäuschen versammelt haben, geht es gemeinsam zum Rathaus, wo sie bereits vom Oberbürgermeister und Schützenkommissar erwartet werden. Anschließend versammeln sich die Vertreter der Politik, Handwerker und Schützen gegen 09.45 Uhr zum sogenannten Schützenauszug. Dieser verläuft durch die Innenstadt und endet am Festplatz am Schießhäuschen. Sobald der Festzug sein Ziel, den Festplatz beim Schießhäuschen, erreicht hat, wird auch das speziell für diesen Festtag gebraute Schlappenbier ausgeschenkt. Auf dieser Karte ist die Route des Umzuges beim Hofer Schlappentag eingezeichnet: gestartet wird in der Klosterstraße auf Höhe des Rathauses (hier: Stadtverwaltung), von dort geht es weiter in die Ludwigstraße und anschließend durch die Altstadt und am Sonnenplatz Richtung Busbahnhof. Danach marschiert der Umzug durch die Friedrichstraße und verläuft weiter durch die Marienstraße und den Konrad-Adenauer-Platz, bis schließlich das Ziel erreicht ist: Der Festplatz beim Schießhäuschen (hier: Einbahnstraße).

Akteure

Traditionell beteiligen sich am Hofer Schlappentag zahlreiche Schützen und Handwerker der lokalen Unternehmen und Vereine. Außerdem sind auch die örtliche Garde und diverse Blasensemble aktiv, um das Ganze tänzerischer zu gestalten und musikalisch zu untermalen. Die Altersklasse ist gemischt, da dies ein beliebtes Fest bei Jung und Alt ist, und es eigentlich jeden Hofer zu diesem „Hofer Nationalfeiertag“ zieht. Begünstigt wird dies auch dadurch, dass der erste Montag nach Trinitatis immer in den Pfingstferien liegt. Daher können auch die Schüler problemlos mitfeiern bzw. das Ganze aktiv mitgestalten. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil dieses Brauches sind die Zuschauer, seien es diejenigen, die den Umzug gespannt vom Straßenrand oder von ihrem Fenster aus mitverfolgen, oder auch diejenigen, die es bevorzugen, etwas länger zu schlafen, aber dennoch auf den Festplatz am Schießhäuschen kommen, um der Blasmusik bei einem Schlappenbier und ‚Hofer Broadwärscht‘ zu lauschen. Traditionell erscheinen die Schützen und Handwerker in ihrer Tracht, vereinzelt sind einige auch noch mit Schlappen bekleidet. Dies gehört jedoch mittlerweile eher zur Ausnahme. Auch die Zuschauer schlüpfen sehr häufig in ihre Lederhosen und Dirndl, um dem Hofer Nationalfeiertag alle Ehre zu erweisen. Weitere wichtige Beteiligte, die diesen Brauch Jahr für Jahr unvergesslich gestalten, sind die diversen Bratwurst- und Steakstände, welche von lokalen Metzgereien betrieben werden. Nicht zu vergessen ist natürlich auch der Lieferant und Ausschenker des Schlappenbieres, denn ohne dieses wäre es nun mal kein richtiger Schlappentag. Zu guter Letzt sollte auch noch der Betreiber der beiden Zelte erwähnt werden, welche jedes Jahr trotz des manchmal schlechten Wetters sehr viele Besucher anlocken. Es lässt sich schwer schätzen, wie viele Personen alljährlich am Hofer Schlappentag anwesend sind, jedoch ist es definitiv schwierig, einen Platz im Zelt zu ergattern und auch an den Bierausschänken sollte man längere Wartezeiten einplanen. Auf dem Bild lässt sich ein erster Eiindruck der Tanzeinlage der Hofer Garde gewinnen, die im Anschluss an den Festumzug ihr Können in dem Festzelt auf dem Festplatz am Schießhäuschen demonstriert hat.

Schlappenbier

Das Schlappenbier im Tonkrug.
Dies ist ein eigens für diesen Tag gebrautes feinwürziges Starkbier von einer Hofer Brauerei. Es hat 6,5 % vol. Alljährlich wird es nur in streng limitierter Menge gebraut, um so seine Besonderheit zu wahren. Das Bier ist nicht nur im Festzelt erhältlich, sondern auch freiverkäuflich. Dort hat man die Wahl, ob man sich einen Kasten mit nach Hause nehmen möchte oder frisches Bier aus dem Fass bevorzugt. Traditionell wird das Bier in Tonkrügen serviert.

Schlappenschießen

Dieses Event findet jährlich am Sonntag vor dem Schlappentag statt. Hierzu versammeln sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, des Handwerks und der Schützen. Nach altem Brauch werden diese öffentlich dazu eingeladen. Falls jemand seine Einladung nicht wahrnimmt, wird ein Bußgeld erhoben, da es als unhöflich angesehen wird, eine solche Einladung verfallen zu lassen. Dem Schlappenschießen liegt die Schießordnung des alten Handwerkerschießens zugrunde. Alljährlich findet es an einem traditionellen Ort statt, im Schießgraben am Schießhäuschen. Hier wird nicht - wie dem Namen nach zu vermuten - mit Schlappen geschossen, sondern mit alten Zimmerstutzen. Auf diese Weise soll eine Chancengleichheit für alle gewährt werden. Jeder Teilnehmer hat drei Schuss, um ins Schwarze zu treffen. Den drei besten Schützen winken Gutscheine über ein Jahr kostenloses Parken in Hof. Der Gewinner erhält zusätzlich noch eine silberne Kette, welche die Embleme der Handwerksinnungen und der zehn Hofer Schützenvereine trägt. Früher bekam der Sieger ein Jahr Steuerfreiheit durch den Magistrat, heute ist diese Zugabe jedoch nicht mehr realisierbar. Nach wie vor ist der Schlappenkönig jedoch Aushängeschild für historisches Brauchtum in der Stadt Hof.

Goldener Schlappen

Hierbei handelt es sich um die höchste Auszeichnung der Scheiben-Schützen-Gesellschaft an eine Person, die besondere Dienste bzgl. der Gesellschaft, des Handwerks oder für die Stadt Hof geleistet hat. Optisch gleicht der goldene Schlappen dem traditionellen Schlappentagsschlappen mit dem Unterschied, dass dieser nur eine Miniaturanfertigung ist und es sich um einen goldenen Schlappen handelt. Höhepunkt des Schlappens bildet der darauf befestigte Diamant, der extra für die Verleihung des goldenen Schlappens von einem Hofer Goldschmied angefertigt wird. Somit handelt es sich beim goldenen Schlappen Jahr für Jahr um ein handwerkliches Unikat und keine Massenproduktion. Die Übergabe des goldenen Schlappens erfolgt jährlich im Rahmen des Schützenempfangs am Rathaus. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es stets ein gut behütetes Geheimnis, wer den nächsten goldenen Schlappen verdient hat.

Woher kommt der Name Schlappentag

Wie bereits zuvor erwähnt, erhielten die Schützen eine Strafe, sofern sie nicht zum Schießtag erschienen. Aus diesem Grund zog es gerade am letztmöglichen Schießtag sehr viele Schützen in das Hofer Schießhäuschen, um so ihrer Pflicht nachzukommen und der Strafe zu entgehen. Somit eilten sie am ersten Montag nach Trinitatis bereits früh morgens in Arbeitskleidung, die aus einer Schürze und Filzschlappen bestand, zum Schießhäuschen. Diese Originalschlappen sind nach wie vor noch in der Hofer Touristeninformation in der Ludwigstraße erhältlich. Hierbei handelt es sich um handgemachte Hofer-Produkte, die aus echtem Filz bestehen und in verschiedenen Größen erhältlich sind. Sollte man doch keinen Gefallen an dem Tragen der Schlappentagsschlappen anlässlich des Hofer Nationalfeiertages finden, sind diese auch als Schlüsselanhänger erhältlich.

Schlappentag heute

Das Festzelt im Jahr 2014.
Heutzutage ist der Schlappentag nach wie vor sehr beliebt bei allen Generationen in Hof. Die Hartgesottenen finden sich bereits am frühen Morgen an den Straßenrändern der Stadt ein, um dem Umzug aufmerksam zu folgen. Anschließend wird sich gemeinsam zum Festplatz am Schießhäuschen begeben, um den Tag bei einigen Schlappenbier ausklingen zu lassen. Traditionell schließt das Fest um 21.00 Uhr. Dies war dann ein langer Tag sowohl für die Besucher, die Aktiven als auch die Polizei, welche an diesem Tag eine hohe Präsenz zeigt, da doch insbesondere von Jugendlichen das Starkbier unterschätzt wird. Jedoch gibt es meist keine größeren Ausschreitungen und es lässt sich im Nachhinein von Berichten über einen friedlichen Hofer Nationalfeiertag lesen. Im Jahr 2014, anlässlich des 582. Schlappentages, gab es jedoch eine Ausnahme bezüglich des Ausschankes anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Am Montag, den 16. Juni 2014, fand das WM-Vorrunden-Auftaktspiel von Deutschland gegen Portugal statt. Es wurde eine Leinwand auf dem Festplatz aufgebaut, um keine Fußballbegeisterten zu enttäuschen. Das Spiel startete bereits um 18.00 Uhr, um die After-Party auch noch auf dem Schlappentagsgelände stattfinden zu lassen, wurde der Ausschankschluss auf 22.00 Uhr verlegt. Bei den Bürgern stieß das Public-Viewing auf dem Festgelände auf großen Zuspruch und wurde begeistert angenommen. Dies wirkte sich auch sehr positiv auf die Umsätze der Betreiber aus. Ein weiteres Highlight des Schlappentages im Jahr 2014 ist der erstmalige Verkauf einer speziellen Schlappentags-Bratwurst. Diese Bratwurst wird am Beispiel der Thüringer Rostbratwurst hergestellt, erhält jedoch den einzigartigen Beigeschmack von Bier. Diese Besonderheit wurde von den Besuchern des Schlappentages mit geteilter Meinung aufgefasst. Eine Vielzahl probierte die Neuheit auf dem Schlappentag, jedoch gab es zahlreiche Menschen, welche es nicht befürworteten, dass diese Hofer Spezialität auf einer Thüringer Rostbratwurst beruht, da es ja auch die traditionellen Hofer Bratwürste gibt. Traditionell erscheint nach wie vor eine Vielzahl der Besucher des Hofer Schlappentages in Tracht, die Frauen im Dirndl und die Männer sind traditionell mit Lederhosen bekleidet. Des Weiteren erscheinen die Angehörigen der verschiedenen Zünfte nach wie vor in ihrer Berufskleidung. Dies ist eine Tradition, die auch von der jüngeren Generation Jahr für Jahr übernommen wird. Blick in das bereits gut gefüllte und freundlich dekorierte Festzelt am frühen Montagmorgen. Dieses Bild entstand beim diesjährigen 582. Schlappentag am 16. Juni 2014.

Organisation des Schlappentages

Die Organisation des Schlappentages hat seit 2011 die Hofer Brauerei Scherdel inne. Somit ist es, abgesehen vom Brauen des Schlappenbieres, auch deren Aufgabe, den Festwirt zu stellen und den gesamten Tag bereits im Vorfeld präzise zu planen sowie sich um die Zurverfügungstellung der beiden Festzelte zu kümmern. Des Weiteren liegt es auch in deren Hand, Rücksprachen mit den diversen lokalen Metzgereibetrieben zu halten und zu entscheiden, wer den Zuspruch für das entsprechende Jahr erhält, seinen Stand dort aufzustellen. Jedoch gehört es bereits zur Tradition, dass die Metzgerei Herpich dort ihre Würste und Fleisch verkaufen darf. Die Organisation beinhaltet aber nicht nur die Verkaufsstände und das Zelt am Schießhäuschen, sondern auch die Kontrolle darüber, dass der Umzug pünktlich beginnt und problemlos die alt bekannte Route nehmen kann. Alles in allem lässt sich sagen, dass die Brauerei Scherdel den Schlappentag Jahr für Jahr zu einem unvergesslichen Event macht und dabei die Wahrung der Traditionen stets im Fokus steht.

Weblinks

Karte