Gersthofer Kirchweih

Termin

Dieser Brauch findet vom 15.10. bis zum 25.10.2023 statt.

Einstiegsinformation

Einzug bei der Kirchweih.
Die Gersthofer Kirchweih ist ein Fest, das alljährlich elf Tage lang im Oktober stattfindet. In diesem Jahr geht das Volksfest in die 62. Runde. Auf dem Festplatz, bei der Schubertstraße in Gersthofen, erwartet die Besucher ein vielseitiges Programm.

Ablauf

Die Gersthofer Kirchweih wird jährlich, elf Tage lang im Oktober, auf dem Festgelände bei der Schubertstraße gefeiert. „Die Kirchweih beginnt jeweils am zweiten Freitag vor dem Kirchweihfest und endet am Kirchweihmontag.“ (o.A.:Verordnung der Stadt Gersthofen über die Gersthofer Kirchweih vom 02.04.2008) Während der Kirchweih öffnet das Bierzelt jeweils um 12.00 Uhr. Abends finden meist zwischen 18.00 und 19.00 Uhr Konzerte statt.

Kirchweiheröffnung am Freitag

Einzug der Brauerei.
Traditionell wird die Gersthofer Kirchweih am Freitag gegen 17.00 Uhr eröffnet. Auf dem Rathausplatz in Gersthofen gibt es Freibier und Brezen, die der Gersthofer Metzger und Festwirt Alois Binswanger verteilt. Um seine geschmückte Festkutsche und das Pferdegespann versammeln sich stets viele Festbesucher. Wer kein Bier möchte, kann sich auch beim „Spezialtransport“ ein kühles Spezi einschenken lassen. Die Gäste können sich außerdem über ein Standkonzert auf dem Rathausplatz mit dem „TSV Spielmannszug“ und der „Schwäbischen Trachtenkapelle Hirblingen“ freuen. Zusammen mit der Musikkappelle und allen Fahnenabordnungen der Gersthofer Vereine bewegt sich der Festzug dann zum Festplatz. Im Bierzelt eröffnet der Schirmherr und amtierende Gersthofer Bürgermeister, Jürgen Schantin, die Kirchweih mit dem traditionellen Bieranstich und stimmt die Besucher mit einer Rede auf die bevorstehenden Feierlichkeiten ein. Danach wird ausgelassen gefeiert und die Stimmung im Bierzelt genossen. Eine Band heizt den Zeltbesuchern ein. Schafkopf am Samstag Am Samstag findet dann ab 12.00 Uhr ein großes Preisschafkopfen im Bierzelt statt. Seit 2010 wird für einen guten Zweck gekartelt, damals noch am Sonntag. Es winken zahlreiche Sachpreise. Gegen 18.00 Uhr spielt erneut eine Band bevor es dann ab 20.00 Uhr ein Feuerwerk zu sehen gibt.

Verkaufsoffener Sonntag

Einzug bei der Kirchweih.
Am Sonntag ist marktoffener Sonntag in Gersthofen. Zahlreiche Besucher zieht es zum Einkaufen und Bummeln in die Stadt. Nicht nur die Geschäfte und Kirchweihbuden locken viele Menschen an. Es gibt außerdem einen Flohmarkt in der Schubertstraße. Dieser Flohmarkt wird vom Verein „Sicheres Leben“ veranstaltet. Weitere Einkaufsmöglichkeiten bieten das City Center Gersthofen, der Henry Park und Ikea. Die Besucher werden ganz bequem in einer „Bimmelbahn“ vom Festplatz in die Stadt und wieder zurück gebracht. In diesem Jahr kommt man mit einem „Traditionsbus“ ab 11.00 Uhr vom City Center zum Festplatz und wieder zurück. Die Kirchweih und der verkaufsoffene Sonntag sind ein Ausflugsziel für die ganze Familie. Damit die Kinder nicht zu kurz kommen und sich langweilen, gibt es zahlreiche Angebote für die Kleinsten. Im City Center können sie sich schminken lassen. Außerdem werden zum Beispiel auch ein Kletterturm, eine Riesenrutsche, ein Kasperltheater oder ein Ballonmann zur Verfügung stehen. Um 10.00 Uhr beginnt dann der Festgottesdienst, unterstützt durch die Fahnenabordnungen der Stadtkapelle Gersthofen. Anschließend dürfen sich die Besucher zum gemütlichen Frühschoppen im Bierzelt niederlassen Zum Mittagstisch lockt die Spezialität Ochs vom Spieß. Ab 17.00 Uhr lässt man das Wochenende mit einer Band ausklingen.

Unter der Woche und am Kirchweihwochenende

Vereine bei der Kirchweih.
Die folgenden Tage stehen allesamt unter einem Motto. So ist der Montag der „Seniorentag“. Geplant ist ein Seniorennachmittag mit der Stadtkapelle Gersthofen.
Teilnehmer der Kirchweih.
Am Dienstag ist „Tag der Vereine“. Zusätzlich zum normalen Mittagsangebot ist außerdem den ganzen Tag „Schnitzeltag“. Am Mittwoch ist „Kindernachmittag“. Günstige Preise und jede Menge tolle Aktionen, wie zum Beispiel Luftballons steigen lassen, sollen die Kleinsten unterhalten. Donnerstag und Freitag ist dann wieder regulärer Betrieb. Von Montag bis Freitag wird ein günstiger Mittagstisch angeboten. Am Samstag findet der Betrieb ebenfalls regulär statt. Der Mittagstisch ist aber nicht verbilligt. Am Sonntag gibt es ein großes Entenessen zum Kirchweihsonntag. Außerdem wird erneut zum Frühschoppen eingeladen. Der Montag bietet durchgehend musikalisches Programm.

Attraktionen und Fahrgeschäfte

Nicht nur im Bierzelt kann man sich unterhalten lassen. Außerhalb gibt es auf dem Festplatz zahlreiche Buden und Fahrgeschäfte. So kann man sich auch in Fahrgeschäften, wie zum Beispiel dem „Break Dance“, Autoscooter oder Kinderkarussell, amüsieren. Wer das Glück herausfordern möchte, kauft sich Lose und hofft auf den Hauptgewinn. Für alle die es lieber selbst in die Hand nehmen, finden sich ebenfalls Buden in denen man mit Geschicklichkeit den einen oder anderen Preis erringen kann.

Kulinarisches

Teilnehmer bei der Kirchweih.
Viele Besucher werden von dem kulinarische Angebot der Kirchweih angelockt. Im Binswanger Bierzelt werden außer Bier in Maßkrügen auch gerne traditionelle Festzeltspeisen serviert: Gegrillte Ente, Hähnchen, Schweinshaxe, Wammerl, Fleischpflanzerl, Schweinebraten, Würstchen und Schnitzel. Zu den Gerichten wird meist Blaukraut, Knödel, Sauerkraut oder Kartoffelsalat gereicht. Weiterhin gibt es Spätzle in verschiedenen Varianten, Saures Lüngerl und Schupfnudeln. Auch zur Brotzeit findet man diverse Gerichte auf der Speisekarte. Man kann zwischen verschiedenen Salaten, unter anderem auch Wurstsalat, Rettich, O´batzter, Pommes Frites, Country-Kartoffel, Griebenschmalzbrot und Fisch oder Lachssemmel wählen. Wer sich zur Kaffeezeit ins Festzelt begibt, dem steht ein breites Angebot an verschiedenen Kuchen und warmen, süßen Gerichten wie Apfelküchle, Dampfnudeln oder Kaiserschmarrn zur Verfügung. Dazu kann man entweder ein Kaffeegetränk oder Tee genießen. Kirchweihbesucher, die außerhalb des Zeltes hungrig werden, haben ebenfalls eine große Auswahl. An verschiedenen Buden werden unter anderem gebratene Würstchen, Steaksemmeln, Schnitzelsemmeln, Fischsemmeln und Steckerlfisch angeboten. Wer lieber etwas Süßes möchte, kann sich Dampfnudeln, Crepes mit verschiedenen Füllungen, Eis, glasierte Obstspieße, Popcorn, Zuckerwatte oder gebrannte Mandeln kaufen.

Traditionelle Gewänder

Viele Besucher kommen in traditionellen Trachtengewändern auf die Kirchweih. Wenn die Wiesn schon vorbei ist, geht die Gersthofer Kirchweih ja erst richtig los. Da bietet es sich förmlich an das Wiesn Outfit noch einmal aus dem Schrank zu kramen. Im Jahre 2009 bot der Gersthofer Bürgermeister sogar einen freien Kirchweihbesuch für eine Familie im Trachtengewand an. Unter allen Familien, die in Tracht am Festbüro im Zelt erschienen loste er die Gewinner aus. Tracht ist auf der Gersthofer Kirchweih gern gesehen und natürlich ausdrücklich erwünscht.

Zwischenfall: Prügelei auf der Kirchweih

2011 gab es auf der Gersthofer Kirchweih einen Zwischenfall, der für Aufsehen sorgte. Ein 22 jähriger Festzeltbesucher soll von mehreren Männern verprügelt und mit Steinen beworfen worden sein. Als er bereits verletzt auf dem Boden lag, sollen mehrere Männer noch auf ihn eingetreten haben. Zwei junge Kirchweihbesucher wurden deshalb wegen schwerer Körperverletzung angeklagt und standen im April 2012 vor Gericht. Es gestaltete sich schwierig zu einem Urteil zu gelangen, da die Beweislage nicht eindeutig war. Der Geschädigte konnte nicht genügend zu der Beteiligung der beiden angeklagten Männer sagen und die Angeklagten zeichneten ein vollkommen anderes Bild des Tathergangs. Fest stand allerdings, dass die Männer zum Teil stark alkoholisiert gewesen waren. Sicherheitsmitarbeiter sagten außerdem aus, dass sogar passierende Kirchweihbesucher sich zu den Prügelknaben gesellt und ebenfalls auf den verletzten 22 Jährigen eingetreten hatten. Da am Ende der Verhandlung noch immer nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, wer in welchem Maße in die Schlägerei verwickelt gewesen sein soll, wurden die beiden Angeklagten von einem Schöffengericht zu Geldstrafen verurteilt.

Hintergrund-Infos

Kirchweih

Vereine bei der Kirchweih.
Das Kirchweihfest feiert den Weihetag einer Kirche in einem Dorf oder einer Stadt. Kirchen werden schon seit dem 3. Jahrhundert gebaut und geweiht. Ungefähr genau so lange wird der Tag der Weihe gefeiert. Wo der Tag der Weihe bekannt ist, wird das Fest an diesem Tag begangen. Oft wurde es aber auch am Namenstag des Kirchenpatrons gefeiert. Da jede Kirche einen anderen Gedenktag hatte, fanden viele Feierlichkeiten zu unterschiedlichen Zeiten statt. Der Obrigkeit war das zu viel der „Feierei“ und sie sprach diverse Verbote und Erlasse gegen die Kirchweih aus. Diese fruchteten jedoch wenig und so wurde 1804 in Württemberg ein allgemeiner Termin für die Feierlichkeiten festgelegt. Zukünftig sollte jede Kirchweih am dritten Sonntag im Oktober begangen werden. Die meisten Ortschaften hielten sich an diese Bestimmung und feiern bis heute ihre Kirchweih am dritten Oktobersonntag. Manche Orte wollten aber ihren eigenen Kirchweihtag nicht aufgeben und feiern ihn teilweise bis heute noch am ursprünglichen Datum. In Gersthofen ist der dritte Sonntag im Oktober der Kirchweihsonntag, wie einst in Württemberg beschlossen. Seit dem 9. Jahrhundert schon gestalten sich die Festlichkeiten zunehmend weltlicher, man feiert, tanzt und isst. Vor allem zwischen Pfingsten und Martini war mit dem kirchlichen Fest auch häufig eine „weltliche Feier und oft auch ein Markt“ verbunden. (Becker-Huberti, Manfred:Lexikon der Bräuche und Feste. S. 201) „Fester Bestandteil jeder Kirchweih [...] ist das Totengedächtnis, das Lebende und Tote miteinander verbindet.“ (ebd.) Am Kirchweihmontag fand daher oft ein besonderer Gottesdienst mit anschließendem Friedhofbesuch zur Ehrung und dem Gedenken der Toten statt. Mancherorts zündete man Kerzen an um die Verstorbenen an den Feierlichkeiten teilhaben zu lassen. Für die Einheimischen war die Kirchweih stets ein freudiges und wichtiges Ereignis. Sie investierten viel Zeit in die Vorbereitungen. Das Haus und die Stadt sollten zu diesem Fest schließlich im besten Lichte erstrahlen. So wurde eifrig geputzt, gebacken, gekocht und geschmückt. Man kaufte sogar neue Kleidung um sich schick zu machen und die eingeladenen Verwandten gebührend zu empfangen. Beliebt ist die Kirchweih noch immer. Auch heute noch strömen die Besucher über die Festplätze. Der religiöse Hintergrund wird aber zunehmend vergessen und in den Hintergrund gerückt. Es geht hauptsächlich darum eine schöne und lustige Zeit auf dem Volksfest zu verbringen. Die Kirchweih ist auch unter den Bezeichnungen „Kirmes“, „Kirbe“ und „Kärwe“ bekannt.

Geschichte der Gersthofer Kirchweih

Vor 1950 gibt es keine Aufzeichnungen über die Gersthofer Kirchweih. Allerdings gibt es Überlieferungen zufolge bereits seit 1910 Kirchweih Feste in Gersthofen. 1910 zunächst noch eine eher interne Feier von Mägden und Knechten des Strasser Gutes, soll dann ab 1911 schon „richtig zünftig“ gefeiert worden sein. Im Jahre 1950 fand dann zur Markterhebung am 14., 15. und 16. Oktober eine Markterhebungsfeier statt. Man feierte in einem Festzelt westlich des Rathauses. Zeitgleich wurde auch ein großer Viehmarkt abgehalten. Der Liter Bier war zu dieser Zeit noch günstig für eine Mark zu erstehen. Das Fest war ein großer Erfolg und so fand schon im Folgejahr vom 13. bis 23. Oktober das erste Kirchweihfest mit Krämermarkt statt. Bis Anfang der sechziger Jahre konnte man am Kirchweihsonntag auch einen Großviehmarkt besuchen. Zu diesem Anlass wurden bis zu 1000 Tiere aufgetrieben. Auch folgten auf die Kirchweih in den darauffolgenden Jahren häufig weitere Veranstaltungen wie die Deutsch-Französische Woche, Boxkämpfe und die erste Gersthofer Gewerbeschau. 1981 änderte sich dann der Standort der Kirchweih. Von da an feierte man auf einem neuen Festplatz an der Schubertraße. Dieser war mit 15000 Quadratmetern nicht nur bedeutend größer, sondern auch eben. Hinter dem Rathaus war nicht nur der Platz zu knapp, sondern auch das Gefälle ungeeignet für die Fahrgeschäfte.

Ein Kirchweih Urgestein: Alois Binswanger

Alois Binswanger, der Festwirt.
Seit Jahren schon kehren die Besucher der Gersthofer Kirchweih im Binswanger Zelt ein. Alois Binswanger ist ein in Gersthofen ansässiger Metzger und kümmert sich begeistert um die Bewirtung der Kirchweihbesucher. Ohne ihn, so sagt man, gäbe es die Gersthofer Kirchweih und viele andere Feste gar nicht. Im Jahre 2009 machte ihm Gersthofen daher eine Freude um sich dankbar für seine langjährige Unterstützung zu zeigen. „Zum 75. Geburtstag bekam er von der Stadt eine Ballonfahrt (natürlich mit Ehefrau) spendiert, frei nach seinem selbst gewählten Motto: Man muss immer in Bewegung sein, aber man muss auf dem Boden bleiben.“  Seit 1983 verköstigt die Metzgerei Binswanger und Kempter Besucher der Volksfeste in und um Augsburg. Das Binswanger Zelt ist auch auf dem Augsburger Plärrer ein beliebtes Ziel. Im Inneren finden bis zu 4.500 Besucher Platz. Seit vielen Jahren lässt es sich Alois Binswanger nicht nehmen die Gersthofer zur Kirchweih Eröffnung persönlich mit Freibier und Brezen zu versorgen. Mit seiner geschmückten Kutsche und dem Pferdegespann erwartet er die Besucher auf dem Rathausplatz und geleitet sie dann mit dem Festzug zum Festzelt. Der Kontakt zu seinen Festgästen ist ihm wichtig. Er dreht seine Runden durch das Festzelt, mit „[...]stets guter Laune mischt er sich unter seine Besucher. Ratscht mal hier, beantwortet mit Ruhe und Gelassenheit Fragen. Kurzum, er kümmert sich um seine Gäste.“ (Augart, Eva; Schmidt, Andy: Willkommen daheim Stadt Gersthofen. S. 51) Alois Binswanger kennt dank seiner langjährigen Erfahrung das Geheimnis zufriedener Gäste. „Gut eingeschenkt, freundliche Bedienung und gutes Essen“ (ebd.) sind die drei wichtigsten Faktoren. Doch Alois Binswanger ist nicht nur bekannter Festwirt und Metzger. Seit Jahren ist er auch aktiver Gersthofer Bürger und Mitglied im Stadtrat. Er ist Fraktionsmitglied bei der CSU Ortsverband Gersthofen und ordentliches Mitglied im Finanzauschuss, Werkausschuss und Abwasserverband Schmuttertal. Außerdem ist er ehrenamtlicher Referent für Rettungswesen und Katastrophenschutz.

Gewährsperson

  • Gersthofer Bäcker, 50 Jahre alt
  • Alle Bilder wurden freundlicherweise von Heinrich Wörle zur Verfügung gestellt.

Weblinks

Literatur

  • Verordnung der Stadt Gersthofen über die Gersthofer Kirchweih vom 02.04.2008
  • Dr. Krauße, Johannes: Chronik der Stadt Gersthofen 969-1989. Gersthofen, 1989.
  • Augart, Eva; Schmidt, Andy: Willkommen daheim Stadt Gersthofen. Augsburg, 1996.
  • Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Breisgau, 2007.
  • Woll, Johanna u.a.: Feste und Bräuche im Jahreslauf. Stuttgart, 2001.
  • Schneider, Armin: So feiert Bayern. München, 2008.

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