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Termin
Der Brauch findet am 13.02.2024 statt.Einstiegsinformation
Der Fasnatziestag in Oberstaufen im Allgäu findet jedes Jahr am [http://de.wikipedia.org/wiki/Faschingsdienstag Faschingsdienstag] (Fasnat- Ziestag) statt. Im Mittelpunkt steht der Festumzug mit dem Butz an der Spitze, der dem Gedenken an die Pestopfer von 1635 gewidmet ist.Ablauf
Der Butz
Die Hauptfigur ist der sogenannte Butz. Er ist die einzige maskierte Gestalt in dem ganzen Schauspiel. Sein Auftritt soll an die Pestopfer erinnern und seine Kleidung mit den verschiedenfarbigen Rauten an die Farben des ehemaligen Landesherren. Zudem trägt er einen schwarzen Gürtel und eine Maske. Auf der Rückseite seines Gewandes befindet sich ein angenähtes Schild auf dem steht: Butzbe Juhö. Dies ist der Spruch, mit dem die Kinder den Butz beim Umzug begleiten. Des weiteren trägt er einen Hut mit dem Ausspruch: "Jedam Lappe gfallt si Kappe und mir mi Hut so lang ars duat." In seiner rechten Hand hält der Butz einen Besen mit dem er die Stadt sozusagen symbolisch von der Pest reinigt.Der Umzug durch Oberstaufen
Was den zeitlichen Ablauf und die besuchten Lokalitäten angeht, gibt es ab und zu Veränderungen. Sonst reihen sich an diesem Tag jedoch traditionell bestimmte Ereignisse aneinander. Hier ist das Programm des 2010 geplanten Festtages wiedergegeben.- 08.30 Uhr Sammeln der ledigen Burschen, Altfähnriche und Altvicefähnriche beim Fähnrich im Speisesaal der Schlossbergklinik; sammeln der Altchargierten und der Blasmusik im Café Sonne
- 09.40 Uhr Umzug vom Schloss durch den Marktflecken zum Kirchplatz
- 10.00 Uhr Gedenkakt und Fahnenschwingen am Kirchplatz
- 11.00 Uhr Frühschoppen im Café am Markt und im Hotel Adler
- 12.00 Uhr Française der Fahnensektion im Café am Markt; anschließend gemeinsames Mittagessen im Hotel Löwen
- 14.00 Uhr Konzert und Sammeln der Männer zur Matour im Hotel Adler
- 15.00 Uhr Sammeln der Wiber und Föhla zur Ma- und Wibertour am Kirchplatz; anschließend Matour im Café am Markt und Wibertour im Tanzlokal Weinbauer
Matour und Wibertour
Die Männer und Buebe ziehen in einem Umzug in ein Lokal. Dort werden die verheirateten Männer dann von den Föhla zum Tanz aufgefordert. Das ist die sogenannte Matour (Männertour). Die Buebe ziehen in einen anderen Saal und treffen dort auf die verheirateten Frauen. Dies ist die Wibertour (Weibertour). Währenddessen werden die Gaststätten vom Butz bewacht, damit keiner die falsche Veranstaltung besucht. Gegen 17.00 Uhr treffen sich schließlich alle Beteiligten zum gemeinsamen Tanz in einem neuen Lokal.Butzsterben
Danach erfolgt abermals ein von Trommeln begleiteter kurzer Umzug zum Kirchplatz. Dort bilden die Teilnehmer um den Butz einen großen Kreis. Den umrundet dieser dreimal bevor er im Kreis wie tot zusammenbricht. Gleichzeitig ertönt das Glockenläuten zum Abendgebet. Der Butz wird von Trommlern weggetragen. Die Fahne wird ins Fähnrichshaus begleitet. Abschließend folgt ein Fackelzug zum Kurhaus bevor der Fasnatziestag mit einem gemeinsamen Tanzabend endet, der von 20.00 Uhr bis 24:00 Uhr dauert.Hintergrund-Infos
Zur Stiftung des Fasnatziestag
Seinen Ursprung soll der Fasnatziestag im 17. Jahrhundert zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges haben: Als 1635 in Oberstaufen durch kaiserliche Soldaten die Pest eingeschleppt wurde, war die Folge, dass teilweise ganze Familien ausgestorben sind und die Überlebenden gänzlich verarmt waren. Insgesamt sind der Seuche 350 Kinder und 356 Erwachsene zum Opfer gefallen. Graf Hugo von Königsegg, der Regent der Herrschaft Staufen, beschloss diesem Elend ein Ende zu setzen und den Menschen wieder neuen Lebensmut zu geben. So lud er die Staufener Haussöhne in sein Schloss ein, wo sie bewirtet wurden. Einem von ihnen übergab der Graf eine kostbare bestickte Fahne mit der Aufgabe diese von nun an jedes Jahr am Faschingsdienstag im Gedenken an die vielen Todesopfer, welche die Pest und der 30-jährige Krieg gefordert hatten, durch den Ort zu tragen. Über 200 Jahre später, im 19. Jahrhundert, soll ein Fähnrich namens Vögel aus Oberstaufen die angebliche Stiftungsurkunde hierzu vernichtet haben. Folgt man dem Volkskundler Günther Kampfhammer, lässt sich der Fasnatziestag in Oberstaufen dieser Stiftungsgeschichte zum trotz erst seit dem 19. Jahrhundert nachweisen. Das war auch die Zeit, in der sich der Schäfflertanz als Faschingsbrauch von München aus verbreitete. Wie beim Fasnatiestag wird beim Schäfflertanz das Ende einer Pestzeit landläufig als der Auslöser für die fröhliche Tanzveranstaltung angesehen. Dies wirkt sinnstiftend und dient der Begründung einzelner Brauchelemente, die dank der jährlich von Neuem bekannt gemachten Geschichte symbolisch verstanden werden. Nicht weiter hinterfragt bleiben sie weitgehend unverändert bestehen.Zur Kleidung
1935, beim 300-jährigen Jubiläum, verschwand die bisherige Kleidung der männlichen Brauchteilnehmer, zu der unter anderem Gehröcke, Zylinder, Degen und Schiffshüte gehörten. Seitdem wird von den Männern die sogenannte Alstaufner Tracht getragen. Die weiblichen Teilnhemer tragen seit dem Jahr 1951 die Staufner Tracht, zu der auch die Schwäbischen Radhauben gehören.Organisation und Rahmenprogramm
Das Rahmenprogramm zum Fasnatziestag beginnt 2010 mit der Abschlussfrancaise am Freitag vor dem Faschingswochenende. Am Sonntag zelebriert der Pfarrer in St. Peter und Paul einen Gedenkgottesdienst für alle verstorbenen und gefallenen Altfähnriche und Brauchtumsfreunde, zu dem ein feierlicher Einzug gehört. Beendet ist das Programm nach der Aschermittwochsverurteilung, einer Kabarettveranstaltung, ausschließlich für die Männer. Die Organisation des Ganzen obliegt dem Förderverein Staufner Fasnatziestag 1635 e.V..Weblinks
Literatur
- Kiechle, Andrea: Brauchtumskalender.Jedam Lappe g`fallt si Kappe und mir mi Hut solang ars duat. Kempten 1992.
- Petz, Wolfgang (Hg.)/ Kapfhammer, Günther: Funkenhex` und Wilde Männle. Allgäuer Brauchtum im Jahreskreis. Fasnatziestag in Oberstaufen. Kempten 1991.