Bärbeletreiben

Termin

Akteurin als „Bärbele“.

Dieser Brauch findet immer am 04. Dezember statt.

Einstiegsinformation

Das Bärbeletreiben ist eine Tradition im Allgäu, bei der sich jedes Jahr am 4. Dezember, am Tag der heiligen Barbara, junge (unverheiratete) Frauen als alte Weiber verkleiden und mit lauten Glocken und Reisigruten durch die Dörfer ziehen.

Ablauf

Seit 1973 findet das Bärbeletreiben in Sonthofen jedes Jahr im Dezember wieder statt. Die Allgäuer Bärbele sind immer junge Frauen, die sich als alte Weiber verkleiden und mit ihren Ruten durch die Dörfer ziehen. Ihre Verkleidung hat Tradition. Sie besteht wie früher aus selbstgefertigten Masken und große Schellen, die um den Bauch gehängt sind, gehören dazu. Anstelle des früher üblichen Leinenrockes tragen sie jedoch heute ein Dirndl. Die Regel ist inzwischen zudem, dass die Bärbele unverheiratete Frauen sind, die das 16. Lebensjahr vollendet haben müssen, damit das an das jugendliche Alter der Heiligen Barbara erinnert.

Wie der Brauch ausgeübt wird, hat sich mit der Zeit verändert. Das Bärbeletreiben findet nicht mehr schon am Vorabend des Barbaratages, dem 3. Dezember, statt, sondern ausschließlich am 4. Dezember.

Bericht aus Sonthofen

Akteure als „Bärbele“.

Vorbereitung

In Sonthofen im Allgäu gibt es ca. 80 Bärbele, die jedes Jahr von 20.00 bis 22.00 Uhr die Stadt unsicher machen. Bereits zwichen 18.00 und 19.00 Uhr sammeln sich die verkleideten Frauen in der Sonthofener Markthalle. Gleichzeitig stellen sich die „Rutenträger“ am Ende der Fußgängerzone auf. Jedes Bärbele hat seinen eigenen Rutenträger, der neue Ruten bereit hält. Um 20.00 Uhr ertönen dann drei laute Schüsse als Startsignal, und man kann schon von Weitem die Schellen der Bärbele hören. Diese rennen zusammen durch die Fußgängerzone, bis sie am Ende bei den Rutenträgern sind. Dort bilden sie einen Kreis und läuten mit ihren Schellen und Glocken.

Treiben

Danach beginnt dann das Treiben, indem die Bärbele die Fußgängerzone auf und ab rennen und jedem, der sich ihnen in den Weg stellt, einen Schlag mit der Rute mitgeben. Nun ist es heutzutage so, dass viele Jugendliche sozusagen ihren Mut beweisen wollen und sich absichtlich vor die Bärbele stellen oder versuchen, die Fußgängerzone unversehrt zu durchqueren.

Damit es dabei nicht zu ernsthaften Verletzungen kommt, legt der Klausenverein Sonthofen seit über 20 Jahren ein strenges Reglement sowohl für das Bärbele- als auch für das Klausentreiben fest. So sind jedes Jahr in Sonthofen 25 vereinseigene Ordner und zusätzlich Feldjäger sowie die Polzei für die Sicherheit zuständig.

Bärbelilaufen in Oberfranken

Auch in Oberfranken gab es einen Brauch namens „Bärbelilaufen“. Dabei liefen in Fetzen gekleidete junge Männer den Mädchen nach, die sich noch nach Einbruch der Dunkelheit draußen herumtrieben. Die jungen Frauen wurden von den verkleideten Burschen beschimpft, mit Ruten geschlagen und mit dem Ruf „liederliche Bärbel“ heimgetrieben. Das Verdreschen sollte dabei eine Anspielung auf die Folter der Heiligen Barbara durch ihren Vater sein, weswegen die verkleideten Burschen auch als „Folterväter“ bezeichnet wurden.

Hintergrund-Infos

Akteurin als „Bärbele“.

Moderne Deutung

Das Bärbeletreiben wurde im Oberallgäu erst vor einigen Jahren neu belebt. Wie das Klausentreiben gilt der Brauch bei den Ausführenden und bei ihrem Publikum als ehemals keltisch und germanisch.

Die zum heutigen Brauch konstruierte Geschichte lautet in etwa wie folgt: Das Allgäuer Bärbeletreiben geht, wie das Klausentreiben, weit in die keltische Zeit zurück. Zu dieser Zeit, also vor der Christianisierung, beteten die Germanen und Kelten viele Götter an und wollten diese durch Beschwörungen und Ofpergaben gnädig stimmen. Gleichzeitig sollten Dämonen und böse Geister mit viel Lärm vertrieben werden. Erst später, als allmählich der Glaube an böse Geister verschwand, wurden diese Bräuche von der Kirche akzeptiert. Ein solcher Brauch ist eben das Bärbeletreiben, welches sich vor allem im Allgäu erhalten hat und das ausschließlich von Frauen ausgeführt wird. Der Name des Brauches leitet sich von der Legende der Heiligen Barbara ab und ursprünglich sollten mit diesem Treiben die Dämonen und bösen Geister der kalten, rauen Winternächte vertrieben und der großen Erdmutter gehuldigt werden. Am Anfang begann das Bärbeletreiben bereits am Abend vor dem Barbaratag, also am 3. Dezember. Junge, unverheiratete Frauen verkleideten sich mit langen Leinenröcken, Kopftüchern und vermummten Gesichtern als alte Weiber und begannen, das ganze Haus mit Reisigbesen zu kehren. Alles „Böse“ wurde dann zur Tür hinausgefegt und weiter die Straßen hinaufgekehrt, wo sich die Bärbele trafen, aber kein Wort miteinander sprachen. Sie liefen alle Straßen ab, und wenn ihnen irgendein Lebewesen begegnete, dann schlugen sie mit ihren Besen so lange darauf ein, bis es am Boden lag. Um Mitternacht, wenn alles Böse weggekehrt war, gingen die Bärbele zurück in ihre Häuser. Sie hatten ihren Teil des Brauches erledigt. Für die größeren Dämonen, welche die Bärbele nicht wegfegen konnten, waren nun am 5. und 6. Dezember die Klausen und ihr Klausentreiben verantwortlich.

Weblinks

Literatur

  • Kiechle, Andrea (Hg.) und Pürschel, Arno: Das schöne Allgäu. Bärbeles und Wilde Klausen. Heft 12. Kempten 1998.
  • Zeller, Kreszentia: So war`s einmal im Allgäu – Flachsbau, Sitte und Brauch auf dem Bauernhof vor 1900. 1. Auflage. Verlag für Heimatpflege. Kempten 1976.