Auer Dult

Termin

Marktstand
Dieser Brauch findet vom 14.10. bis zum 22.10.2023 statt.

Einstiegsinformation

Auer Dult Es ist einer dieser Münchner Orte, die manchen Auswärtigen ein Rätsel bleiben. Es geht laut zu, man quatscht den Nachbarn hemmungslos an, es ist eng, Bier fließt in Strömen, der Fisch kommt in triefendem Papier. Es ist wunderbar
(Wimmer, Susi 2008. Zitiert nach: Langheiter, Alexander 2010: Münchens Auer Dult. München. S.17.)
Der Veranstaltungsort der Auer Dult bei der Mariahilfkirche.
Die Auer Dult ist ein Volksfest, das drei mal im Jahr stattfindet. Die Festwiese befindet sich auf dem Mariahilfplatz in München im Stadtteil Au. Das Volksfest auf dem Kirchplatz der Mariahilfkirche wird jährlich von etwa 300.000 Menschen besucht. An den zahlreichen Ständen werden alte und neue Waren, sowie Speisen und Getränke verkauft. Zusätzlich gibt es Vergnügungs- und Fahrgeschäfte.

Varianten

Auf die Maidult im Frühling, folgt von Ende Juli bis Anfang August die Jakobidult. Die Kirchweihdult im Herbst beginnt immer am Samstag vor Kirchweih. Rund um die Dult gibt es einige zusätzliche Veranstaltungen, z.B. findet Im Rahmen des Dult-Progamms seit 2004 mehr oder weder regelmäßig einmal im Jahr ein Seifenkistenrennen am Gebsattelberg statt.

Geschichte

Die Auer Dult hat zwei Wurzeln. Die ältere ist die Jakobidult, die zu den Münchner Dulten gehört. Jüngeren Ursprungs sind die Auer Dulten. Diese Jahrmärkte haben sich getrennt voneinander entwickelt und wurden erst 1905 vereinigt. Es lohnt sich ein Blick in die Geschichte der beiden Ursprungsveranstaltungen.

Die Münchner Dulten und die Jakobidult

München wurde 1158 von Heinrich dem Löwen, Herzog von Bayern und Sachsen, gegründet und erhielt das Marktrecht. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich die Stadt zu einem Marktort, der dieser Bezeichnung alle Ehre machte. In München entstanden viele verschiedene Märkte. Einer davon war die Jakobidult. Sie wird 1310 als tultmargt erstmals erwähnt. Tult kommt wahrscheinlich aus dem Althochdeutschen und bedeutet schlicht Fest. Nach einem alten Recht war es Händlern während eines Festes erlaubt, ihre Produkte auf dem Kirchplatz anzubieten. Das geschah auch während des Patronatsfests der Jakobuskirche am Anger. Aus dieser Gegebenheit leitet sich der Name der nun regelmäßig stattfindenden Veranstaltung ab: Jakobidult. Sie ist die älteste der drei Dulten und fand ursprünglich nur am Jakobitag statt. Die Jakobidult erfreute sich im Laufe der Zeit immer größerer Beliebtheit und dehnte sich dadurch zeitlich immer mehr aus. 1870 beschloss der Münchner Magistrat, dass die Veranstaltung fortan immer acht Tage dauern sollte. Diese Regelung wird bis heute beibehalten. Der tultmargt wurde 1315 von Ludwig dem Bayern zu einem offenen gefreiten Jahrmarkt erklärt. Das bedeutete für die Händler sicheres Geleit und Schutz während dem Fest, das den Rang einer Produktschau vergleichbar mit den heutigen Messen, hatte. Im späten Mittelalter vergrößerte sich das Einzugsgebiet der Dult. Es reisten jetzt auch Kaufleute aus den umliegenden Reichsstädten an, um vor allem Fernhandelsgüter zu kaufen, zu verkaufen oder einfach nur unter die Lupe zu nehmen. Seit dem 16.Jh. gesellten sich zu ihnen auch Hausierer, die Waren aus anderen Ländern anboten und fahrendes Volk, z.B. Gaukler. Neben der Jakobidult, die zu dieser Zeit bereits ein wahres Spektakel war, gab es noch die Dreikönigsdult im Januar. Sie hatte sich aus dem Brauch, an Neujahr Waren anzubieten, entwickelt und existierte, bis sie im Jahr 1877 nicht mehr ausreichend Besucher anziehen konnte. Bis ins 18. Jahrhundert erlangte die Dult über regionale Grenzen hinaus Bedeutung. Langheiter vergleicht ihre damalige Stellung sogar mit der des Oktoberfests heute. Die zahlreichen Besucher wurden z.B. durch die Bestrafung von Missetätern unterhalten. Der Bedeutungsgewinn im Laufe der Jahrhunderte führte dazu, dass der Platz am Anger für die Dult nicht mehr groß genug war. Sie begann sich in die umliegenden Straßen und auf die wichtigen Plätze der Stadt auszudehnen. Dadurch verwandelte sich die Stadt zeitweise zu einem Jahrmarkt. Im 18. Jh. verschärfte sich der Platzmangel auf dem St.-Jakobs-Platz noch einmal durch dessen zunehmende Bebauung. Seit 1791 musste die Dult daher immer wieder umziehen. Nach einigem Hin und Her fand sie von 1822 bis 1874 auf dem Maximiliansplatz statt. Eine große Attraktion während dieser Zeit war die erstmalige Illumination der Dult mit elektrischem Licht durch den Pariser Robin im Jahre 1854. Als sich München im 19. Jh. zu einem der wichtigsten deutschen und europäischen Wirtschaftsorte entwickelte, veränderte sich der Stellenwert der Dult. Gehandelt wurde nun auf anderen Weg. Um zu bestehen, verwandelte sich die Jakobidult in einen Gebrauchsmarkt. Sie musste dennoch 1874 auf den Johannisplatz in Haidhausen, das damals nur Vorstadt war, umziehen. Die drohende Einstellung der Dult konnte u.a. durch den Umzug auf den Mariahilfplatz 1904 und die Vereinigung mit den Auer Dulten verhindert werden

Die Auer Dulten

Künstler, Seiltänzer und Springer belustigen die Zuschauer; Musikanten, gut und schlecht, lassen sich aller Orten hören, Zelte und Hütten der Wein- und Bierwirthe so wie Köche sind elegant eingerichtet, und laden zum Genuß von Erquickungen jeder Art ein; kurz alles lebt in Lust und Fröhlichkeit ein herrliches ungezwungenes Leben.
Anonymer Verfasser 1829 (zitiert nach Langheiter, 2010, S. 44.) Liest man dieses Zitat, so kommt man wohl kaum auf die Idee, dass die Auer Dulten in ihrer Anfangszeit mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Doch wie kam es überhaupt zur Gründung der Jahrmärkte? 1796 erlaubte Kurfürst Karl Theodor den Auern im Frühjahr und im Herbst Märkte zu veranstalten. Die Au war damals noch ein Stadtteil von München und ihre Bevölkerung war eher ärmlich. Im selben Jahr noch fand die erste Dult in der Lilienstraße statt. Ihr Erfolg war jedoch nur mäßig. Dennoch behielt man die Märkte bei und wenige Jahrzehnte später hatten sie sich etabliert. Der Besucherzustrom nahm stetig zu. Auch der Wohlstand in der Au nahm, wenn auch nicht übermäßig, so doch stetig zu. Die 1.465 Fieranten also Wanderhändler auf der Dult des Jahres 1829 stellten u.a. Schuhe, Schnaps und Regenschirme her und boten diese feil. Schon damals waren die sogenannten Tandler auf dem Mariahilfplatz vertreten. Sie boten Trödel und Kleinwaren an. Zur Beliebtheit der Auer Dulten trug neben den Warenangeboten der geordnete Aufbau der Verkaufsstände bei. Außerdem hatte man die Veranstaltungszeit der Maidult geschickt gewählt. Der Frühlingsmonat war offenbar der optimale Zeitpunkt, um Sommerwaren zu erstehen. Der Verschiebung des Kirchweihfestes in den Oktober verdankt die Kirchweidult im Herbst ihren heutigen Namen. Als die Au 1854 ein Stadtteil Münchens wurde, hatten die Auer Dulten ebenso wie die Münchner Dulten an wirtschaftlicher Bedeutung verloren. Es drohte die Einstellung, da sich die Veranstaltung für die Stadt finanziell nicht mehr rentierte. Der Gemeindebevollmächtigte Konrad Riggauer und seine Kollegen Clemens Pschorr und Otto Bauer traten dem entgegen. Sie erreichten 1905 die dauerhafte Übersiedlung der Jakobidult auf den Mariahilfplatz und ihre Zusammenlegung mit den Auer Dulten.

Duit is auf dem Mariahilfplatz

Der Mariahilfplatz.
Auf dem Mariahilfplatz konnten sich die Dulten behaupten. Die Schwabinger Kunstszene entdeckte die Jahrmärkte Ende des 19. Jh. Sie wurde angezogen von dem abwechslungsreichen Publikum, den charakteristischen Händlern, der gemütlichen Atmosphäre und den Kunstwerken, die hier zum Verkauf standen. Besonders der Geschirrmarkt war ein Besuchermagnet. Während des Zweiten Weltkriegs gingen die Besucherzahlen stark zurück. Zwischen 1943 und 1946 fand keine Dult statt. Nachdem sie zwischenzeitlich in der Blumenstraße abgehalten worden waren, verlegte man die Dulten mit der Jakobidult 1950 wieder zurück auf den Mariahilfplatz. Mit ungebrochener Beliebtheit finden sie seither auf dem Mariahilfplatz statt.

Vergnügungen, Händler und Waren auf der Auer Dult

Die Dult teilt sich in einen Verkaufsmarkt und ein Vergnügungsfest.

Der Verkaufsmarkt

Attraktionen auf der Dult.
In den beschilderten Gassen bieten Händler allerlei alte und neue Waren an. Der Aufbau der Holzbuden, Standl genannt, und der Zelte beginnt bereits einige Woche vor der Dult.
Marktstand.
Die Namen der Sträßchen wurden 1990 nicht ohne Sinnzusammenhang gewählt. So kann man in der Raritätengasse nach Schätzen aus alten Tagen suchen. In der Neuheitengasse preisen Verkäufer neue Haushaltshelferchen, Schönheitsmittel und andere nutzbringende Produkte an. Die Karl-Valentin-Gasse ist eine Hommage an den bekanntesten Sprössling der Au. In den Gässchen belegen einige alteingesessene Dulthändler traditionell bestimmte Plätze. Eine lange Geschichte hat z.B. der billige Jakob, der seine Waren mindestens seit Mitte des 19. Jh. auf der Dult feilbietet. Was kann der kaufwillige Besucher alles auf der Dult erstehen? Selbstverständlich gibt es eine große Auswahl an Speisen wie Bratwürste, bayerische Schmankerl, gebrannte Mandeln und Steckerlfisch. Einige Buden bieten ausschließlich Süßigkeiten an. In ihren Auslagen locken hunderte von Bonbonsorten, Lakritzstangen, Lebkuchenherzen, Brausestäbchen, Gummischlangen und vieles mehr. Andere Händler haben sich auf antiquarische Bücher spezialisiert. Der einzigartige Tandlermarkt macht den unverwechselbaren Charakter der Dult aus. Die Tandler haben mehr oder weniger antike Waren im Sortiment. Hier kann der Liebhaber auf Schatzsuche gehen. Die Altwarenhändler gehören schon lange zum Bild der Auer Dult. Sie werden schon im Jahre 1796 erwähnt. Ursprünglich verkauften sie wohl unmodisch gewordenen oder nicht mehr benötigten Trödel der wohlhabenden Münchner, die so ihre Kassen aufbesserten. Neben dem Tandlermarkt gehört der Geschirrverkauf fest zum Gesicht der Auer Dult. Nach Angaben der Veranstalter handelt es sich um einen der größten Geschirrmärkte Europas. Hier gibt es Geschirr in den unterschiedlichsten Ausführungen. Vom schlichten weißen Alltagsservice bis hin zu aufwendig gestalteten Ziertellern werden keine Wünsche offen gelassen. Wer möchte kann sich eine Tontasse mit seinem Namen verzieren lassen. Aufgerufen am 13.08.2012). Ob Körbe, Bürsten, Wollsocken oder Gewürze, es gibt kaum ein Haushaltsprodukt, das auf der Dult nicht zu finden ist.

Der Vergnügungsteil

Im Laufe der langen Geschichte der Auer Dult gab es vielfältige Dultvergnügen. In alten Tagen sangen die Moriatatensänger zur Unterhaltung von grausamen Gewalttaten. Die Besucher konnten sich in einem Wachsfigurenkabinett oder beim Hurenlaufen, das zum Jakobirennen stattfand, amüsieren. Letzteres wurde 1562 wegen moralischen Bedenken eingestellt. Auch Guckkästen, die von Polizisten auf unanständigen Inhalt untersucht wurden, gab es auf der Dult. Heute dreht sich das Russenrad mit seiner historischen Noten-Konzertorgel von 1920 neben einem modernen Autoskooter, Schiffschaukeln und anderen wechselnden Jahrmarktattraktionen. Besonderer Beliebtheit bei Kindern erfreut sich das Kasperletheater, das einen Stammplatz auf der Festwiese hat.
Auer Dult Fahrgeschäft.

Die Dult und die Auer

Marktstand.
In der Au geht es für Münchner Verhältnisse eher gemütlich zu. Der Stadtteil liegt zwar nahe der Innenstadt, wird jedoch durch keine der großen Verkehrsadern Münchens gekreuzt. Die Dult bringt dreimal im Jahr Trubel und viele Besucher in das Viertel. Auf der Dult trifft man alte Bekannte und erfreut sich an den vielen Attraktionen. Viele der Händler betreiben unter dem Jahr ein festes Ladengeschäft in der Stadt. Sie schließen auf dem Volksfest Kontakte (vgl. Langheiter, 2010, S. 96 - 104). Die Dult ist nicht nur bei den Münchnern, sondern auch bei den Bewohnern des Umlands beliebt und lockt diese zu einem Besuch mit dem Auto. Zum Ärger der Anwohner: So gern die Auer die Dult haben, so sehr ärgern sie sich über die Parkplatznot während dieser Zeit. Hat man einmal einen Parkplatz ergattert, so ist es ratsam, diesen während der ganzen Dultzeit nicht mehr zu verlassen.

Interview mit einer Anwohnerin

Interviewerin: Liebe A.D. Du wohnst seit deiner Geburt 1988 direkt neben der Festwiese der Auer Dult. Was bedeutet das Fest für Dich und wie hat sich Deine Einstellung zur Dult im Laufe der Jahre verwandelt? A.D.: Früher, als Kleinkind, wären wir am liebsten jeden Tag, den ganzen Tag lang, auf der Auer Dult geblieben. Mir gingen die Wünsche nicht aus, was ich alles haben und machen wollte. Meine Eltern hatten uns immer drei freie Wünsche pro Besuch versprochen und wir waren oft dort. Wobei natürlich auch nicht jeden Tag. Jeden weiteren musste man mit seinem eigenen Taschengeld kaufen und es gab keine Verhandlungen um einen weiteren Wunsch. Nachdem sich der Nachbarssohn aus Trotz, weil er immer noch mehr haben wollte, in eine riesen Pfütze legte, hatten auch alle Nachbarn dieselbe Abmachung mit ihren Kindern. Wie viel Geld ich und meine Eltern schon zur Auer Dult getragen haben, möchte ich gar nicht wissen. Mein Schulweg zur Mariahilf-Grundschule führte genau über die Auer Dult. Während der Grundschulzeiten kam ich während der 3 Wochen im Jahr zu denen die Auer Dult war, fast immer zu spät und meistens mit verklebten Bauch zum Mittagessen nach Hause, denn ich habe mich mit meinen Freundinnen nach der Schule dort immer noch rumgetrieben. Nachdem wir aber auch zu alt geworden sind, um uns beim Autoskooter die Zeit zu vertreiben, war ich längere Zeit kaum mehr dort. Außer ab und zu, wenn wir nachts über die Dächer der Auer Dult Buden geklettert sind und unter den Buden nach kleinen „Schätzen“ gesucht haben. Erstaunlich, wie viel Kleingeld sich dort ansammelt… Doch langsam bin ich wieder öfters auf der Auer Dult. Im Gegensatz zu früher versuche ich jedoch, um die Süßigkeiten einen größeren Bogen zu machen, und freue mich dafür über praktische Haushaltshelferchen, dicke Wollsocken und die Fischsemmeln. Doch was wohl unverändert bleibt, ist die Tatsache, dass man zur Auer Dult nie einen Parkplatz findet und die Luft nach süßen Pferdeäpfeln „duftet“.

Weblinks

Belege, Literatur

  • Langheiter, Alexander / Märkl, Linda / Bentele, Johann: Münchens Auer Dult. München 2010.
  • Lorenz, Herbert 1971: Die Auer Dult zu München. Ergötzliches und Kurioses von heute und aus alten Tagen. München.

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