Adventssingen

Termin

Das Adventssingen findet immer zum Advent statt. In diesem Jahr vom 03.12. bis zum 24.12.2023.

Einstiegsinformationen

Der Adventskranz mit seinem Tannenzweigendurft, Kerzenlicht, das Plätzchenbacken.. all das steht sinnbildlich für die Adventszeit. Des weiteren spielen in der Vorweihnachtszeit Musik und Lieder eine sehr große Rolle. Vor allem das Singen ist in dieser Jahreszeit in unterschiedlichsten Formen und verschiedensten Gelegenheiten eine wichtige Tradition. Der Folgende Artikel beschäftigt sich zuerst einmal damit, zu welchen Gelegenheiten und in welchen Formen im Advent das Singen eine Rolle spielt.

Des Weiteren erläutert der Artikel den im alpenländischen Raum weit verbreiteten Brauch des Adventssingen. In kleinen Dorfkirchen und großen Konzertsäalen finden in der Zeit zwischen dem ersten Advent und dem 24.Dezember zahlreiche Adventssingen statt. Durch Texte, Gesang, Harfen-, Zitter- und Gitarrenklänge sollen die Menschen der Hektik des Alltags entfliehen können und auf musikalisch auf Weihnachten eingestimmt werden. Die Zuhörer sollen sich auf den wahren Sinn der Adventszeit, das Warten auf die Ankunft Jesu Christi, besinnen und durch die Texte und Lieder, die speziell auf den Anlass abgestimmt wurden, dabei unterstützt werden.

Singen im Advent

In der sogennannten staaden Zeit finden sich zahlreiche Gelegenheiten gemeinsam zu singen und zu musizieren. Damit soll auch in der Musik ausgedrückt werden, dass die Menschen auf die Ankunft Jesu Christi warten und sich von ihm Heil und Rettung erwarten. Einige Gelegenheiten gemeinsam zu singen sollen nun genannt werden.

Engel und Rorateämter

In den Gemeinden finden an den Werktagen oder am Samstag, meist schon um sechs oder sieben Uhr morgens , Rorateämter statt. Hierbei werden (örtlich unterschiedlich ) meist klassische Verkündigungslieder (Tauet Himmel, oder Rorate coeli) gesungen, die von der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria erzählen.

Frauentragen

Beim Frauentragen wird ein Marienbild oder eine Marienstatue während der Adventszeit täglich von einem Haus in ein anderes getragen. Die beiden Familien versammeln sich nun im Haus der neuen Gastfamilie und singen und beten gemeinsam. Hierbei erklingen vornehmlich Marienlieder, aber auch Lieder zur Herbergssuche.

Herbergssuche , kleinere Szenen

Ähnlich wie beim Frauentragen versammeln sich kurz vor Weihnachten Nachbarn und Freunde täglich in unterschiedlichen Häusern zum gemeinsamen beten und Lieder zur Herbergssuche zu singen. Eingebetten sind diese Lieder oft in kleinere Szenen die von der Herbergssuche erzählen. Diese Szenen können auch von der Verkündigung an die Hirten oder dem Aufbruch der Hirten nach Bethlehem handeln.

Klöpflen

Hierbei ziehen Kinder und Jugendliche als Klöpfler oder Anklöckler von Haus zu Haus, sagen Sprüche auf oder singen Lieder. Dafür erhalten sie dann eine kleine Gabe in Form von Geld oder Süßigkeiten.

Singen in der Familie

In manchen Familien wurde bzw. wird in der Adventszeit Abends gemeinsam gesungen, um sich die langen, kalten Winterabende zu verschönen. Am meisten verbreiten dürfte das familäre singen noch am Nikolausabend bzw. an dessen Vorabend verbreitet sein.

Alle diese Gelegenheiten zum gemeinsamen singen und musizieren in der Adventszeit gehen heute oft in der alltäglichen Hektik der Vorweihnachtszeit unter. Dafür erfreuen sich die in dieser Zeit überall stattfindenden Adventssingen auch heute noch großer Beliebtheit.

Das Adventssingen

Historischer Hintergrund

Als geistiger Vater des Adventssingens gilt heute der österreichische Volksmusiker Tobias Reiser (1907-1975). Da er es sich zur Aufgabe machen wollte nach dem zweiten Weltkrieg die alte Volksmusik wieder ins Leben zu rufen. Er knüpfte an die Tradition an sich in der Advebtszeit in der Stube zum gemeinsamen singen zu treffen und lud 1946 zum ersten salzburger Adventssingen. Bis heute ist es das wohl berühmteste Adventssingen. Zur gleichen Zeit fand in München in der damals zerstörten Universität das erste Adventssingen auf bayerischem Boden statt. Es wurde vom bayerischen Volksmusiksammler Emanuel Kiem (gen. Kiem Pauli) ins Leben gerufen. Er selbst trat zu diesem Anlass gemeinsam mit einigen Gesangsgruppen auf.

Wichtige Gesichtspunkte für das Adventssingen in einer Gemeinde

Bei der Beobachtung der gegenwärtigen Praxis von Adventssingen in Dorfkirchen fallen einige Punkte auf , die zeigen, dass der Grundgedanke des Adventssingens verloren zu gehen droht. So im folgenden nun einige Aspekte die Veranstalter eines Adventssingens in einer Gemeinde beachten sollten.

1. Das Adventssingen in der Kirche sollte dem Raum angemessen sein, Lieder und Texte haben sich danach zu richten. Das Adventssingen ist eine besondere Art des Gottesdienstes und keine Reine Komerzveranstaltung, bei der hohe Eintrittsgelder verlangt werden.

2. Der zuständige Pfarrer sollte wenn möglich bei der Planung und Durchführung mit einbezogen werden. So stellt es eine Bereicherung dar, wenn der Priester einige Worte spricht und den Segen erteilt.

3. Der Inhalt des Adventssingens richtet sich primär nach dem Zeitpunkt des Singens. Es sollte darauf geachtet werden noch keine Lieder und Texte mit weihnachtlichem Inhalt zu wählen. Diese finden dann in den Weihnachtssingen ihren Platz. Es sollte auf adventliche Lieder und Texte zurückgegriffen werden.

4. Es werden keine fremden Gruppen gekauft. Musik-und Gesangsgruppen am Ort und in der Bekanntschaft werden bevorzugt, Kirchenchor, Organist Lektoren der Pfarrgemeinde, die das ganze Jahr über den Kirchendienst versehen, werden mit einbezogen.Es sollen keien Stargruppen der Volksmusikszenen, die keinen Bezug zur Gemeinde haben für viel Geld von weither engagiert werden.

5. Die Besucher des Adventssingens werden eingeladen einige Lieder, die dafür geeignet sind, mitzusingen. So entseht eine Gemeinschaft von Mitwirkenden und Zuschauern.

Auswahl der Lieder für ein Advenssingen

Bei der Auswahl der Lieder und Texte eines Adventssingens sollte man, wie im Punkt 2.3 bereits erwähnt ,darauf achten Texte zu wählen die noch keinen weihnachtlichen Inhalt haben, also nicht von der Geburt Jesu oder den Hirten auf dem Felde erzählen. Stattdessen gibt es eine große Anzahl von Adventsliedern und Texten, welche die alttestamentarischen Psalmen aufgreifen. Diese berichten auf verschiedene Art und Weise was sich die Menschen von der Ankunft Jesu Christi erwarten und wie sie sich darauf vorbereiten sollen. Ein Beispiel hierfür ist das Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimmen“, das die Erzählung der zwölf Jungfrauen aus der Bibel aufgreift.

„Wachet auf,“ ruft uns die Stimme
Der Wächter sehr hoch auf der Zinne,
„Wach auf du Stadt Jerusalem!
Mitternacht heißt diese Stunde!“
Sie rufen uns mit hellem Munde:
„Wo seid ihr klugen Jungfrauen?
Wohlauf, der Bräut’gam kommt,
Steht auf, die Lampen nehmt!
Halleluja!
Macht euch bereit zu der Hochzeit;
Ihr müsset ihm entgegengehn!“

Zion hört die Wächter singen,
Das Herz tut ihr vor Freude springen,
Sie wachet und steht eilend auf.
Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,
Von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig;
Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
Nun komm, du werte Kron,
Herr Jesu, Gottes Sohn!
Hosianna!
Wir folgen all zum Freudensaal
Und halten mit das Abendmahl.
Gloria sei dir gesungen
Mit Menschen- und mit Engelzungen,
Mit Harfen und mit Zimbeln schön.
Von zwölf Perlen sind die Tore,
An deiner Stadt; wir stehn im Chore
Der Engel hoch um deinen Thron.
Kein Aug hat je gespürt,
Kein Ohr hat mehr gehört
Solche Freude.
Des jauchzen wir und singen dir
das Halleluja für und für.

(Philipp Nicolai 1599)

Des weiteren sind auch viele Marienlieder typisch für die Vorweihnachtszeit, da das Fest Mariä Empfängnis auf den achten Dezember fällt. Diese Lieder erzählen meist von der Verkündigung des Engels Gabriel an Maria oder dem Besuch Marias be ihrer Base Elisabeth. Hier kann stellvertretend das Lied übers Gebirg Maria geht genannt werden.

Übers Gebirg Maria geht
zu ihrer Bas Elisabeth.
Sie grüßt die Freundin, die vom Geist
freudig bewegt Maria preist
und sie des Herren Mutter nennt;
Maria ward fröhlich und sang:
Mein Seel´ den Herrn erhebet,
mein Geist sich Gottes freuet;
er ist mein Heiland, fürchtet ihn,
er will allzeit barmherzig sein.

Adventssingen in Hofstetten.

Was bleiben immer wir daheim?
Laßt uns auch aufs Gebirge geh´n,
da eins dem andern spreche zu,
des Geistes Gruß das Herz auftu,
der Mund in wahrem Glauben sing:
Mein Seel den Herrn erhebet.
(Johannes Eccard)

Beispiel eines Adventssingens

Um einen einen Einblick in ein ein Adventssingen zu gewähren, wird im Folgenden der Ablauf des Adventssingens vom 01.12.2012 in der Kirche St. Michael im obarbayerischen Hofstetten dargestellt. Begonnen wurde mit einem Bläserstück, dann folgte eine kurze Begrüßung, worauf noch einmal ein Bläserstück folgte. Nach dem Beitrag des Kirchenchores wurde ein kurzer Text vorgelesen. Nun traten noch der Männerchor, eine Saitenmusik und ein Mädchendrei´gsang auf. Nachdem jede der beteiligten Gruppen dreimal aufgetreten war, wobei die Darbietungen immer wieder durch kurze Texte, die als Impulse zum Nachdenken anregen sollten, spendete der Pfarrer den anwesenden Besuchern und den Mitwirkenden noch den Segen. Abgerundet wurde das Adventssingen, nachdem noch einige Dankesworte gesprochen wurden , mit einem gemeinsamen Lied und einem erneuten Beitrag des Bläserensembles.

Belege, Literatur

  • Bichler, Albert, Wie´s in Bayern der Brauch ist. Pfaffenhofen,1984.
  • Schusser, Ernst, Volksmusik in Bayern, 2.Jhg 1985, Heft 4.