Krippenspiel

Einstiegsinformation

Eine traditionelle Weihnachtskrippe.

Das Krippenspiel ist ein kleines Theaterstück, das meist von Kindern um die Weihnachtszeit aufgeführt wird. Es erzählt so gut wie immer die biblische Geschichte der Herbergssuche Maria und Josefs sowie die Geburt Jesu Christi. Oft kommen auch noch weitere Szenen und Themen hinzu. Solche Krippenspiele werden meist im Rahmen eines Gottesdienstes aufgeführt.

Ablauf

Die Aufführung des Krippenspiels beginnt traditionell mit dem Ruf des Engels an die Hirten. Der weitere Ablauf variiert von Spiel zu Spiel. Die Haupthandlung sieht folgendermaßen aus: Aufgrund einer Volkszählung müssen Josef und Maria nach Betlehem, also zurück in ihren Heimatort reisen. Dort angekommen suchen die beiden eine Unterkunft, wobei sie mehrmals abgewiesen werden. Ein Wirt, dessen Haus schon voll ist, lässt sie jedoch in seinem Stall schlafen. Dort bringt Maria in der Nacht ihr Kind zur Welt. Den Hirten die in der Nähe lagern, erscheint ein Engel, der nun berichtet, dass der Heiland geboren sei. Danach machen sich die Hirten auf den Weg zum Stall und betrachten das neugeborene Christuskind. Auch die heiligen drei Könige erfahren von der Geburt des Kindes durch Sterndeuter und Propheten. Sie machen sich ebenfalls auf den Weg nach Betlehem. Dort finden sie Josef und Maria mit Jesus in der Krippe und überreichen ihre Geschenke.

Meist wird die Geschichte von einem Erzähler gelesen, bzw. erzählt und die Darsteller, stellen einzelne Szenen dar, wie z.B. die Herbergssuche oder die Verkündung des Engels an die Hirten. Die Hauptrollen spielen: Maria, Josef, Verkündigungsengel, Hirten, Heiligen drei Könige (Caspar, Melchior, Balthasar), Erzähler.

Die Darsteller der „Lebenden Bilder“ oder kleinen Theaterstücke sind oft Kinder. Vielerorts finden die Aufführungen an Heilig Abend in der Kirche statt. Aber auch in Schulen und Kindergärten werden Krippenspiele inszeniert.

Moderne Varianten

Heut zu Tage wird oft von dieser traditionellen Krippenspiel-Geschichte abgewichen, um das Ganze interessanter zu gestalten. Oft werden dabei dann aktuelle Ereignisse aus der Politik und Wirtschaft thematisiert. Auch Aspekte der Gesellschaftskritik oder Selbstkritik werden eingeflochten. Die Handlung weicht dann ein ziemliches Stück von der biblischen Überlieferung ab, um Platz für diese Themen zu schaffen. Die eigentliche Weihnachtsbotschaft wird jedoch nicht verändert, sondern nur mit der heutigen Zeit in Verbindung gebracht. Weihnachten im Krieg, bei atheistischen Menschen oder Weihnachten in gesellschaftlichen Randgruppen sind beliebte Themen.

Hintergrund-Infos

Vorläufer von Krippenspielen im Mittelalter

Darsteller beim Krippenspiel.

Zu den geistlichen Schauspielen des Mittelalters gehörten auch Darstellungen des weihnachtlichen Geschehens. Schon im 12. Jahrhundert stand am Anfang der Christmette eine Wechselgesang, ein Frage- und Antwortspiel zwischen einem Fragenden und den Hirten, die nach dem Christuskind suchen. Am Schluss des Gesangs wurde eine Darstellung der Maria mit dem Kind gezeigt. Dabei konnte man in der Kirche z.B. auch Babyschreiben hören, dass das Schreien des neugeborenen Jesu sein sollte. Die Geistlichkeit wollte solchen Lärm bald nicht mehr in der Kirche haben. Die Dialoge und Spiele wurden vor die Kirche verlegt. Dort konnten die Darsteller, das waren freilich nun geistliche Laien, alle Register ziehen. Sie sprachen dabei nicht (wie zuvor in der Kirche) Latein, sondern die allgemein verständliche Volkssprache. Der Stoff gelangte auch, wie der anderer geistlicher Schauspiele, schon früh ins Marionettentheater.

Am 24.12.1223 las Franz von Assisi statt in einer Kirche in einem Wald in der Nähe von Rom (genauer in Greccio) eine Weihnachtsmesse. Er ließ dorthin auch einen echten Ochsen und einen Esel samt einer Krippe mit Heu bringen, um die Geburt Christi eindrucksvoller nach empfinden zu können. Der Maler Giotto, der in Assisi das Leben des Heiligen Franziskus darstellte, hielt später stellvertretend für diese Krippenfeier von Greccio das Niederlegen des Chirstuskindes in einer Krippe im Altarraum einer Kirche fest. Die Franziskaner waren es dann auch, die für die Verbreitung des Brauches sorgten, in den Kirchen Krippen aufzustellen.

Krippenspiel und Krippe haben also sozusagen eine gemeinsame Geschichte. Krippen sind mit mechanisch beweglichen Figuren ausgestattete oder einfach ruhende Darstellungen mit Figuren. Gemeinsam ist beiden Darstellungsweisen, dass ihr Stammpersonal üblicherweise die Engel, Hirten, Maria, Josef und das Jesuskind in der Krippe sind, samt Schafen, Ochs, Esel und den Heiligen Drei Königen.

Krippenspiele im Laufe der Zeit

Viele Hirten- und Krippenspiele entstanden um die Wende zum 17. Jahrhundert im Zuge der kirchlichen Reformbewegungen. Sie stellten verschiedene Praktiken der frommen Hinwendung zu Gott (Hirten, Könige, Maria und Josef, Tiere stellvertretend für die Schöpfung) besonders eindrücklich vor Augen, dienten der Unterweisung im Glauben und förderten die Bereitschaft zu weihnachtlichen Opfergaben. Speziell für die evangelischen Kirche geschriebene Spiele verbreiteten sich dank des Buchdrucks stark, forderten katholische Bearbeitungen heraus. Die evangelischen Stücke orientierten sich zumeist strenger an biblischen Vorlagen und hatten einen stärkeren religiös-pädagogischen Charakter. Dementsprechend war es die Schuljugend, die sie aufführen sollte. Die evangelische Seite hatte also für die bisweilen derb dramatischen und in Mundart gesetzten Krippenspiele nicht viel übrig, umso mehr förderten die katholischen Jesuiten dieses Theater. Dass das Ganze zu viel Ablenkung bringe, wurde im Laufe der Geschichte immer wieder ein Streitpunkt. In der Zeit der Aufklärung brach die Tradition der Hirten- und Krippenspiele ein. Dennoch kursierten unter den Leuten auch im 19. Jahrhundert noch eine Vielzahl von Texten zu solchen Spielen.

Außer der Darstellung der Geburt Christi können auch weitere Szenen das Thema von Geistlichen Spielen sein. Sehr früh gab es schon das Paradiesspiel, das den Sündenfall des Menschen beschreibt. Außerdem wären hier z.B. die Passionsspiele zu nennen. Das Krippenspiel, das sich auf das Geschehen um Christi Geburt beschränkt, ist heute jedoch wohl am weitesten verbreitet. In manchen Regionen wird es auch in Dialekt-Fassungen gespielt.Es gibt heute Weihnachts- oder Krippenspiele sowohl in katholischen als auch in evangelischen Kirchen.

In den Privatbereich hielten Krippenspiele nie richtig Einzug (im Gegensatz zu den Krippen). In Kirchen und säkularen Räumen wie Kindergarten und Schulaula, sind sie heute jedoch zu sehen.

Weblinks

Literatur, Quellen

  • Moser, Dietz-Rüdiger: Bräuche und Feste durch das ganze Jahr, Freiburg 2002, S. 72-78
  • Hartinger, Walter: Religion und Brauch, Darmstadt 1992, S. 194-203