Almabtrieb

Termin

Der Viehscheid findet in den verschiedenen Orten im Allgäu zu verschiedenen Terminen statt, meist im Zeitraum zwischen Mitte und Ende September. Einige Ortschaften variieren von Jahr zu Jahr, während andere an einem bestimmten Datum festhalten. Ein Beispiel hierfür ist Oberstdorf, wo die Tiere jedes Jahr am 13. September ins Tal getrieben werden. Dies hat einen weitzurückliegenden Ursprung. In Sonthofen fand nämlich jährlich am 14. September ein großer Viehmarkt statt, der sogenannte „Sonthofer Mangenmarkt“. (Huber, Unser Oberstdorf) Dort konnte das Vieh schließlich, gestärkt vom Alpsommer, zu guten Preisen verkauft werden. Auch wenn es diesen Markt heute nicht mehr gibt, wird traditionell an diesem Datum festgehalten, außer wenn der 13. September auf einen Sonntag fällt. Dann wird entweder auf den 12. oder den 14. September zurückgegriffen.

Kurzcharakterisierung des Brauchs

Das Ende des Almsommers kommt je nach Witterung Mitte bis Ende September. Die Heimkehr des Viehs und der „Almleut“, der Almabtrieb, ist mancherorts ein feierliches Großereignis, das viele Besucher und Besucherinnen anzieht.

Ablauf

Geschmücktes Kranzrind.

Am Tag des Almabtriebs ziehen die Hirten mit den Tieren talwärts und werden dort von den Bauern freudig empfangen. Im Allgäu hat sich der Viehscheid zu einem Touristenmagneten entwickelt. Kommt während der Almsaison kein Tier zu Schaden, wird „aufkranzt“. Die Tiere bekommen z.B. Fichtenkronen, die mit farbigen Bändern und Rosetten geschmückt sind. Im Berchtesgadener Land heißen die schmückenden Gestänge „Fuikeln“. Im Allgäu wird bei der Ankunft der Tiere der Viehscheid gefeiert.

Ausscheiden

Ausscheiden der Rinder.

Der ausschlaggebende Punkt, um den sich beim Almabtrieb alles dreht, ist das Ausscheiden, woher auch der Name Viehscheid kommt. Die Herden werden, wenn sie den Viehscheidplatz erreichen, in eine Art Trichter getrieben. Diesen kann man sich so vorstellen, dass zwei Holzzäune immer enger aufeinander zulaufen. An der Spitze befindet sich eine Schleuse, neben der ein Podest steht. Auf diesem Podest steht der Hirte. Durch die Schleuse wird nun ein Tier nach dem anderen getrieben. Der Hirt ruft durch ein Mikrofon den Namen des Besitzers auf, welchen er für gewöhnlich aus dem Stegreif nennen kann, da er das Tier den ganzen Alpsommer über betreut hat. Wenn es einheimische Besitzer sind, wird meist der Hausname ausgerufen, sofern dieser einen trägt. Die Landwirte können ihre Tiere dann abholen. Hierbei werden oft Helfer benötigt, da viele Tiere sich nicht gerne an einem Kälberstrick führen lassen. Sie werden zunächst an Stangen angebunden, wo auch die Zuschauer noch einmal die Chance haben, den ein oder anderen Schnappschuss zu erlangen oder die Tiere zu streicheln. Anschließend werden sie in Viehhänger verladen und entweder auf eine sogenannte „Nachweide“ oder in den heimischen Stall transportiert.

Scheidball

Am Abend, wenn alle Tiere in die heimischen Ställe oder auf die Weide gebracht wurden, geht dass Fest für die Helfer, Landwirte und Besucher erst richtig los. Denn in vielen Orten findet dann ein sogenannter „Scheidball“ statt. Im Bierzelt wird der freudige Anlass gebührend bei Bier und Musik gefeiert. Selbstverständlich ist ein Großteil der Anwesenden in Tracht anzutreffen.

Hintergrund-Infos

Alm oder Alp?

Das Wort „Alp“ oder „Alpe“ kommt aus dem allemannischen und bezeichnet die Bergweide auf der das Vieh den Sommer verbringt. Im Allgäu wird dieses Wort verwendet. In Österreich und Bayern wird hierfür das Wort „Alm“ gebraucht. „Alm“ hat sich aus dem Wort „Alben“ abgeleitet.

Galtalp und Sennalp

Galtalpen beherbergen fast ausschließlich Jungtiere (Kälber, Kalbla, Rinder). Eine Ausnahme bilden die Milchkühe, von der jede Alp ein bis zwei mit auftreibt, um die Hirten zu versorgen. Eine Sennalp berherbergt Milchkühe und dient der Käseherstellung, heute auch, um Wanderer und Touristen mit Buttermilch, Quark und Bergkäse zu versorgen.

Alpfahrt

Der Prozess, bei dem Tiere auf die Alpen gebracht werden, wird als Alpfahrt bezeichnet. Diese findet meist Anfang bis Mitte Juni statt. In Oberstdorf beispielsweise wird das Vieh auf einer Wiese am Ortsrand gesammelt und anschließend von den Hirten und einigen Helfern auf die Alpen aufgetrieben. In vielen Orten ist es noch Brauch, dass ein Pfarrer vor Ort ist und die Tiere vor dem Auftrieb segnet, um sie gegen die Gefahren, wie zum Beispiel Abstürze oder Krankheiten zu schützen. Da auch viel Vieh von Landwirten außerhalb des Allgäus kommt, ist es inzwischen auch üblich, dass die Tiere mit großen Transportern direkt auf die Alpen gefahren werden.

Die Tiere

Abtrieb der Rinder.

Im Allgäu werden jedes Jahr ca. 30.000 Tiere in die Berge getrieben. Oft ist hier nur von Kühen die Rede, was aber eigentlich nicht korrekt ist. Es handelt sich auf den Galtalpen fast ausschließlich um weibliche Jungtiere. Dazu gehören „Khelbr“, „Khalbla“ und „Rindr“. Ein „Khalb“ (Kalb) ist ein Rind im ersten Lebensjahr, als „Khalbl“ bezeichnet man ein Rind im zweiten Lebensjahr und ein „Rind“ ist dreijährig und meist tragend. (Wörterbuch der Oberstdorfer Mundart) So ist es zumindestens in Oberstdorf. Im restlichen Allgäu werden Tiere im zweiten Lebensjahr nicht als „Khalbla“ sondern als „Schumpen“ bezeichnet. Die Milchkühe werden bis auf wenige Ausnahmen auf die Sennalpen getrieben. Die einzelnen Tiere stammen von mehreren verschiedenen Landwirten, früher Einheimische, heute aber auch von Bauern außerhalb des Allgäus. So gibt es auch eine große Rassenvielfalt und es sind viele verschiedene Farben vorhanden. Da sich die Kosten für den Alpsommer pro Tier nicht mit dem Ertrag decken lassen würde, wird die Alpwirtschaft heute größtenteils durch Subventionen finanziert.

Auf vielen Alpen sind auch Esel, Pferde, Ziegen oder ähnliches zu finden. Auch haben die meisten Alpen einen Hütehund, der sie bei der Arbeit mit dem Vieh unterstützt.

Die Menschen

Es ist inzwischen kein Problem mehr für die Bauern, Nachwuchs für die harte Arbeit während der Sommermonate in den Bergen zu rekrutieren. Außer den gelernten Hirten begeistern sich für die Arbeit auch andere. Es finden sich immer wieder talentierte Studenten und Studentinnen, die in ihren Semesterferien eine ganz andere Art des Lebens und des Geldverdienens ausprobieren möchten. Oder auch „Aussteiger auf Zeit“, die aus den verschiedensten bürgerlichen Berufen kommen und sich diese „Auszeit“ gönnen, um sich neu zu orientieren. Manche haben auch einfach nur Geschmack gefunden am Leben auf der Alm, eingepasst in den Rhythmus der Natur. Zu unterschätzen ist der „Summr im Bearg“ (Alpsommer) jedoch nicht, denn die Einsamkeit, sehr harte Arbeit und die oft spartanischen Lebensumstände sind nicht jedermanns Sache. So ist der „Beruf“ im Allgäu auch heute noch weitläufig von Männern dominiert. Sie müssen im Laufe des Sommers jedes Einzelne Tier kennenlernen. Zu Beginn des Sommers wird ihnen meistens die Hausnummer oder das Kürzel des Besitzers mit einer Schere ins Fell geschnitten. Bis diese jedoch verwachsen ist, muss jedes Tier auch ohne diese erkannt werden. Als Hirt auf einer Alpe hat man viele verschiedene Aufgaben. Man muss selbstverständlich täglich nach dem Vieh sehen, zählen, ob noch alle da sind, sie auf Verletzungen und Krankheiten untersuchen und diese gegebenenfalls behandeln. Außerdem muss kontrolliert werden ob die „Weide“ noch ausreicht oder an eine andere weitergetrieben werden muss. Die Zäune müssen jeden Tag auf Lücken untersucht werden und im Falle eines Weidenwechsels neu aufgebaut werden. Auch das „schwände“ ist ein Teil des Hirtenlebens und meint, die Weide von Gebüsch und Gesträuch zu befreien. Außerdem muss immer genügend Wasser, ob durch einen Fluss oder einen Brunnen, vorhanden sein. Bei diesen Arbeiten haben die Hirten meist Unterstützung durch einen so genannten Kleinhirten oder „Hiertebüe“ (Hütebuben), meist Buben im Alter zwischen 13 und 17, die sich über den Sommer etwas Geld verdienen wollen und sich so gleich einmal Einblick in das Berglerleben verschaffen und von den Hirten alles lernen können. Am Ende des Sommers ist es Aufgabe der Hirten und Kleinhirten, das Vieh sicher ins Tal zu bringen.

Der Kranz

Scheid beim Almabtrieb.

Der Kopfschmuck, der sogenannte „Khrånz“, ist eines der Highlights des Almabtriebs. Wenn eine Alpe den Alpsommer ohne Verluste, d.h. ohne dass ein Tier z.B durch einen Absturz oder ein Unwetter verunglückt ist, überstanden hat, darf die Herde einen Kranz tragen. Dann wird das schönste und kräftigste Rind ausgewählt und zum Kranzrind auserkoren. Es wird dann mit einem Kranz geschmückt und meist von einem der Hirten vor der Herde hergeführt. In Hindelang ist es Tradition, dass sogar drei Kranzrinder die Herde anführen. Es ist eine große Ehre für den Besitzer des ausgewählten Rindes. Der Kranz ist sehr aufwendig in seiner Herstellung. Nur wenige beherrschen die Kunst, ihn zu binden. Für diejenigen, die es können, ist es Ehrensache, einer Alpe einen Kranz herzustellen. Muss man ihn jedoch käuflich erwerben, kann er zweihundert Euro oder mehr kosten. Er besteht aus vielen verschiedenen Blumen und Latschen, und für gewöhnlich wird ein Kreuz oder ein Spiegel eingearbeitet. Das Kreuz soll den Segen Gottes verbildlichen, während der Spiegel dazu gedacht ist, böse Geister zu vertreiben, die der Herde Schaden zufügen könnten. Viele Kranzrinder kriegen auch einen Gurt aus Blumenschmuck um den Bauch gelegt. Im Allgäu gibt es inzwischen sogar einen Wettbewerb, bei dem der schönste Kranz durch die Leser der hiesigen Tageszeitung ermittelt wird und einen Preis erhält.

Wenn eine Alpe während des Bergsommers Verluste verzeichnen muss – hierfür gilt übrigens auch der Verlust eines Menschen – so trägt meistens das Rind, welches voran läuft, eine hölzerne Tafel, in die der Name der Alpe eingebrannt ist. Auch diese ist in der Regel mit Blumen geschmückt.

Die Schellen

Es ist ein wirklich faszinierendes Erlebnis, wenn man am Viehscheidtag in aller Frühe in den Tälern ist und man zunächst ein leises Grummeln und dann ein immer lauter werdendes Geläut hört. Die herannahenden Herden mit ihrem „Gschealt“ (Geläute) bilden eine Atmosphäre, die man mit Worten kaum beschreiben kann. Über den Sommer trägt das Vieh Weid

Kuhschellen.

eschellen, damit man ihre Position ständig ausmachen kann. Am Tag vor dem Viehscheid findet dann das Schellenanlegen statt. Hierbei werden die Weideglocken mit dem „Zuuggschealt“ (Zugschellen, große Glocken) ausgetauscht. Die Größe der Schelle wird der Größe des jeweiligen Tiers angepasst, das sie tragen muss. Das Anlegen der Schellen kann ziemlich aufwendig und nervenaufreibend sein, da die Tiere über den Sommer nicht viel direkten Kontakt zum Menschen haben und außerdem der laute Geräuschpegel hinzukommt. Folglich werden hierzu einige Helfer benötigt. So eine Schelle ist sehr teuer, gerade nach obenhin sind keine Grenzen gesetzt. Je nach Größe, Material und Verabeitung kann es weit über die tausend Euro hinausgehen. Und so ist es naheliegend, dass nicht jeder Bauer, vor allem nicht diejenigen außerhalb des Allgäus, genug für seine Tiere besitzt. Dann werden welche ausgeliehen. Denn im Allgäu sind sie ein beliebtes Geschenk zu Hochzeiten oder runden Geburtstagen. Dann werden auf den Schnallen Widmungen eingraviert, und die Leute die eine solche Schelle, aber selbst kein Vieh besitzen, stellen diese den Alpen zur Verfügung. Auch die Alpen untereinander leihen sich gegenseitig das „Gschealt“ aus, was dadurch möglich ist, da die Alpabtriebe in verschieden Orten zu verschiedenen Terminen stattfinden. Den Rest des Jahres zieren sie die Wohnstube oder den Giebel der Bauernhäuser. Inzwischen gibt es eine bunte Vielfalt was Klang, Farbe und die Art des Riemens ausmacht. Auch im Allgäu gibt es noch Schmiede, die die kostbaren „Scheala“ herstellen. Viele beziehen sie aber auch aus der Schweiz.

Am Viehscheid in Obermaiselstein findet traditionsgemäß jedes Jahr das „Scheala-Wierfle“ (Schellenwürfeln) statt. Hierbei werden die Hirten der einzelnen Alpen auf die Bühne gerufen, wo sie mit einem großen Würfel Schellen gewinnen können. Diese werden von verschiedenen Sponsoren gestiftet. In anderen Orten ist es üblich, die besten Hirten mit Schellen zu prämieren.

Die Kleidung

Trachtgewand beim Almabtrieb.

Es gehört zur Tradition, dass die Hirten und ihre Helfer beim Almabtrieb Tracht tragen. Im Allgäu tragen die Männer meist die Gebirgstracht, also kurze Lederhosen mit grünen Edelweiß-Hosenträgern. Dazu gehört auch ein Hut, der mit Bergblumen, Federn oder kleinen Schnitzereien verziert ist. In Oberstdorf tragen auch viele Männer die historische Oberstdorfer Tracht, mit roten Hosenträgern. Die Frauen tragen für gewöhnlich ein Dirndl, welches in vielen verschiedenen Varianten vertreten ist. Bei ihnen werden die Haare meist zu einem Kranz geflochten. Um guten Halt zu gewährleisten sind Bergschuhe beinahe ein Muss. Zum Treiben des Viehs haben alle einen Haselnussstecken dabei. Allen Helfern werden zur Verzierung Blumen, bevorzugt Nelken, angesteckt. Bei den Frauen in die Haare oder ans Mieder, bei den Männern für gewöhnlich an den Hut.

Da ein weiter Weg von den meisten Alpen bis ins Tal zurückgelegt werden muss, ziehen sich die meisten Beteiligten erst kurz vor dem Viehscheidplatz um, damit die Kleidung nicht schmutzig und bei Regen trocken ist und so ein schönes Bild für die Zuschauer gesichert ist.

Auch viele Zuschauer erscheinen in der Tracht, um dieses Ereignis zu feiern. Sowohl Einheimische als auch Touristen.

Der Bart

Es ist Tradition, dass sich die Hirten und Kleinhirten während des Alpsommers nicht die Haare schneiden und sich nicht rasieren. Dies ist der Grund dafür, dass die Männer beim Alpabtrieb meist einen Vollbart tragen. Es soll sogar Unglück bringen, wenn man sich nicht daran hält.

Älplerleze

Auf vielen Alpen wird am letzten Abend vor dem Abtrieb mit allen Beteiligten noch einmal kräftig gefeiert, oft bis in die frühen Morgenstunden, wenn es dann heißt, das Vieh ins Tal zu bringen. „Leze“ bedeutet soviel wie Abschiedstrunk oder Abschiedsfeier. (Wörterbuch der Oberstdorfer Mundart)

Schelle zum Almabtrieb.

Khierbe

Am St. Jakobstag, dem 25.Juli, ist es oftmals noch Brauch, die sogenannte „Jakhoobekhierbe“ abzuhalten. Dies bedeutet, dass sich Sennen und Hirten zu einem fröhlichen Beisammensein treffen. Es ist üblich, sich in jedem Jahr auf einer anderen Alpe zu versammeln. Gleichzeitig ist der 25. Juli das Datum für die Halbzeit des Alpsommers. Die Zeit vor diesem Tag wird als „Voarsummr“ (Vorsommer), also als erste Sommerhälfte, die Zeit nach diesem Tag als „Nååsummer“ (Nachsommer), also die zweite Sommerhälfte, bezeichnet. Das Wort „Khierbe“ bedeutet Kirchweih oder Markttag. In Balderschwang halten die Bergleute traditionell jedes Jahr am dritten Samstag des Augusts eine „Khierbe“ ab. Andere wiederum legen selbst ein Datum fest, an dem sie sich versammeln. (Wörterbuch der Oberstdorfer Mundart)

Schneeflucht

Die „Schneaflucht“ bezeichnet die tiefergelegen Weiden einer Alpe, auf die im Falle eines verfrühten Wintereinbruches zurückgegriffen werden kann. Hierfür gibt es die sogenannten „Schneakhneachte“ (Schneeknechte), die dann zur schnellen Hilfe herbeieilen und dabei helfen, das Vieh von einer Weide zur anderen zu treiben. Wenn der Schneefall allerdings zu extrem ist, kann es auch vorkommen, dass das Vieh vor dem eigentlichen Termin für den Alpabtrieb ins Tal getrieben werden muss.

Alpwirtschaft heute

Die Alpwirtschaft in den bayerischen und Allgäuer Alpen spielt eine große Rolle für die bayerische Agrarlandschaft. Im bayerischen Alpenraum existieren zur Zeit ca. 1.200 Almen. Die einen sind im Besitz von einzelnen Bauernfamilien, die anderen werden als Genossenschaftsalmen bewirtschaftet. Je nach Lage über dem Meeresspiegel handelt es sich um Nieder- und Mittelalmen (bis 1000m ü. M.) oder um Hochalmen (bis 1900m ü. M.). Durch die Aufzucht im gesunden Bergklima wird das Almvieh besonders robust. Die verschiedenen Gebirgskräuter und -pflanzen, die von den Tieren gefressen werden, steigern die Fleisch- und Milchqualität erheblich. Außerdem ist es eine sinnvolle Art der Landnutzung, da schwer erreichbare Flächen ausgeschöpft werden, ohne eine Belastung für die Natur darzustellen. Eine Alp hat eine durchschnittliche Größe von 40 ha Lichtweide, was die Weidefläche meint, welche nicht von Bäumen beschattet wird. (Kettemann, Droben im Allgäu)

Tourismus

Während das „Event“ früher hauptsächlich von Einheimischen verfolgt wurde, sind es heute zu einem Großteil die Touristen, die Straßen und Bierzelte füllen, weshalb man häufig von einer „fünften Saison“ spricht. In manchen Orten kann das Spektakel schon beinahe mit einem Volksfest verglichen werden Es gibt Einkaufsstände an denen Souvenirs, Süßigkeiten und landwirtschaftliches Zubehör erworben werden können. Außerdem spielen im Festzelt Blaskapellen und es gibt reichlich Alkohol, typischerweise a „Fette“, was die Bezeichnung für eine Maß Bier ist. Was natürlich nicht fehlen darf, ist die sogenannte „Scheidwurst“, die es auf jedem Viehscheid im Allgäu gibt und welche im Grunde nichts anderes als ein Schübling ist. Die zahlreichen Rinder mit ihren Schellen, insbesondere aber das schön geschmückte Kranzrind, sind wohl eines der beliebtesten Fotomotive für die Angereisten. In Hindelang kamen bis zu 20.000 Besucher, um das Spektakel zu verfolgen. Solch ein Event ist der Viehscheid allerdings nur im Allgäu, in Oberbayern geht der Brauch eher familär und im kleinen Kreise von statten.

Matthästag

Kühe beim Mathästag.

Ein weiterer Termin des Almabtriebs ist der 21. September. An diesem Tag werden in Oberstdorf die Milchkühe von den Sennalpen abgetrieben. Die Sennalpen liegen in der Regel nicht so hoch wie die meisten Galtalpen und deshalb kann dieser Termin relativ spät stattfinden. Auch hier gibt es ein Tier, das mit einem Kranz versehen wird, außerdem werden hier alle Tiere geschmückt. Jede Kuh trägt ein kleines Gesteck auf dem Kopf. Sie werden vom Berg hinunter und schließlich durch die Oberstdorfer Straßen bis hoch zur Oybele-Festwiese getrieben, wo sie ihren Besitzern übergeben werden. Es ist also ein Viehscheid in kleiner Form.

Almromantik

Viele Mythen und Legenden ranken sich um die berühmte „Alm, auf der ’s koa Sünd gibt“. Dichter und Komponisten ließen sich vielfach vom realen oder ausgedachten Leben der Sennerinnen und Senner, Hüatabuben und -madl zu ihren Texten und Liedern inspirieren. Ganz so romantisch, wie es gemeinhin dargestellt wird, ist das Leben auf der Alm aber beileibe nicht.

Literatur

  • Aiblinger, Simon: Vom echten bayerischen Leben. München 1980.
  • Huber, Leo: „Der Oberstdorfer Viehscheid am 13. September eines jeden Jahres“. Unser Oberstdorf, 36. Oberstdorf 2000.
  • Kettemann, Otto: Droben im Allgäu, wo das Brot ein End‘ hat. Kronburg-Illerbeuren 2000.
  • Sandner, Daniela: Braucht’s des? #4 Kuhglockenstreit. Aus MUH 45, 2022.
  • Verein Heimatmuseum Oberstdorf: Wörterbuch der Oberstdorfer Mundart. Oberstdorf 2003.

Gewährspersonen

  • Berchtold, Alfred. Hirte auf der Mittelalpe