Maria Lichtmess

Termin

Dieser Brauch findet alljährlich 02. Februar statt.

Einstiegsinformation

Maria Lichtmess am 2. Februar eines jeden Jahres ist auch unter den Bezeichnungen Maria Reinigung oder Bauernneujahr bekannt. An Maria Lichtmess sieht die katholische Liturgie die Feier der Darstellung des Herrn vor. Mit diesem Festtag endet die Weihnachtszeit.

Ablauf

Heutige Bedeutung

In allen katholischen Pfarreien Bayerns wird der Lichtmesstag liturgisch gefeiert. Vielerorts wird dabei der Jahresbedarf an Kerzen geweiht und Pfarrgemeinderat oder Kirchenverwaltung verkaufen Kerzen für caritative Zwecke.

Im Direktorium für das Bistum Augsburg ist festgelegt, dass die Kerzenweihe auf zwei verschiedene Art und Weisen durchgeführt werden kann. Zum Einen mit einer Prozession, das heißt, dass sich die Gläubigen vor der Kirche mit Kerzen versammeln und nach dem Weihen der Kerzen mit einem Lied in die Kirche einziehen. Daraufhin beginnt dann die Messe. Die andere Möglichkeit, ist dass sich die Gläubigen mit den Kerzen bereits in der Kirche versammeln. Der Priester begibt sich dann zur Kerzenweihe mit einer Vertretung der Gemeinde an einen geeigneten Platz innerhalb oder außerhalb der Kirche.

Auch im privaten Bereich markiert der Lichtmesstag in katholischen Familien traditionell das Ende der Weihnachtszeit, d.h. zum Beispiel, dass der Christbaum entsorgt und die Krippe wieder eingepackt wird.

Ein Beispiel: Gottesdienste mit Kerzenweihe, Augsburg 2008

Kerzenweihe im Gottesdienst.

Die Messe am 2. Februar begann mit dem Altarkuss des Pfarrers und dem Gedenken an die Darstellung des Herrn. Die Predigt des Pfarrers erläuterte dementsprechend dieses Thema, d.h. die biblische Geschichte von Maria und Joseph, die sich mit Jesus in einen Tempel begaben. Wie es das Gebot Gottes vorschrieb brachten sie als Opfergaben zum Zweck der Reinigung Mariens zwei Turteltauben dorthin. Bei diesem Besuch trafen der alte Simeon und die Prophetin Hanna auf die Familie und erkannten in Jesus den Messias. Zum Inhalt der Predigt gehörte weiter, dass Jesus das Licht der Welt sei, das den Menschen im Dunkeln führe. Es wurde an die Gläubigen appelliert Licht zu verbreiten, teilungsbereit und sozial zu sein. Die Fürbitten schlossen insbesondere Menschen ein, die auf der Suche nach Hoffnung und Licht sind.

Kerzenweihe.

Anschließend fand die Weihe der Kerzen statt. Die Kerzen, darunter alle, die das Jahr über in der Kirche benötigt werden, wurden auf einem roten Tuch ausgebreitet. Auch von den Kommunionkindern bunt verzierte Kerzen, die zum Gedenken an Verstorbene entzündet werden sollen, gehörten dazu. Außerdem wurden die anwesenden Gläubigen aufgefordert, ihre von zu Hause mitgebrachten Kerzen ebenfalls auf das Tuch zu legen. Unter anderem wurde dabei auch eine Engelsfigur niedergelegt. Der Pfarrer segnete die Kerzen sowie die Häuser und Kirchen, in denen sie brennen würden. Er sprach vom Trost, den der Kerzenschein den Menschen in Dunkelheit bringen solle, bat Jesus um die Führung der Menschen in Glaube und Liebe, da dies das Licht sei, das nie erlöschen werde. Mit dem Kreuzzeichen und dem Benetzen der Kerzen mit Weihwasser beendete der Pfarrer die Zeremonie.

Nach der Eucharistie entließ der Pfarrer die Gemeinde mit dem Appell, dass die Gläubigen das im Gottesdienst erlangte Licht in ihrem Umkreis verbreiten sollten, damit all diese kleinen Lichter Hoffnung im Dunkeln bringen. Beendet wurde die Messe mit dem Altarkuss.

Am Sonntag, dem 3. Februar fand die Weihe der Kommunionkerzen mit einer vorherigen Lichterprozession statt.Hierzu wurden die diesjährigen Kommunionkinder eingeladen. Der Gottesdienst begann mit dem Einzug der Kinder in die Kirche. Jedes Kind trug dabei seine selbst verzierte Kommunionkerze und legte sie neben dem Altar ab. Entzündet werden diese Kerzen erst am Tag der Erstkommunion. Anschließend versammelten sich die Kinder mit Pfarrer und Messdiener um den Altar und es wurde zusammen mit der Gemeinde das Lied Gott das Licht der Welt eingestimmt.

Darauf folgte die Erklärung des Pfarrers von Maria Lichtmess. Die Kinder wurden durch Fragen in die Predigt mit eingebunden. Eingebettet in die Predigt über das Erkennen Jesus als Licht das die Heiden erleuchtet wurde die Taufe. Hierzu wurde den Kommunionkindern erzählt, dass jedes Kind durch seine Taufe genauso wie Jesus zu einem eigenen kleinen Licht wird.

Zur Kerzenweihe selbst bat der Pfarrer die Kinder sich um die Kerzen zu stellen und sich daran zu beteiligen. Die Gläubigen hatten erneut die Möglichkeit weitere Kerzen zur Weihe zu bringen. Den Segen verleih der Pfarrer mit Weihwasser und Weihrauch. Beides durften auch die Kinder nachempfinden.

Foto: Kerzenweihe mit Pfarrer und Kommunionkindern in einer katholischen Kirche, Augsburg 03.02.2008

Am Ende des Gottesdienstes wurde noch ein weiterer katholischer Brauch durchgeführt: die Verteilung des Blasiussegen.

Hintergrund-Infos

Zwei Feste an einem Tag

Am Ende des 4. Jahrhunderts wurde in den Kirchen Jerusalems und Roms Maria Reinigung und die Darstellung des Herrn gemeinsam festlich begangen.

Die frühe Ostkirche feierte den Tag dann als Fest der Begegnung des Herrn, während er in der Westkirche vor allem als Marienfest gefeiert wurde. In Rom selbst trat das Marienfest mit Lichterprozession an die Stelle des antiken römischen Lichterfestes. Kerzenweihe und Lichterprozessionen zur Ehre Mariens gehörten im Einzugsbereich der katholischen Kirche lang zusammen. Das prägte den Namen Maria Lichtmess. Maria Reinigung gilt als das älteste gefeierte Marienfest. Bis 1929 war der Tag als Maria Reinigung auch ein offizieller Feiertag. Seit 1969 wird an diesem Tag selbst im Rahmen der katholischen Liturgie nur noch die „Darstellung des Herrn“ gefeiert.

Maria Reinigung

Im mosaischen Gesetz war vorgeschrieben, dass eine Frau 40 Tage nach der Geburt ihres neugeborenen Jungen (80 Tage bei neugeborenem Mädchen) ein Opfer in den Tempel bringen muss. Dies gehörte zu einem kultischen Reinigungsritual. Danach galt die Frau wieder als rein.

Darstellung des Herrn

Das erstgeborene Kind galt als Eigentum Gottes und musste ebenfalls zum Opferritual in einen Tempel gebracht werden. So mussten auch Maria und Joseph diesem Gebot nachgehen. Hier traf das Paar auf Simeon und auf die Prophetin Hanna, die Jesus als das Licht, das die Heiden erleuchtet erkannten (Lukasevangelium 2, 22 – 40). Sie sahen in Jesus den Messias. Der Tag der Darstellung des Herrn“ ist also zugleich auch der Tag von Maria Reinigung.

Römisches Lichterfest

Zum selben Termin wie Maria Reinigung fand im heidnischen Rom ein Lichterfest statt. Man feierte damit den Gedenktag an den Raub der Proserpina: Proserpina, die Tochter der Ceres, wurde geraubt und von Pluto weg gebracht. Daraufhin suchten Proserpinas Eltern ihre Tochter mit Fackeln in der Stadt. Römische Frauen zogen zur Erinnerung an diese Suche alljährlich mit Lichtern durch die Stadt.

Lichtmess im Privatbereich – Lichtmess als Lostag

Bräuche zum Feiertag

Der Greis Simeons bezeichnete Jesus als das „Licht zur Erleuchtung der Heiden“ und erkannte so den Messias/Erlöser. Zur Erinnerung an diese Metapher weiht der Priester die Kerzen. Mit den Kerzen kann der Gläubige symbolisch das „Licht der Welt“ in sein Haus holen. Welche Hoffnungen damit verbunden sein sollten, zeigt folgender Merkvers:

Heut ist der heilige Lichtmeßtag,
die Kerzen die Kirch hineintrag!
Und lässt du sie weihn,
schlägt kein Wetter ein.
Auf dem Acker wächst das Brot,
und der Teufel und der Tod,
die gehen alle zwei vorbei,
hast du Kerzen ghabt bei der Weih.

Rosenkranz Beten

Zur Praxis frommer Katholiken gehörte früher auch, dass die ganze Familie am Abend von Maria Lichtmess zusammen kam um den Rosenkranz zu beten. Hierbei brannten in der Stube so viele Kerzen bzw. Pfenniglichter wie Beter zugegen waren. Die Art und Weise, wie die jeweilige Kerze einer Person brannte, wurde gedeutet. Flackerte eine Kerze, hieß es, dass der Betende dieser Kerze bald krank werden würde. Zu frühes Erlöschen einer Kerze bedeutete den nahenden Tod. Gebetet wurde so lange, bis alle Kerzen ausgegangen waren.

Küchlein backen

Am Lichtmesstag wurde immer gut gespeist, oft mit Pfannkuchen oder anderen Küchlein. Dies war hauptsächlich in Frankreich Brauch mit dem Backen von Crêpes. Das Pfannkuchenbacken wurde seit dem Mittelalter abergläubisch gedeutet: Wenn der Pfannkuchen beim Wenden wieder in der Pfanne landete, so sollte der Bäcker das ganze Jahr über finanziell gut gestellt sein. Wenn ein Pfannkuchen verunglückte, wurde er zerstückelt und den Vögeln zum Futter gegeben, damit die Vögel den Hausherren vor Wölfen warnen. In Frankreich gab man sie den Hühnern, damit diese das Jahr über viele Eier legten.

Haare schneiden

Ließ der Bauer sich an Lichtmess die Haare schneiden, sollte dies für das kommende Jahr Wachstum auf den Feldern bringen.

Handarbeit

Handarbeit musste an diesem Tag niedergelegt werden, sonst würde es dem Hof Unheil bringen. Der Rocken des Spinnrades musste bis zum Lichtmesstag abgesponnen sein, sonst würde – so glaubte man – den Spinnerinnen böses widerfahren. Geflickt und gestrickt werden sollte auch nicht, sonst würden die Hühner keine Eier mehr legen.

Kerzen

Heruntergetropftes Wachs der geweihten Kerzen galt als segensreich. Aus diesem Grund wurde das Wachs oftmals an die Balken des Hauses angebracht. Mancherorts ließ man drei Tropfen Wachs einer geweihten Kerze auf ein Brot träufeln und gab es Vieh und Kindern zum Essen. Hatte man es gegessen, so sollte man vor Krankheiten geschützt sein.

An Lichtmess Geborene

Kinder, die am Lichtmesstag geboren worden sind, wurde hellseherische Begabung nachgesagt.

Wetter- und Bauernregeln

Der Lichtmesstag galt als erster Frühlingstag des neuen Jahres, da im Februar die Tage wieder länger werden und der erste Wachstumsschub beginnt.

  • „An Maria Lichtmess, können die Leut bei Tag ess.“
  • „Z Weihnachten um an Mucknschritt, z` Neujahr um an Hahnatritt, Dreikini um an Hirschnsprung, Lichtmess um a ganze Stund.“
  • „Is`s an Lichtmess hell und klar, rechnet ma auf koa fruchtbars Jahr.“
  • „Lichtmess im Klee – Ostern im Schnee.“
  • „Lichtmess verlängert den Tag um eine Stunde für Leute und Hunde.“
  • „Wenns an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“

Lichtmess als Termin im Bäuerlichen Wirtschaftsjahr

Der Lichtmesstag hatte im Bauernjahr eine große Bedeutung. Er galt als Beginn des ländlichen Wirtschaftjahres. An diesem Tag wurde den Dienstboten ihr Jahreslohn ausgezahlt. Monatliche Gehaltsauszahlungen waren kaum üblich. Neben dem Erhalt des Geldes waren im Lohn andere materielle Güter inbegriffen, wie zum Beispiel Kleidung.

Lohnzahlung und freie Tage

Beispiel eines jährlichen Lohnes einer Dienstmagd im Jahre 1910 – Auszug aus einem Brief: „Mein Jahreslohn ist 200,- Mark nebst Zubehör, sechs Meter Stoff zu einem Festkleid, von der Näherin gemacht, ein Freitagstuch, zwei Hemden, ein Werktagskleid, zwei Werktagsschürzen, zwei Pfund Wolle, ein Paar Werktags- und ein Paar Sonntagsschuhe, ein Sommer- und ein Winterkopftuch, Haftlgeld drei Mark, Sichelhenk fünf Mark, Versicherung muss der Herr zahlen […].“ (siehe Hager/Hayn)

Die Dienstboten bekamen am Lichtmesstag einige Tage (meistens bis zum Namensfest der Hl. Agatha am 5. Februar) frei. Es war der einzige Urlaub, den die Bediensteten im Jahr bekamen und die Schlenkeltage waren eine ersehnte Unterbrechung der schweren, gleichförmigen Arbeit.

Dienstbotenwechsel

Außer Zahltag war Maria Lichtmess auch der Tag des Dienstbotenwechsels. Den Mägden und Knechten war es freigestellt, an dem Hofe, an dem sie bis zum 2. Februar waren, für ein weiteres Jahr zu bleiben oder sich eine neue Arbeitstelle zu suchen. Wollte der Dienstbote kündigen, so konnte er dies mit den Worten „Bauer, wir zwei machen Lichtmess“ das Arbeitsverhältnis am Lichtmesstag beenden. Daraufhin wurde der Knecht oder die Magd dann ausgezahlt und erhielt vom Bauern sein „Verdingbuch“, eine Art Zeugnis und Beurteilung über seine Arbeit. Wollte der Bedienstete auf dem Hof bleiben, so wurde – meistens mündlich – ein neuer Vertrag abgeschlossen und der Dienstbote erhielt vom Bauern ein kleines Dinggeld, daher auch der Name „Ding- und Wechseltag“.

Lied zum Dienstbotenwechsel (aus dem Fränkischen):

Heut ist der schöne Lichtmeßtag, da bin i munter und frisch, da pack i all mei Kleider z’samm und setz mi hintern Tisch. Ei Bäure, hol de Beutel rei, Ei Bauer, zahl mi aus; I bin dr scho lang zwider g’west- Jetzt komm dr aus deim Haus!

Am Tag des Dienstbotenwechsels wurde oft zu Ehren der guten Dienstboten ein Festmahl zubereitet.

Ende der Lichtkärz-Abende

Eine weitere Bedeutung des Lichtmessdatums im bäuerlichen Kalender war das Ende bzw. der Wechsel der Lichtkärz. Lichtkärz ist ein oberfränkischer Begriff für Kunkelstube, Spinnstube u.ä.m.. Bei diesem winterlichen Brauch traf sich die weibliche Dorfbevölkerung um gemeinsam an Handarbeiten zu arbeiten. Ursprünglich diente die Lichtkärz dazu, Licht und Heizmaterial zu sparen. Von den staatlichen und kirchlichen Obrigkeiten waren die Lichtkärz-Abende nicht gern gesehen, da diese Abende meist für damalige Verhältnisse moralisch bedenklich endeten. Zum Treffen der Frauen fanden sich nämlich auch Männer ein und neben Musik, Tanz und Gesang ging die eigentliche Idee des Brauches verloren. Im Jahre 1592 in Erdmannshausen wurde beispielsweise die Kärz von der Obrigkeit versucht abzuschaffen. Jedoch gelang dies kaum in einer Gemeinde. Allerdings wurden Besuche von jungen Männern auf der Kärz und Tanz und Gesang unter Strafe gestellt. Der Bezug zwischen Lichtkärz und Lichtmess besteht darin, dass pünktlich zu Lichtmess die Treffen beendet waren. Die Mägde wechselten ihre Stellen und so zogen sie in neue Gemeinden, in denen sie neue Gesellschaft kennenlernen mussten um Lichtkärz weiterzuführen.

Literatur

  • Werner, Paul u. Werner, Richilde: Weihnachtsbräuche in Bayern. Kulturgeschichte des Brauchtums von Advent bis Heilig Dreikönig. Berchtesgaden 1999
  • Rehm, Adolf und Hildegard: Lebendiges Brauchtum in Werdenfels. Garmisch-Partenkirchen 1994.
  • Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg i. Br. 2000.
  • Kapfhammer, Günther: Brauchtum in den Alpenländern. München 1977.
  • Wolf, Helga Maria: Das neue Brauchbuch. Wien 2000.
  • Aiblinger, Simon: Vom echten bayerischen Leben. München 1980.
  • Rattelmüller, Paul Ernst: Bayerisches Brauchtum im Jahreslauf. München 1985.
  • Ebertshäuser, Heidi Caroline: Das bairische Jahr. Brauchtum übers Jahr. München 1979.
  • Werner, Paul und Richilde: Der bayerische Heiligenhimmel. Frommer Brauch im Jahreslauf. Berchtesgaden 2003.
  • Schmidt, Joachim und Gustav: Lichtmeß und Fastnacht. Oberfränkisches Brauchtum naher und vor allem weiterer Vergangenheit. Bayreuth, Januar 1991.
  • Rauchenecker, Herbert: Lebendiges Brauchtum. Kirchliche Bräuche in der Gemeinde. München 1985.