Weihnachtsmann

Einstiegsinformation

Darstellung des Weihnachtsmanns.

Der Weihnachtsmann ist eine Symbolfigur weihnachtlichen Schenkens, die in Deutschland vor allem in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland sowie in der übrigen Welt besonders in evangelisch geprägten Regionen, wie in der französischsprachigen Westschweiz (Père Noël), den Niederlanden, Skandinavien, Estland, Lettland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten, populär ist.

Dargestellt wird er als rundlicher, freundlicher alter Mann mit langem weißem Rauschebart, rotem und mit weißem Pelz verbrämten Gewand; Attribute sind sein Geschenkesack und (häufig) eine Rute. Dass es diese Darstellung bereits im 19. Jahrhundert gab, beweisen zeitgenössische Postkarten.[2] Die Coca-Cola Company nutzte ab 1931 alljährlich zur Weihnachtszeit diese Darstellung für eigene Werbekampagnen.

Angeblich bringt der Weihnachtsmann braven Kindern am Heiligen Abend Geschenke, den unartigen hingegen bloß eine Rute. Er vereinigt somit Eigenschaften des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra und seines Begleiters, des Knecht Ruprechts.

Ursprünge

Heiliger Nikolaus

Der Hl. Nikolaus von Myra.

Die Gestalt des Weihnachtsmannes geht vor allem auf die europäischen Volkslegenden um den heiligen Nikolaus zurück; er ist aber keinesfalls mit diesem gleichzusetzen. Nikolaus von Myra war ein Bischof im 4. Jahrhundert, um den sich zahlreiche Legenden ranken. Schon im Mittelalter wurden im Hinblick darauf Kinder am Gedenktag des hl. Nikolaus, dem 6. Dezember, oft auch schon am Vorabend beschenkt. Dieses Datum war früher auch der Bescherungstag, der erst im Laufe der Reformation und infolge deren Ablehnung der Heiligenverehrung in vielen Ländern auf das Weihnachtsfest gelegt wurde.

Großen Anteil an der Verbreitung der Geschichte vom Weihnachtsmann hatte der Schriftsteller August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der 1835 das Lied Morgen kommt der Weihnachtsmann schrieb. Seit dem 13. Jahrhundert verkörperte in Kloster- und Stiftsschulen oftmals ein Schüler am Gedenktag des hl. Nikolaus den „Kinderbischof“ mit entsprechenden Weisungsrechten, ein Brauch, der später an einzelnen Orten wieder aufgenommen wurde. Nach dem Konzil von Trient, das Festlegungen zur Residenz- und Visitationspflicht der Bischöfe in ihren Diözesen traf, trat der heilige Nikolaus auch als Visitator auf, der, in Begleitung eines gezähmten Teufels, das Volk zu Hause besuchte und nachfragte, ob die Kinder im vergangenen Jahr brav oder unartig gewesen waren.

Gabenbringer

Die Tradition des Nikolaus lebt heute noch in Teilen Europas weiter. In den Niederlanden (Sinterklaas), Belgien, Luxemburg, Westdeutschland, Sachsen, Tschechien und der Schweiz kommt der Nikolaus am Vorabend des 6. Dezember ins Haus, um vorweihnachtliche Leckereien zu schenken oder diese in der Nacht in einen vor dem Fenster aufgestellten Nikolaus-Stiefel zu legen.

Ähnlich agiert er in Bayern und Österreich am 6. Dezember, wo vielfach am Tag davor die wohl von den winteraustreibenden Perchten inspiriertem Krampusse die Gegenspieler sind – in vollständig traditioneller Version mit einem Pferdefuß und zwei Hörnern, einer Reisigrute und über dem Teufelsschwanz einer auf den Rücken geschnallten Holzbutte, in der angeblich die „schlimmen“ Kinder abtransportiert werden. Krampustag ist eigentlich der 5. Dezember, dennoch kommt der Krampus aus praktischen Gründen oft erst am 6. Dezember gemeinsam mit dem Nikolaus, der ihn dann bei jedem Auftritt erfolgreich in die Schranken weist. Der Begriff der Perchten findet sich auch in der Bezeichnung „Knecht Ruprecht“ für den Begleiter des Nikolaus wieder.

Im fränkischen Raum ist der „Pelzmärtel“ (vom westmitteldeutschen pelzen = ‚prügeln‘ und Märtel als Verkleinerungsform von Martin) seit der Reformation als Gabenbringer verbreitet, im Schwäbischen tritt Belzmärte als dunkler Begleiter des Nikolaus auf. Hier dürften Elemente des Brauchtums am Martinstag (11. November) mit dem Nikolausbrauchtum zusammengeflossen sein. Auch „Pelznickel“ (Nickel als Verkleinerungsform von Nikolaus) kommt im Unterfränkischen vor.

Neben dem Nikolaus hatte sich in zahlreichen Regionen des deutschsprachigen Raumes die Symbolgestalt des Christkinds herausgebildet, auch in Abgrenzung zum „Heiligen Christ“, den Martin Luther an die Stelle des heiligen Nikolaus gesetzt hatte. Der Brauch des Beschenkens der Kinder an Weihnachten wurde von Luther seit etwa 1535 als Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag propagiert, um so das Interesse der Kinder auf Christus anstelle der Heiligenverehrung zu lenken. Die Beschenkung war seit der Reformation auf den Heiligen Abend verlegt worden. Im Volk blieb aber der Nikolaus als Geschenkeüberbringer ebenfalls populär.

Im bekannten Weihnachtslied Morgen kommt der Weihnachtsmann, dessen Text 1835 von Hoffmann von Fallersleben verfasst wurde, lauten die ersten beiden Zeilen: „Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben.“ Dies belegt, dass spätestens im Biedermeier die Rolle des Weihnachtsmanns als Gabenbringer allgemein bekannt war.

Die nordische Sagengestalt des Nisse (von dänisch Niels für Nikolaus), deutsch adaptiert als Wichtel, erinnert mit ihrer roten Mütze an den Weihnachtsmann. Davon abgeleitet ist der Brauch des Wichtelns in der Vorweihnachtszeit, in dem man sich gegenseitig und anonym in zufälliger Zuordnung von Schenkendem und Beschenktem beschenkt.

Santa Claus

Europäische Auswanderer brachten den Sankt-Nikolaus-Brauch mit in die Vereinigten Staaten von Amerika. Insbesondere in den niederländischen Kolonien wurde das Sinterklaasfeest gefeiert, zumal Sankt Nikolaus auch der Schutzpatron von Nieuw Amsterdam, dem späteren New York, war. Aus dem holländischen Sint Nicolaas oder Sinterklaas wurde der englische Saint Nicholas oder Santa Claus. Der heutige populäre Mythos des Weihnachtsmanns, der mit einem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten reist, nachts durch den Kamin in die Häuser steigt und dort die Geschenke verteilt, geht zurück auf das 1823 anonym veröffentlichte Gedicht The Night before Christmas; früher wurde es meist Clement Clarke Moore zugeschrieben, heute gelegentlich Major Henry Livingston Jr., aber auch diese Zuschreibung ist nicht völlig gesichert. Der Autor nennt in dem Gedicht auch die Namen seiner Rentiere: Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Dunder und Blixem. Aus Dunder und Blixem wurde später Donner und Blitzen. Rudolph kam erst 1939 durch ein Gedicht von Robert L. May dazu, das die Vorlage für das Weihnachtslied Rudolph, the Red-Nosed Reindeer von Johnny Marks lieferte.

Erscheinungsbild des Weihnachtsmannes

Die Gestalt des heiligen Bischofs Nikolaus wurde Mitte des 19. Jahrhunderts säkularisiert und verlor ihren Ornat (Albe, Stola und Chormantel oder Messgewand), den Bischofsstab und die Mitra. An die Stelle des liturgischen Gewands traten Mantel und Zipfelmütze, welche an die kleinasiatische Phrygische Mütze erinnert. Möglicherweise flossen Elemente von Knecht Ruprecht und Wintergestalten wie dem rauhen Percht mit ein.

Eine der ersten Beschreibungen, die der heutigen Form des Weihnachtsmannes ähnelt, stammt aus einem Gedicht des New Yorkers William Gilley. Dieser beschrieb im Jahr 1821 Santeclaus als ganz in Fell gekleidet und auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten fahrend.

Eine weitere Darstellung findet sich in dem Gedicht „‘Twas the night before Christmas“ (A Visit from St. Nicholas) von Clement Clarke Moore aus New York aus dem Jahr 1822, das erheblich größeren Einfluss hatte. Er beschrieb den Nikolaus als rundlichen, lustigen Elf mit rundem kleinen Bauch, ganz in Fell gekleidet, mit glitzernden Augen, rosigen Bäckchen, einer Nase wie eine Kirsche, einem langen schneeweißen Bart und einer Pfeife.

Die Darstellung von Thomas Nast.

Die Darstellung des Nikolaus im weltweit verbreiteten Kinderbuch Struwwelpeter des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann, das 1844 entstand, ist der heutigen Darstellung des Weihnachtsmannes sehr ähnlich. Aus derselben Zeit stammt eine Zeichnung von Moritz von Schwind im Münchner Bilderbogen Nr. 5 von 1848 unter dem Titel Herr Winter, der eine gestrenge, ungeliebte Figur darstellt und zu dem die Menschen Distanz halten.

Der Deutsch-Amerikaner Thomas Nast, der im Jahr 1846 nach New York auswanderte und in den Vereinigten Staaten als Karikaturist bekannt wurde, zeichnete Weihnachten 1863 während des Amerikanischen Bürgerkrieges für das Magazin Harper’s Weekly einen alten, bärtigen Mann, der vom Schlitten herab die Soldaten der Unionstruppen beschenkt. Nasts Vorstellung vom Weihnachtsmann ging auf den pfälzischen „Belzenickel“ zurück, eine regionale, Pelz tragende Weihnachtsmannfigur aus dem 19. Jahrhundert, die er noch aus Kindheitstagen kannte. Als er später dazu aufgefordert wurde, seine Zeichnung zu kolorieren, wählte er die Farben rot und weiß. Später wurde daraus der Pfeife rauchende gemütliche und fidele Alte. Diese Geschichten malte Nast bis an sein Lebensende. 1923 wurde nach dieser Vorlage im Zuge einer Werbekampagne des New Yorker Getränkehersteller White Rock Beverages für sein beliebtes Dry Ginger Ale der heute bekannte Weihnachtsmann gezeichnet.

Gestaltung als Werbefigur von Coca-Cola

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschien Santa Claus immer wieder in blauen, braunen, goldenen aber auch schon in roten Mänteln. Bereits 1822 beschrieb Clement Clark Moore in seinem Gedicht „A Visit From St. Nicholas“ einen gutmütigen, fröhlichen Mann in einem roten Mantel. Die New York Times schrieb 1927:

Ein standardisierter Santa Claus erscheint den New Yorker Kindern. Größe, Gewicht, Statur sind ebenso vereinheitlicht wie das rote Gewand, die Mütze und der weiße Bart.

Die Coca-Cola-Company schreibt dazu auf ihrer deutschen Webseite: „Die heute bekannte Figur des Coca-Cola Santa Claus gibt es seit 1931. Verantwortlich für sein Aussehen ist der Cartoonist und Grafiker Haddon Sundblom. Er entwarf den freundlichen Gesichtsausdruck und den weißen Bart und kleidete ihn in den Coca-Cola Farben Rot und Weiß“. Als Haddon Sundblom das Gesicht des Weihnachtsmann gestaltete, hatte er ein reales Modell vor Augen: Lou Prentiss, ein langjähriger Freund des Designers und ehemaliger Verkäufer der Company. Später nutzte Sundblom hilfsweise sein eigenes Spiegelbild. Möglicherweise flossen in Sundbloms Gestalten auch skandinavische Motive ein. Bis 1964 zeichnete er jedes Jahr mindestens einen Weihnachtsmann für die Coca-Cola-Werbung und prägte, zusammen mit den immensen globalen Marketingkampagnen der Coca-Cola-Company, nachhaltig die Vorstellung des modernen Weihnachtsmannes.