Walpurgisnacht

Termin

Drei Laiendarsteller als Hexen.
Dieser Brauch findet alljährlich am 30. April statt.

Einstiegsinformation

Die Walpurgisnacht am 30. April ist Namensgeber für Walpurgisfeste, bei denen man mit oder ohne Verkleidung unter freiem Himmel tanzt und gesellig feiert. Die Veranstaltung am Vorabend des Feiertags am 1. Mai hat als urbanes, modernes Ereignis viele Anhänger.

Ablauf

Die Walpurgisnacht am Brockem im Harz ist heute weithin bekannt. Aber auch an anderen Orten, die mit Hexen in Verbindung gebracht werden, haben sich heute Feste etabliert, wie zum Beispiel im Hexenbruch oberhalb von Würzburg. Nicht alle Feiern sind für die Öffentilchkeit bestimmt. Gruppierungen wie die neuen Hexen veranstalten zum 1. Mai nächtliche Feiern, denen sie einen religiösen Rahmen geben. Zu den bevorzugten Festorten gehören keltische und germanische Kultsteine sowie andere "Kraftorte". Im Harz hat sich die Walpurgisnacht und das Drumherum zu einer Attraktion für die Einheimischen und den Fremdenverkehr entwickelt. Andernorts mag es ein Frauenfest mit feministischem oder esoterischem Hintergrund sein. Teilnehmer einer "Walpurgisnacht", die der keltischen oder germanischen Bewegung nahe stehen, sind möglicherweise fest davon überzeugt, dass die jährlichen Feiern auf eine über 1000 Jahre alte Tradition zurückblicken könne. Andere feiern, ohne ihr Tun tiefer deuten zu wollen, einfach nur unter dem Motto "Walpurgisnacht" ausgelassen in den Mai hinein. Beliebt ist dabei die Verkleidung in ein Hexen- oder Teufelskostüm. Überwiegend finden die Feierlichkeiten unter freiem Himmel statt und in der Nacht gehört ein offenes Feuer dazu.

Walpurgisfeiern im Harz

Die erste organisierte Walpurgisfeier auf dem Brocken fand im Jahre 1896 statt. Ab 1899 konnten die Feiernden dann sogar mit der Brockenbahn hinauffahren. Das Fest wurde dort jedoch vorerst nur bis zum Jahre 1901 begangen. Dann verbot der damalige Brockenbesitzer, der Fürst von Stolberg-Wernigerode, das "satanische" Spektakel. Die Anregung für das Fest hatte Ende des 19. Jahrhunderts wohl Goethes "Faust" gegeben. Inzwischen ist nicht nur am Brocken jedes Jahr am Nachmittag und in der Nacht vom 30. April zum 01. Mai im Harz die "Hexen" und "Teufel" los. Fast fünfzig Orte im Harz warben 2007 für Umzüge, Hexenfeste, Kinderbelustigungen, Diskoabende und andere Walpurgis-Events. Die Walpurgis-Feiern zählen zu Tradition und Brauch der Region.

Unterhaltungsmotto Walpurgisnacht

Moderne Hexendarstellerinnen treten bei Gesellschaftsfeiern zum 1. Mai auf und machen die Feiern durch ihre Darbietungen zu einer "Walpurgisnacht". Sie erzählen Hexengeschichten, legen Karten und führen andere "hexentypische" Dinge vor.

Hintergrund-Infos

Deutungen

Die Nacht zum 1. Mai ist auch als "Hexen- oder Freinacht" bekannt. Mit dem Termin verbinden sich vielfältige Vorstellungen von Brauch und Mythologie vorchristlicher Zeit, die aus Mangel an bildlicher, schriftlicher oder sachlicher Überlieferung kaum erforschbar sind und umso mehr die Phantasie beflügeln. Begeisterte, wissenschaftlich nicht gebildete Laien liefern besonders schlüssige Herleitungen der heutigen Feste aus "germanischen Ursprüngen". Zum Beispiel: "Die Bewohner des Harzes feierten an diesem Tag ein mit diversen Opfern einhergehendes Frühlingsfest aus Freude über das Ende des Winters und zu Ehren von Wotans (oberster Germanengott) Hochzeit. Generell zelebrierten viele vorchristlichen Religionen zu dieser Zeit ein Fest, das die wiederkehrenden Naturkräfte und die warme Jahreszeit feierte. Bei den Kelten hieß es Beltane oder Beltaine und wurde wohl traditionell in der ersten Vollmondnacht zwischen der Tagundnachtgleiche des Frühjahrs und der Sommersonnenwende - also meist Anfang Mai - gefeiert. Im keltischen Jahreskreis stand Beltane somit als das jahreszeitliche Gegenstück zu Samhain, dessen Überbleibsel wir heute als Halloween kennen." Diese Herleitung klingt sehr modern im Vergleich zur verbreiteten Sage, nach der sich die Hexen in der Walpurgisnacht auf dem Hexentanzplatz bei Thale versammeln, um von dort aus auf Besen, Mistgabeln u.ä. "Fluggeräten" gemeinsam zum Brocken zu fliegen, wo das eigentliche Hexenfest stattfindet. Auf diesem tanzen alle Hexen in einem großen Kreis mit dem Rücken zueinander um das Feuer herum. Dann lassen sie sich mit dem Teufel "vermählen", worauf dieser die Hexen mit dem so genannten Hexenmal zeichnet, und ihnen die Fähigkeit zur Zauberei gibt.

Zum Begriff "Walpurgisnacht"

Am 1. Mai 870 fand die feierliche Übertragung der Reliquien der heiliggesprochenen Äbtissin Walburga aus dem Frauenkloster Heidenheim in Mittelfranken nach Eichstätt statt. Dort wird sie noch heute verehrt. Walburga lebte im 8. Jahrhundert und stammte aus dem Südwesten Englands und kam wie ihre beiden Brüder Wunibald und Willibald (der erste Bischof von Eichstätt) nach Deutschland, um hier zu missionieren. Das die Nacht zum ersten Mai "Walpurgisnacht" heißt, hängt mit diesem Festtag zusammen.

Zauber in der Walpurgisnacht

Die Nacht zum ersten Mai galt als eine göttlich-wirkkräftige Zeit, war also ein besonders günstiger Termin Zauberbräuche auszuüben. Einige dienten dem Schutz vor Unheil und Hexerei. Wirken sollte zum Beispiel Folgendes: Wenn in der Walpurgisnacht mit geweihten Glocken geläutet wird, dann können die Hexen, die an den Kreuzungen ihre Tänze in Gegenwart des Teufels abhalten, einem nichts anhaben. Um Vieh und Häuser zu schützen wurde in dieser Nacht geweihtes Salz auf die Türschwellen der Ställe und Häuser gestreut. Aber auch das Aufhängen von Baldrian- und Dostzweigen an den Stallungen sollte verhindern, dass das Vieh verhext wurde, da man glaubte, dass Hexen diesen Duft nicht leiden konnten. Die Besen wurden in dieser Nacht mit dem Reisig nach oben aufgestellt, das galt als sichere Abwehr gegen die Hexen. Es war auch üblich, zur Hexenabwehr ein Messer ins Schlüsselloch zu stecken. Mancherorts zogen die jungen Männer peitschenknallend durch die Gassen, um besonders an den Kreuzungen dafür zu sorgen, dass sich dort keine Hexen versammeln konnten. Wer in der Walpurgisnacht einen Grundelrebenkranz trug, erkannte angeblich alle Hexen.

Weblinks

Literatur

  • Hartinger, Walter: Religion und Brauch. Darmstadt 1992.
  • Läpple, Alfred: Das Hausbuch der Heiligen und Namenspatrone. München 2001.

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