Buttnmandl

Termin

Dieser Brauch findet immer am 05. und 06. Dezember statt.

Einstiegsinformation

"Buttnmand" (buttln = schütteln) sind die "unheiligen" Begleiter des Heiligen Nikolaus, wie man sie nur im Berchtesgadener Talkessel findet. Solche Maskierten kann man z.B. am 5. und 6. Dezember beim Buttnmandl-Lauf in Berchtesgaden beobachten.

Bestehende Buttenmandl-Gruppen

"Buttnmandl-Bass" oder "Bass" wird so eine Gruppe von Begleitern des Heiligen Nikolaus im Berchtesgadener Talkessel genannt. Eine "Bass" besteht aus Stroh- oder Fellbuttnmandln, Krampein
Krampusmaske.
und den Ganggerln. In den einzelnen Orten, den "Gnotschaften", in die der Talkessel eingeteilt ist, gibt es mehrere unterschiedliche "Bassen". Die ältesten sind die Loipeier Buttnmandl und die Winkler Buttnmandl. Zahlreiche Bassen, die zu einer großen Vielfalt beitragen, sind vor allem im vergangenen Jahrhundert entstanden. Im Berchtesgadener Raum gibt es heutzutage fast 40 Bassen. Buttnmandl-Bassen im Berchtesgadener Talkessels sind (nach Hallinger 2004):
  • die Loipeier Buttnmandl
  • die Winkler Buttnmandl und Winkler Krampein
  • die Bischofswieser Buttnmandl und Bischofswieser Krampein
  • die Struber Buttnmandl
  • die Engedeyer Buttnmandl
  • die Buttnmandl des Gebirgsjäger-Bataillons 232 Strub
  • die Gerer Buttnmandl
  • die Rosenhofer Buttnmandl
  • die Weinfelder Buttnmandl
  • die Guin-Bass
  • die Kälberstoaner Buttnmandl
  • die Weissei-Bass
  • die Moakterer Bass
  • die Ganghofer Buttnmandl
  • die Wasserhäusler-Bass/Untersalzberger Krampein
  • die Salzberger Bass
  • die Obersalzberger Krampein
  • die Goaßstoi-Bass (auch Stangei-Bass, Sattl-Bass)
  • die Stoibei-Bass
  • die Schneiderhäusl-Bass (Au)
  • die Unterauer Buttnmandl
  • die Schellenberger Buttnmandl
  • die Oimberger Krampein (Ettenberg)
  • die Götschner Krampein (Marktschellenberg)
  • die Stoaner Krampein und Fellbuttnmandl
  • die Scheffauer Krampein
  • die Hegromdeifen (Faselsberg)
  • die Königseer Buttnmandl
  • die Unterstoana Buttnmandl
  • die Stengei-Buttnmandl (Schönau)
  • die Funtenseer Buttnmandl (Schönau)
  • die Bernei-Buttnmandl (Schönau)
  • die Sellei-Buttnmandl (Schönau)
  • die Ramsauer Krampein (Buttein)
  • die Hinterseer/Antenbichler Buttnmandl
  • die Taubenseer Bass
  • die Schwarzecker Buttnmandl

Arten von Buttnmandl

Strohbuttnmandl

Strohbuttnmandl sind - wie der Name schon sagt - in langes Stroh gehüllt. Sie tragen Holz- oder Fell-Larven (Larve bedeutet Maske), Kuhglocken und Ruten. Die Larven stellen Tiermasken dar,
Gruppe von Strohbuttnmandl.
keine Teufelsfratzen wie bei den Krampein. Die Ähren des Strohs werden bei den Weinfelder Strohbuttnmandl beispielsweise nach oben gebunden. So blicken die Ähren wie in der Natur in den Himmel. In anderen Gruppen können sie aber auch nach unten gebunden sein. Dass soll symbolisieren, dass das Korn in den Boden gelangt. Reichte das früher in Berchtesgaden angebaute Stroh nicht aus, half man teils mit Stroh aus Weinkisten nach oder verkleidete nur bestimmte Körperteile mit den (bereits ausgedroschenen!) Ähren. Den Rest des Körpers bedeckte man mit Tierfellen. Diese Besonderheit sieht man heute noch in Markt Schellenberg: Hier haben die Krampein das Stroh nur an den Beinen. Das Einbinden der Buttnmandl mit Stroh ist eine Kunst für sich und das Vorgehen wird von jeder Bass geheim gehalten. Wichtig ist, dass das Stroh so gelegt wird, dass dabei eine typische Sternform entsteht. Außerdem werden beim Einbinden Glocken befestigt. Was Gewicht und Anzahl der Glocken angeht, sollte sich der Bursche, der eingebunden wird, nicht überschätzen. Denn ist er erstmal eingebunden, gibt es kein zurück: die Glocken sind an der kompakten Verschnürung befestigt und können bis zum Ende des Laufs nicht mehr entfernt werden. Da das Einbinden bei jedem Buttnmandl zwischen einer halben und einer Stunde dauert, muss sich die Bass schon um 10 Uhr vormittags treffen und damit beginnen.

Fellbuttnmand, Krampei und Ganggerl

Ganggerlfigur.
Die Fellbuttnmandl tragen, ähnlich wie die Strohbuttnmandl, tierköpfige Larven aus Holz oder Fell. Sowohl Rudolf Kriss als auch Paul und Richilde Werner sehen in der Tierköpfigkeit die Darstellung von Fruchtbarkeitsgeistern. Dies wird durch den Schlag mit der Lebensrute, besonders bei jungen Frauen, unterstützt. Die Fell-Buttnmandl sind heutzutage sehr aufwändig mit verschiedenen Fellen, meist flauschigem Schaffell, ausgestattet. Zu ihrer Vermummung gehören Kuhhörner, manchmal auch Widder- oder Ziegenhörner oder Hirschgeweihe. Die Felle werden von den Jungen selbst genäht oder von den Ehemaligen weitervererbt. Krampein und Ganggerl sehen aus wie Teufelsgestalten, die christlichem Gedankengut entsprungen sind. Zwischen den Gestalten des Krampeis und des Fellbuttnmandls wird meist nicht weiter unterschieden: Manche Larven zeigen teufels- oder tierähnliche Züge. "Ob nun dämonisch oder teuflisch liegt im Auge des Betrachters", sagt Michael, langjähriges Mitglied bei den "Guin", die im Jahr ihrer Gründung 1985 fast nur Fell-Larven hatten, und diese bis heute zum Großteil durch dämonische Holz-Masken ersetzt haben. Die Krampein tragen Ketten bei sich. Sie wirken einschüchternd und sollen symbolisieren, dass das Böse in Ketten gelegt ist. Das zeigt, dass der Nikolaus die Oberhand über das Böse hat. Ein Ganggerl verkörpert einen Teufel. Er trägt deutlich dünneres Fell als die Fellbuttnmandl - meist Kuh-, Schaf-, Ziegen- oder Hirschfell. Außerdem sind die Ganggerl mit nur kleinen Glöckchen oder Schellen ausgestattet und sind damit viel flinker als die restlichen Buttnmandl. Man findet sie in jeder Bass, da sie dafür verantwortlich sind, die ungelenken "Strohernen" (die in Stroh eingebundenen Maskierten) nach einem Sturz wieder aufzurichten. Aber auch in Fell-Bassen sieht man Ganggerl. Aufgrund der zunehmenden Zuschauerzahl in den letzten Jahren werden sie hier benötigt, um die Bass zusammenzuhalten. Sie tragen teilweise Stoffmasken mit roten Hörnern und roter Zunge. Mit der Zeit ist ihr Äußeres, ähnlich wie beim Rest der Begleiter, immer spektakulärer gestaltet worden. Den Ganggerln "wuchs" mehr Fell, und man findet nun auch Kuhhörner oder Gamskricken an ihren Larven. Die Ganggerl tragen ebenfalls Ruten bei sich, allerdings nicht um "Fruchtbarkeitsschläge" zu erteilen wie die Buttnmandl, sondern um zu strafen. Die Wadenstriche beider sind jedoch gleich schmerzhaft.

Nikoloweibi und Engei

Das Nikoloweibi (auch Nikolausweibi) ist nur in wenigen Bassen vorhanden. Es handelt sich hier um einen in Berchtesgadener Mädchentracht verkleideten Jungen, der Süßigkeiten für die Kinder mit sich trägt. Das Nikoloweibi stellt das Gute dar, sie ist die Gebende, nicht die Tadelnde. Die Verschmelzung von männlich und weiblich erklärt Rudolf Kriss mit dem Einfluss kultischen Gedankenguts. "Da in der Natur alles Wachstum aus der Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips hervorgeht, sind auch die Vegetationsdämonen männlich und weiblich […] Dieses Motiv war nun dem volkhaften Denken so selbstverständlich, dass es in unserem Fall kurzerhand auch dem christlichen Nikolaus eine ‚weibliche’ Begleitfigur zur Seite stellte, wo sie der Sache nach gar nichts zu suchen hatte." Weiter durfte eine solche Figur niemals von einer Frau dargestellt werden, sie musste immer von einem Mann verkörpert werden. Dies machten sich die Butten zur Regel. Bereits in den 1950er Jahren haben das die "Ramsauer Krampein" umgangen: Hier wurde das Nikolausweibi von Anfang an von einer Frau dargestellt. Im Loipl sah man diese Figur als erstes. Außerdem begleitet ein Nikoloweibi die Funtenseer Buttnmandl, die Sellei-Bass und die Stengei-Bass (Schönau), die Königsseer Buttnmandl sowie die Salzberger Bass. Das Nikoloweibi ist in manchen Bassen in die Figur des Engei (Engerl) übergegangen, wie z.B. im Winkl Land. Das Engei ist meist ein Mädchen im Alter von 8-10 Jahren. Gerade die Eltern sehen ihr Mädchen gern in dieser Rolle. Doch meist laufen in einer Bass nur ein, höchstens aber zwei Engei (Winkler Krampein) mit - so kann nicht jedem Mädchen der Wunsch erfüllt werden.

Buttnmandl-Meister

Der Buttnmandl-Meister trägt die Verantwortung für die Bass. Die Aufgabe übernimmt größtenteils ein erfahrener Buttnmandl, der mindestens dreimal selbst als Buttnmandl mitgelaufen ist. "Ich habe es sehr gerne gemacht, weil ich gerne organisiere", sagt Michael, der bei den "Guin" das Amt des Meisters innehatte. Der Meister wird meistens jedes Jahr neu gewählt, was aber nicht zwingend notwendig ist. Stellt sich jemand als besonders verantwortungsbewusst und geeignet für die Aufgaben heraus, kann er auch mehrere Jahre in Folge diesen Titel tragen. Hilfe und Unterstützung bekommt er von seinem Stellvertreter, dem zweiten Buttnmandl-Meister. Seine Aufgaben sind vielfältig und zeitaufwändig. "Als Meister bist du für alles verantwortlich, musst vieles organisieren und bist immer erster Ansprechpartner - und es gibt jedes Jahr Unstimmigkeiten, die geklärt werden müssen", sagt Christian, selber seit fast zehn Jahren Buttnmandl und ehemaliger zweiter Buttnmandl-Meister bei den "Winkler Krampein". Der Meister kann die anfallenden Aufgaben auch auf die Mitglieder verteilen. Der Meister muss schon im Vorfeld um "Stellen" (Anlaufpunkte für die Bass) fragen. Dabei geht er von Haus zu Haus und fragt, ob die Familien am 5. und 6. Dezember den Nikolaus in diesem Jahr zu sich einladen wollen. Auch die Reihenfolge der Häuser ist von ihm zu bestimmen. Dies erweist sich manchmal als schwierig, da viele Familien mit kleinen Kindern den Nikolaus-Besuch am liebsten um 7 Uhr abends bestellen wollen. Doch bei 20 bis 30 Stellen ist das nicht möglich. Dann muss der Ort, an dem sich die Buttnmandl vor dem Lauf treffen und umziehen können, organisiert werden. Meistens ist das ein Stadl eines Bauernhofs oder eine geräumige Garage. Außerdem muss der Ort, an dem die Buttnmandl-Versammlungen regelmäßig stattfinden, organisiert und die Einladungen an alle Mitglieder verteilt werden. Die jungen Buttnmandl-Anwärter werden ebenfalls vom Meister betreut. Begleitet ein Engerl den Zug, so muss dieses erst ausgewählt werden. Oft ist die Position sehr begehrt - vor allem die Eltern sehen ihr Kind gern in dieser Rolle. So kommt der Meister manchmal in die Situation, den Eltern erklären zu müssen, warum gerade ihr Mädchen nicht ausgewählt wurde. "Anfangs war die Rolle des Meisters mit viel Euphorie verbunden und eine große Ehre für mich - ich war erst 18", erinnert sich Michael von den "Guin": "Doch man sollte wissen, dass es mit viel Arbeit verbunden ist, damit man seine Sache gut macht". Obwohl der Nikolaus in der Bass einen hohen Stellenwert und große Autorität hat, so hat auch der Meister beim Lauf selbst stets ein wachsames Auge auf seine Kollegen.

Ruatntroger (Rutenträger)

Ruatntroger sind junge Burschen, die noch unter 16 Jahren sind, und deshalb noch nicht mitlaufen dürfen. Sie tragen stattdessen den Vorrat an Ruten der Buttnmandl in einer "Kraxn" oder "Zistn". Nicht jede Bass hat einen eigenen Ruatntroger. Diese Rolle kann auch von einem Fell-Buttnmandl oder einem wendigen Ganggerl übernommen werden.

Hintergrund-Infos

Nach dem christlichen Dualismusprinzip verkörpern die Buttnmandl das Böse an der Seite des Nikolaus. Sie sind für die Bestrafung der Unartigen zuständig. Das Nikolausweibi und das Engerl stellen das Gute dar und belohnen die Fleißigen und Braven. Der Volkskundler Rudolf Kriss etwa sieht einen Teil der "Begleitgestalten des heiligen Nikolaus […] vom vorchristlichen, germanisch-keltischen Ueberlieferungskreis bestimmt" (Kriss 1998, S. 41). Bei Erklärungen zu den Masken unterschiedet er Stroh- und Fell-Buttnmandl, Krampei und Ganggerl nach deren Überlieferung als verschiedene Arten. Er stellt auch die Buttnmandl-Meister und die Ruatntroger (Rutenträger) vor, da sie besondere Rollen übernehmen.

Literatur

  • Hallinger, Martin: Der Nikolaus und seine Buttnmandl. Berchtesgaden 2004.
  • Kriss, Rudolf: Sitte und Brauch im Berchtesgadener Land. Berchtesgaden 1998. Erstauflage: 1963
  • Meisen, Karl: Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendland. 1931.
  • Moser, Dietz-Rüdiger: Bräuche und Feste durch das ganze Jahr. Freiburg 2002.
  • Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch, Reprint München 1996.
  • Werner, Paul/Werner, Richilde: Weihnachtsbräuche in Bayern. Kulturgeschichte des Brauchtums von Advent bis Heilig Dreikönig. Berchtesgaden 1999.
  • Die Bilder des Beitrags stammen alle von Amelie Thomé

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